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Teilhabe an Bildung für und mit Menschen mit Behinderung – Ehrenamtler machten sich stark

Erasmus+ richtet sich ganz besonders auch an Menschen, die eine besondere Förderung benötigen. Durch großes ehrenamtliches Engagement konnte eine Fortbildungsreise mit Menschen mit geistiger Behinderung nach Schweden geplant und umgesetzt werden.

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Gruppe Arche Noah aus Bimbach Gemeinde Großenlüder zu Besuch in Schweden.

Die Gruppe Arche Noah aus Bimbach Gemeinde Großenlüder, Foto: Angelika Füller

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Geduld und Enthusiasmus waren unsere Begleiter bei den Planungen

Dieses erste Erasmus Projekt war das Ergebnis einer langen Vorbereitungszeit. Entstanden war die Idee während eines Bildungswochenendes mit unserer Teilnehmendengruppe, die aus erwachsenen  Menschen mit mentaler Behinderung besteht. Wie wäre es, wenn wir auch einmal im Ausland sehen können, wie dort Bildungsangebote für Menschen mit Behinderungen stattfinden? Was können wir lernen und was können wir dann in unserer Werkstatt weitergeben?

Aus dieser Idee entstand ein Plan mit dem Zielland Schweden. Schweden ist das Land der Elche und Köttbullar, aber vor allem auch das Land, dass in Sachen Teilhabe und Neustrukturierung von Behindertenhilfe als Vorreiter gilt. Ein Hinweis führte uns zur „Studie Främjandet“ in Uppsala, die für uns eine Kooperationsgruppe namens Teater Blanca – Uppsala Kommun vermittelte, mit denen wir einen Studienbesuch starten wollten. 

Ehrenamtliches Engagement und finanzielle Unterstützung bringen uns dem Ziel näher

Basiswortschatz = Arbeitsblatt aus der Vorbereitung Kleine Einführung in die schwedische Sprache.

Basiswortschatz = Arbeitsblatt aus der Vorbereitung Kleine Einführung in die schwedische Sprache
Foto: Foto: Angelika Füller

Die Ehrenamtlichen und die Menschen mit geistiger Behinderungen fingen nach der Bewilligung unseres Erasmus Mobilitätsantrag mit Begeisterung an sich auf den Auslandsaufenthalt in Schweden vorzubereiten. Alle nahmen an dem Wochenendseminar zu landeskundlichen Informationen teil. Eine Einführung in das schwedische Höflichkeitsvokabular machte Lust auf mehr. Nun fanden wöchentlich Sprachkurstermine statt, wo die persönliche Vorstellung auf Schwedisch geübt wurde. Bereits in der Vorbereitungszeit konnten wir feststellen, wie bereichernd sich die Aktivitäten vor dem Besuch in Schweden auswirkten.

Lernen ein Leben lang

Auch erwachsene Menschen mit mentaler Einschränkung haben ein Recht auf lebenslanges Lernen in Arbeits - und Freizeitangeboten, die entsprechend ihren Möglichkeiten ihre Persönlichkeit und ihre Fähigkeiten fördern, weiterentwickeln und erhalten. Wir konnten erleben, wie in Schweden sowohl am Arbeitsplatz als auch im Freizeitbereich die Teilhabe durch Bildungsangebote, besonders in kulturellen Bereichen gefördert wird. Die Teilnahme am lebenslangen Lernen führt erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung über ihre alltäglichen Begrenzungen hinaus und öffnet ihnen neue Räume, in denen sie ihr Selbstwertgefühl stärken und sich ganzheitlich weiterentwickeln können.

Was in Deutschland durch ehrenamtliches Engagement ermöglicht wurde, wird in Schweden durch die Kommune intensiv unterstützt. Menschen mit Behinderungen führen dort ein Leben mitten in der Gesellschaft, unterstützt von persönlicher Assistenz in vielen öffentlichen Bereichen. Auch wenn das Programm in den 8 Tagen in Schweden für alle sehr dicht war, haben unsere Teilnehmenden mit Behinderung eine Stärkung des Selbstwertgefühls erfahren und sind in der Persönlichkeit so gewachsen, dass Sie in Deutschland an ihren Arbeitsplätzen und in den Wohneinrichtungen andere Menschen mit Behinderung an den Erlebnissen und Erfahrungen als Multiplikatoren teilhaben lassen können.

Als ehrenamtliche, gesetzlich tätige Betreuer konnten wir uns die Zeit nehmen und unsere Teilnehmenden eine Woche lang begleiten. Die Nähe der Begleit-Bezugspersonen bei der ‚Eroberung‘ neuer Räume fördert Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und gibt Sicherheit und Struktur. Mit Blick auf die Bildungsangebote in Deutschland und dem Umgang mit Bildungsangeboten für Menschen mit geistiger Behinderung in Schweden fiel uns auf, dass es in Deutschland in der Regel doch mehr Unterhaltungsangebote für Menschen mit Behinderung gibt als Bildungsangebote. Dies könnte deutlich ausgebaut werden.

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Über die Stiftung:
Die Fuldaer Integrationsstiftung (FIS) fördert seit 2015 Bildungsangebote für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung. Die Organisation dieser Bildungsangebote übernehmen unter anderem die gesetzlich-ehrenamtlich tätigen Betreuerinnen und Betreue. In dem Erasmus+ Mobilitätsprojekt wurden auch Menschen mit geistiger Behinderung auf die Fortbildungsreise mitgenommen, die ihre  Erfahrungen als Multiplikatoren in ihrem Wohnumfeld und in der Werkstatt weitergeben.

 

Lesen Sie auch die anderen Beiträge der Themenwoche: Ehrenamt in der Erwachsenenbildung!

 
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Kommentar

Obwohl es im Programm möglich ist, erreichen uns nur sehr wenig Projektideen in denen Bildungspersonal mit Behinderungen eine Rolle spielen. Aus Sicht der Nationalen Agentur kann ich nur dazu ermutigen sich bei uns unter mobilitaet-erwachsenenbildung@bibb.de zu melden, wenn eine Idee aufkeimt. Oft hilft es, mit uns zu sprechen, die Gedanken zu sortieren und um die Idee mit den Vorgaben des Programms übereinander zu bekommen. Es macht sicherlich Arbeit, es macht aber auch Spaß. In jedem Fall sind diese Aktivitäten nicht nur für Europa eine Bereicherung, sondern für alle Beteiligten.
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von Rosemarie Krajcy, tätig im Bildungsmanagment zwischen Schule/ Beruf  : Schwerpunkt Berufsorientierung
erhielten wir folgenden Kommentar zum Artikel mit dem Titel:Teilhabe an Bildung für und mit Menschen mit Behinderung - Ehrenamtler machten sich stark
Die beschriebene Bildungsreise ist toll. Warum ich das finde? Vor allem, weil sie so " normal"  ist. Eine Bildungsfahrt, wie sie im Rahmen von Erasmus plus Projekten wahrscheinlich mehrere hundert Male im Jahr durchgeführt wird. Mit kleinem Sprachkurs für die Teilnehmenden, landeskundlichen Seminaren für das Verständnis der anderen Kultur. Begegnung mit der Partnergruppe vor Ort, Jobshadowing und viel Austausch.
Das Besondere: Die Bildungsmultiplikator*innen sind in diesem Fall Menschen mit mentalen Behinderungen. Dass das als besonders außergewöhnlich empfunden wird, zeigt, wie weit wir häufig noch von gelebter Inklusion entfernt sind. Aber  es ist genau der richtige Weg und ich wünsche den Initiator*innen viel Nachahmung! Bravo!




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es erreichte uns ein Kommentar von: Rosemarie Kraijcy - Referentin im Bildungsmanagment zwischen Schule und Beruf:
Die beschriebene Bildungsreise ist toll. Warum ich das finde? Vor allem weil sie so "normal" ist. Eine Bildungsfahrt, wie sie im Rahmen von Erasmus plus Programm Projekten im Jahr mehrere hundert Male im Jahr durchgeführt wird. Mit kleinem Sprachkurs für die Teilnehmenden, landeskundlichen Seminaren für das Verständnis der anderen Kultur. Begegnung mit Partnergruppe vor Ort, Jobshadowing und viel Austausch. Das Besondere  Die Bildungsmultiplikator*innen sind in diesem Fall Menschen mit mentalen Behinderungen. Dass das als besonders aussergewöhnlich empfunden wird, zeigt, wie weit wir häufig  noch von gelebter Inklusion entfernt sind. Aber es ist genau der richtige Weg und ich wünsche den Initiator*innen viel Nachahmung! Bravo!

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von dem Pädagogen und Soziologen Prof. Dr. Klaus F. Geiger, Deutschland
 hat das Projekt : Teilhabe an Bildung für und mit Menschen mit Behinderung - Ehrenamtler machten sich stark
folgenden Kommentar unterstützend erhalten:

Das Recht auf Bildung steht im Zentrum der Menschenrechtskataloge - in der UN, der EU, Deutschlands und vieler weiterer Staaten. Selbstverständlich gilt dieses Recht für alle, vor allem auch - berücksichtigen wir das Diskriminierungsverbot - für Menschen mit Behinderungen jedeweder Art. Leider wird dieses Grundrecht behinderter Menschen zumeist nur so verstanden, dass sie - mehr oder weniger erfolgreich - in Bildungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche integriert werden. Wir wissen aber immer mehr, dass es beim Recht auf Bildung um ein Recht auf lebenslanges Lernen geht. Das Projekt der Fuldaer Integrationsstiftung zeigt, wie mit viel Phantasie und Energie diese Forderung auch für behinderte Menschen umgesetzt werden kann. Ich wünsche mir, dass der Bericht darüber viele Menschen im pädagogischen und sozialpädagogischen Bereich zu ähnlichen Projekten ermutigt. Prof. Dr. Klaus F. Geiger  
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Gut wenn es Stiftungen gibt, wie die Fuldaer Integrationsstiftung (FIS), die u.a. ehrenamtliche Bildungsarbeit speziell für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung unterstützt. Zum Beispiel auch mit der Beantragung von Zuschüssen aus dem Erasmus plus Programm. Ohne die Bewilligung einer EU-Förderung aus dem Programm Erasmus plus, wäre das ehrenamtlich konzipierte und realisierte Projekt: Teilhabe für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung an interkultureller Bildung / Jobshadowing in Schweden nicht realisierbar gewesen. 
Erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung stehen immer noch nicht im Focus  der regulären Einrichtungen für Erwachsenenbildung. Lebenslanges Lernen ist ein Menschenrecht AUCH FÜR MENSCHEN MIT GEISTIGER BEHINDERUNG als Erwachsene und im Alter.Die Umsetzung dieses Menschenrechtes steht für sie noch aus. Die Formen der Eingliederungshilfe / Behindertenhilfe in der Bundesrepublik Deutschland bieten Tagesstrukturierung. Bildungsangebote, im Unterschied zu Sport -Konsum- und Freizeit- Angeboten außerhalb der institutionellen Behindertenhilfe, fehlen. Ehrenamtliches Engagement ist wichtig, aber kein Ersatz für reguläre Bildungsangebote in staatlich unterstützten Einrichtungen der Erwachsenenbildung.
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