Zukunftsberufe – Green Jobs und ihr Beitrag zur Erreichung der Klimaziele

Die sogenannten „Green Jobs“ sind keine neuen Berufe. In Niederösterreich arbeiten bereits rund 40.000 Menschen in solchen Berufen, um aber die von der Landesregierung beschlossenen Klimaziele 2030 zu erreichen, braucht es wesentlich mehr gut ausgebildete Menschen, die vor allem in den Bereichen ökologisches Bauen, Klima- und Energietechnik und nachhaltiges Wirtschaften tätig sind.
Grüne Berufe tragen unserem Verständnis nach wesentlich zur Ressourcenschonung, Energiewende und Sicherung einer intakten Umwelt sowie zum nachhaltigen Leben und Wirtschaften und dem damit einhergehenden gesellschaftlichen Wandel bei. Sie leisten in ihrer Gesamtheit essenzielle Beiträge, um die 353 Maßnahmen des Klima- und Energieprogramms 2030, die bereits in den nächsten fünf Jahren realisiert werden müssen, umsetzen zu können.
© Lower Austria, RU3
Wir können das am Beispiel von zukunftsweisenden und klimafitten Gebäuden veranschaulichen: Bei Neubauten müssen ökologische, am besten nachwachsende Baustoffe wie Holz (auch im großvolumigen Wohnbau) zum Einsatz kommen. Umweltverträgliche Wärmedämmung ist ein Muss. Raumwärme und Strom sollten von erneuerbaren Energieträgern stammen. Für die immer notwendiger werdende Raumkühlung im Sommer sollten nicht stromverbrauchende Klimageräte zum Einsatz kommen, sondern Dach- und Gebäudebegrünungen für ein besseres Wohnklima sorgen. Allein diese unvollständige Aufzählung zeigt, wie viele Spezialisierungen und neues Wissen in den einzelnen Berufen, angefangen beim Baumeister, Elektriker, Installateur, Statiker bis hin zum Gärtner für Dach und Fassade, nötig sind. Neue, junge, gut ausgebildete bzw. noch auszubildende motivierte Mitarbeiter/innen werden in diesen Wirtschaftsbereichen dringend gesucht.
Jugendstudien, wie der Niederösterreichische „Jugendreport Klima, Energie & Natur“ 1) oder die Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung im Auftrag von SOS Kinderdorf 2), beide im Jahr 2020 durchgeführt, zeigen, dass drei Viertel der Jugendlichen über Klimawandel und Umweltverschmutzung besorgt sind. Die prinzipielle Bereitschaft, sich aktiv für Klimaschutz einzusetzen, ist auch gegeben. Gerade die junge Generation will ihr Umweltbewusstsein aber nicht nur im Privatleben, sondern auch bei ihrer beruflichen Tätigkeit in Unternehmen einbringen – bei Unternehmen, die ökologisch nachhaltig wirtschaften und an einer lebenswerten Zukunft arbeiten. Bei der Berufsauswahl im Green Jobs-Sektor mangelt es allerdings oft an Wissen um die vielfältigen Möglichkeiten.
Das soll durch die neue Initiative „Green Jobs for you“ in Niederösterreich geändert werden. Auf der Online-Plattform www.greenjobs-noe.at wird sensibilisiert, motiviert und informiert. Dabei wird nicht nur die gesamte Bandbreite, von technischen Green Jobs wie Windkraftmonteur/in oder Entsorgungstechniker/in, Klimatechniker/in bis hin zu Fahrradmechatroniker/in vorgestellt, sondern auch Berufe wie Garten- und Grünflächengestalter/in, Eco-Designer/in oder Green Finance Expert/in. Neben aktuell ca. 100 Green Jobs bildet die neue Online-Plattform auch über 120 Grüne Firmen mit Umweltzertifikaten und Ausbildungsmöglichkeiten ab. 15 Universitäten bzw. Fachhochschulen mit ca. 35 Studienrichtungen sowie über 50 Berufsbildende Höhere Schulen, überwiegend in Niederösterreich, bieten hochwertige Bildung für die Ausübung von Green Jobs. Neuerdings wird auch in den Niederösterreichischen Berufsschulen verstärkt auf diese Berufsfelder eingegangen.
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Vorrangig werden auf dieser Online-Plattform Jugendliche im Alter von 13-16 Jahren, also in der Berufsorientierungsphase, angesprochen. In einem nächsten Schritt auch junge Erwachsene und Berufsumsteiger/innen, die in diesen Zeiten vermehrt einen sinnstiftenden Arbeitsbereich suchen.
Das Design und die Inhalte der Online-Plattform sollen Jugendliche ansprechen, daher ergänzen Kurzvideos die sehr knapp gehaltenen Texte. So gibt es neben einem Image-Video auch Videos zu einzelnen Berufen sowie über Grüne Firmen.
Um dieses Online-Tool bestmöglich bekannt zu machen, wurde vom wichtigen Kooperationspartner im Projekt, dem Jugendservice Ybbstal - JUSY, ein Workshop für Schüler/innen bzw. die außerschulische Jugendarbeit entwickelt, der auch online angeboten werden kann. Ein nächster Schritt, um das Angebot noch besser bekannt zu machen und vor allem mehr potentiell interessierte junge Menschen zu erreichen, ist die Fortbildung weiterer Multiplikator/innen. Konkret werden das Mitarbeiter/innen weiterer Jugendeinrichtungen in Niederösterreich sowie Pädagoginnen und Pädagogen, die als Schülerberater/innen bzw. Bildungsberater/innen tätig sind sein.
Ein weiterer enger Kooperationspartner im Projekt ist die Bildungs- und Berufsberatung Niederösterreich und im Bereich der Online-Plattform das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft – ibw. Natürlich darf ein solches Projekt nicht an wichtigen Stakeholdern aus der Wirtschaft vorbei entwickelt werden und deshalb wurde bereits zu Projektbeginn ein Stakeholder-Dialog mit Vertreter/innen der Wirtschaftskammer, der NÖ Wirtschaftsagentur eco.plus sowie der Energie- und Umweltagentur abgehalten und zuletzt auch die Landwirtschaftskammer eingebunden. Schulseitig ist die Bildungsdirektion Niederösterreich Kooperationspartner.
Zusammenfassend sind vier Hauptziele des Projekts zu nennen:
- Wir möchten durch die Initiative mithelfen, dass die Ziele des niederösterreichischen Klima- und Energieprogramms 2030 besser erreicht werden können.
- Wir möchten junge Menschen in der Berufsorientierungsphase auf die Vielfalt von Green Jobs aufmerksam machen und vor allem auch junge Frauen motivieren, einen solchen Beruf zu ergreifen.
- Wir möchten mithelfen, den Lehrlings- und Facharbeitermangel vor allem in den technischen Bereichen zu reduzieren.
- Wir möchten den Jugendlichen vermitteln, dass
- ein Green Job ein Beruf mit Zukunft und Jobsicherheit ist,
- sie damit aktiv zu Umwelt-, Natur- und Klimaschutz beitragen können,
- sie damit einen Beruf mit Sinn und einer Wirkung für die gesamte Gesellschaft ergreifen können.
Über die Autorin:
Dr. Margit Helene Meister ist Biologin, hat als Lehrerin gearbeitet und war 14 Jahre an der Uni Wien in Forschung und Lehre tätig. Seit 2008 leitet sie den Bereich der Umweltbildung und Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung im Amt der Niederösterreichischen Landesregierung. Sie koordiniert ein Netzwerk von über 80 Organisationen bzw. Institutionen, die operativ im Bereich des Umweltschutzes und der Umweltbildung bzw. im Nachhaltigkeitsbereich in NÖ tätig sind.
https://www.greenjobs-noe.at/de/
Über diesen Artikel:
Dieser Blog basiert auf einem Vortrag im Rahmen der Euroguidance Konferenz 2021 "Green Guidance".
Quellen:
1) Karmasin Research and Identity: JUGENDREPORT KLIMA, ENERGIE UND NATUR Für die Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft des Amtes der niederösterreichischen Landesregierung, St. Pölten, 2.9.2020
2) jugendkultur.at, Institut für Jugendkulturforschung und Kulturvermittlung: SOS-Kinderdorf Jugendstudie 2020: Vorstellungen junger Österreicher/innen von einer nachhaltigen und lebenswerten Zukunft Für SOS Kinderdorf, Wien, September 2020