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Nicht wegwerfen – wiederverwenden

Die Wiederverwendung gebrauchter Gegenstände kommt immer mehr in Mode.

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Der Originalbeitrag wurde ursprünglich von Maciej Bielawski auf Polnisch veröffentlicht.


Die Kreislaufwirtschaft ist ein Konzept, durch welches Ressourcen rationell eingesetzt und die negativen Umweltauswirkungen der hergestellten Produkte reduziert werden sollen. Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, den Verbrauch von Rohstoffen und die Entstehung von Abfällen zu minimieren und Treibhausgasemissionen und Energieverbrauch zu reduzieren, indem ein geschlossener Prozesskreislauf geschaffen wird, bei dem Abfälle zu Rohstoffen für weitere Produktionsschritte werden. Dieses Modell basiert darauf, dass Rohstoffe und fertige Produkte möglichst lange im Umlauf bleiben – denn nur so schaffen wir es, weniger natürliche Ressourcen abzubauen, weniger Müll zu produzieren und bereits entstandene Abfälle (darunter auch von Strom und Wärme) für die Produktion wiederzuverwenden. 

Die Kreislaufwirtschaft ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit, denn sie erfordert ein Umdenken in Bezug auf den Umgang mit Rohstoffen und eine neue Herangehensweise an das (Nicht-)Wegwerfen von Gegenständen. Glücklicherweise ändert sich die bestehende Situation allmählich zum Besseren. Bereits mehr als die Hälfte der Pol:innen (52 %) geben an, dass sie in ihrem täglichen Leben das Zero-Waste-Prinzip anwenden, d. h., dass sie überhaupt keine Abfälle erzeugen möchten. 59 % geben an, dass sie ein kaputtes Gerät lieber reparieren als ein neues kaufen würden, 38 % verwenden wiederverwendbare Verpackungen, 32 % vermeiden die Verschwendung von Lebensmitteln und 14 % verschenken gebrauchte Kleidung an Bedürftige. Drei Viertel der Befragten (76 %) versichern, dass sie gerne ein Reparatur-Café in ihrer Nähe nutzen würden, um selbst etwas zu reparieren oder zu optimieren. Diese Haltungen führen uns langsam zu einem Leben nach dem Zero-Waste-Prinzip, d. h:

  • Refuse – nein sagen, z. B. zu Folien- und Einwegverpackungen,
  • Reduce – sich einschränken, nur so viel kaufen, wie man braucht, und minderwertige Waren vermeiden, die schnell kaputt gehen,
  • Reuse – wiederverwenden, was man schon hat: Verpackungen, Gläser, Tüten; nicht wegwerfen – stattdessen lieber spenden oder reparieren,
  • Recycle – Müll trennen und wiederverwerten, Möbel aus Paletten, Kissen aus alten Pullovern selber machen,
  • Kompostieren – abbaubare Produkte verwenden, die in die Umwelt zurückkehren und diese bereichern.
dwie osoby w warsztacie naprawiają coś

Foto von ThisisEngineering auf Unsplash

Reparatur-Cafés – Erfahrungstransfer aus Europa nach Polen

In den meisten Haushalten gibt es verschiedene Gegenstände, die aufgrund eines Defekts, einer Störung oder eines anderen Fehlers nicht länger brauchbar sind. Im Reparatur-Café erhalten diese Gegenstände eine zweite Chance. Die Reparatursuchenden können Werkzeuge, das Wissen und die Unterstützung von Fachleuten völlig kostenlos nutzen und dabei Erfahrungen austauschen oder sich gegenseitig Dinge beibringen. Und das alles in einer freundlichen, entspannten Atmosphäre.
Die Idee der Reparatur-Cafés wurde 2008 in Amsterdam geboren. Initiiert wurden sie von Martine Postma. Martine organisierte das erste Reparatur-Café im Oktober 2009. Schon ein Jahr später wurde die internationale Stiftung Repair Cafés mit dem Ziel gegründet, lokale Gemeinschaften auf der ganzen Welt dabei zu unterstützen, Orte für gemeinsame Reparaturen zu schaffen. Nach der Definition der Stiftung Repair Cafés sind Reparatur-Cafés Treffpunkte, an denen elektrische und mechanische Geräte, Computer, Fahrräder, Kleidung und andere Gegenstände repariert werden können. Diese Treffen werden von Anwohner:innen vor Ort organisiert. Sie finden an einem bestimmten Ort statt, an dem Werkzeuge zur Verfügung stehen und an dem sich (oftmals) Freiwillige zur Unterstützung finden. Die Ziele sind, neben der Verringerung von Abfällen, auch die Weitervermittlung von Fähigkeiten und die soziale Integration. Ein Beispiel für ein Land, in dem sich die Idee der Reparatur-Cafés besonders dynamisch entwickelt, ist Frankreich.
 

Bruz Citoyenneté

In Bruz treffen sich die Mitglieder des Vereins Bruz Citoyenneté, d. h. rund dreißig Freiwillige und Reparaturbegeisterte, abwechselnd in einem Reparatur-Café, um Ratschläge, Know-how und Tipps zur Reparatur von verschiedenen Gegenständen auszutauschen. Im Rahmen dieser Treffen kann man Geräte reparieren (aber nur solche, die man auch selbst tragen kann) und dabei neue Reparaturfähigkeiten erlernen oder sich mit anderen unterhalten. Eine sehr wichtige Regel während der Treffen ist das Wiegen der reparierten Geräte, damit ersichtlich wird, wie viele Kilogramm Müll eingespart wurden. Für die Inanspruchnahme der Dienste des Cafés werden kleine Spenden für den Betrieb des Vereins, aber auch für die Organisation weiterer Reparatur-Cafés bezahlt. 

CoBen 

CoBen ist eine Organisation, die sich auf die Bereiche Klima, Luftqualität, Energie, Mobilität und Verkehr, Abfall und Kreislaufwirtschaft konzentriert. Sie ist Mitglied von France Nature Environnement (FNE), dem französischen Verband der Natur- und Umweltverbände, und Sprecherin einer Bewegung von 3000 Verbänden, die insgesamt 100 Mitgliedsorganisationen in ganz Frankreich angeschlossen sind. CoBen selbst hat mehr als 40 starke Mitgliedsverbände mit über 3000 Mitgliedern. Allein in der Region Bretagne sind mehr als 60 davon registriert. Jeden zweiten Samstag im Monat findet ein Treffen statt, bei dem fachkundige ehrenamtliche Heimwerker:innen und Café-Besucher:innen zusammenkommen, um kaputte oder defekte Gegenstände zu reparieren. 

In Polen wird die Idee, die örtliche Gemeinschaft in das Zero-Waste-Prinzip einzubinden, seit 2019 von der Stiftung Veolia Polska im Rahmen des Programms „NaprawiaMY z Veolią“ (zu Deutsch: Wir reparieren mit Veolia) in die Praxis umgesetzt. In der ersten Ausgabe des Programms, das in Zusammenarbeit mit der Stiftung Ashoka durchgeführt wurde, wurden zehn Reparatur-Cafés in mehreren Städten organisiert. Zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 konnte das Programm nur online stattfinden, doch 2021 wurden bereits vier weitere Cafés eingerichtet. Partner der Initiative war die Akademia Rozwoju Filantropii w Polsce (zu Deutsch: Akademie für die Entwicklung der Philanthropie in Polen). Seit seiner Einführung hat das Programm „NaprawiaMY z Veolią“ zur Einrichtung von Dutzenden Reparatur-Cafés beigetragen. Spitzenreiter in dieser Hinsicht ist Posen, wo es bereits mehr als ein Dutzend solcher Cafés gibt, und ihre Zahl wächst stetig.

Europäische Regelungen unterstützen das Reparatur-Konzept

Ende 2023 hat die Europäische Union Verordnungen erlassen, die voraussichtlich zu einer Verlängerung der Garantien für reparierte Produkte führen und die Reparatur von Geräten auch nach Ablauf der Garantiezeit erleichtern werden. Die Hersteller werden verpflichtet, die am häufigsten verwendeten Haushalts- und Kleinelektronikgeräte zur Reparatur anzunehmen. Auf der Liste der reparierbaren Produkte stehen Geräte wie Waschmaschinen, Geschirrspüler, Staubsauger, Tablets und sogar Smartphones, und die Liste soll in Zukunft noch erweitert werden. 

Die europäischen Gesetzgeber:innen möchten zudem, dass die Reparaturen für die Verbraucher:innen so erschwinglich wie möglich sind. Die Verhandlungsführer:innen vereinbarten daher, dass jeder Mitgliedstaat verpflichtet wird, mindestens einen Anreiz zur Förderung von Reparaturen zu schaffen. Dabei könnte es sich z. B. um Reparaturgutscheine, die Senkung der Mehrwertsteuer für Reparaturwerkstätten, Informationskampagnen oder Kurse zum Erlernen der selbständigen Reparatur von Geräten handeln.

Nach den neuen Verordnungen müssen die Hersteller Reparaturen auch erleichtern, indem sie ihren Kund:innen u.a. den Zugang zu den für die Reparatur eines bestimmten Geräts erforderlichen Ersatzteilen und Werkzeugen zu einem erschwinglichen Preis ermöglichen. Das bedeutet, dass der Trend, Gegenständen ein zweites Leben zu geben, weiter zunehmen wird, und dass Reparatur-Cafés zu einem festen Bestandteil vieler Gemeinden werden dürften.


Maciej Bielawski – Experte für soziale Eingliederung und Sozialwirtschaft. Vizepräsident des ESWIP-Verbandes, der sich seit 25 Jahren für soziale und bürgerschaftliche Teilhabe einsetzt. Mitbegründer des ersten Forums für Sozialarbeiter:innen in Polen. Initiator zahlreicher Initiativen, Lösungen und lokaler Partnerschaften. Mitglied von Arbeitsgruppen zur Entwicklung öffentlicher Maßnahmen und zur Planung der Verwendung europäischer Mittel im Bereich der sozialen Eingliederung. EPALE-Botschafter.


Sie sind in der sozialen Betreuung tätig? Oder Sie koordinieren Aktivitäten von Freiwilligen?

Sie planen Aktivitäten für gering qualifizierte Personen?

Sie sind auf der Suche nach Inspiration, bewährten Verfahren und unkonventionellen Methoden?

Hier haben wir alle auf EPALE verfügbaren Artikel zu diesem Thema für Sie zusammengestellt! 


Siehe auch:

EPALE-Podcast: Reparatur-Cafés. Können Dinge neun Leben haben? – Nina Woderska und Gäste #38

Reduce, Reuse, Recycle – Wie können wir im Einklang mit der 3R-Regel leben und die Umwelt schützen?

Vor dem Kauf – vor dem Wegwerfen ... Ideen für Bildungsprojekte im Bereich Umwelt 

Sozialkaufhaus – ein Modell

Das zweite Leben der Dinge

Ein Nachbarschaftshaus – Raum zur Einbindung und Bildung von Bewohner:innen

 

 

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Kommentar

z zainteresowaniem przeczytałam o minimalizowania ilości odpadów. Odnoszę wrażenie, że wiele osób nie dostrzega znaczenia tego trendu. A przecież jest ich tak wiele: wspiera to ochronę środowiska, oszczędza zasoby naturalne, przyczynia się do oszczędności finansowych, promuje edukację i innowacje, a także pomaga budować bardziej zrównoważone społeczeństwo.

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Ten artykuł bardzo pomoże mi w planowaniu działań, w projekcie proekologicznym, który planuję zrealizować na mojej wsi. Mam plan, by konsekwentnie zachęcać kobiety na wsi do zero waste. By móc to zrobić skutecznie szukam aktualnie inspiracji na 6 miesięcy działań i właśnie na nie trafiłam. Może nie dosłownie, na konkretne pomysły ale dane z tego tekstu bardzo mi się przydadzą i mam nadzieję,  że stworzymy coś pożytecznego dla naszego klimatu.

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