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Kulturelle Bildung meets Good Leadership

Ulrike Gerdiken erklärt, welche Auswirkungen die aktive Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur auf die Entwicklung von Führungskräften hat.

TreeImage.
Redaktion Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

Lesezeit ca. 4 Minuten - Lesen, liken, kommentieren!


Vorhang auf für Kulturelle Bildung in der Führungskräfte-Schulung! (© Dibyedu Joardar)

Meine Kolleginnen Prof’in. Dr. Barbara Lämmlein, Hanna Lutz-Vock und ich teilen die Überzeugung, dass die aktive Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur besondere Auswirkungen auf die Entwicklung von Führungskräften hat. Wie wir zu dieser Meinung gekommen sind, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.

Kompetenzerweiterung durch Kulturelle Bildung

Von 2018 bis 2020 haben wir im Forschungsprojekt „Durch Kulturelle Bildung zu Good Leadership?“ an der Frankfurt University of Applied Sciences untersucht, ob durch die aktive Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur die Entwicklung ethisch-moralischer und sozial-kommunikativer Kompetenzen bei angehenden Führungskräften in besonderer Weise gefördert werden. Dazu haben wir Studierende befragt, die von März 2019 bis Februar 2020 am „Bronnbacher Stipendium“ teilgenommen haben. Sie kamen überwiegend aus den Wirtschafts-, Rechts- und Naturwissenschaften und haben sich an neun Wochenenden mit verschiedenen Kunstformen und Kunstschaffenden auseinandergesetzt. Durch diese intensive Beschäftigung mit den Künsten haben die Stipendiat:innen bei sich einen starken Zuwachs an Selbst- und Sozialkompetenzen festgestellt. Dazu gehören u. a. Selbstreflexion, Selbstvertrauen, Mut zum Unbekannten, Offenheit für andere Meinungen, Wertschätzung von Vielfalt, Erleben der Gruppe oder die Bereitschaft zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Diese Kompetenzerweiterungen haben vor allem Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung der Befragten gehabt; einige haben aufgrund der Erfahrungen ihre Lebens- und Berufsplanung hinterfragt.

Die von den Stipendiat:innen genannten Kompetenzen stimmen an vielen Stellen mit den  Zielen und Handlungsprinzipien der Kulturellen Bildung überein (vgl. Braun/Schorn 2013/2012). Dies betrifft z. B. die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, Subjektorientierung, dialogischer und partizipativer Umgang, Ganzheitlichkeit und Ressourcenorientierung, Eigenständigkeit und Fehlerfreundlichkeit. Damit bestätigt unsere Untersuchung, dass sich die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur auf die Weiterentwicklung ethisch-moralischer und sozial-kommunikativer Kompetenzen auswirkt. Inwieweit dies Einfluss auf das spätere Führungsverhalten der angehenden Führungskräfte hat, können wir nicht sagen.

Führungskräfte mit kultureller Bildung schulen (© Mauricio Keller)

Führungsansatz „Good Leadership“

Ein weiteres Ergebnis unserer Forschung ist die Entwicklung eines Führungsansatzes, mit dem die erworbenen Kompetenzen umgesetzt werden können. Wir nennen diesen Ansatz „Good Leadership“. Sechs Aspekte kennzeichnen ihn:  

  1. Gesellschaftliche Verantwortung: Führungskräfte tragen nicht nur für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens, sondern auch für die Auswirkungen des wirtschaftlichen Handelns auf das gesellschaftliche Zusammenleben Verantwortung. Dieser Verantwortung müssen sie sich bewusst sein und ihr Handeln entsprechend ausrichten.

  2. Subjektorientierung: Es gilt der Grundsatz: Erst der Mensch, dann das Unternehmen. Der Fokus der Führungskräfte sollte darum immer auf den Menschen liegen, mit denen sie zusammenarbeiten.

  3. Wertschätzende Haltung: Führung im Sinne des Good Leadership kann nur gelingen, wenn sich Führungskräfte und Mitarbeitende mit Wertschätzung und Achtung begegnen. Eine solche Umgangskultur wird in erster Linie durch die Führungskräfte geprägt.

  4. Dialogischer und gleichberechtigter UmgangDer Erfolg eines Projekts hängt wesentlich vom Umgang der Führungskräfte mit ihren Mitarbeitenden ab. Gleichzeitig sind sie auf deren fachliche Expertise angewiesen. Die Bereitschaft zur dialogischen Zusammenarbeit auf Augenhöhe erleichtert es ihnen, diese Expertisen zu koordinieren, Prozesse zu moderieren und Projekte so zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen.

  5. Einbindung der Kulturellen BildungDie Einbindung der Kulturellen Bildung ist das Alleinstellungsmerkmal von „Good Leadership“. Unter Kultureller Bildung verstehen wir ein humanistisches Bildungskonzept, das mit den Mitteln der Kulturpädagogik, also der aktiven und rezeptiven Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur arbeitet. Das Ziel der Kulturellen Bildung ist es, den Menschen zur Selbst- und Weltgestaltung zu befähigen. Wie oben beschrieben, können Führungskräfte durch die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur Kompetenzen erwerben, die ihnen ein humanistisches, menschenfreundliches Führungshandeln im Sinne des Good Leaderships ermöglichen.

  6. Sicht auf den MenschenDie Sicht auf den Menschen ergibt sich aus der Einbindung der Kulturellen Bildung in das Führungshandeln. Sie basiert auf dem anthropologischen Grundverständnis, dass der Mensch lernbedüftig, aber auch lernwillig und lernfähig ist. Im Good Leadership werden die Mitarbeitenden darum zunächst als Menschen gesehen, die sich weiterentwickeln möchten. Das Unternehmen ermöglicht ihnen diese Weiterentwickelung unabhängig von ihrem Tätigkeitsfeld. Dieser Ansatz steht zunächst konträr zu üblichen betriebswirtschaftlichen Überlegungen der Personalentwicklung, die sich auf die konkrete Tätigkeit der Mitarbeitenden beziehen. In der Logik der Kulturellen Bildung wird ein solches Führungshandeln jedoch dazu führen, dass die Mitarbeitenden die Motivation und das Wissen, das sie durch diese individuelle Förderung erlangt haben, an das Unternehmen zurückgeben und dadurch zu dessen wirtschaftlichem Erfolg beitragen werden.

Good Leadership ist nicht nur Führungsansatz, sondern eine Haltung, die zur Entwicklung einer menschenfreundlichen und verantwortungsvollen Wirtschaft beitragen kann.


Weiterführende Literatur und Links

Braun, Tom/Schorn, Brigitte (2013/2012): Ästhetisch-kulturelles Lernen und kulturpädagogische Bildungspraxis. In: Kulturelle Bildung online. https://doi.org/10.25529/92552.61

Gerdiken, Ulrike/Lämmlein, Barbara/Lutz-Vock, Hannah (2021): Durch Kulturelle Bildung zu Good Leadership? Über die Auswirkungen von Kunst und Kultur auf die Entwicklung angehender Führungskräfte. München

Gerdiken, Ulrike (2018): Management mit Taktgefühl. Qualifizierung von Führungskräften durch ästhetische Bildung, dargestellt am Beispiel Rhythmik. In: Kulturelle Bildung online. https://doi.org/10.25529/92552.459

Gerdiken, Ulrike (2017): Zwischen Emanzipation und Optimierung. Kulturelle Bildung in der Personalentwicklung. München

https://www.rat-kulturelle-bildung.de/newsroom/pressemitteilungen/artikel/detail/forschungsergebnis-fuehrungskraefteprogramme-mit-kultureller-bildung


Über die Autorin

Dr. Ulrike Gerdiken ist Professorin für Medienpädagogik und Kommunikationswissenschaften an der Katholischen Hochschule Mainz. Ihre Forschungsschwerpunkt sind u. a. Kulturelle Bildung im Kontext von Erwachsenenbildung und Personalentwicklung. Von 2018-2020 hat sie zusammen Prof’in. Dr. Barbara Lämmlein und Hannah Lutz-Vock das Forschungsprojekt „Durch Kulturelle Bildung zu Good Leadership?“ durchgeführt. Dieses Projekt wurde von der Karl-Schlecht-Stiftung und dem Rat für Kulturelle Bildung finanziert und organisiert.

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