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Laizismus in der ausbildung: für einen laizismus, der verbindet

Schulungsmaterialien zum Thema Laizität für Jugendleiter und Pädagogen, die mit Kindern, Jugendlichen und anderen Lernenden arbeiten.

Laizismus wird oft missverstanden. Angesichts der bekräftigten, exklusiven und sogar ausgrenzenden Positionen könnte man fast vergessen, dass sich der Laizismus als Organisationsprinzip der Französischen Republik nach einer langen Emanzipationsphase durchgesetzt hat.

Der Laizismus ist keine Meinung, kein Wert oder Gedanke, sondern das Produkt einer Geschichte in Bewegung.

„Er beruht einerseits auf der Bekräftigung und Gewährleistung der Gewissensfreiheit und der freien Ausübung der Religionen unter Wahrung der demokratisch festgelegten öffentlichen Ordnung, andererseits auf der Bekräftigung einer strikten konfessionellen Neutralität des Staates und der Behörden.“ (Projet fédéral de la Ligue de l'enseignement Ille et Vilaine (Föderales Projekt der Ligue de l'enseignement Ille et Vilaine))

Es wird oft behauptet, dass es beim Laizismus um eine sehr französische Sichtweise handelt. Wer dies behauptet, kennt die Bestrebungen aller Völker in Europa und darüber hinaus schlecht. Staaten unterscheiden sich zwar auf institutioneller Ebene, aber die Ideen von Gewissensfreiheit und Nichtbeeinflussung bestimmter Bereiche der Gesellschaft, darunter auch der Religionen, sind in Europa stark ausgeprägt.

Ich habe mich mit Ségolène CROMBEZ, Projektleiterin für Animation und Bildung bei der Ligue de l'enseignement d'Ille et Vilaine, getroffen. Sie führt Fortbildungen für junge Erwachsene in Ausbildung durch, um sie darauf vorzubereiten, mit Kindern und Jugendlichen oder anderen Zielgruppen zu den Themen Laizismus, aktive Bürgerschaft und Zusammenleben zu agieren.

David LOPEZ : In Frankreich wird viel über Laizismus diskutiert. Glaubst du, dass es Schwierigkeiten gibt, dieses Konzept in Ferienlagern oder Freizeitstätten und vor allem in der Ausbildung von Erwachsenen verständlich zu machen?

Ségolène CROMBEZ : In der Tat wird in Frankreich viel über den Laizismus gesprochen, doch nicht jeder tut dies auf die gleiche Weise. Wir werden von widersprüchlichen Informationen überflutet. Für unerfahrene oder wenig informierte Bürger und aufgrund von Fake News und verzerrten Darstellungen, die zu parteipolitischen Zwecken verbreitet werden, ist es schwierig, den tatsächlichen Kern des Laizismus zu sehen.

Mir ist klar, dass Laizismus zwar in Schulen und in den Medien oft Thema ist, dass viele junge Menschen das Prinzip des Laizismus dennoch kaum kennen. Für einige junge Erwachsene ist Laizismus ein Hindernis und macht die individuellen Freiheiten, ihre persönlichen Freiheiten, kompliziert. Manche fühlen sich vielleicht stigmatisiert, wenn wir dieses Prinzip in der Ausbildung ansprechen. Denn es bezieht sich auf Religionen, Meinungsfreiheit und die Gesellschaft.

Der Laizismus kann in ihren Augen eher zu einem Zwang als zu einem Prinzip werden, das für das Zusammenleben nützlich ist. Bei Kindern, also in Schulen oder Freizeitzentren, sieht es ähnlich aus.

Ich denke jedoch, dass diese Unkenntnis oder verzerrten Darstellungen zu diesem Thema in einigen Regionen stärker ausgeprägt sind als in anderen. Ich sage dies, ohne eine Stigmatisierung zu beabsichtigen. 

David LOPEZ : Welche Instrumente wurden in den Schulungen eingesetzt? Kannst du ein bestimmtes Instrument beschreiben, das sich speziell an junge Erwachsene in der Ausbildung richtet? 

Ségolène CROMBEZ : Ich bin seit sechs Jahren Ausbilderin für das Themen-Kit „Werte der Republik und Laizismus“. Für Sensibilisierungs-Workshops mit jungen Menschen verwende ich verschiedene Module aus diesem Kit. Ich denke, es ist wichtig, dieses Thema mit Kindern und Jugendlichen auf spielerische und konkrete Weise zu behandeln. Ich verwende daher bei den Schulungen konkrete Fälle, die sich tatsächlich ereignet haben. Ich halte es für äußerst wichtig, bei dieser Sensibilisierung historischen Elemente dieses Prinzips zu vermitteln. Tatsächlich liefert die Geschichte viele Schlüssel zum Verständnis, warum der Laizismus in Frankreich entstanden ist hat und bis heute besteht.

Das Kit enthält Spiele und Quiz-Formate, bei denen die Teilnehmer Elemente des Prinzips und Gesetze in konkrete Elemente übersetzen.

Dieses Thema ist nicht so einfach zu behandeln und kann manchmal komplex wirken. Daher bringe ich gerne etwas Leichtigkeit in die Sache, indem ich humorvoll gefärbte Mittel verwende. Zum Beispiel benutze ich in der BAFA-Ausbildung die Videos des Komikers Kevin Razy, die Fragen zum Thema Laizismus behandeln, die Kinder oder Jugendliche Betreuern und Erziehern manchmal stellen.

Diese Videos motivieren die Praktikanten, über ihre Haltung gegenüber Problemen im Zusammenhang mit Laizismus bei der Ausübung ihrer Tätigkeit nachzudenken.

https://www.enquete.asso.fr/notre-action/formation/ressources/videos-quest-ce-tu-reponds-a-ca/

Der Komiker Kevin Razy und die Organisation ENQUÊTE haben gemeinsam die eine humorvolle und pädagogische Webserie mit dem Titel „Was antwortest du darauf?! “ erstellt. Sie soll die Betreuern und Erziehern Hilfen bei der passenden Reaktion an die Hand geben, wenn religiöse Themen in den Äußerungen von Kindern und Jugendlichen auftauchen. Indem sie Figuren in Szene setzt, die von der Welt von Kevin Razy inspiriert und bewusst karikiert sind, zeigt sie, wie man seine Rolle als Erzieher auch bei heiklen Themen wahrnehmen kann, indem man seine Neutralität wahrt und sie zu einem Werkzeug macht, um Kinder zum Nachdenken über Religion und Laizismus anzuregen.

David LOPEZ : Ich weiß, dass du Erfahrung mit internationalen Begegnungen hast. Meinst du, dass eine europäische Reflexion zu diesem Thema interessant wäre und welcher Art?

Ségolène CROMBEZ : Ich fände es interessant, diese Frage gemeinsam mit Betreuern und Pädagogen aus anderen europäischen Ländern gemeinsam zu behandeln. Laizismus wird oft als ein sehr französisches Prinzip betrachtet. Mich würde interessieren, wie andere Länder mit dem Thema umgehen und was ihre Kernprobleme sind. Wie geht man anderweo mit Religionen, dem Staat und dem Zusammenleben um? Wie wird dort der Stellenwert von Überzeugungen in der Jugend- und Erwachsenenbildung diskutiert? Müssen Jugendbetreuer eine besondere Position einnehmen?

Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Problematik (Lebensweise, Grundwerte, Platz des Anderen, Platz der Migranten, der Ausländer...) fände ich es sehr interessant, solche Begegnungen zu initiieren, das Thema dabei jedoch auf ein eher gesellschaftliches Problem auszuweiten: das Zusammenleben.

Wie definiert und akzeptiert man, wie lebt man mit dem Anderen in seiner Andersartigkeit?

Dies ist für mich das große Thema unserer Zeit. Und es betrifft uns alle, Jugendbetreuer, Erzieher und Bürger in Europa und anderswo.

Contact : segolene.crombez@ligue35.org

David LOPEZ, expert EPALE France

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