Es ist ein Zufall, aber auch sehr bezeichnend, dass die österreichische Euroguidance-Konferenz 2021 zeitgleich mit der entscheidenden Schlussphase des Glasgow-Klimagipfels stattfand. Immer mehr Menschen suchen nach Antworten auf die existenziellen Bedrohungen des Klimawandels, wenn sie Entscheidungen über Bildungs- und Berufswege treffen.

Im Mittelpunkt der Euroguidance Fachtagung 2021 stand die Frage, welche Impulse die Bildungs- und Berufsberatung bei der Gestaltung einer grüneren und ökologischeren Zukunft für alle geben kann. Die Veranstaltung stand im Zusammenhang mit den Zielen des neuen Programms Erasmus+ 2021-2027, dem European Green Deal und der European Skills Agenda, wie Carin Dániel Ramírez-Schiller, OeAD, in ihrer Eröffnungsrede darlegte.

"Green Guidance" gibt der Berufswahl eine erweiterte Perspektive, indem es die einfache Frage stellt: "Welche Auswirkungen hat meine Berufswahl auf die Nachhaltigkeit?", so Prof. Peter Plant in seiner Keynote zu "Sustainability, Green Guidance, and Utopia". Peter Plant, der sich selbst als "lebenslanger Utopist" bezeichnet, diagnostizierte einen Paradigmenwechsel in der Rolle der Beratung. "Green Guidance rückt berufliche Entscheidungen in den Mittelpunkt, mit einem höheren Maß an persönlichem Engagement, gesellschaftlicher Einbindung und Sinnhaftigkeit. In Bezug auf  Globalisierung und die Frage der sozialen Gerechtigkeit rückt sie die Beratung in eine zentrale Position: Umweltfragen und Nachhaltigkeitsbelange kennen keine Grenzen."

Peter Plant betonte die wichtige Verbindung zwischen sozialer Gerechtigkeit und Green Guidance, die beide eng mit Fragen der Nachhaltigkeit verbunden sind. 

Das Thema "Green Guidance", das von Peter Plant vor 25 Jahren zum ersten Mal aufgegriffen wurde, hat in den letzten Jahren Eingang in den Diskurs und die Praxis der Berufsberatung gefunden, wobei in Irland ein vertieftes Gespräch in Gang gekommen ist.

Jennifer McKenzie, Direktorin des NCGE, Irland, skizzierte in ihrer Rede, wie das irische nationale Lifelong Guidance Forum (organisiert vom NCGE, das auch das irische Euroguidance-Zentrum beherbergt) die Idee der lebensbegleitenden Beratung bei der Förderung von nachhaltiger Entwicklung und sozialem Wandel einführte und eine breitere Diskussion auf der Grundlage von Beiträgen von Professor Mary McMahon im Oktober 2020 und Peter Plant im April 2021 initiierte.

Drei Vertreter/innen aus Österreich, Wolfgang Bliem, Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, Margit Helene Meister, Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft des Landes Niederösterreich und Rosemarie Pichler, Bildungsberatung Niederösterreich, präsentierten anschließend gemeinsam die aktuelle regionale Initiative "Green Jobs for you" . "Jugendliche und junge Erwachsene für Green Jobs zu sensibilisieren, zu motivieren und umfassend zu informieren, ist der Schwerpunkt der diesjährigen Aktivitäten in Niederösterreich", so Rosemarie Pichler. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf die Entwicklung von "Green Guidance" speziell für Menschen in Umorientierungsphasen gelegt. Der anschließende Workshop am Nachmittag der Konferenz bot Raum für einen weiteren Austausch zu diesem Ansatz.

Anthony Mann, OECD, gab anschließend Einblicke in drei aktuelle OECD-Studien, die sich alle mit der Frage nach grünen Jobs, dem Interesse junger Menschen am Verständnis und dem Zugang zu grünen Jobs beschäftigten. Während acht von zehn Schüler/innen in den  OECD-Ländern zustimmen oder stark zustimmen, dass "der Schutz der globalen Umwelt für mich persönlich wichtig ist", gibt es auch Bedenken. "In allen Ländern haben junge Menschen, denen der Klimawandel sehr am Herzen liegt, oft das Gefühl, dass sie nichts bewirken können", erklärte Anthony Mann und erläuterte dann, was Studien als besonders wirksam für die Berufsberatung empfehlen.

Um den Austausch über das Thema zu vertiefen, wurden am Nachmittag der Konferenz vier parallele Workshops mit Expertinnen und Experten aus Österreich, der Tschechischen Republik, Island, Irland und der Schweiz angeboten.

Der OeAD - Österreichische Agentur für Bildung und Internationalisierung / Euroguidance Österreich bedankt sich bei allen Teilnehmenden und Referent/innen aus mehr als 24 Ländern, die zum Erfolg der Konferenz beigetragen haben.

Autorin dieses Beitrags: Eva Baloch-Kaloianov