Wie man KI und Digitalisierung online lernt

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Zweifellos sind Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitalisierung große Herausforderungen, denen sich die Erwachsenen- und Weiterbildung aktuell stellen muss. Damit ist sie nicht allein. Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen angesichts der „digitalen Transformation“ vor der Frage, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des eigenen Unternehmens mit den technischen Veränderungen Schritt halten können.
Verändertes Lernen im digitalen Raum
Fachkräftemangel, familiäre Zusatzbelastungen und veränderte Formen der Freizeitgestaltung bringen den herkömmlichen Präsenzunterricht an seine Grenzen. Gefragt sind individuelle Formate, die zeit- und ortsunabhängiges Lernen ermöglichen und praxisnahes Wissen zielgruppengerecht präsentieren. Onlinephasen, die weitgehend flexibel zu bearbeiten sind, so der Wunsch, sollen sich mit Präsenzphasen abwechseln, die durch die persönliche Betreuung besonders gut für Vertiefung, Reflexion und zum Abbau von Befürchtungen vor digitalisierungsbedingten Veränderungen geeignet sind.
Das Projekt OpenDigiMedia der Leibniz Universität Hannover und der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung nimmt sich dieser Herausforderung an und erarbeitet in Zusammenarbeit mit Praktikerinnen und Praktikern aus der niedersächsischen Erwachsenen- und Weiterbildung ein passgenaues Konzept für die Bedarfe der KMU vor Ort, das die Vorteile von Präsenz- und Onlinelernen vereinigt.
Mix aus Lernplattform…
Das sechsköpfige Projektteam entwickelt seit 2018 die digitale Lernplattform OpenDigiMedia.de. Dort wird Content rund um Digitalisierung für Facharbeiterinnen und Facharbeiter aus KMU des produzierenden Gewerbes zur Verfügung gestellt. Auf der Lernplattform gibt es kostenlosen Zugriff auf umfangreiche vorstrukturierte Kurse zu den Themen „Grundlagen der Industrie 4.0“, „Informationen und Daten“, „Produktionstechnik“ und „Arbeit 4.0“. Bis Sommer 2020 werden auf der Plattform mindestens zehn Kurse mit insgesamt ca. 30 Stunden Lernmaterial bereitstehen.

Das Themenfeld Künstliche Intelligenz prägt schon jetzt den Kurs „Big Data“, bei dem das maschinelle Lernen, ein Teilgebiet der Künstlichen Intelligenz, im Fokus steht. Ein Anwendungsfall dieser Form der automatischen Auswertung von Daten wird im Kurs „Produktionstechnik“ präsentiert. Perspektivisch sind weitere Kurse geplant, die Künstliche Intelligenz in den Mittelpunkt stellen. Praxisnähe soll dann durch einen Übungsbereich erreicht werden, in dem es auch verschiedene Programmieraufgaben geben wird.
Daneben gibt es auf der Plattform Verlinkungen zu verschiedenen Beratungsangeboten etwa zu den Möglichkeiten einer Weiterqualifizierung im Rahmen eines Hochschulstudiums. Die meisten Inhalte bietet OpenDigiMedia unter freier Lizenz als OER (Open Educational Resources) an. Es findet sich ein umfangreicher OER-Pool auf der Plattform, aus dem sich vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Erwachsenenbildung unkompliziert bedienen können. Auch Außenstehende können mit ihrem Material einen Beitrag zum Projekt leisten, indem sie das eigene Material an das Projektteam senden, das die Bildungsmedien nach erfolgreicher Qualitätsprüfung in den öffentlichen Pool aufnimmt.
Bei der Entwicklung der Inhalte wurde auf Elemente aus dem Storytelling zurückgegriffen: Eine Fabrikhalle bildet den Hintergrund, vor dem die fiktiven Identifikationsfiguren Lisa und Rolf mit digitaler Unterstützung Probleme kreativ lösen und dadurch die Fabrikhalle in eine „Smart Factory“ verwandeln. Die Inhalte werden dem „Gamification-Ansatz“ entsprechend abwechslungsreich in Form von Videos, Quizzes und interaktiven Bildern dargeboten.
… und Präsenzphasen
Neben der Lernplattform konzentriert sich die Arbeit von OpenDigiMedia auf die Kompetenzentwicklung von Weiterbildungsverantwortlichen. Diese werden in innovativen Multiplikatorenschulungen und eigens konzipierten Beratungsangeboten in den Blick genommen. Die Qualifizierung beinhaltet die Auseinandersetzung mit fachlichen, mediendidaktischen und organisatorischen Fragestellungen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen der öffentlich geförderten Erwachsenen- und Weiterbildung in Niedersachsen wurde auf Basis der erworbenen Kompetenzen ein differenziertes Blended-Learning-Angebot entwickelt. Auf eine Präsenzphase, in der die Teilnehmenden über die Struktur des Angebots und die damit verbundenen (technischen) Anforderungen informiert werden, folgt eine Online-Phase, in der sich die Facharbeiterinnen und Facharbeiter selbstgesteuert mit den Inhalten der Lernplattform beschäftigen. Dabei können sie ihren eigenen Lernfortschritt durch Tests selbst überprüfen. Begleitend wird ein digitales Portfolio erarbeitet, das den Transfer in die Praxis gewährleistet. Den Abschluss bildet wieder eine Präsenzphase, in der die Inhalte der Online-Phase reflektiert und vertieft werden.
Angebot vor Ort startet im Frühjahr
Mehr als fünf Einrichtungen ließen sich begeistert auf das Experiment ein und bieten ab Frühjahr 2020 das Blended-Learning-Format vor Ort an. Dabei spielt insbesondere die Netzwerkarbeit mit lokalen Akteuren eine große Rolle. Die Verantwortlichen rechnen mit regem Zuspruch auf Seiten der KMU, denn ein solches Angebot gibt es trotz der hohen Nachfrage in der öffentlich geförderten Erwachsenen- und Weiterbildung bislang nur in Ansätzen. Bereits im November hatten die Einrichtungen mit einem interaktiven Webinar Vertreterinnen und Vertreter aus KMU für die digitalisierungsbedingten Veränderungen sensibilisiert.
Ein „ausgezeichnetes“ Projekt

OpenDigiMedia ist ein konsequent interdisziplinär angelegtes Projekt. Es wird bearbeitet durch das Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung (IfBE), das Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) sowie die Zentrale Einrichtung für Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre - eLearning Service (ZQS/elsa) der Leibniz Universität Hannover. Externe Kooperationspartnerin ist die Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB).
Die Förderung des Projekts erfolgt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Niedersachsen im Rahmen der ESF-Richtlinie „Öffnung von Hochschulen”.
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Über den Autor: Steffen Münch ist Pädagogischer Mitarbeiter in der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB), Hannover im Projekt OpenDigiMedia. Die AEWB ist seit 2006 der zentrale Dienstleister und Service-Anbieter für die Erwachsenenbildung in Niedersachsen für alle anerkannten, öffentlich geförderten Einrichtungen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.