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Zeitreise – mit Design Fiction in die Zukunft der Weiterbildung

Wie wird die berufliche Weiterbildung 2040 aussehen? Ein Magazin voller fiktionaler Erzählungen regt zur Debatte an.

Autorin: Eva Steinheimer, 3s

Künstliche Intelligenz, Roboter, virtuelle Realität... Wie verändern diese neuen Technologien unsere Art zu arbeiten und zu lernen? Welche langfristigen Trends ergeben sich daraus für die berufliche Weiterbildung? Und was heißt das für den Umgang mit den Herausforderungen des grünen und digitalen „doppelten Übergangs“? All diesen Fragen näherte sich das Partnerkonsortium im Erasmus+-Projekt In-CVET 2040 - Eintauchen in die Weiterbildung im Jahr 2040“ (2023-2024) mit einem innovativen methodischen Ansatz. Das Ergebnis, ein Magazin voller fiktionaler Erzählungen, regt zur Debatte an.

Im Projekt Into-CVET 2040 wurde mit Design Fiction eine ergänzende Perspektive zu traditionellen Prognoseansätzen genutzt, um bevorstehende Veränderungen vorauszudenken. Es ging dabei weder darum, die Zukunft vorherzusagen, noch einen wünschenswerten Weg zu skizzieren, sondern darum „Reibung“ zu erzeugen, Widerspruch anzuregen und dadurch neue Blickwinkel aufzutun und Diskussionen zu starten. Das geschah im Projektverlauf etwa in Stakeholder-Workshops mit wichtigen Akteur*innen in den Bereichen nationale und regionale Behörden, Sozialpartner, Mitarbeiter*innen von Weiterbildungsanbietern, Lernende, Bildungsforscher*innen usw.

Hintergrund

Aber von Anfang an. Ausgangspunkt des Projekts waren Überlegungen zu bestehenden Foresight-Studien, die mit Szenario-Methoden arbeiten, die jedoch in einigen Punkten als nicht weitreichend genug wahrgenommen wurden. Bestehende Szenarien für die Zukunft der Berufsbildung konzentrieren sich etwa stark auf die berufliche Erstausbildung (Cedefop 2023), sie sind eher allgemein gehalten und berücksichtigen die Dimension des digitalen und grünen Wandels nur am Rande und diese Szenarien haben die Tendenz, externe Faktoren für künftige Entwicklungen überzubewerten. An diesen Punkten knüpfte das Projekt Into-CVET 2040 an, indem es speziell auf berufliche Weiterbildung fokussierte und dabei interne Entwicklungsfaktoren besonders berücksichtigte sowie Digitalisierung und die Nachfrage nach Green Skills verstärkt in den Blick nahm.

Man learning to bake from a HoloTrainer.

Methodisch neue Wege

Auch methodisch wurden neue Wege beschritten und der „Design Fiction“-Ansatz für die Erarbeitung von Zukunftsszenarien für unterschiedliche Aspekte der beruflichen Weiterbildung angewendet. Diese Methode der Zukunftsprojektion betont den immersiven Charakter von Fiktionen und ihre Fähigkeit, zukünftige Veränderungen über einen längeren Zeitraum glaubhaft zu machen, und unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Szenario-Methoden. Der Blick wird damit breiter und erlaubt es, über bestehende Vorhersagen für die berufliche Erstausbildung hinwegzublicken. Der Entwicklungsprozess gliederte sich in folgende Arbeitsschritte:

  1. Identifikation der wichtigsten Herausforderungen von morgen. In dieser ersten Phase nutzten die Partner mehrere „akademische“ und institutionelle Studien zur Zukunft von beruflicher Weiterbildung und Arbeit, um die relevantesten Herausforderungen zu identifizieren.

  2. Ausloten der Konsequenzen. Für jede Herausforderung diskutierten die Partner mögliche Konsequenzen für die berufliche Weiterbildung. In dieser Phase wurden auch mögliche dadurch entstehende „Provokationen“ skizziert: Wenn diese Konsequenzen morgen Realität würden, wer wäre am meisten betroffen und wie? Mehrere Dutzend Ansätze wurden auf diese Weise erkundet.

  3. Prototyping. Durch materielle Prototypen von imaginierten Dienstleistungen oder Produkten wurden die Ideen greifbar gemacht und weiterentwickelt. Aus den in der vorherigen Phase erstellten „Was wäre, wenn“-Szenarien entwickelten die Teilnehmenden eines Design Fiction-Workshops Modelle, die den Imaginationen Gestalt verliehen und deren positive und negative Konsequenzen erforschten. In der Diskussion dieser Prototypen entstanden anschauliche narrative Rahmen. Die sechs wirkungsvollsten wurden für die Weiterentwicklung ausgewählt.

  4. Szenarienentwicklung. Erste Versionen der narrativen Rahmen wurden im Austausch zwischen den Partnern angereichert und zu sechs Szenarien vervollständigt und kontextualisiert, um ihre Glaubwürdigkeit zu stärken. Jedes Szenario umfasste eine Kontextbeschreibung, die Beschreibung eines Tages im Leben einer Person, die mit der erzählten Geschichte verbunden war, und eine Zeitleiste von möglichen künftigen Ereignissen, die zur beschriebenen Situation führen. Computergenerierte Bilder ergänzten die Simulation einer persönlichen Sichtweise. 

  5. Vertiefung. Zwei Workshops mit etwa dreißig Expert*innen für berufliche Weiterbildung wurden durchgeführt. Diese Entscheidungsträger*innen, Fördergeber, Anbieter sowie Expert*innen für Weiterbildung, Pädagogik und Innovation halfen, die Schlüsselaspekte der Szenarien zu identifizieren und sie mit neuen narrativen Ideen zu bereichern.

  6. Magazinentwicklung und -gestaltung. In der letzten Phase wurde jedes Szenario in eine Reihe von Artikeln und anderen Inhalten übersetzt, um verschiedene Facetten der Themen zu beleuchten. Dieser Prozess resultierte in journalistischen Texten, illustriert mit passenden visuellen Darstellungen. 

Ein fiktionales Magazin zum Eintauchen in die Zukunft

Das Magazin wurde mit Hilfe von Profis in Journalismus und Grafikdesign erstellt. Neben einer französischsprachigen Printfassung, gibt es französische, deutsche und englische Online-Fassungen. Der Hintergrund dieser Geschichten folgt der Idee struktureller Kontinuität: Im Jahr 2040 haben sich die grundlegenden Prinzipien unseres sozioökonomischen Systems ohne radikale Veränderungen weiterentwickelt. In diesem Kontext behält die berufliche Weiterbildung ihre zweifache Funktion, die sowohl wirtschaftlichen Bedürfnissen als auch der persönlichen und beruflichen Entwicklung der Menschen dient.

Das Magazin untersucht drei Hauptthemen: Technologien zur Kompetenzentwicklung („Skills Tech“), Weiterbildungsprofessionen („Skills Pros“) und Bildungssysteme im Hinblick auf Finanzierung und die europäische Dimension („Skills Org“). Die Szenarien kombinieren die Verstärkung aktueller Trends mit fiktiven Innovationen. Die digitale Technologie spielt eine zentrale Rolle ebenso wie der kompetenzbasierte Ansatz, der bis ins Extreme verfolgt wird, mit seinen Vorzügen und Begrenzungen. Auch die Ökologie erscheint als zentrales Thema im Zeitalter des „Öko-Überlebens“. Komplettiert wird das Magazin durch einen Praxisteil mit Hintergrundinfos zum Projekt und Anleitungen zum Anstoßen und Moderieren von (Gruppen-)Diskussionen zum Thema.

Damit laden wir alle Interessierten zu einer Reise in die Zukunft ein. Lassen Sie sich ein auf diese Erzählungen, suchen Sie den Austausch und spinnen sie die Gedanken weiter. Welche Aspekte eröffnen neue Möglichkeiten? Welche Perspektiven sind besorgniserregender? Welche Herausforderungen sollten eine kollektive Wachsamkeit hervorrufen? Und teilen Sie Ihr Feedback auch gerne mit uns!

Das Erasmus+ Projekt

Das Erasmus+-Projekts „Into-CVET 2040“ lief von Oktober 2023 bis November 2024. In dieser Zeit entwickelten die Projektpartner gemeinsam unterschiedliche Zukunftsszenarien, veranstalteten Stakeholder-Workshops und gestalteten als Ergebnis ein fiktionales Magazin. Die Partnerschaft bestand aus:

  • Centre Inffo, Informationszentrum für berufliche Weiterbildung, Frankreich, Koordinator
  • INFPC, Nationales Institut für berufliche Weiterbildung, Luxemburg
  • 3s Research & Consulting, Forschungseinrichtung, Österreich
  • Making Tomorrow, Spezialisten für Design Fiction

Weitere Informationen zu den Hintergründen des Projekts und der Partnerschaft finden Sie auch im Skills Mag 2040.

 

Download des Magazins: DE / EN / FR

Literatur

Cedefop (2023). The future of vocational education and training in Europe: synthesis report. Luxembourg: Publications Office. Cedefop reference series; No 125. http://data.europa. eu/doi/10.2801/08824

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