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EPALE - Elektronische Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

Blog

Lernplattform zu ökonomischer Allgemeinbildung in Europa ist online

Wirtschaft prägt das tägliche Leben, ist aber für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Eine Lernplattform schafft Abhilfe und lädt ein, mitzureden.

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Die Gesellschaften Europas werden mehr und mehr von ökonomischen Prinzipien durchdrungen: Gesundheit, Wohnraum, Rente, soziale Absicherung, auch Bildung, werden verstärkt zugunsten von Wettbewerb, Effizienz und Gewinnerzielung bzw. Nutzenmaximierung reguliert. Zugleich ist Wirtschaft in Gestalt von Krisen, Umweltzerstörung, unsicherer Energieversorgung, instabilen Finanzmärkten, einer weiter wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich und anderem präsent und im Geldbeutel der Menschen spürbar. Im Kontrast zu dieser hohen Bedeutung von Wirtschaft steht allerdings die geringe Zahl von Angeboten der Erwachsenenbildung, um wirtschaftliche Zusammenhänge zu analysieren und Hintergrundwissen zur Diskussion zu stellen. Die Hürde, die da lautet: „Wirtschaft? Das ist mir zu kompliziert!“ scheint es auch unter Erwachsenenbildner/innen selbst zu geben. Die Lernplattform „Fresh Up Economics. Towards Economic Literacy in Europe“ („Frischer Wind für die Ökonomie. Ökonomische Allgemeinbildung in Europa“) will Abhilfe schaffen.

Ausschnitt Kursübersicht.

 

Das Themenspektrum ist weit gefasst. Die Kurse widmen sich grundlegenden Themen wie Ungleichheit, Geld und Finanzsystem, Schulden und Steuern. Sie informieren über drängende und kontrovers diskutierte Themen wie Klimawandel, Wachstum und nachhaltige Entwicklung, Öffentliche Güter und gesellschaftliche Wohlfahrt sowie Migration und deren Auswirkungen auf Europa. Aufgeworfen werden ebenso Fragen zur wirtschaftspolitischen Gestaltung der Europäischen Union. Vereinfacht gesprochen: Soll dies nach Prinzipien des Wettbewerbs oder der Kooperation geschehen? Der Kurs zur Einführung in die Feministische Ökonomie sensibilisiert für die noch immer bestehende (strukturelle) Ungleichwertigkeit von Frauen gegenüber Männern. Daran anknüpfend werden in einem weiteren Kurs Überlegungen und Vorschläge zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen vorgestellt. Während die Mehrzahl der Kurse gesamtwirtschaftliche Perspektiven bietet, ist dieser letztgenannte mikroökonomisch ausgerichtet und legt das Augenmerk auf einzelne Akteure, in diesem Fall Frauen.

Wirtschaft und die Wissenschaft von der Wirtschaft sowie öffentliche Debatten zu wirtschaftlichen Fragen sind politisch. Wird dies nicht explizit gemacht, kann durch die Art der Darstellung eine Perspektive favorisiert werden, die der einen oder der anderen Sichtweise zuspricht, deren politische Botschaft aber versteckt bleibt. Um dies zu vermeiden und für verschiedene Perspektiven auf wirtschaftliche Entwicklungen zu sensibilisieren, wird mit einem eigenen Kurs in ökonomische Denkschulen eingeführt. Dies geschieht anhand des Themenfeldes „Arbeit“. Ein weiterer Kurs stellt mögliche wirtschaftspolitische Strategien eines Dauer-Themas vor: die Bewältigung von Krisen. Auch in beinahe allen anderen Kursen werden verschiedene theoretische Vor-Annahmen und daraus resultierende unterschiedliche Antworten auf Probleme berücksichtigt. Multiperspektivität spiegeln die Kurse ebenso als „Gesamtkunstwerk“. Neben der thematischen Breite werden die unterschiedlichen Zugänge der Autor/innen sichtbar.

Die Kurse liegen in sechs Sprachen, auf Deutsch, Englisch, Estnisch, Polnisch, Spanisch und Tschechisch vor. Alle sind außerdem in einem Handbuch pro Sprache zusammengefasst (aus technischen Gründen vorerst noch auf der Projektwebsite). Die Kurse sind kostenlos. Eine Registrierung ist nicht erforderlich.

Für wen?

Die Materialien sind für interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie für Trainer/innen der Erwachsenenbildung gedacht. Europaweit.

Wie sind die Kurse strukturiert?

Sie sind so gegliedert, dass man sich a) einen ersten Überblick zu einem Thema verschaffen kann. Wer mehr Zeit hat bzw. wer es genauer wissen möchte, kann b) die Hintergrundinformationen studieren. In einem kurzen Einführungsvideo stellen die Autor/innen zentrale Themen ihres Kurses vor. Einen schnellen Einstieg erlaubt ein Kurzartikel von 1-1,5 Seiten. („Starter“). Die Videos und Kurzartikel sind in englischer Sprache verfügbar.

Mittels c) interaktiver Übungen kann das Erlernte weiter vertieft werden.
Für Trainer/innen der Erwachsenenbildung bieten wir außerdem d) Übungsmaterialien für die Arbeit mit non-formalen Methoden in Gruppen. Sie können sowohl in der Erwachsenen- als auch in der außerschulischen Jugendbildung angewandt werden.

Und wer sind wir?

Die Kurse haben Erwachsenenbildner/innen von zwei Universitäten (Österreich, Polen), kleinen Unternehmen (Tschechische Republik, Spanien) und Nicht-Regierungsorganisationen (Deutschland, Irland, Estland) entwickelt. Mehr zu den Beteiligten, ihren Organisationen und dem zweieinhalbjährigen Kooperationsprojekt finden Sie auf unserer Projekt-Website.

„Wirtschaft – das ist zu kompliziert.“ Ja, manche Themen sind komplex (kompliziert vielleicht auch). Doch es gibt gute Nachrichten: Man kann sie dennoch verstehen. Und man kann dabei auch lernen, mit Komplexität zurecht zu kommen. Mit der Lernplattform und den Kursen möchten wir Sie einladen, sich auf den Weg zu machen. Wir hoffen, dass dieser von zahlreichen Inspirationen gesäumt ist.

Wir, die Kolleg/innen der Projektgruppe, freuen uns auf Ihre Fragen, Kommentare und Feedback im Forum oder über den Chat.

Sophia Bickhardt, weltgewandt. Institut für interkulturelle politische Bildung e.V.

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