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Wie ist es in Europa um die Gleichstellung von Frauen und Männern bestellt? Welche Verbindung besteht zur allgemeinen und beruflichen Bildung?

Zusammenfassung der EPALE-Webkonferenz vom 21. September 2023

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susana MAJOR

NSS égalité femme homme

[Übersetzung : EPALE Frankreich]

 „Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein Grundrecht , ein Grundwert und unerlässliche Voraussetzung für eine florierende Wirtschaft.“- so lautet die Position der Europäischen Union in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen und Männern. Die EU setzt auf die Europäische Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter, die Ziele und konkrete Maßnahmen für den Zeitraum 2020-2025 auf der Grundlage des Prinzips des Gender Mainstreaming festlegt, also der Berücksichtigung der Geschlechterdimension in allen Politikbereichen und Finanzprogrammen der EU. Und nach einem abteilungsübergreifenden Grundsatz, der „ein erhöhtes Diskriminierungsrisiko anerkennt, wenn geschlechtsspezifische Merkmale mit anderen persönlichen Merkmalen wie Alter, ethnische Herkunft, Religion, Behinderung oder sexuelle Orientierung zusammentreffen“.

Daran erinnerte Hristina Petkova, Operations Coordinator für  Gleichstellung der GD EAC der Europäischen Kommission. Ihr Beitrag leitete die Webkonferenz von EPALE „Gleichstellung von Frauen und Männern und Berufsbildung in Europa: Herausforderungen, Hindernisse und Chancen“ ein die am 21. September 2023 stattfand.

Weitere Informationen zur EU-Strategie für die Gleichstellung von Männern und Frauen: 

https://education.ec.europa.eu/news/gender-equality-WG-issue-paper

EU support to strengthen gender equality in STEM - Publications Office of the EU (europa.eu)

Stand der Dinge in Europa und Frankreich

In Europa fällt die Bildung in den Zuständigkeitsbereich der Staaten, kann aber auf Gemeinschaftsebene Gegenstand von Kooperationspolitiken sein, insbesondere durch das Programm Erasmus+, in das die europäischen Universitäten eingebunden sind. Das Ziel der EU bestehe darin, „die Geschlechtertrennung bei der Studien- und Berufswahl zu bekämpfen, die immer noch sehr geschlechtsspezifisch ist“, führte die Koordinatorin weiter aus. „Es ist entscheidend, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern schon zu Beginn der Schulbildung integriert wird “, so Hristina Petkova.

In Frankreich "bestehen keine extremen Unterschiede zwischen Männern und Frauen, was den Zugang zur Ausbildung angeht, da 75 % der Frauen und 65 % der Männer über eine Ausbildung verfügen“, erklärte Haude Rivoal, Soziologin bei France compétences. Sie forderte dazu auf, sich mit einem kleineren Maßstab zu beschäftigen, an dem die Unterschiede deutlich werden. So haben nur „9 % der Arbeiterinnen eine Ausbildung, während es bei den Männern 36 % sind“. Die Soziologin nennt als Hindernisse „die geschlechtsspezifische Erziehung und Schullaufbahnberatung, die Verinnerlichung von Stereotypen, individuelle Laufbahnen, die von Geschlechtereffekten geprägt sind, usw.“ Sie weist außerdem darauf hin, dass „die Liberalisierung des persönlichen Ausbildungskontos (CPF) die Zugangsquote von Frauen zur Ausbildung erhöht hat.“ Denn die Berufsausbildung stelle eine Strategie zur Überwindung von geschlechtsspezifischen Barrieren dar, und , zwei Drittel der Personen, die eine Kompetenzbilanz erstellen lassen, seien Frauen.

Frauen und IT-Berufe

In den sogenannten STEM-Fächern und -Berufen (Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik) sind nur ein Drittel der Studierenden Frauen. Im digitalen Bereich ist die Kluft mit nur 17 % Frauen noch größer, erklärte Claudine Schmuck, Geschäftsführerin von Global Contact. Sie sieht darin ein Spiegelbild des Gewichts von Stereotypen, die eine bedeutende Rolle bei der Berufswahl spielten, und führt als weiteren Grund den „ausgeprägten Sexismus in diesen Berufen“ an. Claudine Schmuck berichtete, dass eine Studie der Konferenz der französischen Ingenieurschulen ergeben hat, dass „mehr als 40 % der jungen Frauen, die heute an Ingenieurschulen studieren, entweder von Lehrern oder Eltern von ihrer Studienwahl abgeraten wurde“. Um diesen Trend umzukehren, führt Global Contact eine Kampagne an Sekundarschulen durch, die eine Ausstellung beinhaltet und die Lehrer einbezieht, deren Aufgabe es ist, Mädchen ein positives Bild dieser Berufe zu vermitteln.

Eine weitere Initiative ist die von Solène Moutier, die beim EIT Raw Materials für das EU-Projekt Girls go circular verantwortlich ist, das vor drei Jahren gestartete Programm richtet sich an Mädchen zwischen 14 und 19 Jahren und strebt an, die Beteiligung im den Wissenschafts- und Technologiesektor zu stärken. Das Prinzip: eine Kontextualisierung dieser Berufe, indem Schülern und Schülerinnen der Sekundarstufe konkrete Projekte anvertraut werden, wie z. B. eine Unternehmerin, die Schokoriegel vertreibt und keine Plastikverpackungen mehr verwenden will. „Für uns ist es wichtig, Jungs in diese Gleichstellungsarbeit einzubeziehen“, bezeugt sie. „Das ermöglicht eine Diskussion in der Klasse, bringt Schlüsselzahlen und zeigt, dass Mädchen das Interesse an der Wissenschaft verlieren, weil sie sich nicht vorstellen können, einen wissenschaftlichen Beruf zu ergreifen. “

Im Rahmen des Erasmus+-Projekts „Becoming a woman coder“ traf Virginie Rosa-Arsène, während des Projekts Beauftragte für Gleichstellung/Diversität bei Hauts de Garonne Developpement, zehn Frauen aus verschiedenen Berufen, die zu Webentwicklerinnen umgeschult wurden; insgesamt werden auf diese Weise 40 Frauen auf europäischer Ebene interviewt. Diese Interviews dienten der Zusammenstellung „einer Online-Lernplattform für Eingliederungsfachkräfte, die sich weiterbilden, um Frauen auf dem Weg zur Webentwicklung zu begleiten“. Eine Aufgabe, die umso wichtiger ist, da „Frauen aus den insgesamt 87 Berufsfamilien  nur Berufe aus 10 Familien ergreifen“ und „bei den Programmierern nur 6 % Frauen sind“. Virginie Rosa-Arsène hat aufgrund der Aussagen in diesem Projekt selbst eine Umschulung zu einem Digitalberuf durchgeführt.

Frauen als Unternehmerinnen

Um die Herausforderungen der Gleichstellung von Frauen und Männern im Unternehmertum zu veranschaulichen, wo die Kluft ebenso eklatant ist, zeichnet Benjamin Roger, Leiter der Staatlichen Beobachtungsstelle für Sozial- und Solidarwirtschaft in Frankreich, ein Bild dieses Sektors. In ESS sind "zwei Drittel der Beschäftigten Frauen" - ein Anteil, der bei den Führungskräften auf 13 % sinkt. Ähnliches Phänomen in den Führungsgremien, wo "der Anteil der Frauen mit zunehmender Bedeutung der Organisationen abnimmt", mit durchschnittlich 45% weiblichen Verwaltungsratsmitgliedern und 37% weiblichen Vorsitzenden. Im Sektor Solidar- und Sozialwirtschaft beträgt das Lohngefälle 13 % zu Ungunsten der Frauen. Der Verband ESS France (Chambre Française de l'Economie Sociale et Solidaire) wird ein 2023 ausgewähltes Erasmus+ Projekt durchführen, um „die Frage der Geschlechterparität auf der Führungsebene von Verbänden voranzutreiben“. Benjamin Roger listete mögliche Anreize für Unternehmen auf, wie „die Anrechnung von Boni bei Ausschreibungen für Unternehmen mit besonderer Berücksichtigung der Geschlechtergleichstellung“, „die Sensibilisierung für Geschlechtermischung in Berufen“ oder auch Maßnahmen zur „paritätischen Mitbestimmung“ oder „horizontaleren Führung“.

Hélène Larrouturou, Geschäftsführerin von Mewem Frankreich, setzt ihrerseits auf „weibliches Mentoring, um Frauen zu ermutigen, in der Musikbranche unternehmerisch tätig zu werden“. „Weniger als 14% Frauen leiten Musikverlage und weniger als 10 % sind in leitender Position in der Musik- und Kreativbranche tätig“, was auf „mangelnden Zugang zu Netzwerken, fehlende Vorbilder und schwierigen Zugang zu Finanzmitteln“ zurückzuführen ist. Um Frauen zum Unternehmertum zu ermutigen, kombiniert ihr Projekt Ausbildung und Mentoring, indem sie „eine erfahrene Fachkraft aus der Industrie und eine junge Trägerin eines unternehmerischen Projekts mehrere Monate lang gemeinsam an bestimmten Projekten arbeiten lässt“. Ergebnis: „ein unglaublicher Karrierebeschleuniger“, der „die Branche wieder ins Gleichgewicht bringt“ und „konkret die Hemmnisse angeht“, auf die Frauen stoßen.

Jüngstes Beispiel ist Serge Fourloubey, Leiter der Abteilung für Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen bei der Landwirtschaftskammer Dordogne, mit einem Erasmus+ Projekt zur Ausbildung von Frauen zu Unternehmerinnen in der Landwirtschaft. Er betonte, dass 40 % der Landwirtschaftsbetriebe in der Dordogne von Frauen gegründet wurden, insbesondere „kleine Viehzuchtbetriebe, zum Anbau von Beerenobst und zum Gemüseanbau“. Mit seinen Partnern führte er eine Umfrage in vier Ländern durch, um die Kompetenzen zu bewerten, die Frauen fehlen, wie „Kenntnisse gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)“ und Gütesiegel, „Direktverkauf, Urlaub auf dem Bauernhof, die Fähigkeit, ihren neuen Beruf zu kommunizieren, oder auch die Führung eines Unternehmens“. Auf dieser Grundlage entwickelten die Partner ein Bildungsprogramm, das auf die Zielgruppe in jedem Land zugeschnitten war. In der Dordogne wurden auf diese Weise 24 Frauen mit Plänen für einen eigenen Betrieb geschult.

Schlussfolgerung: Die Chancen bei Erasmus+ für die Gleichstellung von Frauen und Männern

Nelly Fesseau, Direktorin der Agentur Erasmus+ / Allgemeineund berufliche Bildung, betont, dass 64 % der Manager der Erasmus+ Agentur Frauen sind. „Frauen sind auf europäischer Ebene an den Universitäten in der Mehrheit, sind aber in den am höchsten bezahlten Jobs unterrepräsentiert und in niedrig bezahlten Jobs überrepräsentiert“, betonte  sie. „Inklusion und Gleichstellung sind Querschnittsthemen des Erasmus+ Programms“, argumentierte sie, ein Schwerpunkt liege auf der Beteiligung von Frauen in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Ingenieurwesen. Tatsächlich „machen Frauen nur ein Fünftel der Absolventen in der Informationstechnologie und etwas mehr in der künstlichen Intelligenz aus“.

Abschließend erinnerte Nelly Fesseau daran, dass das Erasmus+-Budget für Mobilitätsprogramme in der Erwachsenenbildung zur Beobachtung anderer Praktiken in einem europäischen Land bis 2024 noch einmal um 34 % erhhöht wird. Dieser Sektor richtet sich an Akteure der Sozial- und Solidarwirtschaft und des Vereinswesens. Diese Akteure werden zur Beteiligung ermutigt!

Aufnahme der Webkonferenz vom 21. September ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=u39rzOT9Hj4

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Kommentar

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Roseline Le Squère
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Mo., 02.10.2023 - 10:00

À venir prochainement, sur les thèmes :

Gender-Neutral / Fair / Inclusive / Nonbinary / Non-sexist languages and their dis/contents

Une conférence se tiendra les 16 et 17 octobre à Paris (University of Chicago Center in Paris, 13°). La langue de travail sera l'anglais.

Le programme :

OCTOBER, 16

Welcome and opening remarks 09:30-09:45

Session 1 : Activism09:45 -11:15

        Mariel M. Acosta Matos (CUNY): “¿Por qué los anarquistas usan la X?”: Anarchists’ Prefigurative Politics and Discourses on Inclusive Language

        Maria Bakaliou & Angeliki Alvanoudi (Aristotle University of Thessaloniki): Attitudes towards nonbinary language reforms in a Greek feminist activist group

        Ernesto Cuba (CUNY): New’ morphemes and gendered identities in tension: Fragmentations and divergences in metadiscourses for gender-inclusive language in the Peruvian activist scene

        Keynote Lecture : Rodrigo Borba1 1:30-12:30

Session 2 : Guidelines14:00-15:30

        Pauline Dupret (Université Catholique de Louvain): Mere Formal change, Necessary Evil or Leap Forward? About the Political Significance of Institutional Inclusive Writing Guidelines.

        Daniel Elmiger (University of Geneva): Guidelines for non-sexist / inclusive language: An evolving genre

        Aline Siegenthaler (University of Geneva): A quantitative and qualitative analysis of the suggested inclusive language forms in recent guides for gender-inclusive language

Session 3 : Law & Politics16:00-17:30

        Elena Mascarenhas (University of Paris 1 Panthéon Sorbonne) : Inclusive language in Francophone law : uses and legislation.

        Benjamin Moron-Puech, (Lumière Lyon 2 university): Litigation in the field of gendered language. How do judge perceive gender inclusive language?

        Bianca Alencar Vellasco, (Universidade Federal de Goiás): Gender-neutral Language, Moral Panic, and Verbal Hygienism: Political and Metadiscursive Disputes in Brazil.

OCTOBER, 17

Session 4 : Visibility Strategies09:30 -11:00

        Farida Soliman (Queen Mary University of London): Navigating gender-inclusive language in Arabic: strategies and challenges for nonbinary Egyptians

        Zuzann Jusińska (University of Warsaw): Expressing non-binary identities via grammatical gender?

        Claudia Crespo del Rio (Pontificia Universidad Católica del Perú): Teachers discourses on inclusive language: how are gender issues addressed in the Peruvian educational context?

        Presentation of the CaFé Project1 1:30-12:30

Session 5 : Transnational & Multilingual Dynamics14:00-15:30

        Martin Stegu (Vienna University of Economics and Business): What multilinguals can tell us about (their use) of gender-fair language

        Berit Johannsen (Universität Greifswald): Transnational/Translingual metalinguistic discourse on the use of trans

        Maureen O. Gallagher (Australian National University); Whose Language? Navigating and Negotiating Gender-Neutrality in the German Language in Germany, North America, and Australia

Session 6 : Critics of Institutionalisation16:00-17:30

        Brian King (Hong Kong University): Coercing in, coercing out: Metadiscourse on the pitfalls of ‘inclusive language’ for intersex people’s self-determination

        Ier Vermeulen & Nina Friedman (Utrecht University): On the Mainstreaming of Gender Neutral and Inclusion Based Languages in the United States and Europe: A Transgender Melting Point

        Jennifer Kaplan (University of California, Berkeley); Writing between the lines of ‘wokisme’ and ‘fascisme’ : ‘L’écriture inclusive’ as a rhetorical device in the French Press

 

 

 

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