European Commission logo
Anmelden Ein Konto erstellen
Mehrere Wörter mit Komma trennen

EPALE - Elektronische Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

Blog

Geistige Behinderung – einige grundlegende Informationen

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit der Fundacja Kultury Bez Barier (zu Deutsch: Stiftung für eine barrierefreie Kultur) erstellt.

Der Originalbeitrag wurde ursprünglich von Aleksandra Szorc auf Polnisch veröffentlicht.

Lesedauer: ca. 5 Minuten  liken, teilen, kommentieren!

Autorin: Anna Turkosz


In der Vergangenheit wurden zur Beschreibung geistiger Behinderungen Begriffe wie „Schwachsinn“, „Idiotie“, „Debilität“ oder „geistige Retardierung“ verwendet (Boblińska, Pietras, Gałecki 2012)*. Auch in der heutigen Gesellschaft kann es immer noch vorkommen, dass Menschen mit geistiger Behinderung mit eher negativen Begriffen bezeichnet werden. Zumeist stößt man auf den Begriff „Behinderte(r)“. Die Verwendung dieser veralteten Formen ist auf das fehlende Bewusstsein zurückzuführen, dass diese Begriffe stigmatisierend wirken oder wirken können. 

Der derzeit verwendete Begriff „Menschen mit geistiger Behinderung“ ist ein sicherer, neutraler Begriff. Er ruft keinerlei negative Konnotationen hervor, und was noch wichtiger ist – er stigmatisiert nicht.

grafika kobiety z głową z puzzli

Foto: shutterstock

Der Begriff „geistige Behinderung“ ist in Lehrbüchern und Klassifikationen festgeschrieben und wurde von Schulen, Organisationen, Verbänden, Institutionen und medizinischen Einrichtungen weitgehend übernommen.

Geistige Behinderung wird in verschiedenen Kontexten betrachtet:

  • im medizinischen Kontext als biologischer Defekt,
  • im pädagogischen Kontext als Lernschwierigkeit,
  • im psychologischen Kontext als eine Abweichung oder Störung im Entwicklungsprozess,
  • im soziologischen Kontext als soziales Faktum und kulturelle Tatsache.
     

Geistige Behinderung wird im Allgemeinen als ein Zustand definiert, der in der Kindheit auftritt und eine Vielzahl von Ursachen haben kann (Pedagogika Specjalna – Lehrer:innenportal 2023).

Die Diagnose einer geistigen Behinderung wird gestellt, wenn drei Bedingungen erfüllt sind:

  1. Die intellektuellen Leistungen der Person liegen deutlich unter dem Durchschnitt. Der Intelligenzquotient liegt unter 70 Punkten auf der Wechsler-Skala.
  2. Im Hinblick auf das Funktionsniveau weist die Person Defizite in mindestens zwei Bereichen auf (z. B. in den Bereichen Kommunikation, soziale und zwischenmenschliche Fähigkeiten, Selbstbestimmung usw.).
  3. Die Entwicklungsanomalien traten erstmals vor dem 18. Lebensjahr auf.
     

Bei der diagnostischen Klassifizierung werden vier Grade der geistigen Behinderung unterschieden: leicht, mittelschwer, schwer und schwerst (Bobińska, Pietras, Gałecki 2012).

Der Grad der Behinderung einer Person hängt damit zusammen, wie sie in der Gesellschaft funktioniert. Klar ist: Je unabhängiger und selbständiger eine Person ist, desto besser funktioniert sie. Bei Menschen mit einer leichten geistigen Behinderung ist die Behinderung nicht eindeutig sichtbar. Manchmal ist sie nicht auf den ersten Blick erkennbar, sondern wird erst bei der Kontaktaufnahme mit dieser Person oder bei den von ihr ausgeübten Tätigkeiten deutlich. Was die anderen Grade der geistigen Behinderung anbelangt, so ist die Behinderung sofort sichtbar. Vor allem bei Erkrankungen wie dem Down-Syndrom, bei dem die Behinderung durch die charakteristischen schrägen Augen, den kurzen Nasenrücken und die kleinen und tief angesetzten Ohren leicht erkennbar ist.

Etwa 85 % der Menschen mit geistiger Behinderung weisen eine Behinderung leichten Grades auf. Diese Personen entwickeln sich in einigen Bereichen langsamer als Menschen ohne Behinderung. Sie sind in der Lage, wichtige Lebenskompetenzen (wie Lesen, Rechnen und soziale Fertigkeiten) zu erwerben und Bildungserfolge zu erzielen. Dadurch ist es ihnen möglich, selbständig im Alltag zurechtzukommen. 

Die Diagnose einer mittelschweren Behinderung wird bei etwa 10 % der Betroffenen gestellt. Diese benötigen bereits Unterstützung, um zu funktionieren. Sie verfügen über gute Kommunikationsfähigkeiten, doch die Kommunikation kann nicht auf komplexen Ebenen stattfinden. Mit einfachen Unterstützungsmaßnahmen können diese Menschen für sich selbst sorgen und ein unabhängiges Leben führen. In manchen Fällen ist es ratsam, betreutes Wohnen oder die Unterstützung einer persönlichen Assistenz in Anspruch zu nehmen.

Menschen mit einer schweren Behinderung machen 3-4 % der Gruppe der Betroffenen aus. Sie kommunizieren auf einem sehr einfachen Niveau. Sie sind nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen, und sie benötigen Unterstützung im Alltag. Die meisten von ihnen führen kein selbständiges Leben.

Etwa 1 bis 2 % der Betroffenen sind Menschen mit schwerster geistiger Behinderung. Sie haben nur sehr begrenzte Kommunikationsmöglichkeiten. Sie benötigen Pflege in besonderem Maß, Unterstützung rund um die Uhr und sind im Alltag vollkommen auf andere angewiesen (Abramowska, 2022).

Die allgemeinen Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung sind fast dieselben wie die von Menschen ohne Behinderung. Dazu gehören das Grundbedürfnis nach Sicherheit, das Bedürfnis nach Freiheit und das Bedürfnis nach gesellschaftlicher Teilhabe. Des Weiteren ergeben sich aus ihren Bedürfnissen auch Rechte, denen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte, darunter das Recht auf Selbstbestimmung oder Autonomie. Menschen mit geistiger Behinderung sind besonders anfällig für Ausgrenzung, Gewalt sowie Diskriminierung und ihre Bedürfnisse werden oft missachtet. Der Schutz ihrer Rechte und Bedürfnisse wird durch das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen gewährleistet (Głąb, 2022). In Polen wird dieser Schutz durch die Verfassung und die Gesetze für Menschen mit Behinderung garantiert.


Sie arbeiten mit Menschen, die von digitaler Ausgrenzung bedroht sind? Sie setzen sich für soziale Eingliederung oder die Teilhabe von Menschen mit Behinderung ein? Sie sind in der Bildung von Migrant:innen und Geflüchteten tätig?

Sie sind auf der Suche nach bewährten Verfahren und Instrumenten, die Sie bei Ihrer Arbeit in Justizvollzugsanstalten oder Pflegeheimen einsetzen können?

Hier haben wir alle auf EPALE verfügbaren Artikel zu diesem Thema für Sie zusammengestellt! 


Siehe auch:

Best Practices im Museum – Beispiele für Workshops und Aktivitäten für Menschen mit geistiger Behinderung

Barrierefrei über Barrierefreiheit sprechen  

All die kleinen Dinge – über die Barrierefreiheit im Werkstattraum 

Der barrierefreie Workshop beginnt lange bevor Sie den Raum betreten!

Was sollte man über Menschen im Autismus-Spektrum wissen, um keine Stereotypen zu bedienen?


*Beim Verfassen dieses Artikels hat die Autorin Fachliteratur, themenbezogene Websites und Zeitschriftenartikel verwendet.

Quellen:
Abramowska Barbara Ewa (Hrsg.). 2022. „BYOD jako metoda edukacyjna 
dla dorosłych osób z niepełnosprawnością intelektualną”. Warschau: PSONI.
Bobińska Kinga, Pietras Tadeusz, Gałecki Piotr (Hrsg.). 2012. „Niepełnosprawność intelektualna – etiopatogeneza, epidemiologia, diagnoza, terapia”. Breslau: Continuo Verlag.
Gałecki Piotr, Pilecki Maciej, Rymaszewska Joanna, Szulc Agata, Sidorowicz Sławomir, Wciórka Jacek (Hrsg.). 2018. „Kryteria diagnostyczne zaburzeń psychicznych”. Breslau: Edra Urban & Partner.
Głąb Zbigniew. 2022. „Niezależne życie osób z niepełnosprawnością intelektualną 
w świecie VUCA – między Konwencją a praktyką”. [In:] Mikołajczyk-Lerman Grażyna, Sztobryn-Giercuszkiewicz Joanna (Hrsg.), „Życie z niepełnosprawnością w świecie VUCA”. Łódź: WUŁ.
Online-Quellen:
Pedagogika Specjalna – Lehrer:innenportal. 2023. „Niepełnosprawność intelektualna. Definicje. Koncepcje.”.
https://pedagogika-specjalna.edu.pl/oligofrenopedagogika/niepelnosprawn.. Letzter Zugriff am 24.03.2024.

Likeme (0)
Schlagwörter

Kommentar

Dorosłe osoby z niepełnosprawnościa intelektualną narażone są na jeszcze jedno ryzyko: brak pozwolenia na bycie dorosłym i przeżywania dorosłości. Tematy związane z relacjami, seksualnością,  możliwą i dostosowaną niezależnością finansową i związanym z tym problemem z zatrudnieniem. To ryzyko ujawnia się w języku i w oczekiwaniach społecznych. Pracując w szkole specjalnej widzę jak wielkim wyzwaniem jest adolescencja, nie tylko dla samych uczniów, ale także dla ich rodziców i opiekunów.

Likeme (0)