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Digitale Kompetenz und Armut: Erwachsenenbildung als Heilmittel?

Technologien und digitale Fähigkeiten werden immer wichtiger, vergrößern aber auch die digitale Kluft – speziell für in Armut lebende Erwachsene.

Digital Literacy and Poverty: Bridging the gap through Adult Education

In den letzten zehn Jahren, und insbesondere seit der COVID-19-Pandemie, sind Technologien und Digitalisierung zu einem zentralen Bestandteil unseres Lebens geworden. Was früher Luxus war, ist heute Notwendigkeit, d. h. der Zugang zu Technologien und digitalen Fähigkeiten ist unerlässlich geworden. Doch für viele Erwachsene, die in Armut leben, stellt die digitale Kluft nicht nur eine Barriere, sondern ein immer größer werdendes Hindernis dar. Damit wirkt sich diese Kluft auf viele Aspekte des Lebens aus, wie den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungs-, Bildungs- und Beschäftigungsangeboten. Obgleich diese Tendenz in einigen europäischen Ländern stärker ausgeprägt als in anderen, stellt dies heute für den gesamten Kontinent eine Herausforderung dar. In diesem Blogbeitrag gehen wir der Frage nach, wie sich die Digitalisierung auf Menschen aus schwierigen sozioökonomischen Verhältnissen ausgewirkt hat und was noch getan werden muss, um dies zu ändern.

Die digitale Kluft verstehen

Die digitale Kluft bezieht sich auf die Spaltung zwischen denjenigen, die unproblematisch Zugang zu digitalen Technologien haben, und denjenigen, bei denen dies nicht der Fall ist. Diese Kluft kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, darunter der sozioökonomische Status, die geografische Lage und der Bildungshintergrund. In der Praxis kann dies bedeuten, dass man nur begrenzten oder gar keinen Zugang zu Computern, zum Internet oder zu den Fähigkeiten hat, die es braucht, um sich in der digitalen Welt zurechtzufinden. In einigen Fällen kann das Problem in einer fehlenden digitalen Infrastruktur liegen, während die Menschen in anderen Fällen zwar über die notwendige Hardware verfügen, ihnen aber die Fähigkeiten oder das Interesse fehlen, um digitale Werkzeuge und Dienste effektiv zu nutzen.

Die Bedeutung digitaler Kompetenzen

Bei der digitalen Kompetenz geht es nicht nur darum, einen Computer oder ein Smartphone bedienen zu können, sondern vielmehr um die Fähigkeit, sich im Internet zurechtzufinden, digitale Inhalte zu verstehen und digitale Werkzeuge zur Problemlösung einzusetzen. Zur digitalen Kompetenz gehören also kritisches Denken, der Schutz der eigenen Daten und die korrekte Bewertung von Online-Informationen.

Doch warum ist das wichtig? Zum einen wirkt sich die digitale Kompetenz darauf aus, wie der oder die Einzelne Zugang zu wichtigen Dienstleistungen erhält, denn immer mehr Behördenangebote, Gesundheitsdaten und kommunale Hilfsprogramme werden online bereitgestellt. Menschen ohne digitale Kompetenzen haben daher Schwierigkeiten, diese Dienste zu nutzen, was ein erhebliches Hindernis darstellen kann.

Zum anderen beeinflusst die digitale Kompetenz aber auch die Fähigkeit, sich weiterzubilden. Viele Kurse und Ressourcen, die Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung und zum beruflichen Fortkommen bieten, sind inzwischen ausschließlich online verfügbar. Menschen ohne digitale Fähigkeiten verpassen damit gegebenenfalls diese Chance, kostenlose Lernangebote in Anspruch zu nehmen.

Und schließlich dürfen wir den Arbeitsmarkt nicht vergessen. Viele Bewerbungen und Einstellungsverfahren werden heute größtenteils online durchgeführt. Menschen ohne digitale Fähigkeiten entgehen möglicherweise Jobangebote oder sie haben Schwierigkeiten, Online-Bewerbungen auszufüllen. Und selbst wenn die Bewerbungsverfahren noch offline erfolgen, können Online-Bewerbungen bevorzugt werden.

Was wurde bisher unternommen?

Glücklicherweise haben mehrere Erwachsenenbildungsprogramme in ganz Europa digitale Kompetenzen erfolgreich in ihre Lehrpläne integriert. 

  • Online Lernplattformen: Plattformen wie EU-Akademie und EPALE wurden eingerichtet, um Ressourcen, Materialien und Kurse kostenlos und online zur Verbesserung der digitalen Kompetenz anzubieten. Diese Angebote werden zudem ständig verbessert, um den Bedürfnissen der erwachsenen Lernenden bestmöglich gerecht zu werden und ihnen dabei zu helfen, Vertrauen im Umgang mit digitalen Werkzeugen aufzubauen.
  • Projekte vor Ort: Nehmen wir zum Beispiel das Projekt Medienkompetenz in Palästina, das 2015 gestartet wurde und zum Ziel hat, die Medienkompetenz in Palästina (Westjordanland und Gaza) zu verbessern. Organisiert wird das Projekt von der finnischen Stiftung für lebenslanges Lernen, die damit die Entwicklung der Medienkompetenz durch die Erstellung von Lehrmaterialien und die Förderung des Rechts auf Information fördern möchte. Finnische Medienexpert:innen und Studierende arbeiten ehrenamtlich als Ausbilder:innen, die im Rahmen des Projekts Medienfachleute, NRO-Mitarbeiter:innen und aktive Bürger:innen in verschiedenen Aspekten der digitalen Kompetenz und Medienkompetenz geschult haben.
  • Forschung: Studien zu tiefgreifenden Auswirkungen, die Armut auf Bildungsbestrebungen haben kann, haben gezeigt, dass Menschen, die in Armut leben, oft mit erheblichen Bildungsbarrieren konfrontiert sind, die sie davon abhalten können, Bildungsangebote wahrzunehmen. Es gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass Bildung ein wirksames Instrument sein kann, um den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Paul C. Gorski skizziert beispielsweise wirksame Strategien zur Unterstützung benachteiligter Studierender und zeigt auf, wie Bildung Wege aus der Armut eröffnen kann. In ähnlicher Weise betonen Colin Power und Rupert Maclean die Rolle des lebenslangen Lernens im Hinblick auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen und der Verwirklichung nachhaltiger Entwicklungsmöglichkeiten. Darüber hinaus bestätigen sämtliche Studien, dass Bildung trotz der großen Herausforderungen, die Armut mit sich bringt, ein entscheidender Hebel für die Befähigung der Menschen und den strukturellen Wandel ist.
  • Politik: Die Europäische Erklärung zu den digitalen Rechten und Grundsätzen fördert einen auf den Menschen ausgerichteten, sicheren und nachhaltigen digitalen Wandel in Europa. Sie verpflichtet die EU und ihre Mitgliedstaaten, dafür zu sorgen, dass Technologien allen zugutekommen, den allgemeinen Zugang zu digitaler Konnektivität und Bildung unterstützen, fundierte Online-Entscheidungen ermöglichen und eine vielfältige und mehrsprachige Online-Umgebung fördern. Die EU hat sich verpflichtet, die Digitalisierung mit 250 Milliarden Euro aus dem NextGenerationEU Fonds zu fördern mit dem Ziel, dass bis 2030 80 % der EU-Bevölkerung über digitale Grundkenntnisse verfügen. Darüber hinaus wird der Chips Act bis 2030 mit 43 Milliarden EUR an politisch-orientierten Investitionen unterstützt, um das Engagement für den Ausbau der digitalen Infrastruktur und der digitalen Kompetenzen zu stärken. Dieser politische Rahmen dient als Richtschnur für die digitale Strategie der EU und soll dazu beitragen, die digitale Lücke sukzessive zu verringern.

Trotz all dieser Bemühungen und unzähliger Anstrengungen stehen wir allerdings noch immer vor großen Herausforderungen:

  • Zugang zur Technologie: Es ist entscheidend, dass Menschen Zugang zu Computern und stabilen Internetverbindungen haben, denn ohne Computer und Internet können Menschen digitale Dienste und Bildungsangebote nicht in Anspruch nehmen. Und ohne Computer und Internet haben auch alle digitalen Fähigkeiten der Welt keine Wirkung.
  • Individuelle Programme: Programme zur Förderung der digitalen Kompetenz müssen weiterhin an die spezifischen Bedürfnisse der erwachsenen Lernenden angepasst werden. Dies bedeutet, dass Faktoren wie Sprache, Bildungshintergrund und der bisherige Umgang mit Technologien umfassend berücksichtigt werden müssen.
  • Kontinuierliche Unterstützung: Digitale Kompetenz ist keine einmalige Fähigkeit, die man einmal beherrscht und dann das ganze Leben über nutzen kann. Sie ist nicht wie Fahrradfahren. Vielmehr bedarf es ständiger Übung und Unterstützung. Die Bereitstellung von Bildungsangeboten und technischer Unterstützung hilft dem oder der Einzelnen, seine oder ihre Fähigkeiten zu erhalten und über die Zeit hinweg zu verbessern.

Der Weg in die Zukunft

Will man etwas gegen die Abhängigkeiten von digitaler Kompetenz und Armut tun, geht es nicht nur um die Bereitstellung von Technologien, sondern um die Möglichkeit, gleichberechtigt an der Entwicklung unserer Gesellschaft teilzuhaben. Wie wir gesehen haben, ist die digitale Kompetenz entscheidend für den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen, für die Aufnahme einer Ausbildung und für die Sicherung des Arbeitsplatzes – alles Schlüsselfaktoren für die Überwindung der Armut. Zwar wurden durch verschiedene Programme und politische Maßnahmen erhebliche Fortschritte erzielt, doch gibt es weiterhin große Herausforderungen zu bewältigen. Der Zugang zu Technologien muss gewährleistet sein, die Programme müssen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse zugeschnitten sein, und es muss kontinuierlich Unterstützung angeboten werden, um sicherzustellen, dass die Fähigkeiten erhalten und sogar verbessert werden.

Durch Investitionen in Initiativen zur Förderung digitaler Kompetenzen können wir nicht nur technische Schulungen anbieten, sondern befähigen die Menschen auch, ihre Zukunft neu zu gestalten und den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Diese „Befähigung“ durch Lernen hat das Potenzial, Lücken zu schließen, Ungleichheiten zu verringern und eine inklusivere Gesellschaft zu fördern. Wir müssen uns jedoch auch zukünftig dafür einsetzen, dass diese Bemühungen ausgeweitet werden und dass jeder Mensch, unabhängig von seinem sozioökonomischen Hintergrund, die Möglichkeit hat, sich in einer zunehmend digitalen Welt individuell zu entfalten. 

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Kommentar

Дигитална писменост је од великог значаја за друштвени напредак, лакше проналажење посла и представља олакшицу у обављању свакодневних активонсти и бржем решавању животних проблема.

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Strādājot par datorikas pasniedzēju pamatskolniekiem, tieši redzu, kā attīstās šī digitālā pratība jauniešos. Ņemot vērā, ka esam digitālā laikmetā, tad bez šīm prasmēm dzīvot ir grūti. 9 klases jaunieši jau mācās programmēšanu, nemaz nerunājot par pārējām lietām, kas ir mūsdienu skolēnu datorikas programmā. Pēc dažiem gadiem šie jaunieši ieies darba tirgū, un tiešā veidā sacentīsies ar iepriekšējām paaudzēm, laikmetā kurā bieži vien uzvar datorprasmes. Līdz ar to, šī plaisa šķietami tikai palielināsies, ja nekas netiks darīts. 

Tehnoloģiju attīstība mūsdienās ir pārāk strauja. Tas attiecās ne tikai uz datora lietošanu, bet arī tehnoloģijām kas tiek lietotas ražošanā, un prasmēm, kas nepieciešamas lai ar šīm tehnoloģijām strādātu. Šīs prasmes viennozīmīgi ir nepieciešamas lai būtu konkurētspējīgs darba tirgū. 

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Es pilnībā piekrītu, ka pēdējos gados digitālās prasmes ir kļuvušas ārkārtīgi svarīgas. Ir arvien mazāk ērtu iespēju saņemt pakalpojumus klātienē.

Iesniegt gada ienākuma deklarāciju, pieteikties pensijas pārrēķinam, dažāda veida pabalstiem vai vienkārši pierakstīties pie ārsta var, aizpildot tiešsaistes pieteikuma formu. Tomēr ne visi ir spējīgi to izdarīt. Gados vecajiem cilvēkiem tas var būt ļoti grūti.

Daudziem senioriem ir viedtālruņi, kurus viņi izmanto, lai fotografētu, sūtītu bildes un ziņojumus. Daži pat prot veikt tipveida maksājumus internetbankā. Tādējādi nevar runāt par digitālo prasmju pilnīgu neesamību. Bet bieži šie seniori ir tie, kuri brauc cauri visai pilsētai uz slimnīcas reģistratūru, lai pieteiktos medicīniskiem pakalpojumiem. Viņi ir tie, kuri atsakās bankā saņemt bezmaksas Smart-ID aplikāciju, bet pērk kodu kalkulatorus, kas kļūst arvien dārgāki. Viņi maksā par rēķinu saņemšanu papīra formātā.

Labi, kad šiem cilvēkiem ir bērni vai mazbērni, kuri var palīdzēt, izskaidrot, varbūt pat iemācīt lietot nepieciešmus digtālus rikus. Bet ko darīt citiem?

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Paldies par Jūsu komentāru! Jūs lieliski aprakstījāt problēmu, ar kuru saskaras daudzi vecāka gadagājuma cilvēki. Lai gan digitālās prasmes kļūst arvien nepieciešamākas, ne visi spēj apgūt tehnoloģijas, un bieži vien tieši šīs grupas ir visneaizsargātākās.

Tāpat kā Jūs teicāt, pat tad, ja ir piekļuve ierīcēm, dažreiz trūkst atbalsta vai resursu, lai izprastu visu digitālo iespēju klāstu. Ir svarīgi izveidot atbalsta tīklus un nodrošināt viegli saprotamus risinājumus, lai tehnoloģijas kļūtu pieejamas un draudzīgas ikvienam. Digitālo prasmju apmācība, kas ir pieejama visiem, varētu būt lielisks solis uz priekšu.

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Thanks for this post. A nice reflection about "the digital divide".

I wrote, some time ago: "The digital divide, as a true reflection of the social divide, brings to the table a problem that I call “The Triple Fault”: 1. Lack of computing devices, 2. Lack of connectivity and 3. Lack of digital competence."

https://epale.ec.europa.eu/es/blog/la-triple-falta

Regards fom Spain,

Jesús Canca

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Thank you, Jesús, for your thoughtful comment and for sharing your work on the "Triple Fault" concept. Your description of the digital divide aligns well with what we observe at EAEA. We see these three aspects—devices, connectivity, and digital competence—as critical barriers, especially for adults from marginalised or rural backgrounds.

Our experience underscores that tackling the digital divide requires not only addressing each of these dimensions individually but also considering their combined effect on social inclusion. The lack of digital skills, in particular, can be an ongoing challenge even with access to devices and internet connectivity. This comprehensive approach is why digital competence remains a core priority for us in advocating adult learning.

Thanks again for your insights, and we look forward to continuing this important discussion on creating a digitally inclusive society.

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