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COmpetence Oriented COUnselling for cognitively impaired people – Erste Ergebnisse des Erasmus+-Projekts „COOCOU“

Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen (wie z. B. Lernstörungen) sind häufig noch immer mit Teilnahmebarrieren in Bildungsprogrammen und am Arbeitsmarkt konfrontiert. Das Projekt COOCOU (Kompetenzorientierte Beratung für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung) stellt verschiedene Hilfsmittel für einen ressourcenorientierten Beratungsprozess zur Verfügung, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen zugeschnitten sind.

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Goran Jordanoski

Lesedauer circa 8 Minuten – Lesen, liken und kommentieren.


Logo COOCOU.

Hintergrund des Projekts COOCOU

Schwerpunkt des von Erasmus+ finanzierten EU-Projekts COOCOU ist die Anerkennung von Fähigkeiten, Qualifikationen und Kompetenzen von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen durch Entwicklung und Nutzung eines Toolkits für die Bewertung und Dokumentation dieser Kompetenzen. Auf der Grundlage einer Analyse der Kompetenzen und mit Hilfe der Beratenden sollen kognitiv beeinträchtige Menschen durch COOCOU dabei unterstützt werden, die eigenen Kompetenzen zu ermitteln und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Dadurch wird ihr Empowerment gefördert und ihnen bei der Suche nach einer Arbeit oder einem Bildungsprogramm geholfen, welche/s ihren Kompetenzen und Interessen entspricht, wodurch ihre soziale und wirtschaftliche Inklusion unterstützt wird. Das Projekt bietet innovative Lösungen zur Förderung der Integration von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und weniger Chancen auf Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft, hauptsächlich durch Weiterentwicklung und Anpassung des bereits bestehenden „ProfilPASSes“ (ProfilPASS in Einfacher Sprache) an die Bedürfnisse der Zielgruppe des Projekts.

Erste Schritte – Ermittlung der Bedürfnisse

Als Erstes ermittelten die sechs Projektpartner – die Berater® (Österreich), DIE – Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (Deutschland), DAFNI KEK – Dafni Kentro Epaggelmatikis Katartisis (Griechenland), LUV – Andragoski zavod Ljudska univerza Velenje (Slowenien), DEFOIN – Formacion para el Desarrollo y la Inserción (Spanien) und SwIdeas AB (Schweden) – die Bedürfnisse und erstellten eine Zusammenfassung bewährter Verfahrensweisen in den COOCOU-Partnerländern. Die Leitung wurde vom österreichischen Projektpartner die Berater® übernommen. Im Mittelpunkt standen dabei folgende Fragen:

  1. Was brauchen Organisationen, die mit kognitiv beeinträchtigten Menschen arbeiten, um deren Kompetenzen zu bewerten? Was brauchen kognitiv beeinträchtigte Menschen, um ihre Kompetenzen deutlich zu machen?
  2. Welche bewährten Verfahrensweisen gibt es bereits? 
  3. Was wird abgesehen vom angepassten ProfilPASS noch benötigt?

Zur Ermittlung der Bedürfnisse wurden Literaturrecherchen und Treffen der Fokusgruppen mit Fachleuten (oder alternativ Einzelinterviews mit Fachleuten) durchgeführt. Bei der Literaturrecherche wurden in den Partnerländern bereits vorhandene themenbezogene Informationen zusammengetragen und analysiert. Für die Fachgruppen wurden Vertreter der Interessenträger des vom Projekt COOCOU abgedeckten Bereichs (Arbeitgeber*innen, mit kognitiv beeinträchtigten Menschen arbeitende Fachkräfte, Forscher*innen, Entscheidungsträger*innen, Geldgeber*innen, Programmentwickler*innen, kognitiv beeinträchtige Menschen) gebeten, an einem Treffen der Fokusgruppe teilzunehmen oder ein Interview zu geben. Ziel dieser Fokusgruppentreffen/Interviews war es, einen umfassenderen Überblick über die im COOCOU-Projektvorschlag umrissenen Bedürfnisse zu gewinnen, die bereits vorhandenen Maßnahmen zu beurteilen und konkrete Bedürfnisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu ermitteln. 

Von den Partnerländern ermittelte Bedürfnisse

Die Ergebnisse der einzelnen Partnerländer zeigen, dass sowohl Organisationen, die mit kognitiv beeinträchtigten Menschen arbeiten, als auch Menschen mit Lernschwierigkeiten und/oder kognitiven Beeinträchtigungen einen großen Bedarf haben, was Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildungsberatung und Unterstützung/Empowerment anbelangt, um die wirtschaftliche und soziale Integration der Betroffenen zu fördern.

Die Ergebnisse aus Österreich haben vor allem gezeigt, dass die Unterstützung der Eigenständigkeit von Menschen mit Lernschwierigkeiten und/oder kognitiven Beeinträchtigungen bei ihrer (Wieder-)Eingliederung in den Arbeitsmarkt eine wesentliche Rolle spielt. Laut den soziodemographischen Erhebungen aus Deutschland ist der Anteil der kognitiv beeinträchtigten Menschen, die zu wettbewerbsfähigen Bedingungen im ersten Arbeitsmarkt tätig sind, relativ klein (und beläuft sich bei Autisten beispielsweise auf 5 %). Wie die Erkundungen Griechenlands ergeben haben, darf die Notwendigkeit, die richtige Bildung oder Ausbildung zu finden, nicht außer Acht gelassen werden. Eine Ausbildung oder eine Arbeit, die für eine Person mit Lernschwierigkeiten und/oder kognitiver Beeinträchtigung ungeeignet ist, kann dazu führen, dass sie weniger effektiv und effizient arbeitet und Selbstvertrauen und Empowerment verliert. Interviews des slowenischen Projektpartners haben ergeben, dass bei der Konzeption von Beratungsmaßnahmen für Menschen mit Lernschwierigkeiten und/oder kognitiven Beeinträchtigungen Folgendes erforderlich ist: 1) Unverzichtbar sind ausreichende Kenntnisse und Erfahrungen der Beratenden in Bezug auf kognitive Beeinträchtigungen; 2) Klare Anweisungen und einfache Beispiele, damit das Ziel der einzelnen Bereiche und Aufgaben verstanden wird; 3) Eindeutige und leichte Sprache mit Bildern; 4) Keine zeitliche Beschränkung bei den Beratungen; 5) Sicheres und unterstützendes Umfeld, in dem sich die Betreffenden wohl fühlen und verstanden werden; 6) Individueller Ansatz, unterstützt durch Gruppenaktivitäten; 7) Unterstützende Aktivitäten, bei denen Fähigkeiten/Kompetenzen unter Beweis gestellt werden können (Rollen-/Aufwärmspiele); 8) Zertifikate oder ähnliche Dokumente zum Nachweis der vorhandenen und/oder erworbenen Kompetenzen/Fähigkeiten der Teilnehmer*innen. Dies entspricht den Ergebnissen aus Spanien, die gezeigt haben, dass es Menschen mit Lernschwierigkeiten und/oder kognitiven Beeinträchtigungen oft an Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen fehlt, weshalb es noch wichtiger ist, eine Kompetenzbewertung zu ermöglichen. Eine weitere Herausforderung, die der schwedische Projektpartner aufgezeigt hat, ist die Tatsache, dass die Gruppe der Menschen mit Lernschwierigkeiten und/oder kognitiven Beeinträchtigungen in Bezug auf Ausmaß und Art der Schwierigkeit/Beeinträchtigung sehr bunt gemischt ist, weshalb es sehr wichtig ist, bei der Beratung immer die individuelle Situation zu berücksichtigen und zu respektieren. Die Ergebnisse der nationalen Forschungstätigkeiten wurden im Comprehensive Report of Identification of Needs zusammengestellt. Dieser enthält die Erkenntnisse der einzelnen Partner und bewährte Verfahrensweisen sowie nützliche Empfehlungen für die Entwicklung des COOCOU-Toolkits.

Das COOCOU-Toolkit – eine Sammlung von Tools und Methoden für Beratende, die mit kognitiv beeinträchtigten Menschen arbeiten

Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten und Interviews in den Projektländern veranschaulichen die wesentlichen Inhalte des COOCOU-Toolkits. Beratenden werden mit dem Toolkit Tools und Methoden zur Kompetenzbewertung an die Hand gegeben, die ihnen die Arbeit mit kognitiv beeinträchtigten Menschen erleichtern können. In den Partnerländern konnten verschiedene Tools und Methoden zur Kompetenzbewertung ermittelt werden. Diese umfassen (kostenlose) Tools, Methoden und Unterrichtsmaterialien von Organisationen, Verbänden und Unternehmen aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung, anderen in diesem Bereich tätigen (EU-finanzierten) Projekten und verschiedenen Beratungs- und Unterstützungsangeboten. Um den spezifischen Bedürfnissen kognitiv beeinträchtigter Menschen nachzukommen, wird der bereits bestehende ProfilPASS im Hinblick auf die Bedürfnisse der Projektzielgruppe angepasst. Ziel ist die Erstellung eines „Barrierefreien ProfilPASSes in Leichter Sprache“. Dieser angepasste ProfilPASS wird das Herzstück des Toolkits bilden und eine große Hilfe bei der Ermittlung der Kompetenzen kognitiv beeinträchtigter Menschen sein.

Schlussfolgerungen: Erstellung des Barrierefreien ProfilPASSes in Leichter Sprache 

Zur Erstellung des Barrierefreien ProfilPASSes in Leichter Sprache wird das Portfolio des bestehenden ProfilPASSes als Ausgangsbasis verwendet und an die Bedürfnisse von Menschen mit Lernschwierigkeiten und/oder kognitiven Beeinträchtigungen angepasst. Dementsprechend werden die Bedürfnisse dieser Zielgruppe nach einer ersten Recherche in Bezug auf Sprache (1), Inhalt (2) und Gestaltung (3) angepasst. Dabei werden die vorhandenen Leitlinien für „Leichte Sprache“ eingehalten, um zu gewährleisten, dass alle Textelemente leicht verständlich und die Anweisungen klar sind, um den kognitiv beeinträchtigten Menschen eine klare Richtung vorzugeben. Auch der Inhalt wird angepasst, um der Situation der Zielgruppe gerecht zu werden. Außerdem kommen zusätzliche Kapitel wie „Mein Tagesablauf“ oder „Meine Aufgaben im Haushalt“, Lückentexte oder Ähnliches hinzu, um der Zielgruppe die Arbeit mit dem ProfilPASS noch weiter zu erleichtern. Zur Unterstützung der Zielgruppe werden Referenzen (z. B. biografische Beispiele) verwendet, die belegen, wie kognitiv beeinträchtigte Menschen mit dem ProfilPASS arbeiten können, und zeigen, wie sie ihre Kompetenzen einsetzen können. Dies dient kognitiv beeinträchtigten Menschen nicht nur als Orientierungshilfe, sondern auch als Motivation. Ein weiterer wichtiger Aspekt wird es sein, den Betroffenen Klarheit zu verschaffen, welche Art von Beschäftigung sie möchten und was sie in ihrem Arbeitsumfeld brauchen, um sich wohl zu fühlen und erfolgreich arbeiten zu können. Dies wird entscheidend sein, um ihnen eine geeignete Arbeit mit langfristiger Perspektive zu verschaffen. Ein neues Design und ein neues Layout wird den neuen Barrierefreien ProfilPASS in Leichter Sprache noch leichter zugänglich machen.

Projektrahmen

Am 1. Oktober 2019 startete im Rahmen des Erasmus+-Programms das zweijährige EU-Projekt „COmpetence Oriented COUnselling for cognitively impaired people“ (Kompetenzorientierte Beratung für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung) (Projektreferenz: 2019-1-DE02-KA204-006137). Geleitet wird COOCOU vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen als koordinierende Institution in Kooperation mit den Partnerorganisationen die Berater® aus Österreich, DAFNI KEK - Dafni Kentro Epaggelmatikis Katartisis aus Griechenland, SwIdeas AB aus Schweden, Andragoski zavod Ljudska univerza Velenje aus Slowenien und DEFOIN – Formacion para el Desarrollo y la Inserción aus Spanien.


Über die Autoren:

Elisabeth Lattinger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei die Berater® (Österreich), einer Partnerorganisation im EU-Projekt COOCOU – „COmpetence Oriented COUnselling for cognitively impaired people“ (Kompetenzorientierte Beratung für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung).

Goran Jordanoski ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Seit 2019 koordiniert er das EU-Projekt COOCOU – „COmpetence Oriented COUnselling for cognitively impaired people“ (2019-1-DE02-KA204-006137).


Lesen Sie mehr zum ProfilPASS:

Das SCOUT-Toolkit – mit einem Methodenkoffer die Beratung von Neuzugewanderten verbessern

Wissen transferieren, Erfahrungen teilen, voneinander lernen. Vom deutschen ProfilPASS zum Pasos kompetencija in den Ländern des Westbalkans

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Kommentar

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DUSANA FINDEISEN
Sa., 09.05.2020 - 10:34

I was wanting to ask you whether adults with specific learning difficulties and talents are counted in. your target group....?
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