Ausbilder/-innen und Azubis fördern Nachhaltigkeit im Betrieb

Lesedauer circa sechs Minuten - Lesen, liken und kommentieren!

In informierten, qualifizierten und motivierten Beschäftigten liegt ein großes Innovationspotenzial für die nachhaltige Entwicklung von Unternehmen, denn sie können in hohem Maße zur kontinuierlichen Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistungen und der erfolgreichen Verankerung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur beitragen. Voraussetzung dafür ist, dass sie ermutigt und befähigt werden, sich durch kompetentes, verantwortliches berufliches Handeln sowie durch konstruktive Mitwirkung an der Realisierung betrieblicher Nachhaltigkeitsziele zu beteiligen.
Ausbildungspersonal: Schlüssel für die Förderung einer nachhaltigen Unternehmenskultur
Auszubildende sind als die Beschäftigten von morgen eine wichtige Zielgruppe, um nachhaltiges Denken und Handeln auf der Ebene der Beschäftigten zu fördern. Sie haben einen noch offenen Blick auf betriebliche Gegebenheiten und sind in der Regel am Thema sehr interessiert. Voraussetzung ist, dass sie ermutigt und befähigt werden, sich durch kompetentes, verantwortliches berufliches Handeln sowie durch konstruktive Mitwirkung an der Realisierung betrieblicher Nachhaltigkeitsziele zu beteiligen.
Das Ausbildungspersonal nimmt hierbei eine Schlüsselrolle ein. Sind Ausbildungskräfte für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsbelangen in der Ausbildung sensibilisiert und qualifiziert, können sie ihrerseits Auszubildende befähigen, sich im Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden Handlungs- und Entscheidungsspielräume, z. B. in Form von Kommunikations- oder Verbesserungsvorschlägen, aktiv an der nachhaltigen Gestaltung ihrer betrieblichen Lernorte beteiligen.
Geeignete betriebliche Lernorte für die Behandlung von Nachhaltigkeitsthemen sind nicht nur Arbeitsplätze, Ausbildungswerkstätten, Ausbildungslabore und Ausbildungsecken, sondern auch die Betriebsgebäude, das Außengelände, Büros, Technikräume etc. sowie ggf. auch außerbetriebliche Einrichtungen. Motto: Gelernt wird nicht nur im Betrieb, sondern auch vom und für den Betrieb. Die Wirksamkeit der Bildungsaktivitäten kann erheblich gesteigert werden, wenn mit der zuständigen Berufsschule und dem Ausbildungsverbundträger (soweit relevant) gezielt kooperiert wird.
ANLIN: Qualifizierung für Nachhaltigkeit
Um dieses Potenzial auch tatsächlich auszuschöpfen, müssen Personal- und Organisationsentwicklung strategisch miteinander verknüpft werden. Im Modellversuch ANLIN („Ausbildung fördert nachhaltige Lernorte in der Industrie“) wurde dazu ein entsprechendes Konzept erarbeitet und mehrfach erfolgreich durchgeführt.

Um die Akteure der Berufsausbildung, d.h. Lehr- und Ausbildungspersonal sowie Auszubildende, systematisch in betriebliche Nachhaltigkeitsaktivitäten integrieren zu können, müssen sie sensibilisiert und qualifiziert werden. Im Modellversuch ANLIN wurde dazu ein beide Akteursgruppen umfassendes berufsübergreifendes Qualifizierungskonzept erarbeitet und mehrfach erfolgreich erprobt. Darin werden beide Zielgruppen sensibilisiert und befähigt, sich als „Promotor/-innen für Nachhaltigkeit in den Lernorten der beruflichen Bildung“ (Ausbilder/-innen) bzw. „Junior-Expert/-innen für Nachhaltigkeit im Betrieb“ (Auszubildende) im Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden Handlungs- und Entscheidungsspielräume aktiv an der nachhaltigen Gestaltung ihrer Arbeitsumwelt zu beteiligen.

Die Qualifizierung umfasst jeweils drei Präsenzmodule mit den Themenschwerpunkten:
-
Nachhaltigkeit: Herausforderung für Gesellschaft, Wirtschaft & Berufsbildung bzw. Nachhaltigkeit in Alltag und Beruf;
-
Lernorte beruflicher Bildung nachhaltig gestalten;
-
Ausbildung fördert die Nachhaltigkeit im Betrieb.
Im Zuge der Qualifizierung identifizieren die teilnehmenden Ausbildungskräfte betriebliche Bereiche und Anlagen, in denen Auszubildende im Rahmen des Betriebsdurchlaufs etwas über Nachhaltigkeit lernen oder ihre erworbenen Nachhaltigkeitskompetenzen anwenden können. Zwischen den Modulen thematisieren sie aktuelle Aspekte nachhaltiger Entwicklung mit den Auszubildenden regelmäßig z.B. in sogenannten 5-Minuten-Gesprächen. Daneben unterstützen sie die Auszubildenden im Rahmen einer nachhaltigkeitsorientierten Betriebserkundung sowie bei der Identifizierung, Skizzierung und Präsentation von Verbesserungspotenzialen.

Die Maßnahmen zur Personalentwicklung sind in ein Organisationsentwicklungskonzept zur nachhaltigen Gestaltung von Lernorten im dualen System der Berufsbildung eingebettet. Hier geht es darum, die Rahmenbedingungen für nachhaltiges Handeln der Beschäftigten, insbesondere der Auszubildenden, in den Ausbildungsbetrieben zu schaffen bzw. zu verbessern.
Links zum Weiterlesen: |
Lesen Sie auch die anderen Beiträge des BIBB-Förderschwerpunkts |
Bildnachweise: ©ANLIN / BBW
Zum Autor: Dr. Klaus-Dieter Mertineit ist Geschäftsführer im Institut für nachhaltige Berufsbildung & Management-Services GmbH. Das Institut ist Kompetenzzentrum für die Integration von Nachhaltigkeit in Berufsbildung und Arbeit. Schwerpunkte liegen u. a. in der nachhaltigen Entwicklung von Berufsbildungseinrichtungen, der Qualifizierung von Lehr- und Managementpersonal, der Prozessbegleitung sowie der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.