Einfache Tools für den Sprachunterricht für Erwachsene ab 50 Jahren – praktische Übungen und Tipps

Aktive Teilnahme und kollaborative Interaktion sind wesentliche Bestandteile der EduVita-Methodik für das Sprachenlernen im Erwachsenenalter.
Und wie uns Andragogik und Erwachsenenbildungstheorien lehren, sollte Erwachsenenbildung relevant, flexibel und selbstgesteuert sein, auf den Erfahrungen der Lernenden aufbauen und den praktischen, realen Bedürfnissen entsprechen.
„Erwachsene Lernende erwerben Wissen unter Bezugnahme auf ihr soziales Umfeld – Wissen kann dem Lernenden nicht aufgebürdet oder von diesem konsumiert werden.“
(Andrea Annus, Erwachsenenbildnerin und Forscherin, Universität Tallin)

Einfache Tools für Sprachlehrer:innen – Fortbildung in Estland
Die oben genannten Prinzipien sind von grundlegender Bedeutung für den Fremdsprachenunterricht für Erwachsene ab 50 Jahren, da jeder Prozess – um als sinnvoll wahrgenommen zu werden – aktiv und partizipativ gestaltet werden sowie auf praktischen Erfahrungen und Kommunikationen beruhen muss. Von Grammatik über Konversationen bis hin zu Lese-, Schreib- und Hörkompetenzen – beim Erlernen einer neuen Sprache sollte jede Lernaktivität das Lernen in den Alltag integrieren und die Lernenden dazu bringen, selbst über die Dinge zu reflektieren, die wichtig sind.
Gleichzeitig ist es wesentlich, die Lernenden entsprechend zu befähigen, d. h. ihnen die Mittel und die emotionale Unterstützung zu bieten, um die Herausforderungen, die beim Erlernen einer neuen Sprache als Erwachsene bestehen, zu meistern. Zudem sollte es ihnen möglich sein, sowohl den Lernprozess als auch den Lernraum mitzugestalten.
„Der Lernraum wird von allen Beteiligten in einer gemeinsamen Anstrengung über Kommunikations-, Inklusions- und Moderationsprozesse gestaltet.“
(Andrea Annus, Erwachsenenbildnerin und Forscherin, Universität Tallin)
Wie kann man das Erlernen einer Fremdsprache für erwachsene Lernende sinnvoll und unterhaltsam gestalten?
Die Erwachsenenbildner Luigi und Robert von EduVita berichten von den Lerninhalten des Spezialisierungskurses von Gamekeskus „Easy Tools for Foreign Language Educators“ (Estland) zu neuen Methoden und Übungen für den Sprachunterricht. Mit einfachen Mitteln wie Papier, einer Schere, einem Ball, einem Seil und Textmarkern lassen sich unzählige Übungen erarbeiten, die Schüler:innen im Alter ab 50 Jahren helfen, sich mit Sprache zu beschäftigen, sie aktiv anzuwenden und in der Gruppe Spaß zu haben... sodass das Lernen zu einer sinnvollen Erfahrung wird. Doch wie?
Hier finden Sie einige Beispiele:
Übung 1: Satzstruktur

Einfache Tools für Sprachlehrer:innen – Fortbildung in Estland
Lernziel: Erlernen der Anordnung von Wörtern in einem englischen Satz
Hilfsmittel: Papier, Stifte
Zeit: 10 Min.
Vor der Übung: Bereiten Sie zwei (oder mehr) Sätze vor und schreiben Sie jedes Wort aus jedem Satz auf eine kleine Karte oder ein Stück Papier, eines pro Teilnehmer:in.
Schritt für Schritt
- Mischen Sie die Karten und verteilen Sie sie an die Teilnehmer:innen.
- Bitten Sie die Teilnehmer:innen, im Schulungsraum herumzugehen und die anderen Teilnehmer:innen ausfindig zu machen, die die Wörter haben, die zum Bilden eines vollständigen Satzes erforderlich sind.
- Wenn die Sätze vollständig sind, können Sie die Übung mit einer Karte mit Satzschlusszeichen ergänzen.
- Bitten Sie die Teilnehmer:innen, sich neu zu positionieren und die Subjekt-Verb-Inversion zu üben.
„Der Einsatz von Spielen zum Unterrichten oder Üben der englischen Sprache kann viele Barrieren überwinden und den Schüler:innen zeigen, dass es keine Rolle spielt, welches Sprachniveau sie haben, dass sie Spaß an einer Übung oder einem kurzen Spiel haben und gleichzeitig lernen können. Sie brauchen die Sprache nicht zu verstehen, sie müssen nur die Spielregeln kennen und einfach loslegen.“
(Roberto, Erwachsenenbildner bei EduVita)
Satzstruktur in der Praxis - Sehen Sie sich hier das Video an
Übung 2: Spaß mit Redewendungen

Einfache Tools für Sprachlehrer:innen – Fortbildung in Estland
Lernziel: Energizer oder eine Vokabelübung. Englische Redewendungen lernen und ihre Bedeutung und Verwendung erkunden.
Hilfsmittel: Papier, Stifte
Zeit: ca. 15 Min.
Vor der Übung: Bereiten Sie verschiedene Karten vor, auf denen eine Redewendung steht.
Schritt für Schritt
- Teilen Sie die Teilnehmer:innen in zwei Gruppen ein.
- Geben Sie einer der Gruppen eine Karte mit einer Redewendung.
- Bitten Sie die Gruppe, die Redewendung darzustellen. Erklären Sie, dass die andere Gruppe die Redewendung erraten muss.
- Nachdem die Redewendung auf der Karte aufgedeckt wurde, fragen Sie beide Gruppen, ob sie diese Redewendung kennen und wissen, was sie bedeutet, ob sie sie schon einmal verwendet haben usw.
Fahren Sie mit den anderen Redewendungen fort.
Übung 3: Im Geschäft

Einfache Tools für Sprachlehrer:innen – Fortbildung in Estland
Lernziel: Üben von Alltagsgesprächen, die Nicht-Muttersprachler:innen schwer fallen können, wenn ihnen die richtigen Vokabeln fehlen. Verbesserung der Konversationsfähigkeiten und des Wortschatzes.
Hilfsmittel: DIN A4-Papier, das in 10 Zettel geschnitten wird, oder Post-it-Zettel, Textmarker/Stifte.
Zeit: 10 Min.
Schritt für Schritt
- Teilen Sie die Gruppe paarweise auf.
- Geben Sie jedem bzw. jeder Lernenden drei Blatt Papier und einen Stift.
- Jeder bzw. jede Lernende schreibt verdeckt die Bezeichnungen von drei Gegenständen auf, die er oder sie kaufen möchte. Sie können Themenbereiche vorschlagen, z. B. Lebensmittel, Kleidung, Haushaltsgegenstände, Produkte aus der Apotheke. Die Teilnehmer:innen können aber auch selbst kreativ sein.
- Gestalten Sie ein Gespräch zwischen Käufer- und Verkäufer:in. Jeder Dialog ist zeitlich begrenzt: eine Minute für jeden Gegenstand.
- Die Person mit den längeren Haaren in der Zweiergruppe beginnt. Diese Person ist Käufer:in (d. h. Kund:in). Bitten Sie die Beiden, Höflichkeitsfloskeln auszutauschen (Hallo, Guten Morgen usw.). Dann beschreibt die Käufer:innen den Artikel, den sie kaufen möchten. Die Käufer:innen sollte so viele Erklärungen wie möglich geben und dabei Merkmale wie Größe, Menge, Farbe und Gewicht benennen.
- Jedes Paar wechselt sich als Käufer-/Verkäufer:in ab.
- Das Gewinnerpaar ist dasjenige, das erfolgreich die meisten Artikel gekauft/verkauft hat.
Tipp! Das Spiel kann weitergehen, indem man zwischen den Paaren wechselt, die Themenbereiche ändert oder keine konkreten Themenbereiche vorgibt.
Übung 4: Auf der Suche nach Worten

Einfache Tools für Sprachlehrer:innen – Fortbildung in Estland
Lernziel: Verbesserung der Grammatikkenntnisse sowie des Wortschatzes und der Sprechkompetenz.
Hilfsmittel: DIN A4-Papier in 8 Stücke geschnitten, Textmarker/Stifte, Seil, Klebeband. Ein separates DIN A4-Blatt oder ein White-Board.
Zeit: 10 Min.
Vor der Übung:
1. Bereiten Sie die Übung vor, indem Sie 10 bis 15 einzelne Wörter auf ein Blatt Papier schreiben. Die Wörter sollten eine Mischung aus Verben, Substantiven und Adjektiven sein. Je mehr Wörter, desto besser.
2. Basteln Sie eine oder mehrere Angelrute(n), je nach Anzahl der Paare/Teams. Wie? Formen Sie eine Kugel aus Klebeband mit der klebenden Seite nach außen und befestigen Sie die Kugel am Ende eines Seils, das lang genug ist, um den Boden zu erreichen.
3. Legen Sie alle Zettel mit den Wörtern in Form eines „Fischteichs“ mit der Vorderseite nach unten auf den Boden.
Schritt für Schritt
- Sie können die Teilnehmer:innen in Paare oder Gruppen einteilen. Diese Übung sollte eher nicht allein absolviert werden.
- Gleichzeitig „fischt“ ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin aus jeder Gruppe nach einem Wort.
- Bitten Sie die Partner:innen oder Teams, einen Satz zu bilden, in dem das Wort vorkommt. Sie dürfen erst weiter angeln, wenn der Satz aufgeschrieben wurde.
- Das Spiel endet, wenn alle Wörter verwendet wurden.
- Vergeben Sie Punkte für (a) die grammatikalische Richtigkeit des Satzes, (b) die Anzahl der Wörter im Satz, (c) die korrekte Benennung der Wortart als Verb, Substantiv oder Adjektiv.
Wer die meisten Punkte erhält, gewinnt.
Tipp! Das Spiel kann fortgesetzt werden, indem Sie weitere Satzteile einführen (Pronomen, Adverbien usw.). Man kann sich auch auf Sätze in der Vergangenheit oder Zukunft beschränken oder nur eine Wortart in den Teich setzen, z. B. nur Substantive.
„Während der Fortbildung in Estland habe ich mich daran erinnert, dass das Unterrichten vielseitiger sein kann, als nur ein Buch durchzuarbeiten, und dass Kreativität im Schulungsraum wichtig ist. Diese Übungen bieten eine Abwechslung zum Lernen mit Büchern. Sie helfen auch dabei, neue Ideen auf unterschiedliche Weise einzuführen und Dinge, die wir bereits kennen, zu überdenken.
(Luigi, Erwachsenenbildner, EduVita)
Online-Workshop für Fremdsprachenlehrer:innen
Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie man Sprachen ohne Bücher unterrichten kann?
Nehmen Sie an dem praktischen und interaktiven Online-Workshop für Sprachlehrer:innen und Erwachsenenbildner:innen teil.
Wann? 19. November 17:00 bis 18:30 Uhr (MEZ).
Die Teilnahme ist kostenlos und die Plätze sind begrenzt.
Bitte melden Sie sich im Voraus (bis zum 14. November) über den unten stehenden Link an.
https://forms.gle/2uGxYGpRE2Rr6EX99
Der Online-Workshop ist Teil des ERASMUS-Projekts „TRAINING: EASY TOOLS FOR FOREIGN LANGUAGES EDUCATORS“, mit den Partnern GAME LANGUAGE CENTRE (Estland), MTÜ Eventus Una (Estland), EduVita (Italien), SOLSKI CENTER SLOVENSKE KONJICE-ZRECE (Slowenien) WISAMAR BILDUNGSGESELLSCHAFT GEMEINNÜTZIGE GMBH (Deutschland), Pučko otvoreno učilište Adeptio (Kroatien) und Escuela Oficial de Idiomas Estepona (Spanien).

Online-Workshop für Sprachlehrer:innen und Erwachsenenbildner:innen
Möchten Sie weitere Übungen mit einfachen Hilfsmitteln für den Sprachunterricht entdecken? Sehen Sie sich gern die Videos mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen an, die von den Schulungsleiter:innen während der Schulung erstellt wurden.
Sie sind auf der Suche nach weiteren Anregungen und Ressourcen für Ihre Praxis der Erwachsenenbildung? Sie möchten mehr über EduVita und unsere Kurse und Aktivitäten für erwachsene Teilnehmer:innen und Trainer:innen zu erfahren? Klicken Sie hier
Artikel von Filomena Locantore – EduVita
Mit Beiträgen von Luigi Di Castri und Roberto Franco – Erwachsenenbildner, EduVita
Kommentar
Great ideas!
Fascinating ideas for teaching adults. The title caught my attention from the very beginning. And the idea of practical, relevant, student-oriented learnings fits so well with what we have been studying on the various types of learning for children as well. Especially that of the child-centered method.
I really liked the idea of having everything be meaningful and connected to their lives, when teaching adults. Personally, I feel that each student learns better when they see the value of what they are learning and how they can use it.
The ideas of EduVita education for adults are creative, active and an excellent way to get the adults actively learning English.
I am continually searching for activities to give my students opportunities to use what they are learning. The creative methods of learning sentence structure and practicing vocabulary in this article were something I would like to try with my current students in school, as well as when I teach my next adult class.
Thank you for the informative article!
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Great examples
That is true that during a foreign language acquisition, for adult learners it is crucial to create a perspective that is closely related to the everyday situations. Also, in order to achieve an effective and productive learning process, a student needs to be in the appropriate contextual reality, e.g. it would be not a great idea to speak about outdated or not actual things and events because it is perceived as a non-essential information anymore, therefore, the process of memorizing language aspects through the outdated information is less effective. On the other side, when we try to interact and “play” games that are contextually related to everyday life and cover some basic needs for communication (as it was presented by your examples) – the process of learning is much better.