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Das Projekt "Kultur auf Rezept" ist gestartet

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Jana Eckert

Das Projekt "Kultur auf Rezept" ist gestartet


Zum Projekt

Das Projekt „Kultur auf Rezept“ (Culture on Prescription in Europe) ist ein Europäisches Projekt, das mit dem Programm Erasmus+ co-finanziert wird. Es startete im Januar 2022 und wird bis April 2024 laufen.

Im Vereinigten Königreich und in Irland hat sich gezeigt, dass mit dem Modell „Social Prescribing“, also der Verschreibung von sozialen und kulturellen Angeboten mittels eines persönlichen „Rezeptes“, der Isolation und Einsamkeit sozial benachteiligter und vulnerabler Menschen entgegengewirkt werden kann. Das Projekt „Kultur auf Rezept“ will das Problem der sozialen Isolation unter Erwachsenen – insbesondere bei älteren Menschen – angehen, indem individuelle „Kultur-Rezepte“ für die Teilnahme an neuen, maßgeschneiderten Aktivitäten zur Bekämpfung von Einsamkeit und zur Förderung der gesellschaftlichen Integration ausgestellt werden.

Der Hintergrund

Aufgrund der alternden Bevölkerung und der Individualisierung der Gesellschaft nimmt die Zahl der alleinlebenden Erwachsenen zu. Auch der Verlust von Familien-, Gruppen- und Arbeitsbeziehungen verstärkt das Gefühl der Einsamkeit. Auf der Grundlage von Daten des European Social Survey (ESS) stellte die gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission im Jahr 2019 fest, dass sich mehr als 75 Millionen der erwachsenen Europäer:innen höchstens einmal im Monat mit der Familie oder mit Freund:innen treffen und sich rund 30 Millionen regelmäßig einsam fühlen. In den letzten zwei Jahren wurde die gefühlte Einsamkeit durch die Covid-19-Pandemie noch verstärkt. Vor allem ältere Menschen konnten monatelang keinen Kontakt zu Freunden oder Verwandten haben. Außerdem führen ein schlechterer Gesundheitszustand, schwierige wirtschaftliche Bedingungen und das Alleinleben zu höheren Einsamkeitsraten. Von Einsamkeit sind aber grundsätzlich alle Altersgruppen betroffen.

Die Auswirkungen der Einsamkeit auf das individuelle Wohlbefinden und den sozialen Zusammenhalt sollten nicht unterschätzt werden. Durch die gesundheitlichen Belastungen durch Einsamkeit kann das Sterberisiko ähnlich stark beeinflusst werden, wie etwa durch Rauchen und starkes Übergewicht. Anhaltende Einsamkeit wird außerdem mit ungesundem Verhalten, psychischen Problemen und schlechteren kognitiven Leistungen in Verbindung gebracht. Einsame Menschen neigen eher zu pessimistischen Einstellungen und fühlen sich von schwierigen Lebenssituationen auch stärker bedroht als Menschen, die nicht einsam sind.

In einer zunehmend vernetzten Welt werden einsame und sozial isolierte Menschen zudem oft doppelt bestraft: Sie leiden unter einem schlechteren Gesundheitszustand und werden zudem als sozial inkompetent stigmatisiert.

Der Ansatz "Kultur auf Rezept“

Mit dem Projekt „Kultur auf Rezept" wird mittels non-formaler Lern- und Bildungsangebote für Erwachsene in kulturelle Aktivitäten eingeführt. Dabei wird kein herkömmliches medizinisches Rezept ausgestellt, sondern ein individuelles "Kultur-Rezept". Damit werden kostenlose, maßgeschneiderte Bildungsangebote und Kurse vermittelt, die auf vorhandenen Fähigkeiten, Interessen und Stärken aufbauen und diese weiter ausbauen. Dadurch wird auch das Gefühl der Zugehörigkeit und der Verbundenheit mit den anderen Teilnehmenden der „Kultur auf Rezept“-Kurse gestärkt. Auf diese Weise kann das Projekt zu einer besseren Gesundheit und mehr Wohlbefinden beitragen.

Der Fokus liegt also nicht auf Krankheit, sondern auf der Gesundheitsförderung durch neue, positive Erfahrungen.

Das Projekt „Kultur auf Rezept“ fördert das gemeinsame Lernen. Der Gesundheitszustand wird auch durch den Wohnort, das Umfeld, die Arbeit und die Möglichkeiten, sich in der Gemeinschaft zu engagieren, mitbestimmt. Für einsame, vulnerable Menschen ist es von entscheidender Bedeutung, mit anderen Menschen in ihrer Nachbarschaft oder an ihrem Wohnort in Kontakt zu kommen. Durch gemeinsames Lernen und die Entwicklung sozialer Kontakte lässt sich ihre körperliche und psychische Gesundheit verbessern, so dass sie auch insgesamt die Herausforderungen des Alltags besser bewältigen können.

Hauptziel des Projekts

Hauptziel des Projektes „Kultur auf Rezept“ ist die Verringerung von sozialer Ausgrenzung und Einsamkeit, insbesondere bei denjenigen, die dafür besonders anfällig sind (z. B. Ältere, Alleinlebende und Menschen mit psychischen Belastungen). Um die Projektziele zu erreichen, sollen diese vulnerablen Gruppen für verschiedene kulturelle Aktivitäten motiviert und begeistert werden. Der Fokus liegt auf dem, was die Menschen tun können, und nicht auf dem, was sie nicht oder nicht mehr tun können. Dabei knüpfen die dafür jeweils individuell ausgestellten „Kultur-Rezepte“ an vorhandene Fähigkeiten, Interessen und Stärken der Teilnehmenden an. Dadurch kann eine erfolgreiche Kombination aus kulturellen Aktivitäten und Angeboten zur Gesundheitsförderung im Bereich der Erwachsenenbildung aufgebaut und umgesetzt werden.

Kurz gesagt wollen wir:

  • Wissen über vielversprechende Projekte, die Gesundheit und Kultur verbinden, vermitteln.
  • Sozialarbeiter:innen und Pflegekräfte dabei unterstützen, niedrigschwellige kulturelle Lern- und Erfahrungsangebote anzubieten.
  • die soziale Integration der Teilnehmenden stärken, indem wir sie mit der lokalen Gemeinschaft vernetzen.
  • die Teilnehmenden anleiten und sie dabei unterstützen, die Belastungen des Alltags besser zu bewältigen.

Zielgruppen

Das Projekt richtet sich insbesondere an Erwachsene, die sich einsam fühlen, psychisch belastet sind oder Interesse daran haben, gemeinsam zu lernen und/oder an kulturellen Aktivitäten teilzunehmen, um ihre eigene Situation zum Positiven zu verändern. Auch Erwachsenenbilder:innen, professionelle Künstler:innen und Kulturschaffende, die non-formale, niedrigschwelliege Lernerfahrungen mit der Methode „Kultur auf Rezept“ anbieten wollen, sind angesprochen.

Zusätzlich werden wir:

  • Kontakte zu Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens aufbauen und diese vernetzen, um einen guten Austausch zwischen Akteur:innen zu schaffen, die mit den Zielgruppen arbeiten.
  • die Vorteile des Modells „Kultur auf Rezept“ unter politischen Entscheidungsträger:innen verbreiten.
  • die soziale Interaktion durch die Vernetzung der Lernenden mit ihrer lokalen Gemeinschaft fördern

Projekt-Ergebnisse

  • Wir werden „Kultur auf Rezept“ anbieten. Dabei handelt es sich um einen Gutschein für ein kostenloses Bildungsangebot, das auf die kulturellen Interessen und die Entwicklung der Fähigkeiten der Teilnehmenden abzielt.
  • Wir werden Kurse mit einer Dauer von bis zu sechs Monaten anbieten.
  • Es werden Methoden und maßgeschneiderte Instrumente entwickelt, getestet und sowohl von Kurs-Teilnehmenden als auch den Kursleitungen evaluiert.
  • Die getesteten Methoden werden in einem „Toolkit“ gesammelt und auf einer interaktiven Lernplattform veröffentlicht, die auch dem Austausch und der Unterstützung von anderen Interessierten an dem Modell „Kultur auf Rezept“ dienen soll.
  • Wir werden ein Kompendium „Gesundheitsförderung durch kulturelle Lernerfahrungen – Fakten, Zahlen und gute Praxisbeispiele“ erstellen sowie Empfehlungen für Entscheidungsträger:innen in Kommunen und Verbänden erarbeiten.

Projekt-Partner:innen

An dem Projekt sind sieben Partnerorganisationen in sechs europäischen Ländern beteiligt:

  • ISIS Institut für Soziale Infrastruktur gGmbH (Deutschland, europäische Projekt-Koordination)
  • Gesundheitsamt Frankfurt am Main (Deutschland)
  • Dublin City University (Irland)
  • EAEA, European Association for the Education of Adults (Belgien)
  • SHINE2Europe, LDA (Portugal)
  • Asociatia Grupul de Educatie si Actiune pentru Cetatenie (Rumänien)
  • AFEdemy, Academy on Age-Friendly Environments in Europe BV (Niederlande)
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