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Klimaschutzbildung: Gemeinsames Lernen mittels Video-Streaming

Die Initiative TheWeek bietet Dokumentarfilme und moderierte Nachbesprechungen für ein selbstorganisiertes Lernerlebnis an

Lesezeit ca. 4 Minuten



Gemeinsam an drei Tagen jeweils einen Dokumentarfilm streamen und sich danach darüber austauschen: Die Initiative „TheWeek“ bietet das in digitalen Lernräumen an. Mitglieder des Projekts Ich tu’s - Klimaschutz in der Erwachsenenbildung haben an einem solchen „Gruppenerlebnis TheWeek“ teilgenommen. Sie schildern ihre Eindrücke zu Inhalten und der didaktischen Umsetzung sowie ihre Ideen zum Einsatz von Videostreams in der Erwachsenenbildung.

Wie ein etwas anderer Filmabend aussieht

An drei Tagen, idealerweise innerhalb einer Woche (daher der Name „TheWeek“), trifft sich eine Gruppe von Bildungsinteressierten. Sie streamen gemeinsam jeweils eine einstündige Dokumentation und führen anschließend 30 Minuten lang ein strukturiertes, moderiertes Gespräch. Das kann in Präsenz oder auch online stattfinden. Die Dokumentarfilme behandeln die Themen Klimawandel, Massenaussterben und Umweltverschmutzung. 

Ein Filmeabend mit methodischer Anleitung

Um den Filmeabend zu einem gemeinsamen Lernerlebnis zu machen, bietet die Initiative didaktische Empfehlungen und Zusatzinformationen an. Bevor die Teilnehmer*innen den ersten Film streamen, sollen sie schildern, woher sie sich kennen. Dann streamen sie den Film gemeinsam und diskutieren im Anschluss über Inhalte, Gefühle und Meinungen zur Dokumentation. Die Diskussionsrunde moderiert eine Person, die bereits an vergangenen Filmeabenden teilgenommen hat. Alle Teilnehmenden bekommen gleich viel Redezeit, darauf achtet die moderierende Person. Martin More, ein Supervisor aus St. Pölten, hat die Ich tu’s-Gruppe im Jänner 2025 begleitet. Er sagt, das Bildungsformat habe ihm selbst Zuversicht für die Zukunft gegeben und in seiner eigenen Nachbarschaft bewirkt, sich gegenseitig zu unterstützen, an Klimaschutzmaßnahmen „dran zu bleiben“.

Für die 30-minütige Austauschrunde empfiehlt die Initiative Fragestellungen, wie „Stell dir vor, du würdest ein oder zwei Dinge aus dem heutigen Film mit einer befreundeten Person teilen. Was würdest du erzählen?“ oder „Wo zeigt sich die Logik des Immer-Mehr in deinem Privat- oder Berufsleben, wie fühlst du dich dabei?“. Die Gruppe diskutiert auch über die Wirksamkeit von Maßnahmen, die sie oder jede Person in Richtung Klimaschutz umsetzen kann. 

Warum gemeinsames Streamen didaktisch empfehlenswert ist

TheWeek ermutigt dazu, „unsere eigenen Entscheidungen zu treffen“ (siehe Webpage der Initiative). Das Format wurde für „zu Hause, in der Nachbarschaft und darüber hinaus“ entwickelt und trägt neben der Vermittlung der Inhalte zum gemeinschaftlichen Handeln bei. 

Im Aufbau der Filmeabende finden sich didaktische Prinzipien wieder, die auch Vertreter/innen der Green-Community-Education empfehlen: 

Was Erwachsenenbildner/innen aus der Steiermark dazu sagen

Die Teilnehmerinnen der Klimaschutzinitiative Ich tu’s ziehen aus diesem informellen Bildungsangebot folgende Resümees:

Anna Sigmund fühlte sich durch die zahlreichen Vorschläge und präsentierten Handlungsmöglichkeiten bestärkt, ihre Aktivitäten zur bewussten Nutzung von Ressourcen und zur Stärkung von Resilienz weiter fortzusetzen. Sie engagiert sich in der Entwicklung von Bildungsformaten bei Omas for Future Österreich, als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutin ist sie außerdem im psychosozialen Dienst in Leibnitz tätig.

Eva Eli Taxacher ist in der Bildungsarbeit der GenderWerkstätte/Verein Frauenservice Graz und als COACH FOR FUTURE tätig. Sie betont den Wert der Gemeinschaft beim Streamen. Die Diskussionen zeigten für sie, dass jede Person andere Aspekte der Filme ansprechen. Die Vielschichtigkeit des Themas wird der Diversität der Teilnehmenden gerecht.

Die Lehrende Brigitte Hinteregger findet die niederschwellige Aufbereitung von TheWeek sehr gut. Sie entwickelte dadurch neue Ideen, ihrerseits Teilnehmende aus deren Ohnmachtsgefühl zu mehr Handlungsfähigkeit zu begleiten. Zuversicht gaben ihr auch die historischen Beispiele in Folge 2, die zeigen, wie Gesellschaften bisher große Veränderungsprojekte bewältigten. 

Fehlender Blick auf Klimaschutz und Privilegien

Einen problematischen Aspekt haben die Teilnehmenden von Ich tu's dennoch gefunden: TheWeek thematisiere ihnen zufolge Fragen der sozialen Ungleichheit nicht. Der Film zeige viele Protagonist/innen, die Freude am Klimaschutz haben und sich aktiv engagieren. Diese verfügen allerdings über genügend ökonomische, soziale oder zeitliche Ressourcen. Nicht alle Menschen hätten jedoch ausreichend Zeit, Geld oder Kontakte, um gleichermaßen etwas gegen den Klimawandel zu tun. Die Filme blenden aus ihrer Sicht leider aus, dass viele Personen mit weniger Ressourcen Klimaschutz wohl nicht im gleichen Maße als „aufregendes Abenteuer“ empfinden können.

Für wen sich das informelle Bildungsformat eignet

Aus Sicht der Teilnehmenden eignet sich dieses Format auch für Lehrgangsgruppen im non-formalen oder beschäftigungspolitischen Bildungsbereich. Die Durchführung im Rahmen der allgemeinen Erwachsenenbildung, von Qualifizierungen für erwerbslose Personen, in Produktionsschulen oder in beruflichen Weiterbildungsprogrammen erscheint ihnen geeignet, wenn die Teilnehmenden für nachhaltige Zukunftskonzepte sensibilisiert werden sollen. Auch in der (universitären) Ausbildung für Pädagogen/innen sehen sie eine sinnvolle Einsatzmöglichkeit.

Nutzungsbedingungen von TheWeek

Nach einer Registrierung mit einer E-Mail-Adresse werden die Filme, Infos, didaktische Empfehlungen und Handlungsanleitungen für Privatpersonen, zivilgesellschaftliche Initiativen, Bildungsorganisationen und Kommunen kostenlos angeboten. Jede Person kann mehrmals eine neue Gruppe initiieren. Dies kann im privaten Umfeld, in Bildungsorganisationen oder am Arbeitsplatz mit Kollegen/innen stattfinden. In Graz veranstaltete beispielsweise das StadtLABOR, ein Innovationslabor für nachhaltige und kooperative Stadtentwicklung, öffentlich zugängliche und kostenfreie Filmabende. Für Erwachsenenbildner/innen, die TheWeek kommerziell anbieten, kostet das Format € 25,- pro teilnehmender Person. Für Unternehmen ist das Angebot auch kostenpflichtig und beginnt bei einem Preis von € 45,- pro teilnehmende Person. Ein Team von dm-drogerie markt setzte das Angebot beispielsweise im Rahmen der internen betrieblichen Weiterbildung ein. 

Empfehlungen für die Nutzung

Die Anbieter/innen von TheWeek empfehlen, die Dokumentationen nicht alleine zu streamen, sondern die Inhalte in einem Gruppen-Lernprozess zu bearbeiten. Die Moderation übernimmt idealerweise eine Person, die TheWeek bereits selbst als Gruppenmitglied erlebt hat. Die Plattform ZOOM eigne sich technisch am besten für das Angebot, da Bild und Ton für das Streaming sehr gut funktionieren, so die Anbieter/innen auf ihrer Webpage. Die Filme sind in Deutsch, Englisch und Französisch verfügbar, in weiteren acht Sprachen gibt es Untertitelungen. Die Inhalte der Dokumentationen basieren auf Daten aus den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland. 

Entstehungsgeschichte und Finanzierung von TheWeek

Entstanden sind die Filme auf Basis von Online-Treffen im Rahmen der COVID-19-Pandemie. Eine gemeinnützige Organisation - gegründet von Helen Gerin, einer Kommunikationsexpertin aus Frankreich und dem belgischen Fachbuchautor Frédéric Laloux - betreibt die Initiative. Finanziert wird das Projekt unter anderem durch Spenden von Einzelpersonen und US-amerikanischen Stiftungen (siehe Q&A Webpage TheWeek).


Weitere Informationen:


Text/Author of original article in German: Andrea Widmann/CONEDU 

Redaktion/Editing of original article in German: Bianca Friesenbichler/CONEDU 

 

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