Europa – die alte Dame hat es mir angetan

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Als antike und unfreiwillige Migrantin ist Europa die Namensgeberin und Mutter des Kontinents. Bei aller Verschiedenheit der einzelnen Nationen, Regionen, Kulturen, Sprachen und Menschen gibt es innerhalb der Staatengemeinschaft etwas sehr Wertvolles, wofür die EU bei ihren Einwohnern steht, Frieden. Die Europäische Kommission unterstützt mit dem Programm Erasmus+ allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Internationale Erfahrungen erweitern die handlungsrelevanten Kompetenzen von Lehrenden. Im Bereich der Erwachsenenbildung zielt Erasmus+ darauf ab, die Professionalisierung der Lehrenden zu fördern und das Lernangebot zu verbessern. Für dieses Ziel greift EPALE jedes Jahr ebenso spannende wie aktuelle Themen auf.
Mein Name ist Susanne Witt, Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personalfachkauffrau und Journalistin. Ich studierte in Bochum, lebte in den USA und Frankreich, bevor es mich 1995 ins Rheinland verschlug. Seit 2001 arbeite ich im Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Als Redakteurin schreibe ich für die beiden Portale wb-web und EPALE. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels interessieren mich aktuelle Themen wie Gesundheitsbildung, Recht in der Weiterbildung, Altersbildung und politische Inhalte besonders. Als EPALE-Botschafterin möchte ich mich mit diesen Themen auf europäischer Ebene einbringen und bin auf den internationalen Erfahrungsaustausch gespannt.
Alters- und Gesundheitsbildung
Meine besonderen Steckenpferde sind Alters- und Gesundheitsbildung. Zur Altersbildung kam ich schon früh durch meinen Vater. Anfang der 1970ger Jahre erklärte mein Vater mir, gerade mal zehnjährig, dass der Pillenknick eine Katastrophe für die Rente, meine Rente, bedeuten würde. „Schließ‘ eine Kapitallebensversicherung ab“, sagte er. Angesichts eines Taschengelds in Höhe von 2,50 DM war mir klar, dass ich neben der Schule noch würde arbeiten müssen. Mit 18 Jahren fand ich einen Nebenjob für meine private Lebensversicherung. Die erste Frage meines Chefs war, ob ich einen kleinen Teil meines kläglichen Einkommens in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen wollte. Er würde mir dazu raten, mein Vater nickte zustimmend. „Später hast du die Monate da stehen.“ ‚Was auch immer das heißt‘, dachte ich damals. Rückblickend waren diese zwei Ratschläge nichts anderes als Altersbildung. Sie sollten mich als Personalfachkauffrau in den Beirat des VBLU führen. Damals weckten sie mein Bewusstsein und gaben den Anreiz, mich mit meiner Zukunftsplanung und dem Thema Alter und Rente zu beschäftigten. Wie wollte ich im Alter leben? Welche beruflichen und privaten Ziele würde ich erreichen wollen? Welche Freizeitaktivitäten würden einen Lebensabend tragen? Welche sportlichen Aktivitäten würde ich als Leistungssportlerin außer Dienst noch aktiv betreiben können? Wie würde ich meinen Tagesablauf strukturieren? Das sind lauter Fragen, die 99 Prozent der Bevölkerung auf die lange Bank schieben. Mit EPALE möchte ich neben Lehrenden insbesondere Programmplanende und Personalentwickler*innen für dieses Thema sensibilisieren. Altersbildung ist mitnichten ein Altersthema sondern spannend für junge Erwachsene und bleibt es lebenslang.
Gesundheitsbildung ist für mich als Sportwissenschaftlerin und ehemalige Leistungssportlerin ein Muss. Das Thema ist vielschichtig: Motorik, Beweglichkeit, Ernährung und geistige Leistungsfähigkeit. Neue Erkenntnisse aus der Forschung eröffnen Möglichkeiten, um dem körperlichen und geistigen Altern entgegenzuwirken (Sport 50+ – Die meinen doch nicht mich, oder?). Sie zu nutzen, garantiert für eine möglichst lange Zeit ein selbstbestimmtes, autonomes Leben. Wäre da nicht der eigene Schweinehund, der um keine Ausrede verlegen ist. Auch hier gilt es, Menschen für Gesundheitsbildung zu sensibilisieren und zu aktivieren. Beiträge hierzu stehen ebenso auf meiner To-Do-Liste für das kommende Jahr wie meine Yoga-Matte.
Politische Inhalte im Bildungskontext
Politik und Kommunikation sind zwei Bereiche, die meines Erachtens eine neue Bedeutsamkeit in der Erwachsenenbildung erlangen. Dabei interessieren mich sowohl Inhalte der Bildungspolitik, Stichwort „Nationale Weiterbildungsstrategie“, wie auch die Entwicklung der politischen Bildung. Als Journalistin stehen hierbei der Gebrauch der Sprache, die Wortwahl und die Art des Auftritts im Fokus. Durch meine Auslandserfahrungen und engen Kontakte zu europäischen Freunden erhalte ich differenzierte Rückmeldungen zu den Entwicklungen und Vorkommnissen vor Ort. Nach dem ersten Treffen der Botschafter und Botschafterinnen freue ich mich auf die geplante Zusammenarbeit zu diesen Brennpunkten.
Warum EPALE?
Als Netzwerkerin arbeite ich gern mit engagierten Menschen aus der Erwachsenenbildung. EPALE begleite ich seit 2014. Mit Spannung sehe ich den Veranstaltungen wie Barcamps und Webinaren entgegen und hoffe auf einen regen Austausch. Als Journalistin bin ich froh über die Chance, Inhalte mit den anderen Botschafter*innen und EPALE in einem internationalen Kontext zu präsentieren und so einen Beitrag zur Professionalisierung der Erwachsenenbildung leisten zu dürfen.
In diesem Sinne freue ich mich als EPALE-Botschafterin jetzt auf eine spannende Zeit, einen bunten Strauß neuer Erkenntnisse und tolle Kolleginnen und Kollegen. Vive l’Europe! Es lebe Europa! Long live Europe!
Lesen Sie hierzu auch die anderen Beiträge der Botschafter*innen von EPALE Deutschland.
Hier finden Sie weitere Blogbeiträge von Susanne Witt:
Arbeit-von-Morgen – ein Gesetz mit Perspektive?
Sport 50+ - Die meinen doch nicht mich, oder?
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