Die „Initiative Digitale Bildung“: Schub oder Schranke für das Lernen Erwachsener


Lesezeit ca. 14 Minuten - Lesen, liken, kommentieren!
![]() |
Bildnachweis: Gerd Altmann/Pixabay.com |
Am 22. Februar 2021 wurde die „Initiative Digitale Bildung“ vorgestellt. Dass bei der Gestaltung und Entwicklung digitaler Bildung noch viel Luft nach oben ist, hat die Pandemie gezeigt und daher möchte die Initiative der digitalen Bildung einen Schub geben. Dafür sollen eine nationale Bildungsplattform und ein digitaler Bildungsraum als „offene Gesamtarchitektur für digitales Lernen“ entstehen, so Bundesbildungsministerin Anja Karliczek 1.
Die nationale Bildungsplattform soll sicheren Zugang zu einem digitalen Bildungsraum schaffen, der vielfältige Lernangebote enthält 2. Vieles blieb unklar doch zusammengefasst sollen Plattform und Bildungsraum:
- bestehende und neue Lernplattformen und -Angebote beinhalten
- Lernenden einen zentralen Zugang zu diesen Angeboten und Plattformen verschaffen
- Lernenden individuelle Lernpfade aufzeigen
- Bildungsmaterialen verfügbar machen
- Zeugnisse zentral speichern
- Vernetzungsmöglichkeit bieten
- Qualität von Lernangeboten sichern durch Gütesiegel und Standardisierungen
- Datensicherheit für alle Bildungsbereiche regeln
.
Digitale Bildung: die Erwachsenenbildung ist mitgemeint
Ministerin Karliczek sprach gleich zu Beginn vom „Lernen in allen Bildungsphasen“ und auch Bundeskanzlerin Merkel, Schirmherrin der Initiative, stellte klar, „dass digitale Bildung nicht nur für Schule, nicht nur für Universitäten ist, sondern dass wir auch Menschen aller Altersgruppen ansprechen wollen.“ Erwachsenenbildung ist also explizit mitgemeint und das ist sehr erfreulich, denn sie ist nicht immer Teil von Bildungsdiskussionen. Aber wurde das Lernen Erwachsener auch mitgedacht?
.
Erwachsenenbildung ist mehr niederschwellige Angebote und berufliche Weiterbildung
Leider reduzierte die Veranstaltung das Lernen Erwachsener auf niederschwellige Angebote, wie die App des Deutschen Volkshochschulverbandes ‚Stadt | Land | Datenfluss‘, und auf berufliche – formale, institutionelle – Weiterbildung. Einzig das Projekt ‚KI-Campus‘ scheint das Ziel zu verfolgen, non-formales und formales Lernen miteinander zu verbinden und so den Ist-Stand von Bildung für Erwachsene zu spiegeln.
Unterschiedlichste Bildungsträger und Lernangebote
Exemplarisch für die Erwachsenenbildung war Julia von Westerholt, Direktorin des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV), zur Expert*innen-Runde eingeladen. Dass Frau von Westerholt ausschließlich von Volkshochschulen sprach und Erwachsenenbildung so auf das VHS Label reduziert wurde, mag man schade finden. Doch es ist auch Aufgabe einer Verbandsdirektorin für die Verbandsmitglieder zu sprechen. Aber man hätte erwarten können, dass wenigstens Bildungsministerin Karliczek den Facettenreichtum dieses Bildungsbereichs im Blick behielt. Leider wurden weder andere non-kommerzielle noch kommerzielle Träger erwähnt, Stiftungen, kirchliche Träger, Vereine, Gewerkschaften, Kultureinrichtungen, Träger der sozialen Arbeit, Berufsverbände etc. sind offensichtlich als aktiver Teil der Bildungslandschaft im Bundesministerium für Bildung und Forschung völlig unbekannt. Das zeigt, wie schmerzlich ein Erwachsenenbildungsverband in Deutschland vermisst wird, der diesen vielfältigen Sektor repräsentiert. Ebenfalls völlig unberücksichtigt blieb die unternehmensinterne Bildung, die zumindest in Teilen als Treiber digitaler Bildung angesehen werden kann, wie die Corporate Learning Community zeigt.
Diese Angebotsvielfalt ist sinnvoll, denn sie wird unterschiedlichsten Lernanlässen und Lernwünschen gerecht.
Vielgestaltigkeit der Lernwege und Lernwünsche
Ein kirchlicher Träger wird ein Thema wie „Ethik im digitalen Raum“ wahrscheinlich anders angehen und andere Schwerpunkte setzen als das Bildungszentrum einer Gewerkschaft, welches ein Seminar zum gleichen Thema veranstaltet. Diese Spannbreite kommt individuellen Lernwünschen entgegen und eröffnet dadurch individuelle Lernwege – egal ob analog oder digital.
Eine Ehrenamtlerin, die die Social Media Präsenzen eines Vereins betreut, mag offene Lernangebote speziell für das Ehrenamt wahrnehmen, vielleicht bucht sie ein mehrtägigen Social Media Kurs, vielleicht vertieft sie ihr Wissen mit einem Zertifikatslehrgang ‚Social Media Manager‘ und leitet damit eine berufliche Umorientierungsphase ein. Oder sie findet Hilfe und Anregungen im Austausch mit anderen in sozialen Netzwerken (Facebook-Gruppen, Twitter-Hashtags etc.).
Dies ist nur ein Beispiel für das, was Erwachsenenbildung - wie das Lernen Erwachsener - heute ist. Die fiktive Ehrenamtlerin zeigt, dass berufliche und allgemeine Weiterbildungen schon jetzt schwer trennbar sind. Und non-formales und informelles Lernen eröffnen oft den Zugang zur formalen Weiterbildung. Sollte die nationale Bildungsplattform und der Bildungsraum nicht dieser Veränderung des Lernens Rechnung tragen? Und ist das möglich mit all den angedachten Standards, dem Gütesiegel etc.? Kann das digitaler Erwachsenenbildung einen Schub geben?
.
Digitale Bildung ist kein Selbstzweck: Grundlegender Wandel des Lernens Erwachsener durch die digitale Transformation
Die womöglich wichtigste Frage der Veranstaltung kam von Katharina Schüller, Geschäftsführerin und Gründerin von STAT-UP: „Was verstehen wir eigentlich unter digitaler Bildung. Häufig habe ich den Eindruck, da geht es um digitale Bildungsinfrastruktur, Lernen mit digitalen Tools oder es geht um Lernen über Digitalisierung.“ Hier legte Frau Schüller den Finger in die Wunde, denn digitale Bildung ist nicht Digitalisierung der Bildung. Digitalisierung bedeutet nur, ein analoges Produkt oder Angebot in eine digitale Form zu bringen. Die Bundeskanzlerin beschrieb es so: „Wir dürfen nicht denken, dass es eine eins-zu-eins Transformation des Bisherigen auf das PDF-File ist.“ Vergleichbares wurde im Laufe der Veranstaltung von nahezu allen Beteiligten immer wieder betont.
![]() |
Bildnachweis: Gerd Altmann/Pixabay.com |
Die Bedeutung von digitaler Bildung kann nur im Zusammenhang mit digitaler Transformation gesehen werden. Die digitale Transformation ist ein Veränderungsprozess, an dessen Anfang wir stehen. Er wird unsere Lebenswelt grundlegend verändern: Nicht nur werden Berufe und Arbeitsabläufe entstehen, die wir uns heute noch nicht vorstellen können, auch unser privates Leben (wie wir kommunizieren, einkaufen, mobil sind …) wird sich zunehmend verändern. Und selbstverständlich wirkt sich das auch massiv auf (Erwachsenen-) Bildung aus: Wie wir lernen, was wir lernen, von wem wir lernen und mit wem wir lernen; all das wird nicht so bleiben wie es ist. Durch den digitalen Wandel werden sich Lebensläufe und damit auch Lernbiografien erheblich ändern. Sie werden vielfältiger oder, wenn man es negativ formulieren möchte, unsteter. Dadurch wird Lernen anders werden: non-formales und vor allem informelles und vernetztes Lernen in digitalen Räumen gewinnt an Bedeutung.
Und diesem Wandel muss digitale Bildung gerecht werden. Das kann gelingen, wenn sie das veränderte Lernen ins Zentrum ihres Handelns stellt und sich dadurch transformiert. Das gilt auch für die Erwachsenenbildung: Sie kann die kommenden Veränderungen des Lebens begleiten, wenn sie dynamischer wird, ihre Strukturen ändert aber ihre Vielfalt behält.
.
Neue „Initiative Digitale Bildung“ in Deutschland – Digitaloffensive mit Kanzlerin-Support | von Peter Brandt
N-EPALE? S-MILLA? Hyp-OER? | von Heike Kölln-Prisner
.
Der Bildungsraum ist von formaler Bildung aus gedacht – nicht vom sich ändernden Leben und Lernen
Ein fehlender konzeptioneller Bestandteil der Initiative ist meines Erachtens: das sich verändernde individuelle Leben und Lernen im Laufe der Transformation. Der Bildungsraum scheint in erster Linie von der formalen Bildung her gedacht, denn beispielsweise sollen Bildungsangebote an die Standards „der beruflichen und akademischen Bildung angepasst“ werden 3. Dass vernetztes Lernen ein Kern des Lernwandelns ist und dass Bildung neu gedacht werden sollte, wurde von Prof. Dr. Michael Kerres 4 und Prof. Dr. Ada Pellert 5 angesprochen. Aber auch bei diesen wertvollen Inputs waren die Anknüpfungspunkte formale Lernsetting in Schule und Universität.
Ebenfalls vermisst habe ich die Verbindung des Bildungsraumes mit schon vorhandenen Entwicklungen des digitalen Raums und den Antworten, die in der europäischen Erwachsenenbildung schon jetzt auf den Lernwandel gegeben werden. Aber der Reihe nach.
.
Aktenschrank, Gütesiegel und Standards als Antwort die Herausforderungen des digitalen Wandels?
Ich möchte hier nur die Aspekte des Bildungsraums ansprechen, bei denen mit scheint, dass Chancen vergeben werden, weil Vorhandenes übersehen und Veränderungen nicht mitgedacht wurden.
Digitaler Aktenschrank (Wallet App) für Zeugnisse und Zertifikate, der Bürger*innen lebenslang begleitet
Ein Ort, an dem alle Lernleistungen gespeichert werden können, ist durchaus sinnvoll: Einerseits, weil es motivierend sein kann zu sehen, was man alles schon geleistet hat. Andererseits weil es die Voraussetzung für die Anerkennung non-formaler und informeller Lernleistungen ist. In Portugal nutzen beispielsweise „Qualifica centres“ solche zentralen Dokumentationen für den Validierungs- und Anerkennungsprozess 6. Zwar wendet sich das dortige Angebot eher an Geringqualifizierte, jedoch kann es Vorbild für jede Art von Lernen abseits traditioneller Pfade sein. Veränderte Bildungsbiografien werden so sichtbar gemacht und, eingebunden in ein Validierungskonzept, können solche Lernleistungsspeicher differenzierte Lernwege eröffnen. Allerdings darf der digitale Aktenschrank dafür nicht auf Zeugnisse und Zertifikate reduziert werden. Da es keine Hinweise auf ein Einbinden von non-formalen, informellen und in kleinen Einheiten erworbene Lernleistungen gab, scheint hier eine Chance vergeben zu werden.
Zudem spiegelt gerade das Lernen in kleinen Einheiten veränderte Gewohnheiten: Lernen auf dem Weg zur Arbeit, beim Warten auf die S-Bahn … sind erste Auswirkungen einer Transformation unseres Lern-Lebens. Dies im Bildungsraum unberücksichtigt zu lassen, lässt Zweifel an seiner Zukunftsorientierung aufkommen.
Ein Gütesiegel für Bildungsangebote
Auf ein Gütesiegel wurde im Verlauf der Diskussion mehrmals hingewiesen. Dabei blieb völlig offen, nach welchen Kriterien sich die Güte bemisst, wer das Siegel vergibt und ob es für Bildungsträger, -Plattformen oder für einzelne Lernangebote vergeben wird. Allein das offen zu lassen ist schon fragwürdig.
Beliebig wird dieses Siegel wohl nicht vergeben werden. Es wird zusätzlichen Aufwand verursachen, es zu bekommen, schlimmstenfalls wird es eine Art neuer Zertifizierungsprozess. Die große Frage ist: Wer kann diesen Aufwand leisten? Große Bildungsträger oder Verbände, die gütebesiegelte Angebote ihren Mitgliedern zu Verfügung stellen, mögen das leisten können. Aber wird beispielsweise eine kleine Volkshochschule für ein spezifisch regionales Angebot ein Gütesiegel beantragen? Oder wird ein kommerzieller Bildungsanbieter, der schnell auf neue Bedarfe reagieren möchte, erst die Bearbeitung des Gütesiegelantragsformulars abwarten, damit sein Angebot Teil des Bildungsraums sein darf? Nein, beides wird wahrscheinlich nicht geschehen. Und so werden viele Bildungsangebote im Bildungsraum fehlen und für Lernende nicht erreichbar sein. Individuelle Lernwege, egal ob beruflich wie privat, werden so eher versperrt als geöffnet. Denn das in der Veranstaltung öfter erwähnte individuelle Lernen bedeutet mitnichten nur, dass Lernende innerhalb eines Lehrplans besser gefördert werden. Es bedeutet auch selbstbestimmt Lernwege zu finden und sie zu gehen.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Bildungsangebote, die dem Grundgesetz widersprechen, gehören in keinen Bildungsraum; eine schlichte Überprüfung daraufhin ist sicher sinnvoll.
Gemeinsame Standards
Dies ist wohl der bedenklichste Teil des Bildungsraums. „Weiterbildungstools werden … an Standards der beruflichen und akademischen Bildung angepasst und plattformübergreifend bereitgestellt“ 7. Macht man formale Bildung zum heiligen Gral des (lebenslangen) Lernens ist das in Ordnung; denkt man von schnellen transformativen Prozessen her ist es katastrophal. Formale Bildungsstandards zu setzen braucht aus guten Gründen Zeit: Eine dreijährige Berufsausbildung, die den Anspruch hat, Grundlagen für ein Berufsleben zu legen, ist nie schnell konzipiert und so zügig die Anpassung von Ausbildungsplänen an Entwicklungen der Berufswelt auch sein mögen: Non-formale Bildung wird – weil die Angebote kürzer sind – immer schneller sein und flexibler auf Wandel reagieren können.
Unerklärt blieb auch, an welche Standards angepasst werden soll. Soll der Online-Kurs „Fotografieren mit der digitalen Spiegelreflexkamera“ an Standards einer Kunsthochschule angepasst werden? Und wenn ja, wie lange braucht die Anpassung und wer passt den Kurs an? Oder passen solche Lernangebote nicht in den nationalen Bildungsraum? Ist das keine Bildung? Hinzu kommt, dass informelle Lernmöglichkeiten sich schlicht nicht anpassen lassen. Mir scheint, hier werden Bildungschancen eher verbaut, statt sie auszuweiten.
Ein Speicherplatz für Bildungsinhalte mit einer Bezahlschranke, hinter der sich weitere Unterrichtsmaterialien verbergen
Auch das kann sinnvoll sein, doch leider vermisste man in diesem Zusammenhang die Open Educational Resources (OER). Auch sie sind kein Selbstzweck, sondern es sind Bildungsmaterialien, die bestehende digitale Möglichkeiten nutzen wie abwandeln (remixen), unkompliziert verwenden und verfügbar machen. Sie auf der nationalen Bildungsplattform zu übersehen bedeutet, digitale Chancen und Entwicklungen zu übersehen (oder schlimmstenfalls sie nicht verstanden zu haben).
Erläuterungen, wer sich alles hinter der Bezahlschranke tummeln darf, fehlten leider auch: alle Verlage, nur Bildungsverlage, nur ausgewählte Anbieter?
.
Was braucht Erwachsenenbildung, damit das digitale Lernen Erwachsener einen Schub bekommt?
Strukturelle Entwicklung
Für Bildungsträger bedeutet digitale Transformation, dass sie sich selbst verändern müssen. Und das geht über die Ergänzung bestehender oder Konzeption neuer Angebote hinaus. Eine neue App ist so zunächst „nur“ eine Angebotsergänzung und hat für sich genommen nicht zwangsläufig mit digitaler Bildung als Teil eines Transformationsprozesses zu tun. Als neues Angebot kann sie Teil eines Veränderungsprozesses sein, wenn ein solcher stattfindet.
Bei dem Transformationsprozess geht es unter anderem um Personal- und Organisationsentwicklung, um Bildungsformate und mediendidaktische Konzepte 8.
Unterstützung bei der internen Ausgestaltung des Veränderungsprozesses wäre eine Hilfe. In der Veranstaltung stellte Thomas Schmidt, Geschäftsführer Helliwood media & education, das Projekt „SchulTransform - Plattform zur digitalen Schultransformation“ vor. Ein vergleichbares Angebot für die Erwachsenenbildung würde man sich von der "Initiative Digitale Bildung" wünschen. Denkbar ist auch ein Pool von Transformationsberater*innen oder spezielle Fortbildungen im Bereich Organisations- und Personalentwicklung, die den diversen Trägertypen gerecht werden.
Mediendidaktik statt Tools und Methoden – für alle Beteiligten
“Digitale Bildung … gibt auch ganz andere Möglichkeiten und sie braucht auch ganz andere pädagogische Angänge“ sagte die Kanzlerin und sprach damit das Thema pädagogische Fortbildungen an. Momentan beschränken sich die meisten Angebote auf Tools und Unterrichtsmethoden im digitalen Raum. Das wird nicht ausreichen, wie es auch nicht ausreichen wird, nur Lehrende mit Mediendidaktik vertraut zu machen. Planende, Organisierende und Lehrende bauchen digitale und mediendidaktische Kompetenzen um digitale Lernprozesse erwachsenengerecht zu gestalten. Auch hier kann man sich Unterstützung für Fortbildungsreihen durch die Initiative vorstellen.
Vernetzung, Kooperation und lebenslanges Lernen
Die Vernetzung aller Akteure auf allen Ebenen des Bildungssystems ist ein Ziel des Bildungsraums. Es kann das positivste und wirksamste Ergebnis der Bildungsinitiative werden: den Wandel gemeinsam und voneinander lernend zu begleiten und mitzugestalten. Frau von Westerholt sprach diesen Aspekt an: „Wir müssen miteinander – Bund, Länder und über alle Ressourcen hinweg - nach Lösungen suchen.“ Dieses Miteinander ist wichtig, sollten jedoch nicht nur auf staatliche Ebenen beschränk sein, sondern auch zum gemeinsamen Handeln von Bildungseinrichtungen führen – auch mit denen, die man momentan noch als Konkurrenten ansieht. Solche Kooperationen sind Bestandteil einer Kultur des lebenslangen Lernens, wie sie das UNESCO Institute for Lifelong (UIL) Learning in seinem Bericht „Embracing a culture of lifelong learning“ beschreibt und fordert.
Mehrmals wurde angesprochen, dass der geplante Bildungsraum lebenslanges Lernen umfassen soll und dass dies eine Perspektive der Bildung insgesamt ist. In Deutschland übernehmen die öffentlichen Bibliotheken aus meiner Sicht die Vorreiterrolle als Zentren des lebenslangen Lernens: Das Medienangebot, welches sich an alle Alters- und Bevölkerungsgruppen richtet, und ihre häufig guten, offenen Medienbildungsangebote spielen dabei eine große Rolle. Doch auch dauerhafte Kooperationen zeichnen die Bibliotheken aus: mit Museen, Theatern, Schulen, Senioreneinrichtungen, Vereinen und Initiativen. Erwähnt wurden diese etablierten Bildungsräume mit keinem Wort, woraus man schließen kann, dass mit lebenslangem Lernen in Deutschland nur lebenslängliche berufliche Bildung gemeint ist. Und das wird weder dem lebenslangen Lernen noch der digitalen Erwachsenenbildung einen Schub geben.
.
![]() |
Bildnachweis: Kingrise/Pixabay.com |
Das Schlimmste befürchten oder das Beste hoffen?
So steht zu befürchten, dass die nationale Plattform und ihr Bildungsraum Orte sein werden, die den Prozess der digitalen Transformation kaum spiegeln oder unterstützen. Und die angestrebte offene Gesamtarchitektur des nationalen Bildungsraumes wird nur offen sein für die formale Bildung und einige wenige Bildungsträger.
Aber das ist mein Eindruck, man kann mit mehr Zuversicht auf die ‚Initiative digitale Bildung‘ blicken, wie es Peter Brandt hier auf EPALE machte. Auch Heike Kölln-Prisner wirft einen differenzierten Blick darauf.
Verweise
1. Zu allen Zitaten siehe die Aufzeichnung der Veranstaltung: https://www.bmbf.de/de/media-video-49021.php??=&ipp=100000&sort=Aktualit%C3%A4t
2. (Begrifflich wurde in der Veranstaltung nicht immer scharf getrennt, daher orientiert sich diese Zusammenfassung an dem Erklärvideo zur https://www.bmbf.de/de/media-video-48925.html )
3. Video Digitaler Bildungsraum des BMBF, 02:21, https://www.bmbf.de/de/media-video-48925.html
4. Professor für Mediendidaktik und Wissensmanagement, Universität Duisburg-Essen, https://learninglab.uni-due.de/users/michael-kerres
5. Rektorin FernUniversität Hagen und Mitglied im Digitalrat der Bundeskanzlerin, https://www.fernuni-hagen.de/universitaet/leitung-gremien-verwaltung/rektorin-pellert-new-learning.shtml
6. Zur Validierung und Anerkennung in Österreich siehe: https://erwachsenenbildung.at/aktuell/nachrichten/13222-wie-das-anerkennen-von-kompetenzen-gelingt.php
7. Video Digitaler Bildungsraum des BMBF, 02:21, https://www.bmbf.de/de/media-video-48925.html
8. Zu den Handlungsebenen der Erwachsenenbildung in der digitalen Transformation siehe: Kerres, Michael and Buntins, Katja, 2020. Erwachsenenbildung in der digitalen Welt: Handlungsebenen der digitalen Transformation. Hessische Blätter für Volksbildung, (3), pp.11–23. DOI: http://doi.org/10.3278/HBV2003W002
Lizensierung
Die „Initiative Digitale Bildung“: Schub oder Schranke für das Lernen Erwachsener von Dörte Stahl ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (link is external). Die verlinkten Werke und das Beitragsfoto stehen unter eigenen Lizenzen. Bitte vor dem Verwenden prüfen.
Über die Autorin
Dörte Stahl ist seit 2001 freiberufliche Trainerin in der Erwachsenenbildung, seit 2019 ist Sie zudem EPALE-Botschafterin. Ihre Angebote haben die Schwerpunkte: Social Media für den Beruf und in Organisationen nutzen sowie Konzeption digitaler Lernszenarien.
Kommentar
Lippenbekenntnis- genau
- Anmelden oder Registrieren, um Kommentare verfassen zu können
Deine Bedenken sind sehr berechtigt