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Erwachsenenbildung für soziale Dienste und Naturschutz in Europa

Lesen Sie hier Eindrücke und Überlegungen zur Zusammenarbeit mit Organisationen in Nordmazedonien im Rahmen eines "Strukturierten Trainingsaufenthaltes" zu Naturschutz und sozialen Diensten.

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Jürgen STEIN
Lesedauer: circa 5 Minuten - Jetzt lesen, liken und kommentieren!

Lernen über Naturschutz am Beispiel von Nordmazedonien

Die Überlegung für das Erasmus+ Projekt des Diakonischen Werkes Bremen "Training für Erwachsenenbildungsangebote in Natur- und Klimaschutz für benachteiligte Gruppen" (2019-1-DE02-KA104-005401) war a) dass soziale Dienste und Naturschutz in der Praxis wie in der Bildung besser verknüpft werden können und sollten sowie b) dass dazu europäische Kooperationen interessante Anregungen geben. Unsere erste Studienreise für unser Bildungspersonal nach Nordmazedonien hat dies bestätigt. Wir lernten, organisiert von unserem Bildungspartner Go Green Skopje, interessante und innovative Organisationen, ideenreiche Personen und einen Naturraum kennen, der ebenfalls voller Anregungen und Herausforderungen steckte.

Deutsch-nordmazedonisches Seminar.
Go Green Skopje stellte uns unter anderem seine Kooperation mit Schulen und Schüler*innenclubs vor, die dort Naturschutzbildung anregen, übernehmen und organisieren. Zu diesem wie anderen Themen, für die eine solche Kooperation mit Schulen naheliegt, erleben wir bei uns doch immer wieder die Schwierigkeiten der Zusammenarbeit mit diesen Strukturen. Der Übergang von der Arbeit mit älteren Schülern zur „Erwachsenenbildung“ stößt auch immer wieder da an Grenzen, wo die jahrelang gewohnten Lernformen überwunden werden sollten. Die „Fridays for Future“ Bewegung zum Klimaschutz könnte hier mittelfristig eine Änderung erreichen oder jedenfalls eine beispielhafte neue Arbeits- und Engagementform entwickeln. Die älteren Schüler*innen, die zusammen mit Go Green Skopje die Clubarbeit organisieren, haben hier jedenfalls schon viel erreicht.

In den Tagen des Lernaufenthaltes haben wir noch andere Begegnungen und Anregungen dazu bekommen, wie der Alltag sozialer Dienste und das Anliegen von Naturschutz verbunden werden kann. Die Veranstaltung fand in der Europäischen Woche der Abfallvermeidung statt und wir erhielten ein Eindruck davon, wie versucht werden könnte, „informelles“ Sammeln von Wertstoffmüll, das traditionelles Werk der Romabevölkerung von Skopje ist, in systematische Mülltrennungsverfahren zu überführen, die den Menschen dieser ausgegrenzten Gruppe auch formelle Beschäftigung und sichere Verdienstmöglichkeiten geben könnten. Planungen hierzu liegen jedenfalls vor.

Hand in Hand für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen

Das Sammeln von vermeintlichen Abfällen als eine Aufgabe und Chance zugleich begegnete uns auch an anderen Stellen. Die Organisation CiteCiti organisiert das Sammeln von unverkauften bzw. nicht verwendeten aber noch verwendbaren Lebensmitteln und deren Verteilen an soziale Organisationen. Da in dieser Region die Supermarktketten noch nicht die überwältigende Stellung im Verkauf haben wie z.B. in Deutschland, ergeben sich bei dieser Tätigkeit noch mehr Kontakte zu den unmittelbaren Lebensmittelproduzenten der Region. Die ansonsten vergleichbare „Tafelbewegung“ in Deutschland beruht demgegenüber eher auf den „Spenden“ der Supermärkte, die von ihnen zentral gekaufte Ware auf diese Weise abgeben. In Mazedonien wurde uns demgegenüber ein System erklärt, nachdem die Geschäfte Ware eher für die Erzeuger in Kommission nehmen als sie abzukaufen. An der Schnittstelle der Rückgabe bzw. drohenden Vernichtung der nicht verkauften Ware kann CiteCiti ansetzen, die Ware abholen und (unter Wahrung von Hygienestandards) zu sozialen Organisationen transportieren, die sie entweder für eigenen Mahlzeitenangebote nutzen oder nach ihren Kriterien an bedürftige Personen abgeben. Ein ausgearbeitetes webbasiertes Informationssystem vermittelt hier zwischen Anbietern, Transportservice und Annahmestellen. Es kommt auch zu direkten Kontakten mit regionalen Erzeugern, etwa bei Ernteüberschüssen, die ggf. direkt abgeholt werden können, so dass z.B. Apfel- oder Pfirsichernteaktionen und Erntefeste frische Ware auftreiben und öffentliche Aufmerksamkeit für das Anliegen erzielen. Auch bei uns bemühen sich ja viele Organisationen alternativer Ökonomie um direktere Kontakte zu den Erzeugern, um die Macht der Discounterketten anzukratzen und sie könnten sich sicherlich solche Modelle näher ansehen.

Jede(r) kann zur Nachhaltigkeit beitragen

Auch die Organisation Ljubeznost kombiniert ein soziales Anliegen, hier die Hilfen für Obdachlose, mit gezielten Aktionen der Abfallvermeidung bzw. -nutzung. Ljubeznost geht das Problem der auch im Raum Skopje steigenden Obdachlosigkeit mit Ansätzen des „Housing First“ an (Teilnahme an einer entsprechenden Erasmus+ Partnerschaft gibt hierzu den Hintergrund), wobei viele auf den Straßen lebenden Personen zwar Wohnungen haben oder gar Häuser besitzen, die aber so verfallen oder von Versorgung abgeschnitten sind, dass sie keine Bewohnbarkeit mehr bieten. Ein Weg der Mittelbeschaffung ist das über das Internet verbreitete und organisierte Angebot, aus Privathaushalten Speiseölreste abzuholen. Sammelgefäße werden dafür zur Verfügung gestellt. Für eine solche gesammelte Menge Altöl kann eine eher symbolische Menge frischen Öls getauscht werden, was aber viele „Spenderhaushalte“ gar nicht in Anspruch nehmen, so dass Verkaufserlöse an die durchaus an solchen Restmengen interessierte Verwertungsindustrie (Biodiesel u.a.) voll bei Ljubeznost verbleiben. Wer weiß, wieviel Liter Wasser zur „Klärung“ auch nur eines Tropfen Öls erforderlich ist, erkennt auch den Umweltnutzen dieser Aktivität und man kann leider auch im Straßenbild der Stadt viele offenbar einfach so fortgeworfene Ölbehälter sehen.

Beim Besuch in der ideenreich und auf hohem fachlichen Niveau arbeitenden „Werkstatt für Menschen mit Behinderungen“ der NGO „Solem“ sahen wir ebenfalls das Bemühen, Abfälle bei den Produkten zu verwenden, z.B. Kugelschreiber aus Altpapier herzustellen. Für die Vermeidung der immer noch bei der Produktion dieser Art verwendeten Plastikkomponenten konnten wir einige Ideen beisteuern. Die unter einfachsten Umständen arbeitende Einrichtung konnte ihr Know-how mit einer EU-geförderten Kooperation und Erasmus+ Aufenthalten ausbauen.

Prägende Eindrücke im Gepäck

Müllsammelaktion in Nordmazedonien.
Einen anderen Eindruck auch unmittelbar von der Natur dieser Region erhielten wir bei der von GoGreen für uns organisierten Exkursion in den Naturpark von Mavrovo und an den dortigen Stausee. Mehrmals jährlich finden hier Müllsammelaktionen statt, denn obwohl die Talsperre für Trinkwasser und Erholung genutzt wird, ist doch das Bewusstsein, hier keine Abfälle wegzuwerfen oder zurückzulassen noch nicht sehr weit entwickelt. Bei den Möglichkeiten der Zusammenarbeit verschiedener Stellen – wir sprachen mit der örtlichen Wasserbehörde - bestehen auch noch Lücken für wirksame Durchsetzung von Regeln und Verhängung von Sanktionen. Wir konnten auf langsame Fortschritte des entsprechenden Problembewusstseins bei uns verweisen, die aber ja auch immer wieder Rückschläge erleben. Wir haben uns dann auch an einer solchen Aufräumaktion beteiligt, die ja aus unserer Sicht nur – dann aber unbedingt – Sinn machen, wenn zu dem nur kurzfristig wirksamen Müllbeseitigen eine Bildungskomponente tritt, die von Beteiligten auf Nichtbeteiligte z.B. in Nachbarschaften oder Familien übergreifen kann.

Zum Abschluss unserer dreitägigen Bildungsreise erlebten wir noch die Premiere des mazedonischen Films „Vrba“ („Die Weide“) unter Regie von Milcho Manchevski. Der Film ermöglichte uns Einblicke in magische Vorstellungswelten in Vergangenheit und Gegenwart und rundete unseren Eindruck vom Gastgeberland beindruckend ab.


Weiterführende Links:

Go Green: https://www.bidizelen.org/en/home/

SOLEM: https://www.solem.org.mk/home

zum Film: https://mazedonien-nachrichten.blogspot.com/2018/10/milcho-manchevski-beginnt-in-mazedonien.html

zum Trailer https://www.youtube.com/watch?v=-4aFsJbtm6I


Jürgen Stein _ EPALE.
Über den Autor:

Nach einem Lehramtsstudium arbeitet Herr Stein seit Ende der 1980er Jahre bei verschiedenen Verbänden in Koordination und Projektmanagement. Seit gut 10 Jahren führt er im Diakonischen Werk Bremen auch europäische Bildungsmaßnahmen durch, die den Beschäftigten neue fachliche Anregungen und betreuten Personen neue Teilhabechancen ermöglichen.


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Für Europa eine Bereicherung: Mobilität in der Erwachsenenbildung

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