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Über Kunst neues Vertrauen schaffen

„Objet Perdus“ (Verlorene Objekte) ist ein multimediales Kunstprojekt von Rossella Piccinno, das zwischen 2016 und 2017 von der Ligue de l'Enseignement – Fédération du Pas-de-Calais, und dem Labanque Kunstzentrum in Bethune mit Unterstützung des frz. Ministeriums für Kultur und Kommunikation koproduziert wurde.

[Übersetzung (Französisch-Deutsch) : EPALE France]

Autorin : Hélène Paumier

 

„Objet Perdus“ (Verlorene Objekte) ist ein multimediales Kunstprojekt von Rossella Piccinno, das zwischen 2016 und 2017 von der Ligue de l'Enseignement – Fédération du Pas-de-Calais, und dem Labanque Kunstzentrum in Bethune mit Unterstützung des frz. Ministeriums für Kultur und Kommunikation koproduziert wurde.

 

„Verlorene Objekte“

 

„Gibt es für Sie Erinnerungsstücke, die Sie zurücklassen mussten und deren Verlust Sie bedauern?“

Diese Frage bildete den Ausgangspunkt des Kunstprojekts der italienischen Künstlerin Rosella Piccinno. Während einer Zugfahrt in Österreich, bei der Hunderte von Flüchtenden zustiegen, stellte sich die Künstlerin die Frage, unter welchen Bedingungen diese Menschen die Flucht vor einem unhaltbar gewordenen Leben antraten. Indem sie Flüchtlinge über zurückgelassene Gegenstände befragte, wollte Rossella Piccino durch Momente des kollektiven Teilens die Begriffe Mangel, Begehren, Nostalgie und Entwurzelung, die mit dem Verlassen der Herkunftsländer verbunden sind, erkunden.

Die italienische Künstlerin arbeitete viele Monate lang eng mit den Teilnehmern zusammen, um einen Dialog und das Vertrauen entstehen zu lassen, ihre Geschichte und von sich selbst zu erzählen in einem Land, das nicht ihres ist, und in einer Sprache, die sie nur teilweise beherrschen.

Die erste Phase des Projekts bestand darin, die Berichte der an dem Projekt beteiligten Flüchtlinge aufzuzeichnen, die von der Geschichte des Gegenstands und seiner Bedeutung erzählen. In einem zweiten Schritt unternahmen die Teilnehmer die Rekonstruktion dieses verlorenen Gegenstands durch die Arbeit mit Tonerde und der universellen Keramik-Technik.  

 

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Die Halskette, die Hossein trägt, stellt ein Geschenk dar, das seine Frau vor seiner Abreise nach Europa angefertigt und ihm geschenkt hat. Er hat es in der Wüste zwischen Sudan und Libyen verloren. Er war aus dem Sudan vor ethnischen Auseinandersetzungen geflohen. Er ist derzeit im CADA (Centre d'Accueil des Demandeurs d'Asile) in Arras untergebracht und wartet auf eine Antwort auf seinen Antrag auf politisches Asyl. Er hat seine Frau seit drei Jahren nicht mehr gesehen.

Ali

 

Ali stellte ein Buch dar als Erinnerung an seine Bildung und Ausbildung, die er für verloren hält. Der Literaturstudent hatte sich auf Anraten einer Freundin entschieden sein Studium in Island fortzusetzen. Dort angekommen, musste er sein Studium aufgeben, da sein Abitur in Island nicht anerkannt wurde.

Medique

 

Cèdique war vor dem Darfur-Krieg im Sudan geflohen. Heute lebt er im Asylbewerberzentrum in Liévin. Er hat einen Hund dargestellt, dessen Pfoten auf dem Kopf einer Kuh stehen. Im Sudan besaß er viele Tiere, darunter Kühe und Hunde. Cèdique bringt die Sehnsucht nach seinem Besitz, seinem Land und seiner Umgebung zum Ausdruck, die er verlassen musste.

Merita

 

 

Die Albanerin Merita zeigt ein gebrochenes Herz. Als Schwangere war sie von ihrem Mann geschlagen und betrogen worden und später vor dem gewalttätigen Ehemann und der Erniedrigung geflohen. Zunächst hatte sie mit ihrer kleinen Tochter bei ihren Eltern Zuflucht gesucht, sich dann aber zur Flucht aus Albanien entschlossen, damit ihr Mann ihr ihre Tochter nicht wegnimmt. Mit diesem Herz drückt sie ihre persönliche Geschichte, die Einsamkeit und die Sehnsucht nach ihrer Familie aus.

 

Die Rekonstruktion dieses im Exil zurückgelassenen Objekts ist für diese Menschen ein Weg, ihre Würde zurückzugewinnen. Stehend präsentieren sie ihre Gegenstände und trauen sich, ins Objektiv zu blicken, den Anderen anzusehen. Dieser Korpus an Werken gibt dem Exil eine humanistische Wahrnehmung zurück.

Die Geflüchteten stellten Ihre Werke bei der Ausstellung selbst vor. Sie fand in der Bank von Béthune statt, um diese Geschichten an einem symbolträchtigen Ort zu zeigen, der normalerweise dazu genutzt wird, Reichtümer aufzubewahren. Fotografien der Akteure dieses Projekts und die nachgebildeten verlorenen Objekte werden im Tresorraum ausgestellt. Eine klangliche Dimension zeichnet die Gespräche über die Reise und die Suche nach diesen Objekten nach.

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Die Ausstellung ist inzwischen auf Reisen gegangen. Die hergestellten Gegenstände wurden ihren Schöpfer zurückgegeben, die Ausstellung besteht folglich aus Reproduktionen. Sie kann bei der Ligue de l’Enseignement von Arras bestellt werden.

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