Die verstärkte Verwendung sozialer Medien in der Berufsberatung


Für viele sind die sozialen Medien lediglich eine Ansammlung von Online-Tools, mit denen sich Informationen austauschen und Kontakte pflegen lassen und über die kommuniziert werden kann. Im weiteren Sinne lassen sich soziale Medien als Prozess definieren, in dem Einzelpersonen und Gruppen mithilfe von Inhalten, Gemeinschaften und Web-2.0-Technologien ein gemeinsames Verständnis und eine Bedeutung entwickeln. Soziale Medien bieten BerufsberaterInnen neue Chancen, bringen aber auch neue Anforderungen in Sachen Kompetenzen mit sich.
Von der Informationsvermittlung zur Karriereplanung in der Community
Studien zu den Erfahrungen von BerufsberaterInnen – auch solchen, die in Schulen tätig sind – vermitteln einen ersten Überblick darüber, wie soziale Medien gegenwärtig in der Berufsberatung eingesetzt werden.
Die klassischste – und am stärksten begrenzte – Form der Verwendung sozialer Medien in der Berufsberatung ist die Informationsvermittlung. Soziale Medien eignen sich hervorragend, um Information schnell zu veröffentlichen und zu verbreiten. Sie ermöglichen es BerufsberaterInnen, eine große Zahl an Menschen gleichzeitig zu erreichen. Allerdings betrachten einige die Nutzung sozialer Medien als Informationsquelle im beruflichen Bereich – und auch in der Schule – kritisch. Die Fachleute betonen, dass eine aktive und sichere Beteiligung an sozialen Medien fundierte Kompetenzen und die Fähigkeit, komplexe Online-Inhalte zu suchen, auszuwählen und auszuwerten, erfordert. In der Berufsberatung bedeutet das, dass junge Menschen stärker angeleitet werden und lernen müssen, wie man die Informationen nutzt und wie sich diese sowie die verschiedenen Quellen vor dem Hintergrund der Fähigkeit zu lebenslangem Karrieremanagement auf Vertrauenswürdigkeit und Korrektheit überprüfen lassen.
Die zweite (und breitere) Form der Nutzung von sozialen Medien ist die in Eins-zu-eins-Gesprächen. Die Möglichkeit, Texte, Videos und Audiodateien in Echtzeit auszutauschen, hat große Chancen für die Interaktion und gemeinsame Arbeit an den Bedürfnissen der jungen Menschen hervorgebracht. Vor diesem Hintergrund werden soziale Medien als funktionale und leicht zugängliche Alternative zur persönlichen Berufsberatung gesehen, da sie Jugendlichen auch die Möglichkeit bieten, ihre Gedanken und Fragen anonym zu formulieren. Da der Großteil der Kommunikation in sozialen Netzwerken schriftlich erfolgt, wird auch auf die Fähigkeit, online zu schreiben, hingewiesen.
Die dritte – und noch breitere – Nutzungsmöglichkeit sozialer Medien ist ihre Ausweitung auf einen interaktiven Arbeitsplatz. In diesem Fall werden soziale Medien nicht mehr als alternatives Werkzeug gesehen, sondern eher als Arbeitsplatz, der integraler Bestandteil der Berufsberatung ist. Bei der Interaktion und der gemeinsamen Schaffung von Informationen und Ergebnissen mit Anderen ist die Fähigkeit, sich online über Dinge zu unterhalten, essentiell.
Die vierte und breiteste Nutzungsmöglichkeit sozialer Medien ist die Karriereplanung in der Community („Co-Careering“), bei der der Austausch von Fachwissen und eine sinnvolle gemeinsame Karriereplanung in einer Community stattfinden. Die Fähigkeit, in den Communitys, in denen Fragen diskutiert werden, ein verlässliches und ehrliches Bild von sich selbst zu zeichnen, erfordert eine durchdachte, gut gepflegte und überwachte Online-Präsenz.
Kompetenz in sozialen Medien in der Berufsberatung
Die für diesen Bereich notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen gelten häufig als sekundär und werden daher in der Ausbildung nur stiefmütterlich behandelt. Aus diesem Grunde ist es dringend notwendig, sowohl die Aus- als auch die Weiterbildung zu aktualisieren und Betroffene dabei zu unterstützen, die verschiedenen sozialen Medien und innovative Möglichkeiten ihrer Einbindung in die bestehende Praxis kennenzulernen. Wichtig ist auch, dass die Digitalkompetenzen, die junge Menschen benötigen, um Zugang zu diesen Angeboten zu erhalten, sie zu nutzen und davon zu profitieren, entwickelt werden.
Die sozialen Medien verändern die traditionelle Interaktion und Beziehung zwischen BerufsberaterInnen und Jugendlichen. Die Kontrolle verschiebt sich vom ‚Experten‘ hin zu einer Mischung aus Experten- und sozial konstruiertem Wissen. Vor diesem Hintergrund können soziale Medien eine wichtige Rolle bei der Umgestaltung der Berufsberatung spielen, sodass diese junge Menschen, die Hilfe bei der Berufsorientierung und Berufswahl brauchen, besser erreicht. Die Herausforderung für den Berufsstand liegt darin, herauszufinden, wie sich diese Technologien am besten nutzen lassen.
Weiterführende Informationen
eGuidance bietet jungen Menschen in Dänemark Orientierung zur Ausbildungs- und Berufswahl über Telefon, E-Mail, Webinare und Chats. Die Beratung ist anonym und 68 Stunden pro Woche verfügbar. Auf der eGuidance-Facebook-Seite können die Jugendlichen ihre Überlegungen und Erfahrungen mit der getroffenen Wahl mit Anderen teilen.
In Finnland ist die Nutzung von IKT in der Berufsberatung im Lehrplan vorgeschrieben. Jeder Schüler, der die Pflichtschulausbildung durchläuft, erhält eine verpflichtende Einführung in die bestehenden nationalen Berufsinformationssysteme und Berufsberatungsangebote. Das Ziel dabei ist, die SchülerInnen dabei zu unterstützen, diese Angebote nach ihrem Abschluss im Rahmen des lebensbegleitenden Lernens zu nutzen.

Die Autorin: Jaana Kettunen forscht am Finnischen Institut für Bildungswissenschaft der Universität Jyväskylä, Finnland. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Design und der didaktischen Nutzung von IKT in Lern- und Arbeitsumgebungen. Derzeit befasst sie sich mit sozialen Medien in der Berufsberatung.
Der Artikel wurde in dem europäischen Netz des schulischen Bildung Forum veröffentlicht.
Kommentar
social media to konieczność, social media nie muszą przerażać
Zdarza mi się otrzymać pytania od doradców zawodowych: „czy szkolimy z wykorzystania social media?”. Zaskakuje mnie to, bo dotąd zakładałam, że ich znajomość powinna być oczywistością w tej branży. Social media chyba wciąż przerażają, ale i mam wrażenie, że niektórzy dotąd wierzyli, że bez sprawnego poruszania się w sm „jakoś” się uda. Nie uda się, bo rzeczywistość social jest naturalnym środowiskiem życia młodych i chcąc pracować z nimi, wspierać ich, musimy być tam, gdzie oni są, żeby lepiej rozumieć ich potrzeby.
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Online Bildungsberatung
Hallo Jaana,
danke für deinen informativen Blogbeitrag. Es zeigt sich doch deutlich, wie die neuen (sozialen) Medien die Beratungspraxis verändern.
2015 wurde in den öffentlich geförderten Bildungsberatungsstellen des Landes Niedersachsen auch ein Projekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatung durchgeführt. Die Ergebnisse waren so positiv, dass Online-Beratungsangebote nun flächendeckend eingeführt werden.
Hier geht es zur Publikation und zur Projektwebseite.
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Another perspective
This was an interesting read and good to see another perspective in the use of social media tools in career guidance.