Ein kompetenzbasierter Bildungsansatz am Arbeitsplatz: Einführung von DiMiCare Mikro-Lerneinheiten


Die digitale Transformation und die schnelle Integration neuer Technologien verändern alle Wirtschaftsbereiche, auch den Pflegesektor. Die Arbeitskräfte im Pflegebereich sind jedoch nicht ausreichend darauf vorbereitet, das volle Potenzial dieser digitalen Tools auszuschöpfen. Laut einer Umfrage des Europäischen Gesundheitsparlaments aus dem Jahr 2016 gaben 61 % der Fachkräfte im Gesundheits- und Pflegesektor an, noch nie eine spezielle Schulung zu digitalen Kompetenzen erhalten zu haben. Diese Lücke unterstreicht den dringenden Bedarf an umfassender beruflicher Bildung und Unterstützung, um Haushaltshilfen und Pflegeassistenten mit den notwendigen Kenntnissen auszustatten, damit sie digitale Technologien in ihrer Rolle effektiv nutzen können.
Das Erasmus+ Projekt DiMiCare hat einen Blended-Learning-Schulungskurs mit einer Reihe von Mikrolerneinheiten entwickelt die in Form von kurzen und niederschwelligen Videos verfügbar sind. Mikrolernen ist das Erlernen neuer Inhalte mittels kleiner und kurzer Lerneinheiten. Dieser Ansatz verbessert das Verständnis und die Merkfähigkeit von Lerninhalten, indem Informationen in leicht verdaulichen Formaten präsentiert werden.
Die DimiCare-Mikrolerneinheiten wurden speziell entwickelt, um Pflegefachkräften die Möglichkeit zu geben, direkt an ihrem Arbeitsplatz individuell zu lernen. Sowohl der vollständige Schulungskurs als auch die Mikro-Lerneinheiten werden am Ender der Projektlaufzeit (Oktober 2024) auf der Projektwebsite frei zugänglich sein.
Die Struktur der Mikro-Lerneinheiten
Die DiMiCare-Mikrolerneinheiten bestehen aus kurzen Videos von jeweils 1 bis 6 Minuten, die in 5 Schlüsselbereiche mit jeweils 5 Einheiten unterteilt sind:
Digitale Dienste und Apps zur Förderung der Unabhängigkeit und Selbstständigkeit von Klienten
Dieser Bereich führt in die Grundlagen digitaler Gesundheitstechnologien und Apps zur Umsetzung von Pflegediensten ein, die insbesondere den Alltag pflegebedürftiger Menschen erleichtern können. Es werden einige kurze Fallstudien vorgestellt, die zeigen, wie Gesundheits-Apps konkret die Autonomie erhöhen, die soziale Isolation verringern und die psychische Gesundheit verbessern können, wobei auch zentrale Fragen des Datenschutzes berücksichtigt werden.
Anwendung von Kommunikationssystemen im Pflegesetting
Dieser Bereich vertieft wichtige digitale Kommunikationssysteme in der Pflege mit praktischen Beispielen, zeigt die Schlüsselfunktionen von Videokonferenz-Tools auf und behandelt das Thema Datenschutz und DSGV in der Pflege. Herausforderungen der digitalen Kommunikation, wie beispielsweise die Bedeutung einer integrativen Sprache werden ebenso in den Mittelpunkt gestellt.
XR (Erweiterte Realität) in der Pflege
Die Einheit erklärt, was VR und XR bedeuten, wie man sie konfiguriert und welche Einsatzmöglichkeiten es im Pflegebereich bereits gibt, insbesondere in der Altenpflege. Es werden kleinere Probleme aufgezeigt, die bei der Verwendung dieser Tools auftreten können, sowie einige Ressourcen thematisiert die bei der technischen Unterstützung hilfreich sein können.
Anwendung von Smart-Home-Technologien in der Pflege
In dieser Einheit werden einige Smart-Home-Geräte und ihre Anwendung in der Pflege vorgestellt. Es werden Funktionen, Vorteile und möglichen Probleme im Zusammenhang mit intelligenten Geräten aufgezeigt und ihr Potenzial zur Optimierung der täglichen Aktivitäten analysiert. Zur Anschaulichkeit wird der Einsatz von intelligenten Geräten durch reale Szenarien in verschiedenen Pflegesituationen demonstriert.
Die Integration von Robotik für physische Unterstützung in der Pflege
Die Einheit beschreibt den Einsatz von Robotern zur körperlichen Unterstützung in der Pflege und untersucht verschiedene Arten von Robotergeräten. Sie analysiert die Grundlagen für eine sichere Integration der Robotik in Pflegeeinrichtungen und die damit verbundenen Herausforderungen, einschließlich praktischer Beispiele.
Strukturell wurden die Mikrolerneinheiten unter Berücksichtigung der fünf Momente des Lernbedarfs entwickelt, wobei jede Einheit einem bestimmten Moment entspricht:
Neu: Erstmalige Aneignung von Wissen
Mehr: Vorhandenes Wissen vertiefen
Anwenden: Umsetzung der erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten
Verändern: Anpassung des Wissens an neue Trends
Lösen: Neue Probleme angehen, wenn sie entstehen
Die Mikrolerneinheiten präsentieren Szenarien aus dem wirklichen Leben und konkrete Anwendungen von Technologie im Pflegesektor mit kontinuierlichen Bezügen zu den Themen des DiMiCare-Schulungskurses. Während der Kurs für einen längeren und strukturierteren Lernweg zu digitalen Fähigkeiten nach dem Vorbild der formalen Berufsausbildung konzipiert ist, sind die Mikrolerneinheiten für ein informelles, autonomes, leicht verständliches Lernen konzipiert, das auch am Arbeitsplatz durchgeführt werden kann. Sie sind visuell ansprechend gestaltet und basieren auf konkreten Beispielen, um ein Lernen zu ermöglichen, das so nah wie möglich an den alltäglichen Arbeitssituationen ist.
Erprobung und Fertigstellung
Im Rahmen des Projekts werden die Mikrolerneinheiten derzeit von 20 Pflegekräften (EQR-Stufen 1 und 2) und 5 Lehrenden/Ausbilder:innen in allen am Projekt beteiligten Berufsbildungszentren getestet. Ziel dieser Pilotphase ist es, Feedback und Kommentare zur Verbesserung der Lerninhalte einzuholen.
Wenn Sie selbst eine Lehrperson im Pflegesektor sind oder Erfahrung mit der Ausbildung digitaler Kompetenzen für Pflegekräfte haben, freuen wir uns auch über Ihr Feedback. Die Entwürfe der Mikrolerneinheiten sind bereits auf unserer Website verfügbar.
Nach der Pilotphase werden die Einheiten unter Berücksichtigung der eingegangenen Rückmeldungen fertiggestellt.
Bleiben Sie auf dem Laufenden über unsere neuesten Projektaktivitäten, indem Sie uns auf LinkedIn folgen.