Die Ausbildungsreform: Das persönliche Ausbildungskonto (CPF), Teilzeit... und Frauen


Übersetzung (Französisch - Deutsch) : EPALE France
Der Erwerb von CPF-Ansprüchen für Teilzeitangestellte
· Die Ankündigung in Bezug auf Maßnahme 3
Maßnahme 3: Alle Teilzeitangestellten – dabei handelt es sich überwiegend um Frauen – werden umfassendere Ansprüche haben
Entschlüsselung
3 Tage vor dem Internationalen Frauentag gab Muriel Pénicaud in einer Pressekonferenz ihren „Big-Bang“ der beruflichen Weiterbildung bekannt, die insbesondere eine neue und gezielte Maßnahme im Rahmen der Umstrukturierung des persönlichen Ausbildungskontos (CPF) umfasst.
Diese Ankündigung war nicht etwa aufgrund ihres Entgegenkommens eine Überraschung, sondern weil in dem Grundsatzpapier, das die Sozialpartner am 15. November 2017 erhielten, keine Rede davon war. Auch das branchenübergreifende nationale Abkommen (Accord National Interprofessionnel, ANI) vom 22. Februar 2018 geht im Kapitel über das CPF nicht darauf ein.
Sei es dem Zufall oder einem Streben nach Kohärenz zu verdanken, um die ewig gleichen Statistiken zu vermeiden – ab sofort haben Teilzeitangestellte die gleichen Ansprüche wie Vollzeitkräfte.
Haben Frauen weniger Zugang zu Weiterbildungen, als Männer? Ja und nein. Weitere Kriterien, darunter das Qualifikationsniveau oder die Größe des Unternehmens, müssen berücksichtigt werden, ohne dass dies die Legitimität einer offiziell an das hauptsächliche weibliche Publikum der Teilzeitkräfte gerichteten Maßnahme in Frage stellen könnte.
Denkansätze
Dem ‚Jaune budgétaire‘ 2017 (als solche werden Anhänge der Haushaltsgesetze bezeichnet) sind Einzelheiten über die nach Geschlecht und Größe des Unternehmens gegliederten Weiterbildungszugangsraten zu entnehmen:
Die Weiterbildungszugangsrate von Frauen war 2014 mit 40 % niedriger als die der Männer (46,5 %). Weibliche Führungskräfte erhalten öfter eine Weiterbildung als männliche Führungskräfte (58 % gegen 53 %), sind in dieser Kategorie aber unterrepräsentiert. Arbeiterinnen hingegen haben deutlich seltener Zugang zu Weiterbildungen als Männer.
Die geschlechterabhängigen Zugangsmöglichkeiten schwanken stets auch mit der Größe des Unternehmens: In Unternehmen mit mehr als 2000 Angestellten haben 62,2 % der Männer und 49,6 % der Frauen Zugang zu einer Weiterbildung. In Unternehmen mit 10 bis 19 Angestellten sind die Weiterbildungsmöglichkeiten deutlich geringer, aber die Hierarchie kehrt sich um: 15,1 % für Männer, 16,5 % für Frauen.
Wenn man sich schon für einen gleichberechtigten Zugang zu Weiterbildungen einsetzt, sollten auch die anderen Kriterien genauer betrachtet werden, die diese Kluft vertiefen: das Qualifikationsniveau, die sozioprofessionelle Kategorie und die Größe des Unternehmens.
Die Größe des Unternehmens ist unabhängig von dessen Tätigkeitsbereich ein wichtiges Kriterium. In Zukunft wird dies in den Zuständigkeitsbereich der „Kompetenz-Akteure“ (heute sind das die OPCA) fallen, die nach Branchen geordnet sein werden.
Frauen sind nicht in allen Branchen vergleichbar repräsentiert. Werden also Prioritäten für eine bessere Begleitung von Personengruppen festgelegt, die beim Zugang zur Weiterbildung als benachteiligt gelten? Das war bereits mit der ersten Fassung der aus dem Gesetz von 2004 hervorgegangenen Professionalisierungszeit der Fall, die sich insbesondere an „Frauen nach dem Mutterschaftsurlaub“ richtete. Das Publikumskriterium wurde jedoch mit dem Gesetz von 2014 wieder abgeschafft.
Worauf zu achten ist
Die Website ‚financermaformation‘ ist eine Info-Seite, die jedermann über die in Frankreich verfügbaren Finanzierungslösungen für Weiterbildungen informiert. Über die Seite werden zudem viele Einzelfragen beantwortet, die von Personen gestellt werden, die nach einer Finanzierungslösung suchen.
Die meisten Fragen stammen von Frauen. Im Anschluss einige der in den vergangenen Tagen gestellten Fragen*:
„Ich bin Hausfrau und Mutter von 3 Kindern und habe soeben die Zulassung für eine Ausbildung zur Montessori-Erzieherin erhalten; mein Ziel ist die Eröffnung einer Montessori-Kinderkrippe in Montreuil. Gibt es einen Organismus, der die 9000 Euro teure Ausbildung finanziert?“ Hana
„Hallo, ich bin Tagesmutter und möchte ein CAP frühkindliche Erziehung machen und danach das ATSEM-Auswahlverfahren absolvieren“ Sabrina
„Hallo, ich bin derzeit auf Stellensuche. Ich habe die schriftlichen Prüfungen abgelegt, um die Krankenschwesterausbildung machen zu können. Darum möchte ich eine Finanzierung für die Krankenschwesterausbildung beantragen“ Pauline
Das Prinzip der gleichberechtigten CPF-Ansprüche für Vollzeit- und Teilzeitkräfte ist also insofern interessant, als es sich an ein bestimmtes Publikum richtet, aber keine Schritte unternommen werden müssen, um diese Ansprüche geltend zu machen.
Dadurch werden zugleich die Abläufe vereinfacht und die Statistiken verbessert, die über viele Jahrzehnte Ungerechtigkeiten widerspiegelten.
Diese von Muriel Pénicaud angekündigte Maßnahme wurde bereits in den Gesetzesentwurf aufgenommen, der dem Staatsrat vorgelegt wurde und bestätigt, dass Teilzeitkräfte, die mindestens in Halbzeit arbeiten, die gleichen Ansprüche haben, wie Vollzeitkräfte.
Nach der zugesagten Vereinfachung des Erwerbs von Ansprüchen für Teilzeitkräfte bleibt die schwierige Frage der Vereinfachung der Mobilisierung der CPF-Ansprüche. Ein entscheidender Aspekt, auf den diese Reform mit der Monetisierung des CPF abzuzielen scheint, ist die potenzielle Beschneidung der Kostenübernahme von Weiterbildungen (siehe Ausbildungsreform: Entschlüsselung, worauf zu achten ist und Denkansätze).
Wer wird Hana in der Annahme, dass sie fest angestellt ist, erklären, dass die von ihr angestrebte Weiterbildung in Höhe von 9000 Euro möglicherweise von ihr selbst, ihrem Arbeitgeber und dem Kompetenz-Akteur ihres Arbeitgebers bezuschusst werden muss? **
Wer wird Hana in der Annahme, dass sie auf Stellensuche ist, erklären, dass die von ihr angestrebte Weiterbildung in Höhe von 9000 Euro möglicherweise von ihr selbst, der Region und dem Jobcenter bezuschusst werden muss?**
Wir müssen beobachten, was abgesehen von einer mobilen CPF-App auf dem Gebiet der Vereinfachung noch geschehen wird.
*Es handelt sich um reale Fragen, die in keinem Fall mit dem vergleichbar sind, was insbesondere auf e-Commerce-Seiten von Ausbildungsanbietern oft zu sehen ist und die den Eindruck erwecken, dass halb Frankreich zur gleichen Zeit auf diesen Seiten online ist, Fragen stellt und alle 30 Sekunden eine Ausbildung bucht.
**Artikel 1 des Gesetzesvorschlags über das Ausbildungsgesetz und die freie Wahl der beruflichen Laufbahn.

Frank SAVANN ist Themen-Experte für EPALE Frankreich.