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Erasmus+ - eine Chance auch für Musikschulen

Die Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz lernt von Europa

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Irmela Werner

Musikschulen, die auch erwachsene Schüler und Schülerinnen unterrichten, haben in Deutschland die Möglichkeit, im Bereich der Erwachsenenbildung am Programm Erasmus+ teilzunehmen.

„Von Europa lernen“ heißt das aktuelle Projekt der Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz (MTK) bei Dresden, das sich dank der Akkreditierung beim Erasmusprogramm für Erwachsenenbildung der Europäischen Union über 5 Jahre erstreckt und so langfristig Planungen und Aufbau von partnerschaftlichen Beziehungen ermöglicht.

Die Mitarbeiter sollen ausgehend von guten Praxisbeispielen aus Einrichtungen anderer Länder Ideen für neue, kreative und fächerübergreifende Angebote entwickeln sowie neue Unterrichtsmethoden und Inhalte übernehmen. Der Bereich der Erwachsenen- und Seniorenbildung sowie der für Menschen mit Behinderung sollen durch Inspiration aus anderen Ländern weiterentwickelt werden. Die Lehrenden selbst sollen verstärkt zur Teilnahme an Fortbildungen zum Erwachsenenunterricht angeregt werden. Weitere Ziele sind die Digitalisierung der Schule und die Förderung digitaler Kompetenzen der MitarbeiterInnen sowie die Förderung ihrer Sprachkenntnisse und ihrer Gesundheit.

Job Shadowing

Im Rahmen des Job Shadowings wurden Musikschulen besichtigt, im Unterricht hospitiert, Erfahrungen ausgetauscht und „viel voneinander gelernt“, wie der Schulleiter Sebastian Dolata bestätigte. Die MitarbeiterInnen konnten andere Musikschulstrukturen, Lehrpläne, Unterrichtsansätze, neue Methoden, Herangehensweisen und Literatur sowie andere Materialien und Instrumente kennenlernen. Interessant erwies sich das schwedische Modell mit Kulturschulen, die Unterricht in allen Kunstarten anbieten (auch fächerübergreifend) und sehr eng mit den allgemeinbilden-den Schulen zusammenarbeiten, um breiten Schichten der Bevölkerung Zugang zu kulturellen Angeboten zu ermöglichen. Luxemburg beeindruckte hingegen mit einem bestens strukturierten Musikschulsystem sowie kostenlosem Unterricht für alle SchülerInnen bei hochwertigen Ergebnissen. 

Malta hat eine derart perfekt organisierte, bestens geförderte Musikschule auf hohem Niveau samt angeschlossenen Teilschulen für Kunst, Drama und Tanz und Griechenland beeindruckte mit guten Musikgymnasien und Keramikworkshops. Insgesamt wurde festgestellt, dass die musikalische Bildung in anderen Ländern weit höher wertgeschätzt wird, wie Jana Mesgarha in einem Bericht über Südtirol, Oberösterreich, Luxemburg und Spanien schrieb: „Musikschulen sind prägende Säulen der Kulturlandschaft in diesen Ländern. Die bestens ausgestatteten Musikschulgebäude zeugen davon. Fachkompetente Lehrer und Lehrerinnen sind allesamt Angestellte und genießen hohe Wertschätzung im Land.“

Kurse

In musikalischen Kursen wurden eigene Spielfähigkeiten erweitert und neue Instrumente entdeckt. Streicherlehrerin Hyoung Ran Kim lernte z. B. in Schweden das exotische, wundervoll klingende Instrument Nyckelharpa kennen. 

Prof. Sabine Klinkert berichtet nach Sprach- und Musikkursen in Italien: „Die Teilnahme an Meisterkursen bedeutet immer auch pädagogische Inspiration für den eigenen Unterricht, vor allem mit Erwachsenen, ob einzeln oder in Gruppen. Besonders interessant fand ich, vor allem bei den Hospitationen in den Musikschulen, aber auch während des Kurses für Alte Musik, das Einbeziehen aller in das Ensemblespiel, auch bei unterschiedlichstem Stand der Fähigkeiten. Der Kurs für Alte Musik eröffnete die Möglichkeit, neue Literatur kennenzulernen, sie stilistisch fundiert zu erarbeiten und in den Unterricht zu integrieren. Es besteht die Möglichkeit, mit den Kollegen zusammen diese Musik zu studieren, sich auszutauschen und die Werke aufzuführen. Immer wie-der bringt dieser Austausch neue Impulse und Ideen hervor und stärkt den Zusammenhalt im Kollegium, aber auch den Diskurs über Internationalität und Vielfalt und erweitert den Horizont.“ 

Weitere Ideen wurden durch die Teilnahme der Lehrenden von Kunstkursen in der MTK-Schule verwirklicht. So entstanden bereits neue Angebote mit Porzellan und Mosaik, die die Anzahl der erwachsenen Kunstschüler ansteigen ließ.     

Erasmus ist aber natürlich durch ein Geben und Nehmen, sprich durch den Austausch gekennzeichnet. So boten zwei fachlich und sprachlich versierten Gesangslehrerinnen auf Wunsch einer Partnermusikschule in Spanien Fortbildungen für Lehrende und erwachsene SchülerInnen an, bevor diese Institution eine Tanzlehrerin für Flamencotanz nach Bannewitz schickte, um den Tanz- und Musiklehrern sowie erwachsenen Schülern in einem dreitägigen Kurs die Grundlagen dieser speziell spanischen Tanzform zu vermitteln. 

Neu kam bei Erasmus+ hinzu, dass auch erwachsene Lernende die Möglichkeit bekommen, an Fortbildungen im EU-Ausland teilnehmen zu können. Dies nutzten bereits der Keramikkurs der Schule, aus dem erwachsene Schülerinnen und Lehrerinnen an einem zweitägigen Workshop an der Kunstschule in Usti nad Labem Tschechien teilnahmen. 

Zwischenbilanz

Nach der ersten Förderperiode von Juli 2022 bis März 2024 mit 49 Fortbildungen als Hospitationen (Job-Shadowing) und Kursen in zehn Ländern zu den Themen Musik, Sprachen und Kunst ist es Zeit, ein erstes Resümee zu ziehen, um aus den bisherigen Erfahrungen zu lernen und Zu-künftiges zu planen. Insgesamt wurden die bisherigen Fortbildungen von allen TeilnehmerInnen als positiv bewertet. Sprachkurse (meist Englisch oder Italienisch) dienten vor allem dazu, den Kontakt zu anderen europäischen Einrichtungen zu verbessern und die Voraussetzung für die Teilnahme an Fortbildungen in anderen Sprachen zu schaffen. Neben der Verbesserung sprachlicher Fähigkeiten wurde die Offenheit in der Kommunikation, das Wissen über verschiedene europäische Kulturen sowie Kontakte zu Mitlernenden aus aller Welt gefördert. Darüber hinaus boten Sprachkurse auch Anlässe zum pädagogischen Austausch: „Jetzt kann ich Methoden aus anderen Ländern nutzen, die nicht ins Deutsche oder Spanische übersetzt sind. Ich kann mich leichter mit Kollegen aus anderen Schulen in anderen Ländern verständigen. Ich kann die Integration von neu angekommenen Schülern durch Englisch erleichtern,“ freut sich Flötenlehrer Jesus Carrillio. Geschätzt wurde ebenso der fachliche Austausch mit KollegInnen der eigenen Schule bei Reisen: „Man lernte die Kolleginnen besser kennen und schmiedete Pläne für gemeinsame Aktionen in der Zukunft“, sagt Annegret Bernstein. Insgesamt sind die Reisen als wunderbare teambildende Maßnahme zu betrachten.

Eine wichtige Erwartung des Erasmusprogramms sind natürlich auch messbare Veränderungen in den geförderten Schulen, denn die Erasmusaktivitäten sollen nicht nur den teilnehmenden Mitarbeitern zugutekommen, sondern vor allem der ganzen Bildungsstätte. Neue Methoden und Erkenntnisse sollen direkt in den Unterricht der Lehrenden, in die Verwaltung bzw. in die strategische Ausrichtung der Schulen einfließen.  Bislang wurden bereits sehr schnell neue Kunstkurse und fächerübergreifende Kurse für Kunst und Musik für Erwachsene und auch für Benachteiligte angeboten, Nyckelharpa und Flamencotanz werden folgen.

Über das Messbare hinaus sind es aber wohl vor allem die Eindrücke der beteiligten Lehrenden, die sie in die MTK-Schule tragen und an Kollegen und Lernende weitergeben. Die Berichte der Teilnehmenden bezeugen diese Energie. Die Fortbildungen, das Kennenlernen anderer Kulturen und die Reiseerlebnisse haben die Teilnehmenden für andere Länder und Begegnungen mit Menschen im Ausland sensibilisiert. Sie haben Freunde im Ausland gewonnen und sehen das Erasmusprogramm auch als ein wunderbares Instrument für das Zusammenwachsen der europäischen Nationen.

Irmela Werner 

Erasmuskoordinator der Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz.

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