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Lerngruppen ermöglichen Reflexionen auf einem höheren Niveau

Ein neuer Artikel von NVL zeigt: Lerngruppen heben Reflexion und Wissensaustausch auf ein höheres Niveau, fördern tieferes Lernen und Zusammenarbeit.

Geschrieben von Mikkel Kamp für NVL (Nordic Network for Adult Learning)

Über zwei Jahre hinweg trafen sich Kita-Betreuer:innen/Erzieher:innen in elf dänischen Gemeinden in Lerngemeinschaften. Ziel war der Erwerb neuen Wissens, um dieses reflektiert in ihre Praxis einfließen zu lassen. Die Lerngruppen haben den Teilnehmenden berufliches Selbstvertrauen gegeben, schufen Möglichkeiten zur intensiven Reflexion und brachten Vorschläge zu Verbesserungen in den einzelnen Gemeinden hervor.

Lerngruppen eröffnen intensive Reflexionsmöglichkeiten auf hohem Niveau

Wie können das Wohlbefinden und die Sprachentwicklung von Kleinkindern gestärkt werden? Eine Möglichkeit besteht darin, die Erwachsenen, die täglich mit den Kindern arbeiten, weiterzubilden. Dies war der Ansatz des Projekts „Pädagogische Qualität in der Kindertagesbetreuung“ (PKD), an dem sich Kita-Betreuer:innen/Erzieher:innen aus elf dänischen Gemeinden beteiligten.

Über zwei Jahre hinweg trafen sich die Teilnehmenden in Lerngruppen, wo sie neues Wissen erwarben, das sie gemeinsam reflektierten und später in der Praxis erprobten. Anschließend wurden die Erkenntnisse darüber, wie sich die theoretischen Grundlagen in die Praxis erwiesen haben, für das nächste Treffen genutzt. Auf diese Weise wurden Theorie und Praxis effektiv miteinander verknüpft.

Allgemeiner Grundsatz sei gewesen, dass die akademischen Inhalte in Bezug auf die tägliche Praxis der Teilnehmenden relevant und sinnvoll sein sollten, sagt Bente Jensen, emeritierte Professorin an der DPU und Leiterin des Gesamtprojekts, das aus einer quantitativen und einer ethnografischen Studie bestand.

Infolge der entstandenen Lerngemeinschaften hat die gesamte Organisation in den einzelnen Kommunen einen professionellen Schub erhalten“, sagt Bente Jensen, die das Projekt „Pädagogische Qualität in der Kindertagesbetreuung“ geleitet hat.

– Die Erfahrungen der Teilnehmenden wurden unter anderem durch die Frage, welche Herausforderungen sie bei der Arbeit mit Sprache erleben, einbezogen. Konkret wurde gefragt, wo die Probleme im Alltag wirklich liegen.

Hohes Maß an Moderation erforderlich

Im Zuge des Projekts haben die Kita-Betreuer:innen/Erzieher:innen vier Kernelemente für ihre Praxis entwickelt: Sprache, kommunikatives Lesen, das Erlernen von Pflege und Lernen durch Spielen.

Ausgangspunkt ist die Annahme, dass der oder die Erwachsene durch seine oder ihre Interaktion mit dem Kind und durch Verbalisierung von Handlungen die sprachliche, persönliche und soziale Entwicklung des Kindes unterstützt.

In den elf Kommunen wurden die Themen dann von den Kita-Leiter:innen auf die Tagesordnung gesetzt. Diese haben die Prozesse in Abhängigkeit dessen, wie diese in den Kommunen/Gemeinden zuvor organisiert waren, in unterschiedlicher Weise erleichtert. Am Anfang war das alles andere als einfach.

Für viele war es nicht alltäglich, sich ihrer eigenen Rolle im Hinblick auf die Sprachentwicklung und Interaktion mit Kindern so bewusst zu sein. Ein solcher demokratischer Lernprozess bedarf der Moderation, was eine große Aufgabe für die Kita-Leiter:innen war, erklärt Bente Jensen.

Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass gemeinsames Lernen auch wirklich funktioniert, ist, dass die Teilnehmenden Erfahrungen aus ihrer eigenen Praxis einbringen. Es war nicht einfach, aber auf dem Weg dorthin gab es in mehrfacher Hinsicht großartige Entwicklungen.

– Man macht sich verletzlich, wenn man offen über die eigene Praxis und die zugrundeliegenden Gedanken spricht. Dies setzt voraus, dass es Vertrauen in der Gruppe gibt. Einige der Teilnehmenden teilten zum Beispiel ihre eigenen Erfahrungen bei der Arbeit in Videoclips, in denen sie sich selbst und ihre Interaktion mit den Kindern gefilmt hatten, sagt Bente Jensen.

Viel Arbeit, aber die Mühe lohnt sich

Esbjerg ist eine der beteiligten Gemeinden des Projekts, das dort von zwei pädagogischen Leiter:innen organisiert wurde. Insgesamt haben sich rund 115 Kita-Betreuer:innen/Erzieher:innen beteiligt. Auf dem Weg dorthin gab es mehrere Herausforderungen, erklärt eine der Managerinnen, Louise-Viktoria Mølsted Højfeldt.

Es war eine Menge Arbeit, die Kompetenzentwicklung der vielen Tagespflegekräfte zu ermöglichen, aber die Mühe hat sich gelohnt, sagt Louise-Viktoria Mølsted Højfeldt, pädagogische Leiterin der Kindertagesstätte in Esbjerg.

Wir mussten sicherstellen, dass sich beide Leiter:innen Wissen aneignen und eine Grundlage für die Entwicklung und Weitergabe ihres Wissens in der Arbeitsgemeinschaft schaffen. Ein Großteil des Projekts fand während der Corona-Lockdowns statt, d. h. die Meetings wurden digital durchgeführt. Dies habe eine Reihe praktischer Probleme mit sich gebracht, sagt sie, und es sei auch eine Herausforderung gewesen, dass nur zwei pädagogische Leiter:innen den Prozess für die vielen Teilnehmenden moderieren mussten. 

Insgesamt habe sich der Aufwand dennoch gelohnt, so das Fazit von Mølsted Højfeldt.

Wir stellen fest, dass die Praxis nun stärker reflektiert wird. Und die gemeinsame Fachsprache ist definitiv auf ein höheres Niveau gehoben worden. „Das haben wir im Prozess zwar nicht gleich gemerkt, aber dann im Nachhinein“, sagt sie und fügt hinzu: „Ein Teil des Jobs als Kita-Leiter:in besteht darin, Fachsprache zu übersetzen.“ Einen Fachbegriff wie „Beziehungskompetenz“ erklären wir jetzt auf eine ganz andere Art und Weise. „Insgesamt sind wir fest davon überzeugt, dass die gemeinsam erworbene Fachsprache die Praxis nachhaltig weiterentwickeln wird“, sagt sie.

Das Handeln von Erwachsenen ist wichtig

Die Erfahrungen aus Esbjerg harmonieren gut mit den Gesamtergebnissen der Folgeforschung, erklärt Bente Jensen: Die Reflexionen der Kita-Betreuer:innen/Erzieher:innen haben sich im Laufe des Projekts weiterentwickelt. Zu Beginn beschrieben sie ausführlich, wie sie mit pädagogischen Mechanismen arbeiteten. Später gingen viele dazu über, zu beschreiben, warum sie es taten und wie sie ihre Praxis anpassen könnten, um die Entwicklung und die Bedürfnisse des einzelnen Kindes zu unterstützen, sagt sie.

Im Allgemeinen wurde den Tagesmüttern ihre eigene Rolle und der Beitrag ihres Handelns zur sprachlichen und sozialen Entwicklung der Kinder deutlich bewusster. Konkret kann es also darum gehen, die Handlungen der Kinder und die eigenen Handlungen in Worte zu fassen, erklärt Louise-Viktoria Mølsted Højfeldt. Das kann zum Beispiel auf einem Wickeltisch geschehen.

In der Betreuung kann man viel lernen. Wenn die Kita-Betreuer:innen/Erzieher:innen die Kinder wickeln, können sie zum Beispiel über ihre Zehen sprechen und sie zählen (ein Zeh, zwei Zehen usw.). Das ist wichtig für die Sprachentwicklung der Kinder, erklärt sie.

Organisation und Prozesse haben sich weiterentwickelt

Insbesondere wenn die Kita-Betreuer:innen/Erzieher:innen erzählt haben, wie sie am Wickeltisch mit der Sprache gearbeitet haben, haben die Lerngemeinschaften gut funktioniert.

Sie haben aus den Erfahrungen der anderen gelernt. Das hat verschiedene interessante Perspektiven eröffnet, weil die Teilnehmenden das neue Wissen unterschiedlich interpretiert und genutzt haben. Es ist uns gelungen, professionelle Lerngemeinschaften zu bilden, in denen die tägliche Praxis in Worte gefasst wird. Auf diese Weise wird auch die praktische Anwendung entwickelt, sagt Louise-Viktoria Mølsted Højfeldt.

Auch wenn das Projekt beendet sei, habe es immer noch Auswirkungen, da es nicht auf der Bereitstellung von Wissen durch jemanden von außen basiere, erklärt Bente Jensen.

– Die gesamte Organisation wurde verbessert. Die Lerngemeinschaften sind eine große Hilfe, an der die Kita-Betreuer:innen/Erzieher:innen weiter arbeiten können. Sie hätten Vertrauen zueinander aufgebaut und wüssten, wie man effektiv miteinander arbeitet, sagt sie.

Dies ist besonders wichtig für Kita-Betreuer:innen/Erzieher:innen, die oft alleine mit dem Kind in einer Gruppe mit Kleinkindern/einer Krabbelgruppe in ihrem eigenen Zuhause/Haus arbeiten.

„Wenn man den Schwerpunkt auf den Aufbau von Lerngemeinschaften zwischen den Kita-Betreuer:innen/Erzieher:innen legt, verbessert sich die gesamte Organisation, sagt Bente Jensen.

Stärkung der beruflichen Identität

Ein weiterer allgemeiner Effekt des Projekts bestand darin, dass das berufliche Selbstbewusstsein und die berufliche Identität der Kita-Betreuer:innen/Erzieher:innen gestärkt wurden.

Es wirkt sich auf die Praxis aus, sagt Louise-Viktoria Mølsted Højfeldt und nennt ein Beispiel:

Zu Beginn des Projekts erzählte mir eine Kita-Mitarbeiterin, dass sie nie gerne über ihre Arbeit gesprochen hat, weil die Leute denken könnten, dass sie einfach zu Hause bleibt und sich um ein paar Kinder kümmert. Jetzt habe sie eine andere Perspektive kennengelernt und könne sagen, dass sie dabei helfe, kleine Menschen zu formen und zu entwickeln“, sagt sie.

Lesen Sie hier mehr über das Projekt.

 

 

 

 

 

 

 

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