Immer an vorderster Front der Bemühungen, auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren und sich anzupassen, waren die letzten Jahre für Bildungssysteme sowie für Erwachsenenbildende weltweit besonders herausfordernd. Insbesondere im Jahr 2023 erlebten wir einen zögerlichen Aufschwung und geopolitische Spannungen, die 2024 wahrscheinlich anhalten werden. 

In diesem Kontext und in enger Verbindung mit dem laufenden Europäischen Jahr der Kompetenzen widmen sich die thematischen Schwerpunkte von EPALE im Jahr 2024 drei gegenwärtigen Herausforderungen. Diese thematische Auseinandersetzung soll dabei zu helfen, zu reflektieren und neue Praktiken im Bereich der Erwachsenenbildung zu entwickeln.

Lassen Sie uns einen genaueren Blick darauf werfen!

Weiterbildung und Umschulung für die digitale Transition

Die unglaublich schnell voranschreitenden technologischen Entwicklungen der letzten Jahre haben sich auf alle Aspekte unseres täglichen Lebens ausgewirkt. Diese Allgegenwärtigkeit kann zu einem Gefühl der Unvermeidbarkeit und Ohnmacht gegenüber Prozessen führen, die oft als zu komplex empfunden werden, um sie zu erfassen. Wir müssen eher Protagonisten als bloße Zuschauer dieser Veränderungen sein. Auf diese Weise können wir sie steuern und – vor allem – gestalten. EPALE möchte sich im Jahr 2024 intensiv mit dieser Schlüsselthematik auseinandersetzen und untersuchen, wie Erwachsenenbildner/innen und Lernende Handlungsfähigkeit entwickeln können, den digitalen Wandel zu bewältigen. Wir werden analysieren, wie wichtig es ist, Erwachsene mit einem breiten Spektrum an digitalen Kompetenzen auszustatten, von der grundlegenden digitalen Kompetenz bis hin zu Datenkompetenz und Algorithmenkompetenz.

Eine der Prioritäten dieses Schwerpunkts wird die Stärkung der Rolle der Frau im Technologiebereich sein. Wie können wir der Unterrepräsentation von Frauen in IKT-Berufen und MINT-Fächern entgegenwirken? Mit welchen bewährten Methoden kann sichergestellt werden, dass die allgemeine und berufliche Bildung zu einer wirksamen und dauerhaften Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt führt? Wie wirken sich geschlechtsspezifische Vorurteile auf die Technologie aus und welche Rolle kann die Erwachsenenbildung bei der Aufarbeitung dieser Vorurteile spielen?

Erwachsenenbildung für nachhaltige Entwicklung

Die Auswirkungen der Klimakrise sind in Europe und der ganzen Welt unübersehbar. Ein neues Bewusstsein veranlasst uns, den grünen Wandel in allen Bereichen und Sektoren der Gesellschaft zu beschleunigen.
Erwachsenenbildung kann eine bedeutsame Rolle beim Aufbau von Kapazitäten in diesem Bereich spielen. Einerseits ist die Entwicklung grüner Kompetenzen von entscheidender Bedeutung, da sie es Erwachsenen ermöglicht, neue grüne Technologien und Arbeitsprozesse zu beherrschen. Auf der anderen Seite kann die Erwachsenenbildung die Fähigkeit der Bürgerinnen und Bürger unterstützen, „grün zu denken und zu handeln“ (Europäische Kompetenzagenda) und zu globalen Bürger/innen zu werden, die sich ihrer Auswirkungen auf die Umwelt bewusst sind.

Im Rahmen dieses Schwerpunkts wird EPALE untersuchen, wie der Sektor der allgemeinen und beruflichen Bildung für eine grünere und nachhaltigere Zukunft aktiv werden kann, indem die Nachhaltigkeitskompetenzen erwachsener Lernender gestärkt werden. Wie können wir sicherstellen, dass Nachhaltigkeit und ökologische Bildung in Erwachsenenbildungsprogramme und die Ausbildung von Lehrkräften integriert werden? Wie schulen wir Arbeitskräfte in der Entwicklung grüner Kompetenzen, die auf die aktuellen Herausforderungen abgestimmt sind? Und vor allem welches Potenzial bietet die Erwachsenenbildung, um einen langfristigen Wandel voranzutreiben?

Erwachsenenbildung als Weg aus der Armut

Armut ist ein komplexes, mehrdimensionales Phänomen: die Definition geht über ein rein einkommensbasiertes Verständnis hinaus und umfasst darüber hinaus Benachteiligungen wie Entmündigung, Schutzbedürftigkeit und Diskriminierung. Der Abbau von Ungleichheiten, der Kampf gegen sozialen Ausgrenzung und die Bekämpfung von Armut sind daher miteinander verflochtene Bemühungen, die ein gemeinsames Engagement für die Förderung der Chancengleichheit für alle erfordern. Ein gerechter und gleichberechtigter Zugang zu Bildung hat direkte und indirekte Auswirkungen sowohl auf das Wirtschaftswachstum als auch auf die soziale Inklusion. EPALE sieht die Erwachsenenbildung und das Lebenslange Lernen als zentrale Instrumente zur Verringerung der Armut und zur Bekämpfung von Ungleichheiten.

Mit diesem Schwerpunkt werden wir den Zusammenhang zwischen Armut und Bildung untersuchen. Wie können wir die Ursachen schlechter Bildungsleistungen, einschließlich des vorzeitigen Schulabbruchs, bekämpfen, indem wir das Lebenslange Lernen mit einem ganzheitlichen Ansatz betrachten? Welche bewährten Praktiken und Methoden gibt es, um die Befähigung und Eigenverantwortung der Lernenden im Hinblick auf ihre Bildungswege zu fördern? Wir werden uns auch auf die Validierung von Kompetenzen konzentrieren, um Menschen zu ermächtigen, ihr Potenzial zu entfalten und sich sowohl am Arbeitsplatz als auch in der Gesellschaft zu entwickeln.