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Adults for Future!

Warum die (nicht-formale) Erwachsenenbildung für die Bewältigung der Klimakrise und die Schaffung einer gerechten und nachhaltigen Zukunft für alle unerlässlich ist.

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Der Beitrag wurde im Original von Jana Ahlers in englischer Sprache verfasst.


Adults for Future! .

Die COVID-19-Krise hat gezeigt, dass Erwachsenenbildung für die Schaffung von krisenfesten und anpassungsfähigen Gesellschaften wichtiger ist als je zuvor. So sehr man auch das revolutionäre Potenzial der Jugend bewundern mag – letztlich kommt es auf die Erwachsenen an, die aktuell die wichtigsten Verbraucher*innen und Entscheidungsträger*innen sind. Wir brauchen Adults for Future!

Alle Krisen meistern

In Zeiten der COVID-19-Krise hat sich gezeigt, dass Erwachsenenbildung für die Schaffung krisenfester und anpassungsfähiger gesellschaftlicher Strukturen wichtiger ist als je zuvor. Die aktuelle Situation führt ganz klar vor Augen, dass die schwächsten Bevölkerungsgruppen am stärksten von dem Virus und seinen Folgen betroffen sind. Daneben stellt die Klima- und Umweltkrise eine wachsende Gefahr und weitere völlig neue Herausforderung für die Menschheit dar, die ebenso wie die aktuelle Notsituation die bestehenden Ungleichheiten auf der Welt noch weiter verschärfen wird. Die Erwachsenenbildung muss zu einer Priorität der Bildungspolitik werden, um angemessen auf diese Ungleichheiten zu reagieren und auf eine nachhaltige Zukunft für alle hinzuarbeiten.

Adults for Future!

Wo sind die Adults for Future? Die heutige Jugend mag zwar auf die Straße gehen, kann aber die politischen und gesellschaftlichen Strukturen, die für einen grünen und gerechten Übergang erforderlich sind, nicht alleine herbeiführen. Die Zukunft braucht Erwachsene, die kritisch denken, Nachhaltigkeit auf ihre Fahnen schreiben und entsprechend handeln, mündige Arbeitnehmer mit übertragbaren Kompetenzen im Bereich Umweltschutz und vor allem Vorbilder für künftige Generationen. „Fridays for Future“ allein kann den Umstieg nicht bewerkstelligen. Eltern, Großeltern und jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft können Teil eines gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Wandels werden. So sehr man auch das revolutionäre Potenzial der Jugend bewundern mag — letztlich kommt es auf die Erwachsenen an, die aktuell die wichtigsten Verbraucher*innen und Entscheidungsträger*innen sind.

Das Jahrzehnt des Handelns & der nicht-formalen Erwachsenenbildung

Bis 2030 läuft das Jahrzehnt des Handelns, um die weltweiten Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu verwirklichen. Nachhaltig ist eine Entwicklung, „die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Brundtland-Bericht, 1987). Diese Ziele beinhalten nicht nur die Schreib-, Lese- und Rechenfähigkeiten der erwachsenen Bevölkerung zu verbessern und letztere mit beschäftigungsrelevanten Fähigkeiten auszustatten (SDG 4.4, 4.6). In den Nachhaltigkeitszielen wird auch erklärt, dass alle Lernenden „die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben“ sollen. (Nachhaltigkeitsziel 4.7). Die Einbeziehung „aller Lernenden“ erfordert einen generationenübergreifenden und ganzheitlichen Lernansatz, der über die Strukturen der obligatorischen formalen Bildung hinausgeht.1 Um in jeder Gemeinschaft an der Basis Menschenrechte, Weltbürgertum und kulturelle Vielfalt zu unterstützen, ist die nicht-formale Bildung unerlässlich. Aus diesem Grund muss die Erwachsenenbildung zu einer Priorität werden und darf nicht mehr nur einen Randplatz einnehmen oder eine rein konzeptuelle Wiederholung des Paradigmas des lebenslangen Lernens darstellen. Die nicht-formale Bildung spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung in allen Bereichen der Gesellschaft. 

Grüne Kompetenzen & der europäische Grüne Deal

Erwachsenenbildung soll allgemein die Beschäftigungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, um die Wirtschaft – insbesondere im Krisenfall – solider und innovativer zu machen. Doch reicht die branchenübergreifende Vermittlung von „grünen“ Fertigkeiten aus, um alles auf den europäischen Grünen Deal auszurichten? 2013 hat das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) grüne Fertigkeiten definiert als „Wissen, Fähigkeiten, Werte und Einstellungen, die nötig sind, um in einer nachhaltigen und ressourceneffizienten Gesellschaft zu leben, diese weiterzuentwickeln und zu fördern“. Grüne Fertigkeiten sind ein wichtiger Schritt für die Weiterbildung und Neuausrichtung der Wirtschaft im Hinblick auf die Schaffung übertragbarer Kompetenzen, mit denen Krisen gemeistert und auch die Bedrohungen durch den Klimawandel angegangen werden können. Zur Verwirklichung des von der EU angestrebten ganzheitlichen und gerechten Übergangs reicht allerdings die Ausstattung der Arbeitnehmer mit grünen Fertigkeiten nicht aus. Nachhaltige Lese- und Schreibfertigkeiten, Umweltkompetenzen, die Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen im persönlichen Leben und die Entwicklung von Instrumenten zum Umgang mit der Unsicherheit der Zukunft sind Beispiele für Einstellungen, Fertigkeiten und Kenntnisse, die für die Schaffung einer von nachhaltigem Denken und Handeln geprägten Gesellschaft erforderlich sind.2 Bei diesem Wandel müssen benachteiligte Erwachsene, die von jeder Krise am stärksten betroffen sind, gleichberechtigte Teilhabe und zusätzliche Unterstützung erhalten.

Lebenskompetenzen

Die aktuelle Pandemie zeigt, dass die Folgen einer weltweiten Krise weit über das Arbeitsleben hinausgehen. Lebenskompetenzen sind wichtig geworden, um sich in Krisenzeiten gesellschaftlich, emotional und wirtschaftlich über Wasser zu halten. Fürsorge, Zusammenarbeit, Mitgefühl, Kommunikation und emotionale Anteilnahme haben im öffentlichen Leben Fuß gefasst und werden mittlerweile nicht mehr nur mit Pflegeberufen in Verbindung gebracht. Vielmehr sind sie zu Lebenskompetenzen geworden, die für die Förderung des sozialen Zusammenhalts und der Gerechtigkeit in jeder Gemeinschaft oder Gesellschaft unverzichtbar sind (was auch der aktuelle LifeComp-Bericht widerspiegelt). Die nicht-formale Erwachsenenbildung ist der Nährboden für Lebenskompetenzen, die das intergenerationelle und interkulturelle Lernen sowie das Lernen in der Gemeinschaft fördern (Maßnahme 8: Kompetenzen für das Leben, Europäische Kompetenzagenda 2020). Letztlich sind Lebenskompetenzen genau die Fähigkeiten, die erwachsene Lernende benötigen, um Solidarität, demokratisches Engagement und Resilienz in Bezug auf die Klimakrise zu entwickeln.

Die Rolle der Zivilgesellschaft

Seit jeher haben die Zivilgesellschaft und gesellschaftliche Bewegungen den Willen des Volkes zum Ausdruck gebracht. Aktuell müssen sie erneut bei öffentlichen und privaten Einrichtungen dafür eintreten, dass der Bildung Erwachsener mehr Beachtung geschenkt wird. „Die beste Investition in unsere Zukunft ist die Investition in Menschen“ – so Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Vorfeld der Umsetzung der Europäischen Kompetenzagenda (2020) für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz.

Erwachsenenbildner*innen als Reformkräfte

Als Erwachsenenbildner*innen und Verfechter*innen der Zivilgesellschaft wissen wir jedoch, dass Worten auch Taten folgen müssen. Reformen finden nicht allein durch politischen Diskurs und Strategieentwicklung statt. Echte Veränderungen geschehen an der Basis. Die auf Wandel ausgerichtete Erwachsenenbildung, derer es bedarf, findet im informellen und nicht-formalen Raum statt. Bei einem ehrlichen Gespräch über den Klimawandel während der Mittagspause eines Trainings, bei einer kritischen Auseinandersetzung mit der Zukunft der Menschheit in einem Webinar, auf der Straße zusammen mit der Jugend oder wenn ältere Lernende eine Abhandlung über den gerechten Übergang nach Hause mitbringen und ihren Enkelkindern vorlesen.

Grenzübergreifende Zusammenarbeit – jetzt!

Die Klimakrise ist eine völlig neue Herausforderung für die gesamte Menschheit. Global gesehen sind die Erwachsenen in Europa die privilegiertesten weltweit und tragen daher eine gewisse (historische) Verantwortung dafür, den Wandel auf den Weg zu bringen. Wir können nicht einfach darauf vertrauen, dass die künftige Generation uns aus der Krise holt. Die aktuelle Situation erfordert eine generationenübergreifende Verantwortung und allumfassende Zusammenarbeit und Solidarität mit den Gemeinschaften, die in Krisen jetzt und in Zukunft an vorderster Front stehen. Wir erleben zurzeit nicht nur einen Wendepunkt, der den Weg für den digitalen und ökologischen Wandel Europas (Europäische Kompetenzagenda) ebnet,  sondern auch einen Moment, der die Gesellschaft daran erinnert, die Prioritäten neu zu denken und Maßnahmen zu ergreifen, um die ökologische und gesellschaftliche Zerstörung dessen, was uns lieb und teuer ist, zu verhindern.

Die nicht-formale Erwachsenenbildung ist unerlässlich, um die heutigen Erwachsenen, Entscheidungsträger*innen und Vorbilder darauf vorzubereiten, zu widerstandsfähigen Reformkräften zu werden, die für das Angehen der Klimakrise und künftiger weiterer Krisen gerüstet sind.
    

Schauen Sie sich die Infografik an! 

Grafik- Warum wir Adults for Futrre brauchen.

  

 


 

[1] In den Nachhaltigkeitszielen wird der wesentliche Beitrag der Bildung zu einer nachhaltigen Entwicklung hervorgehoben, die Bildung für nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung beinhaltet.

[2] Umweltkompetenzen: Diese beinhalten das Wissen um die Auswirkungen des täglichen Handelns auf die Umwelt (z. B. die Art und Weise der Produktion und des Konsums von Lebensmitteln, Energie, Recycling, Abfallverminderung) sowie das Verständnis des Konzepts der nachhaltigen Entwicklung und seines Zusammenhangs mit ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Elementen.

 


Über die Autorin:

Jana Ahlers arbeitet als Policy-Assistentin beim Europäischen Verband für Erwachsenenbildung und absolviert derzeit einen Erasmus-Mundus-Master in Education Policies for Global Development (GLOBED). Sie setzt sich für die europäische Zivilgesellschaft ein, ist Trainerin und Aktivistin im Bereich Klimagerechtigkeit und engagiert sich für die transformative Erwachsenenbildung.

 

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