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Empowerment für pflegende Angehörige im erwerbsfähigen Alter durch das Erasmus+ Projekt „Care4Carers“

Einblicke in das Erasmus+ Projekt Care4Carers für pflegende Angehörige.

Logo Erasmus+ Project care4carers.

 

Autor: bridges to europe / die Berater (R)

Einblicke in das Erasmus+ Projekt Care4Carers, das pflegende Angehörige dabei unterstützt, während oder nach einer längeren Pflegetätigkeit wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen und ihre Perspektiven für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf stärkt:

Pflege ist nach wie vor zu einem großen Teil weiblich und eine private Angelegenheit. In Europa wird 80% der Pflege von Angehörigen übernommen, drei Viertel davon sind Frauen. Pflegende Angehörige oder informelle Pflegepersonen sind Menschen, die sich unbezahlt um die Betreuung von pflegebedürftigen Familienmitgliedern, Nachbar:innen oder Freund:innen kümmern. Die Aufgaben reichen von kleinen alltäglichen Hilfstätigkeiten und Besorgungen oder Begleitungen zum Arzt bis hin zu intensiver täglicher Betreuung im Falle eines hohen Pflegebedarfs.

Für Frauen im erwerbsfähigen Alter ist die Übernahme von Pflege- und Betreuungsaufgaben oft mit einer hohen Mehrfachbelastung und deutlichen negativen Folgen für ihre Beschäftigung verbunden. Sie stehen im Spannungsverhältnis zwischen beruflichen und privaten Verpflichtungen, zwischen dem Wunsch und der Notwendigkeit einen guten Job zu machen und ein sicheres Einkommen zu haben und zugleich der Herausforderung, den Anforderungen an ihre Rolle als Pflegeperson gerecht zu werden. 

Image Care4Carers.

Oft sehen die Betroffenen keine andere Möglichkeit als ihre Arbeitsstunden zu reduzieren oder den Arbeitsmarkt temporär zu verlassen. Damit reduzieren sich nicht nur ihre finanzielle Sicherheit, sondern auch ihre beruflichen Chancen. Pflegende Angehörige leisten zwar einen wesentlichen Beitrag für die Gesellschaft und das Pflege- und Gesundheitssystems eines Landes, erhalten jedoch selten eine entsprechende Anerkennung und müssen darüber hinaus auch oft die „Lücke im Lebenslauf“ rechtfertigen. Die Zeit, die sie für Pflege und Betreuung aufwenden, wird als Auszeit betrachtet, der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt gestaltet sich entsprechend schwierig.

Genau an diesem Punkt setzt das von Erasmus+ geförderte Projekt Care4Carers an. Zusammen mit sechs Partnern aus sechs unterschiedlichen Ländern werden die Berater® zielgerichtete Bildungsangebote entwickeln, die Frauen bei der Vereinbarkeit von Pflege und Erwerbsarbeit oder bei der Rückkehr in den Arbeitsmarkt unterstützen sollen. Spezifische Trainingsmodule sollen den Betroffenen dabei helfen, ihre eigenen Ressourcen zu erkennen und zu fördern, jene Kompetenzen auszubauen, die am Arbeitsmarkt gefragt sind und konkrete Werkzeuge zum Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu erlangen. Ein wichtiger Ansatz ist dabei auch die Validierung informeller Kompetenzen, die sich pflegende Angehörige während ihres pflegerischen Engagements angeeignet haben. Schließlich entwickeln sie häufig Fähigkeiten, die in der heutigen Berufswelt immer wichtiger werden: Zeitmanagement, Eigeninitiative, Flexibilität, Lernfähigkeit, Organisations- und Koordinationsmanagement, Konfliktfähigkeit und Stressresistenz. Diese Qualitäten gilt es entsprechend anzuerkennen und in das persönliche Kompetenzprofil zu integrieren.

Zudem soll ein Leitfaden erstellt werden, der Erwachsenenbildner:innen, Coaches und Trainer:innen, die mit pflegenden Angehörigen arbeiten, eine kompakte Grundlage bietet, um diese Zielgruppe in ihrer beruflichen Orientierung zu unterstützen und entsprechend ihrer individuellen Ausgangslagen und Work-Life-Care Bedürfnissen professionell zu beraten.

In einem Online HUB für pflegende Angehörige werden schließlich alle Ergebnisse gesammelt und frei zugänglich gemacht. Der HUB soll zudem eine Vielzahl an (länderspezifischen) Informationen zu rechtlichen, sozialen und finanziellen Angelegenheiten bereitstellen und eine Möglichkeit der Vernetzung und des Austauschs mit anderen Betroffenen bieten.

Anfang März 2022 kamen die Projektpartner:innen für ein erstes Projekttreffen in Wien zusammen. Neben organisatorischen Angelegenheiten, Aufgabenverteilung und Regeln für eine gute Zusammenarbeit, wurden die nächsten konkreten Arbeitsschritte besprochen und die gemeinsame Projektvision geschärft. Durch das Kreieren von „Personas“ – fiktiven Steckbriefen, die mögliche Merkmale und Eigenschaften von Personen beschreiben – setzte sich das Projektteam bereits mit der Zielgruppe und deren potentiellen Bedürfnissen auseinander.

In den vergangenen Monaten wurden in allen Partnerländern intensive Recherchen betrieben und Interviews mit pflegenden Angehörigen und deren Coaches/Berater:innen geführt, um eine solide Datengrundlage zu den aktuellen Herausforderungen pflegender Angehöriger im erwerbsfähigen Alter zu erhalten und bereits existierende Good-Practices zu sammeln. Der transnationale Bericht soll Anfang September fertiggestellt werden und als Basis für die Entwicklung der weiteren Angebote dienen – eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse werden wir auf EPALE veröffentlichen.

Auf unserer Website können Sie die aktuellen Neuigkeiten des Projekts mitverfolgen.

 Auf unser Facebook-Page finden Sie immer wieder interessante Beiträge zum Thema.

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