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Ausbilder/-innen und Azubis fördern Nachhaltigkeit im Betrieb

Die Auszubildenden bilden als die Beschäftigten von morgen ein wichtiges Innovationspotenzial für Nachhaltigkeit im Unternehmen. Im Modellversuch ANLIN wurden Azubis und ihre Ausbilder/innen sensibilisiert und befähigt, sich aktiv an der nachhaltigen Gestaltung ihrer Arbeitsumwelt zu beteiligen.

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Die Arbeitswelt ist ein wichtiger Gestaltungsraum für nachhaltige Entwicklung. Zwar haben in den letzten Jahren mehr und mehr Unternehmen damit begonnen, sich systematischer ihrer gesellschaftlichen Verantwortung (Corporate Social Responsibility) zu stellen. Wie sich jedoch immer wieder zeigt, sind die Beschäftigten bislang kaum systematisch in betriebliche Nachhaltigkeitsaktivitäten einbezogen. Damit wird ein großes Potenzial für das Erreichen betrieblicher Nachhaltigkeitsziele und die Verankerung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur außer Acht gelassen.

In informierten, qualifizierten und motivierten Beschäftigten liegt ein großes Innovationspotenzial für die nachhaltige Entwicklung von Unternehmen, denn sie können in hohem Maße zur kontinuierlichen Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistungen und der erfolgreichen Verankerung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur beitragen. Voraussetzung dafür ist, dass sie ermutigt und befähigt werden, sich durch kompetentes, verantwortliches berufliches Handeln sowie durch konstruktive Mitwirkung an der Realisierung betrieblicher Nachhaltigkeitsziele zu beteiligen.

Ausbildungspersonal: Schlüssel für die Förderung einer nachhaltigen Unternehmenskultur

Auszubildende sind als die Beschäftigten von morgen eine wichtige Zielgruppe, um nachhaltiges Denken und Handeln auf der Ebene der Beschäftigten zu fördern. Sie haben einen noch offenen Blick auf betriebliche Gegebenheiten und sind in der Regel am Thema sehr interessiert. Voraussetzung ist, dass sie ermutigt und befähigt werden, sich durch kompetentes, verantwortliches berufliches Handeln sowie durch konstruktive Mitwirkung an der Realisierung betrieblicher Nachhaltigkeitsziele zu beteiligen.

Das Ausbildungspersonal nimmt hierbei eine Schlüsselrolle ein. Sind Ausbildungskräfte für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsbelangen in der Ausbildung sensibilisiert und qualifiziert, können sie ihrerseits Auszubildende befähigen, sich im Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden Handlungs- und Entscheidungsspielräume, z. B. in Form von Kommunikations- oder Verbesserungsvorschlägen, aktiv an der nachhaltigen Gestaltung ihrer betrieblichen Lernorte beteiligen.

Geeignete betriebliche Lernorte für die Behandlung von Nachhaltigkeitsthemen sind nicht nur Arbeitsplätze, Ausbildungswerkstätten, Ausbildungslabore und Ausbildungsecken, sondern auch die Betriebsgebäude, das Außengelände, Büros, Technikräume etc. sowie ggf. auch außerbetriebliche Einrichtungen. Motto: Gelernt wird nicht nur im Betrieb, sondern auch vom und für den Betrieb. Die Wirksamkeit der Bildungsaktivitäten kann erheblich gesteigert werden, wenn mit der zuständigen Berufsschule und dem Ausbildungsverbundträger (soweit relevant) gezielt kooperiert wird.

ANLIN: Qualifizierung für Nachhaltigkeit

Um dieses Potenzial auch tatsächlich auszuschöpfen, müssen Personal- und Organisationsentwicklung strategisch miteinander verknüpft werden. Im Modellversuch ANLIN („Ausbildung fördert nachhaltige Lernorte in der Industrie“) wurde dazu ein entsprechendes Konzept erarbeitet und mehrfach erfolgreich durchgeführt.

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Ziel des Modellversuchs ANLIN war es, zwei Verbundausbildungsträger und beteiligte Partnerbetriebe unter Beteiligung von Ausbildungskräften und Auszubildenden zu nachhaltigen betrieblichen Lernorten (weiter) zu entwickeln. Dieses Personalentwicklungskonzept war in ein Organisationsentwicklungskonzept zur nachhaltigen Gestaltung von Lernorten der Berufsbildung eingebettet. Hier ging es darum, zusammen mit den verantwortlichen Akteuren die Rahmenbedingungen für nachhaltiges Handeln der Beschäftigten, insbesondere der Auszubildenden, zu schaffen bzw. zu verbessern. Der Modellversuch wurde in der Zeit von Juni 2016 bis Ende März 2019 vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und von einem Netzwerk von Partnern aus Berufsbildung, Wirtschaft und Wissenschaft durchgeführt. Der Autor war als Wissenschaftspartner an dem Modellversuch beteiligt und u.a. für die Qualifizierung des Lehr- und Ausbildungspersonals sowie für die Entwicklung eines Konzepts zur nachhaltigen Lernortgestaltung zuständig.

Um die Akteure der Berufsausbildung, d.h. Lehr- und Ausbildungspersonal sowie Auszubildende, systematisch in betriebliche Nachhaltigkeitsaktivitäten integrieren zu können, müssen sie sensibilisiert und qualifiziert werden. Im Modellversuch ANLIN wurde dazu ein beide Akteursgruppen umfassendes berufsübergreifendes Qualifizierungskonzept erarbeitet und mehrfach erfolgreich erprobt. Darin werden beide Zielgruppen sensibilisiert und befähigt, sich als „Promotor/-innen für Nachhaltigkeit in den Lernorten der beruflichen Bildung“ (Ausbilder/-innen) bzw. „Junior-Expert/-innen für Nachhaltigkeit im Betrieb“ (Auszubildende) im Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden Handlungs- und Entscheidungsspielräume aktiv an der nachhaltigen Gestaltung ihrer Arbeitsumwelt zu beteiligen.

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Die Qualifizierung umfasst jeweils drei Präsenzmodule mit den Themenschwerpunkten:

  1. Nachhaltigkeit: Herausforderung für Gesellschaft, Wirtschaft & Berufsbildung bzw. Nachhaltigkeit in Alltag und Beruf;

  2. Lernorte beruflicher Bildung nachhaltig gestalten;

  3. Ausbildung fördert die Nachhaltigkeit im Betrieb.

Im Zuge der Qualifizierung identifizieren die teilnehmenden Ausbildungskräfte betriebliche Bereiche und Anlagen, in denen Auszubildende im Rahmen des Betriebsdurchlaufs etwas über Nachhaltigkeit lernen oder ihre erworbenen Nachhaltigkeitskompetenzen anwenden können. Zwischen den Modulen thematisieren sie aktuelle Aspekte nachhaltiger Entwicklung mit den Auszubildenden regelmäßig z.B. in sogenannten 5-Minuten-Gesprächen. Daneben unterstützen sie die Auszubildenden im Rahmen einer nachhaltigkeitsorientierten Betriebserkundung sowie bei der Identifizierung, Skizzierung und Präsentation von Verbesserungspotenzialen.

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Wie sich gezeigt hat entwickeln die Auszubildenden in der Arbeit an Verbesserungsprojekten eine Reihe von berufsübergreifenden personalen Kompetenzen, die für die beteiligten Unternehmen einen realen Mehrwert darstellen. Dazu gehören im Bereich Sozialkompetenz unter anderem Teamfähigkeit und Kommunikation und im Bereich Selbstständigkeit beispielsweise Eigenständigkeit, Verantwortung und Zeitmanagement. Heterogene Lerngruppen unterstützen den Austausch und die Ideenentwicklung sowie die Motivation für eine nachhaltige Entwicklung.

Die Maßnahmen zur Personalentwicklung sind in ein Organisationsentwicklungskonzept zur nachhaltigen Gestaltung von Lernorten im dualen System der Berufsbildung eingebettet. Hier geht es darum, die Rahmenbedingungen für nachhaltiges Handeln der Beschäftigten, insbesondere der Auszubildenden, in den Ausbildungsbetrieben zu schaffen bzw. zu verbessern.

Links zum Weiterlesen:

 Lesen Sie auch die anderen Beiträge des BIBB-Förderschwerpunkts
"
Berufsbildung für Nachhaltige Entwicklung"


Bildnachweise: ©ANLIN / BBW


Zum Autor: Dr. Klaus-Dieter Mertineit ist Geschäftsführer im Institut für nachhaltige Berufsbildung & Management-Services GmbH. Das Institut ist Kompetenzzentrum für die Integration von Nachhaltigkeit in Berufsbildung und Arbeit. Schwerpunkte liegen u. a. in der nachhaltigen Entwicklung von Berufsbildungseinrichtungen, der Qualifizierung von Lehr- und Managementpersonal, der Prozessbegleitung sowie der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.

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