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Your Treasure – Our Treasure (Dein Schatz – unser Schatz)

Wie können die vielen facettenreichen Traditionen älterer Generationen bewahrt und Senior:innen in diesem Prozess aktiv einbezogen werden?

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SprachUnion Chemnitz
A te kincsed a mi kincsünk

Interview mit Gabriella Pusztai, Direktorin des Allgemeinen Kulturzentrums in Kunszentmárton und Koordinatorin des Projekts „Your Treasure – Our Treasure“ (Dein Schatz – unser Schatz).

Wie können die vielen unterschiedlichen Traditionen älterer Generationen bewahrt und zur Bereicherung unserer Gesellschaft genutzt werden? Und wie können Senior:innen aktiv in diesen Prozess einbezogen werden? Auf diese und weitere wichtige Fragen zu unserer alternden Gesellschaft versuchte das Erasmus+ Projekt „Your Treasure – Our Treasure“ (Dein Schatz – unser Schatz) Antworten zu finden.

Was motivierte Sie zu dem Projekt? 

In Kleinstädten der Ungarischen Tiefebene lässt sich seit Längerem eine Veränderung in der Bevölkerungsstruktur beobachten: Der Anteil junger Menschen sinkt, sodass ältere Generationen in den Ortschaften immer stärker vertreten sind. In Kunszentmárton stellt dies ein besonders großes Problem dar. Für unser Bildungszentrum ist daher die zielgerichtete, bewusste und organisierte Arbeit mit Senior:innen eine der größten Herausforderungen, zu deren Bewältigung wir zusätzlich zur Erwachsenenbildung und Alterspädagogik auch Methoden aus dem kulturellen Bereich anwenden möchten. Vor zwei Jahren haben wir uns entschlossen, dies in die Tat umzusetzen und Menschen über 55-60 Jahren intensiver einzubinden, sodass auch sie mehr aus den Aktivitäten und dem Austausch hier mitnehmen können. Unser Wunsch war es, Werte, die über Generationen hinweg weitergegebenen wurden, durch geeignete Methoden an andere vermitteln zu können.  

Welche Aktivitäten wurden im Laufe des Projekts ins Leben gerufen?

Da nicht nur Kunszentmárton, sondern auch mehrere benachbarte Ortschaften mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen hatten, schlossen sich uns auch das Kulturzentrum Martfű und das Museum in Mezőtúr an. Gemeinsam suchten wir nach bewährten Praktiken und Programmen, die für unser gemeinsames Ziel von Nutzen sein konnten. Wir fingen an, nach Kontakten in Südeuropa zu suchen, da dieser Teil des Kontinents am stärksten von den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft betroffen ist. Unsere Partnerorganisationen im Ausland sind im Umgang mit diesen Problemen viel weiter als wir und haben bspw. spezielle und mitunter sehr hilfreiche Verfahren entwickelt, zu denen wir uns gern mit ihnen austauschen wollten. Vor diesem Hintergrund fanden in Ungarn und in vier südeuropäischen Ländern fünf einwöchige Schulungen statt.

A te kincsed, a mi kincsünk

Welcher Moment war für Sie am denkwürdigsten?

Der Projektstart fiel in eine schwierige Zeit, denn die erste Schulung hätte während des Ausbruchs der Pandemie stattfinden sollen. Wir überlegten lange, ob wir die gemeinsame Arbeit fortsetzen sollten, und wenn ja, wie. Es kam jedoch der Moment, in dem sich alle Partnerorganisationen an unsere Seite stellten und wir gemeinsam entschieden, das Projekt trotz aller Widrigkeiten durchzuführen – und zwar in Präsenz, wenn es die Umstände denn wieder erlauben würden. 

Was ist die größte Veränderung, die das Projekt für Ihre Einrichtung gebracht hat? 

Das Wissen und die Erfahrungen aus den Schulungen zeigten uns, dass wir in unserer Arbeit mit der älteren Generation mit neuen, innovativen Methoden sichtbare Ergebnisse erzielen können. Im Laufe unseres Projekts lernten wir eine Welt kennen, in der sich starke, gut funktionierende Einrichtungen und Organisationen erfolgreich mit Problemen auseinandersetzen, bei deren Lösung wir noch ganz am Anfang stehen. Auch in Bezug auf die Organisation von Netzwerken konnten wir wertvolle Erfahrungen sammeln.  Wir lernten großartige Beispiele kennen, bei denen Einrichtungen mit ein bis zwei Angestellten und einer Vielzahl von Freiwilligen das Leben mehrerer Hundert Menschen positiv verändern und beeinflussen.

Wie konnten die Erfahrungen und die Erkenntnisse aus dem Projekt in den Alltag der Einrichtung integriert werden?

Auf Basis der zuvor beschriebenen Erfahrungen haben wir (in erster Linie in unserer Stadt) noch während des Projektzeitraums ein Netzwerk mit Kontakten aufgebaut, das uns bei der Arbeit mit älteren Generationen großartig unterstützt. Soziale und kulturelle Einrichtungen, Vereine und Organisationen, die ältere Menschen zusammenbringen und ihnen helfen, Freiwillige unserer Einrichtung, die zur älteren Generation gehören, sowie Vertreter der Stadt ... sie alle nahmen wir in unser Netzwerk auf. Darüber hinaus wurden in unserer Einrichtung mehrere neue Veranstaltungen organisiert, wie zum Beispiel Kaffeekränzchen für Senior:innen mit Quiz, Literatur oder Musik.

Worauf sind Sie in Bezug auf das Projekt besonders stolz?

Der erfüllendste Teil der gemeinsamen Arbeit waren für uns die Schulungstage in Ungarn, die auch dank der Erfahrungen, die wir bei unseren ausländischen Partnerorganisationen machen durften, ein großer Erfolg waren. Hilfreich waren auch die Methoden, die wir hier im Museum in der Vergangenheit entwickelt hatten. Die letzte Veranstaltung, in der die gewonnenen Erkenntnisse noch einmal zusammenfasst werden sollten, gestalteten wir auf Grundlage einer möglichst vielfältigen Methodik. Zudem haben wir einen Programmplan erstellt und in der Praxis getestet, der auch anderen kulturellen Einrichtungen bei der Einführung neuer Programme helfen kann, wie zum Beispiel bei der Entwicklung von Ausstellungen basierend auf den Erinnerungen der Senior:innen, bei Wettbewerben, dem gemeinsamen Backen nach traditionellen Rezepten oder bei einer Einführung ins Bogenschießen. Die Lernmöglichkeiten wurden insgesamt sehr erfolgreich angenommen. 

Inwieweit hat Sie das Projekt auf persönlicher Ebene beeinflusst?

Das wichtigste Ergebnis ist für uns das neu erlangte Wissen. Die Stärke des Erasmus+ Projekts besteht darin, dass es den Menschen in den Mittelpunkt stellt, und natürlich in ihrer wichtigsten Zielsetzung, dass die Teilnehmenden individuell ganz konkretes Wissen erlangen. Mindestens genauso wichtig ist, dass die beteiligten Kolleg:innen im Laufe des Projekts ihre gegenseitigen Stärken kennenlernten. Sie haben gelernt, einander zu respektieren, sodass ein starkes, eng zusammenarbeitendes Team entstand, mit dem man weitere Schritte gehen und Großes erreichen kann.

Was bedeutet es für Sie, eine Auszeichnung erhalten zu haben?

Da wir zum ersten Mal an einem Erasmus+ Projekt teilgenommen und auch zum ersten Mal die Rolle der Koordinator:innen übernommen haben, wurden wir durch diese Auszeichnung alle sehr in unseren Bemühungen bestärkt. Darüber hinaus gibt uns die Auszeichnung das Gefühl, dass wir im Hinblick auf die Verwirklichung unserer Zukunftspläne auf einem guten Weg sind. Mit einer Anerkennung in diesem Umfang haben wir nicht gerechnet. Sie ist uns eine große Ehre und wir möchten uns auch auf diesem Wege noch einmal recht herzlich bedanken. Den Träger:innen unserer Einrichtung und den Mitwirkenden aus unserer Ortschaft und der Umgebung dient die Auszeichnung als Zeichen, dass unsere Vorhaben und Zielsetzungen wichtig sind und wir unsere Arbeit in dieser Richtung fortsetzen müssen. 

Erasmus+ Nívódíj 2023

Das Interview wurde geführt von Zsuzsanna Karnuts-Takács, Mitarbeiterin der Kommunikationsleitung der Tempus Public Foundation (Tempus Közalapítvány).

Einrichtung: 

Allgemeines Kulturzentrum Kunszentmárton    

Projekttitel: 

A Te kincsed – a mi kincsünk
(Your Treasure – Our Treasure / Dein Schatz – unser Schatz)

Wettbewerbskategorie:

Partnerschaften zur Europäischen Zusammenarbeit: Erwachsenenbildung (KA2 ADU)

Koordinatorin:

Gabriella Pusztai

Website des Projekts: 

yourtreasureourtreasure.eu/ 

 

Bild- und Informationsquellen für den Artikel Tempus Közalapítvány

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