Gemeinschaftsgärten – Raum für Integration, Beziehungsaufbau und Naturerziehung

Der Originalbeitrag wurde ursprünglich von Maciej Bielawski auf Polnisch veröffentlicht.
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Dank der Gemeinschaftsgärten ändert sich nicht nur die biologische, sondern auch die soziale Dimension einer Umgebung. Anwohner:innen können sich hier in einer kleinen Gemeinschaft engagieren und haben die Möglichkeit, miteinander zu interagieren und sozial aktiv zu sein, was sich positiv auf sie und ihr Umfeld auswirkt.
Der Garten ist ein besonderer Ort, der viele positive Assoziationen hervorruft. Schöne bunte Blumen, sattes Grün, Ruhe und Harmonie sind nur einige davon. Um die hohe ästhetische Qualität von Grünflächen zu erhalten, wenden Menschen oft viel Arbeit und Herzblut auf. Ähnlich verhält es sich mit der Arbeit von Nichtregierungsorganisationen. Damit aus einer guten Absicht etwas Besonderes und Sinnvolles entsteht, müssen alle Beteiligten gleichermaßen Interesse und Engagement für die betreffende Initiative zeigen. Auf diese Weise werden Harmonie und Zweckmäßigkeit kombiniert, was langfristig zu einer stärkeren Entwicklung lokaler Initiativen führt, aus denen dann NROs entstehen können.

Foto von Kenny Eliason auf Unsplash
Eine Form der sozialen Aktivität, die beide oben genannte Beispiele vereint, sind Gemeinschaftsgärten. Dabei handelt es sich in der Regel um Grünflächen, die Platz für Gartenarbeit und Möglichkeiten für soziale und integrative Aktivitäten bieten. Solche Orte stärken den Zusammenhalt lokaler Gemeinschaften und schaffen das Gefühl, mitverantwortlich für die Organisation des gemeinsam verwalteten Bereichs zu sein. Die verschiedenen Initiativen, die in den Gemeinschaftsgärten stattfinden, wirken sich positiv auf die unmittelbare Umgebung aus und verbessern die Lebensqualität aller Bewohner:innen des Ortes. Auf diese Weise rückt die lokale Gemeinschaft näher zusammen und wird stärker integriert.
Sehen die Gemeinschaftsgärten in Frankreich und Polen ähnlich aus? Am besten lässt sich diese Frage anhand von konkreten Beispielen beantworten.
Jardins de la Brocéliande – der Garten der Sinne
Ein magischer Ort für Kinder und Erwachsene – ein Garten der Sinne in der Nähe von Rennes. Er wurde in den 1990er Jahren mit dem Ziel gegründet, im Rahmen eines botanischen und menschlichen Umfelds die Arbeit von Menschen mit Behinderung zu fördern. Heute steht der Garten in voller Pracht da und die Besucher:innen können zahlreiche Attraktionen genießen: Pflanzensammlungen, Themengärten, einen Barfußpfad oder einen Pfad der Sinne, d. h. ein Pfad, der die Empfindungen einer blinden Person „imitiert“.
Es ist bezeichnend, dass der Garten nach wie vor hauptsächlich von Menschen mit Behinderung betreut wird. Um ihre Arbeitsplätze zu erhalten, werden systematisch einige Neuerungen eingeführt, die die Besucher:innen des Gartens immer wieder überraschen. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass der Garten in erster Linie ein Ort des Lernens und der Entfaltung speziell für Menschen mit Behinderung ist. So bereiten sie sich hier häufig auf den Beruf des Gärtners oder der Gärtnerin vor, und bevor sie auf dem freien Arbeitsmarkt Fuß fassen können, durchlaufen sie einen Prozess der sozialen und beruflichen Eingliederung, der auf ihrer Arbeit in den Gärten von Brocéliande basiert.
Einzelbesucher:innen und Gruppen, in der Regel Schulklassen, sind hier herzlich willkommen. Die angebotenen Aktivitäten bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Entspannung, aber auch zur spontanen Freizeitgestaltung und Erholung. Neben den bereits erwähnten Attraktionen können Sie das Heckenlabyrinth besuchen, mehr über Wasserkreislauf und -wirtschaft erfahren und es werden Zugfahrten und Umweltwettbewerbe veranstaltet. Zur Erfrischung können Sie in das hiesige Restaurant einkehren oder Ausstellungen lokaler Künstler:innen besuchen.
Jardin Solidaire de Dinan – Garten der Solidarität in Dinan
Jeden Mittwochmorgen treffen sich ein Dutzend Menschen im Garten der Solidarität in Dinan, in der Region Côtes d’Armor. Unter der Leitung von Joseph Argouarc’h, einem ehemaligen Lehrer und pensionierten Gärtner, bauen sie Kartoffeln, Kohl und anderes Gemüse biologisch an. Das Hauptziel ist die Verteilung von Qualitätsprodukten an Menschen, die von der französischen Volkshilfe Secours populaire in Dinan betreut werden. Von den Vorteilen des Gartens profitieren Gartenneulinge und zahlreiche Freiwillige. Die Begünstigten selbst kommen nicht nur deswegen, sondern auch um zu helfen. Es ist eine Möglichkeit, soziale Beziehungen zu pflegen und Selbstvertrauen wiederzuerlangen.
Die Aktivitäten des Vereins beschränken sich jedoch nicht nur auf den Betrieb eines Gartens der Solidarität. In einer der Hallen gibt es einen Bereich, in dem die Lebensmittel, die im Garten angebaut oder von lokalen Anbieter:innen bezogen werden, weiterverteilt werden (in Frankreich verpflichtet ein Gesetz Händler:innen dazu, Lebensmittel zu spenden, die bald ablaufen – auf diese Weise profitieren andere Menschen davon und die Lebensmittel werden nicht einfach weggeworfen).
Gemeinschaftsgarten Kolektyw Kąpielisko in Posen
Der Garten wird seit 2014 vom Verein Kolektyw Kąpielisko (zu Deutsch: Kollektiv Badesee) betrieben. Dieser hat ein Grundstück von 1300 m2 auf dem Gelände des Sommerfreibads im Kasprowicz-Park gepachtet. Die am Gartenbetrieb beteiligten Anwohner:innen kümmern sich nicht nur um die Pflege und den Anbau von Pflanzen und Gemüse, sondern bereiten auch Mahlzeiten daraus zu. Der Verein verfügt über eine umfangreiche Infrastruktur, darunter angelegte Beete, ein Werkzeuglager und einen Komposter. Darüber hinaus bietet der Garten Raum für Integration und Erholung, einschließlich eines „Weidenspielplatzes“ und eines gemeinsam mit den Bewohner:innen des nahen Stadtviertels Łazarz errichteten Ofens für das nachbarschaftliche Kochen im Garten. Der Verein organisiert viele interessante Initiativen, wie z. B. Führungen, Tauschbörsen für Eingemachtes oder pädagogische und kulinarische Workshops.
Gemeinschaftsgarten Węzłowiec in Siemianowice
Der Garten wurde im Jahr 2018 angelegt und ist ca. 800 m2 groß. Es handelt sich um eine gemeinsame Initiative von Anwohner:innen und Behörden, die aus kommunalen Mitteln finanziert wird. Neben Erholung und integrativen Aktivitäten bietet der Garten auch alle notwendigen Werkzeuge für die Gartenarbeit, darunter eine Gartenlaube, einen Komposter, Pflanzkästen und fließendes Wasser. Der Leiter oder die Leiterin des Gemeinschaftsgartens wird für eine einjährige Amtszeit gewählt. Er oder sie hat organisatorische Aufgaben, die sich in erster Linie auf die Beschaffung zusätzlicher Mittel, die Koordinierung der Arbeit des Gemeinschaftsgartens und die Aufrechterhaltung der Ordnung konzentrieren.
Gemeinschaftsgarten Motyka i Słońce in Warschau
Der Garten wurde 2015 durch die Bemühungen von zwei Organisationen geschaffen: Fundacja Łąka (zu Deutsch: Stiftung Wiese) und Pracownia Dóbr Wspólnych (zu Deutsch: Gemeinschaftswerkstatt). Neben Bildungs- und Kulturaufträgen werden auch städtische Gartenarbeiten und Erdarbeiten durchgeführt. Im Garten werden Kräuter, Obst und Gemüse angebaut. Zudem finden dort auch viele interessante Bildungs- und Kulturveranstaltungen statt. Der Gemeinschaftsgarten Motyka i Słońce (zu Deutsch: Hacke und Sonne) arbeitet mit Privatunternehmen, Nichtregierungsorganisationen und der finnischen Botschaft zusammen.
Rajski Ogród
Der Rajski Ogród (zu Deutsch: Garten Eden) ist der größte Schau- und Lehrgarten in den Masuren. Er erstreckt sich über eine Fläche von 3,5 Hektar, auf der mehr als 3000 verschiedene Pflanzenarten zusammengetragen wurden. Im Rajski Ogród gibt es 31 Themenbereiche: Himbeerhain, Liebesgarten, Schmetterlingsgarten, Rosarium, Beerengarten, Garten der sieben Pforten, Gemüsegarten, Musikgarten, Steingarten, Vorratskammer im Paradies, Apfel-, Pflaumen- und Birnengarten, Schildkrötenwiese, Sonnengarten, Bernsteinfeld, Garten der Düfte, Paradiesweinberg, Masurischer Garten, Heidelandschaft, Paradieshügel, Waldzuflucht, Blumenwiese, Mysteriengarten der Labyrinthe, Windhügel, Entdeckerpark, Säergarten, Paradiesbaumwinkel, Märchengarten, Benediktinergarten, Süß- und Sauerkirschgarten, Romantische Ruinen, Grüner Pfad.
Rajski Ogród im „Töpferdorf“ bei Nidzica
Der wichtigste pädagogische Ansatz des Gartens ist der Schutz von Nützlingen, weshalb es hier mehrere Blumenwiesen, Insektenhäuser und -hotels gibt. Den „Vorgarten“ des Rajski Ogród (zu Deutsch: Garten Eden) bildet das Grundstück des Hauses „Niezapominajka“ (zu Deutsch: Vergissmeinnicht) – eine Art Zentrum der kreativen Arbeit für Kinder und Jugendliche, auf dem von Mai bis Oktober ein sogenannter Vertikalgarten angelegt wird.
Neben dem „Niezapominajka“ befinden sich hier auch das einzigartige Lapidarium „Osada“ (zu Deutsch: Siedlung) mit einer Sammlung von Gesteinen aus der ganzen Welt sowie die Orangerie und das Museum „Skarby Ziemi“ (zu Deutsch: Schätze der Erde), in dem Gesteine, Fossilien und Mineralien gezeigt werden. Der „Garten Eden“, die „Niezapominajka“, das Lapidarium, die Orangerie und das „Naturkino“ sind alle Teil des Töpferdorfs „Garncarska Wioska“. Dabei handelt es sich um ein soziales Modellunternehmen (www.garncarskawioska.pl), das Workshops und Keramikprodukte sowie Gerichte der regionalen masurischen Küche anbietet. In Kombination bilden diese Einrichtungen einen einzigartigen Ort für Freizeit, Bildung und Unterhaltung.
Dies ist nur eine Auswahl von Beispielen für Gemeinschaftsgärten, die zeigen, dass es kein einheitliches Modell für die Schaffung solcher Gärten gibt und dass die beteiligten Menschen der wichtigste Teil ihrer Arbeit sein sollten.
Maciej Bielawski – Experte für soziale Eingliederung und Sozialwirtschaft. Vizepräsident des ESWIP-Verbandes, der sich seit 25 Jahren für soziale und bürgerschaftliche Teilhabe einsetzt. Mitbegründer des ersten Forums für Sozialarbeiter:innen in Polen. Initiator zahlreicher Initiativen, Lösungen und lokaler Partnerschaften. Mitglied von Arbeitsgruppen zur Entwicklung öffentlicher Maßnahmen und zur Planung der Verwendung europäischer Mittel im Bereich der sozialen Eingliederung. EPALE-Botschafter.
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Siehe auch:
Patenschaft für ein Beet! Die Geschichte des nachbarschaftlichen Gemeinwohls
Ein Themendorf errichten – Teil 1
Themendörfer als Idee fürs Land
Ogrody...
Dzięki za inspirację oraz przekrój różnorodności w tym zakresie. Myślę, że ogrody społeczne są świetnym pomysłem na włączanie i współdziałanie. Obserwuje i bywam czasem w ogrodzie społecznym w Bratniku na Lubelszczyźnie, który w dużej mierze działa wielokulturowo i zawsze zachwyca mnie idea współpracy, która wytwarza się wokół tego miejsca.