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EPALE - Elektronische Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

Blog

Dörte Stahl: digitale Lernszenarien und Fortbildungen für die Erwachsenenbildung

Ich gebe Lernenden das nötige Rüstzeug für das Weiterlernen

Dörte Stahl
Kurzbiographie

Seit 2001 bin ich freiberufliche Erwachsenenbildnerin mit (mittlerweile) den Schwerpunkten: Social Media für NPOs, Konzeption digitaler Lernszenarien und Fortbildungen für die Erwachsenenbildung wie Gestaltung von Lernsettings, Kompetenzorientierung und Medienkompetenz. Ich arbeite in Deutschland für Verbände, Stiftungen, soziale Einrichtungen und Bildungsträger. Und manchmal führe ich medienpädagogische Projekte mit Jugendlichen durch.
 

Mein EPALE

EPALE kenne ich seit 2016 und ich war schnell begeistert von der Fülle an Informationen und von den unterschiedlichen Perspektiven, die ich hier entdeckte. Auch der Austausch und das Netzwerken mit anderen Erwachsenbilder*innen ist überaus wertvoll für meine berufliche Entwicklung. Und weil ich so begeistert von der Community und ihren Möglichkeiten war, wurde ich 2019 EPALE-Botschafterin und bin es immer noch.
 

Meine Geschichte  

Selbstlernkompetenz fördern und informelles Lernen stärken.

Ein Fokus meiner Lernangebote liegt auf Social Media und Anwendungen wie das Blog- und CMS-System WordPress. Das sind Themen, bei denen sich vieles rasant ändert. Wenn meine Teilnehmenden Glück haben, haben ihre im Seminar erworbenen Anwendungskenntnisse zwölf Monate Bestand, manchmal sind es nur vier Wochen: Oberflächen werden umgestaltet, neue Funktionen kommen hinzu, andere verschwinden ... So gesehen ergeben die anwendungsbezogenen Teile meiner Seminare (Wo muss ich klicken? Wo finde ich die Funktion?) kaum Sinn. Länger Bestand haben nur grundlegende Inhalte wie strategische Social Media Nutzung oder digitale Kommunikation.


Das kurzlebige Anwendungs-Knowhow erschien mir oft wie Ballast, auf den ich verzichten sollte. Dadurch wären jedoch Teile der praktischen Arbeit im Seminar entfallen und berechtigte Erwartungen der Teilnehmenden wären unerfüllt geblieben. Damit meine Seminare langfristig gewinnbringend sind, blieb nur, das autonome Weiterlernen zu fördern. Doch der Weg dahin war nicht immer ganz einfach.

Hemmnisse bei Erwerb und Förderung von Selbstlernkompetenz

Teilnehmende waren und sind nicht immer begeistert, dass das Lernen nicht mit dem Seminar endet, sofern sie ihre Webpräsenzen erfolgreich nutzen möchten. Dass selbstständiges Lernen nur bedingt positiv angesehen wird, gründet meist in unseren Bildungsbiografien. Und hier liegen auch Ursachen für Schwierigkeiten bei der Förderung von Selbstlernkompetenz.

Erfahrung und Gewohnheit

Die meisten von uns haben im Laufe ihrer formalen Bildungswege kaum Erfahrungen mit selbstgesteuertem Lernen gemacht. Wir haben Lernen als Vermittlung festgelegter Inhalte erlebt, die man in einem bestimmten räumlichen und zeitlichen Kontext erlernen muss. Die Lernmittel und Methoden werden von einer zentralen Person, der Lehrkraft, vorgegeben. Selbstlernkompetenz steht dazu im Widerspruch. Sie beinhaltet u.a. das eigenständige Festlegen von Lernzielen und -Inhalten sowie die Lernorganisation. Teilnehmende fühlen sich aus ihrer Erfahrung heraus für diese Lernbestandteile nicht zuständig; sie werden ihnen abgenommen. Aus meiner Lehrenden-Erfahrung sind dies meine Aufgaben, von denen ich lange glaubte, sie permanent übernehmen zu müssen.

Was sind meine Aufgaben?

Um autonomes Lernen zu fördern, musste ich zunächst bei meinen Lehrerfahrungen und Gewohnheiten ansetzen. Was sind meine Aufgaben, wenn ich ein Lernen fördern möchte, welches ohne mich – also informell - stattfindet?

Lernbegleitung

Wenn ich nicht da bin, kann ich nichts erklären; also erkläre ich weniger: Ich frage bewusst und lasse Teilnehmende erklären. Nach Seminarende werden die Lernenden auf Probleme stoßen, die es zu lösen gilt (das sind ihre Lernziele). Also schaffe ich Probleme und ermutige Teilnehmende, diese zu lösen. Meine Hauptaufgabe besteht also darin, mich zurückzunehmen und das Lernen zu begleiten.

Kuratieren

Ich gebe Lernenden das nötige Rüstzeug für das Weiterlernen. Das sind gut ausgewählte Ressourcen, themenspezifische Online-Gruppen, denen sie sich anschließen können, und manchmal auch Tipps zur effektiven Online-Recherche.

Didaktische Reduktion

Auch überlege ich genau, welche Begriffe und Zusammenhänge Lernende kennen müssen, um Neuerungen schnell in den Griff zu bekommen. Das sind recht wenige und mir hat es geholfen, mich mit didaktischer Reduktion zu beschäftigen, um eine fundierte Auswahl zu treffen.

Kompetenzorientierung lernen

Ich habe mir das Fördern von Selbstlernkompetenz überwiegend selbst, mit Hilfe von EPALE und Fachliteratur, beigebracht. Kommen wir in meinen Trainer-Fortbildungen auf das Thema ‚Das Lernen lernen' zu sprechen, dann stößt es auf großes Interesse. Viele Lehrende möchten das informelle Weiterlernen fördern. Daher hoffe ich, dass dieses Thema mehr Eingang in Fortbildungen findet. Denn das Stärken dieser Kompetenz ist nicht nur zukunftsgerecht, sondern macht auch sehr viel Freude.


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Kommentar

Ihre Geschichte hat mich gleich begeistert und sehr an meinen eigenen Weg in der Erwachsenenbildung erinnert. Durch einen glücklichen Zufall bin ich 'step by step' in die Erwachsenenbildung 'hineingerutscht'. Ich habe viel mit Menschen zu tun, die wenig Lernerfahrungen in ihrem Leben machen konnten - die Gründe sind viele. Wenn man diese Menschen aktiv am Unterricht beteiligt, so wie Sie beschreiben, ihnen selber Aufgaben gibt, die sie in kleinen Gruppen versuchen können zu lösen, dann bereitet ihnen der Unterricht mehr Freude und sie erleben Selbstwirksamkeit. Durch das Stärken ihrer Selbstkompetenz auf diese Art sind und bleiben sie motiviert, weiter zu lernen und freuen sich auf Neues. Besonders im Bereich der Kurse für Digitalisierung sehe ich das. Z.Bsp. Kurse für Frauen aus Syrien: Zu Beginn arbeiteten zwei Frauen an einem Laptop und lösten Aufgaben - schon nach kurzer Zeit möchte aber jede Frau alleine einen Laptop um daran zu arbeiten. Sie sind mutig geworden und neugierig darauf, wie und ob sie alleine mit den gestellten Aufgaben zurecht kommen.

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und Freude bei Ihrer Arbeit.

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Thank you for sharing your thoughts! :) I found this very useful, because teaching about IT and social media can be very tricky, especially with everything changing all the time. Learning how to learn is such an important quality to have if we want to stay up to date, but to do that you have to have somekind of motivation. Do you have any methods you use to motivate your learners or any methods that help to find motivation for themselves? 

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Thank you very much for your encouraging feedback.
This is not a simple question. I don't have one method, there are different approaches I take to get learners motivated and keep them motivated. However, many of my participants come to my workshops voluntarily and are therefore often (not always) easy to motivate. Basically, at the beginning of a workshop, I try to find out what the participants' goals are and why they are attending the workshop. This way I can differentiate their learning goals, for example. Not all participants need to learn everything. This promotes motivation. I also try to be as practical as possible, because teaching units that the participants can't (initially) do much with in their (working) lives are demotivating.
I found an interesting article about learning motivation here on EPALE: https://epale.ec.europa.eu/en/blog/how-motivate-adults-learn-0

And here is a page from Iceland that presents many interesting motivating methods: https://toolbox.hyperisland.com/

Maybe this will help you a bit?

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