Interkulturelle Kompetenzen am Arbeitsplatz: der Fall von international mobilen Führungskräften in Frankreich und Marokko

[Übersetzung : EPALE Frankreich]
Interkulturelle Kompetenzen am Arbeitsplatz: der Fall von international mobilen Führungskräften in Frankreich und Marokko
Interview mit Frau Samira Bezzari, Forscherin mit Lehrauftrag für interkulturelle Kommunikation
Hallo Frau Samira Bezzari, Sie forschen zu interkultureller Kommunikation. Heute wollen wir uns mit Ihnen über das Thema Interkulturalität und interkulturellen Kompetenzen austauschen, zu dem Sie forschen.
- Können Sie uns zu Beginn ein wenig mehr über sich selbst erzählen und welche Rolle Interkulturalität in Ihrem persönlichen und/oder beruflichen Leben spielt?
Ich bin Samira Bezzari, Forscherin mit Lehrauftrag an der Universität Ibn Zohr (Agadir, Marokko), und hauptsächlich im Labor für Sprach- und Kommunikationsforschung (Larlanco) der Fakultät für Literatur und Humanwissenschaften tätig.
Mein Interesse an der Frage der Kulturen und der Interkulturalität bestand schon, bevor ich meine Hochschulkarriere begonnen habe. Tatsächlich ging es in meiner Diplomarbeit bereits um eines der Elemente der marokkanischen Kultur: das Lexikon der Kräuterkundigen von Marrakesch. In meiner Arbeit ging es auch um internationale Mobilität als Faktor, der zur Stärkung von kultureller Vielfalt, Multikulturalität, Mehrsprachigkeit und Interkulturalität beiträgt, und das in einer Zeit, in der oft geglaubt wurde, dass die Globalisierung zur kulturellen Homogenisierung beitragen würde.
Zusätzlich zu diesem akademischen Weg, in dem ich diese Vorstellungen hinterfragt habe, hatte ich die Möglichkeit, das berufliche Umfeld in internationalen Unternehmen in Marokko einzubeziehen. Aus den Missverständnissen und Konflikten, die durch den exolingualen Austausch entstehen, ergaben sich mehrere Fragen. Diese unterschiedlichen Richtungen haben bei mir das Bedürfnis geweckt, zu untersuchen, was interkulturelle kommunikative Kompetenz ist. Diese Fragen sollen im Rahmen eines binationalen Promotionsverfahrens (Cotutelle-Verfahren) wieder aufgegriffen werden, um die Faktoren zu ermitteln, die den Aufbau dieser Art von Kompetenz ermöglichen, die für das Management internationaler Projekte und für das globale Zusammenleben notwendig ist.
- Was hat Sie dazu gebracht, zu interkulturellen Kompetenzen zu forschen?
Die Gründe, die mich dazu brachten, zu interkulturellen Kompetenzen zu arbeiten, sind sowohl akademischer als auch praxeologischer Natur.
Offensichtlich hat die Forschung im Rahmen des binationalen Promotionsverfahrens zwischen Frankreich und Marokko von dieser doppelten Registrierung in zwei unterschiedlichen, aber auch komplementären wissenschaftlichen Forschungskulturen profitiert. Bei der Untersuchung des Begriffs der interkulturellen Kompetenz wurde deutlich, dass es nur sehr wenige Arbeiten über international mobile Fachkräfte gibt und noch weniger zum frankophonen und marokkanischen Kontext. Die Studien, die es zu diesem Thema gibt, bestätigen jedoch, dass der Aufbau von interkulturellen Kompetenzen gerade für international mobile Führungskräfte nicht selbstverständlich ist. Während wir dazu neigen zu glauben, dass Erfahrung ausreicht, um bei internationaler Mobilität erfolgreich zu sein, zeigen Studien, dass es noch andere Faktoren zu berücksichtigen gibt. Dazu gehören Sprach- und Kulturtraining sowie Schulung in interkultureller Kommunikation, was formell oder informell durchgeführt werden kann. Aus diesem Grund habe ich mich bei meiner Arbeit zunächst der Beantwortung folgender Frage gewidmet: Wie werden die interkulturellen Kompetenzen von international mobilen Führungskräften in Frankreich und Marokko erworben? Welche Rolle würde ein Sprach- und Kulturtraining spielen?
- Die Darstellung der interkulturellen Kompetenz ist noch etwas schwierig zu definieren. Sie haben an einem Forschungsprojekt zwischen Frankreich und Marokko gearbeitet, an welche Merkmale oder Hauptelemente erinnern Sie sich? Können Sie uns ein oder zwei Beispiele für interkulturelle Kompetenz nennen?
Ich möchte mit einem Zitat beginnen, auf das ich in meiner frühen Lektüre über interkulturelle Kompetenz gestoßen bin:
„In unseren mehrsprachigen und multikulturellen Gesellschaften bleibt kulturelle Kompetenz essentiell, da jeder Einzelne seine eigene Kultur kennen lernen muss, um eine Identität aufzubauen. Andererseits erfordern die Offenheit gegenüber anderen Kulturen und die Entdeckung des Anderen die Entwicklung einer interkultureller Kompetenz, die auf drei Komponenten beruhen muss: die Entwicklung von Wissen, Können und zwischenmenschlichen Kompetenzen.“ (Lussier, 2009: 147-148).
Die Überprüfung dieses Konzepts hat gezeigt, dass es eine Vielzahl von Definitionen in verschiedenen Disziplinen gibt. In diesem Zusammenhang habe auch die verschiedenen bestehenden Modelle interkultureller Kompetenz in der Literatur untersucht, wobei sich die meisten Studien allerdings auf die englischsprachige Literatur beziehen (Chen & Starosta, 1996; Feng & al., 2009 zitiert nach Byrame, 2011), Benett, 1993, Hammer, 2011, Lindsey & al., 2009). Ich bin mir jedoch bewusst, dass es keine einheitliche Meinung über die Komponenten der interkulturellen kommunikativen Kompetenz gibt. Andererseits habe ich versucht, einen Bezugsrahmen für diesen Begriff durch eine Definition abzugrenzen, die ihre Bedeutung aus dem interkulturellen Ansatz bezieht und Situationen des kulturellen Kontakts in einem beruflichen Umfeld analysiert und der Trilogie aus Wissen, Können und zwischenmenschlichen Kompetenzen entgeht. Ich habe mich von der Arbeit von Cohen-Emerique inspirieren lassen, um diesen Begriff in Übereinstimmung mit den Prinzipien des interkulturellen Ansatzes zu modellieren.
Das Modell der interkulturellen kommunikativen Kompetenzen gliedert seine Komponenten in drei Dimensionen:
- die Öffnung des Ichs - als Selbstdezentrierung
- das (An-)Erkennen der Kultur des Anderen
- interkulturelle Mediation
Sie haben vielleicht bemerkt, dass ich von „"interkulturellen Kompetenzen" und nicht von „interkultureller Kompetenz“ spreche. Die Verwendung dieses Begriffs im Plural ist für mich durch die Tatsache gerechtfertigt, dass es sich um eine globale Kompetenz handelt, die andere Kompetenzen einschließt, wie mehrere Modellierungen dieser Kompetenzen zeigen. Jede Komponente der interkulturellen Kompetenz ist wiederum als eine eigenständige Kompetenz konzipiert. Dies deutet darauf hin, dass z.B. die Selbstdezentrierung eine Komponente der interkulturellen Kompetenz ist, aber als eigenständige Kompetenz gesehen wird.
Interessant ist auch, dass diese Kompetenzen am Arbeitsplatz durch weitere Teilkompetenzen aufgeschlüsselt werden, wie in der Tabelle dargestellt. Die Daten in dieser gleichen Tabelle wurden von 104 international mobilen Führungskräften in Frankreich und Marokko erhoben.
|
Input zu Interkulturellen Kompetenzen |
Frankreich (Anzahl Personen) |
Marokko (Anzahl Personen) |
1 |
Bezugsrahmen des anderen entdecken |
36 |
22 |
2 |
Kulturelles Verhalten entschlüsseln |
51 |
33 |
3 |
Umgang mit den mit kulturellen Unterschieden verbundenen Risiken |
35 |
26 |
4 |
Erlernen interkultureller Kommunikationstechniken |
10 |
22 |
5 |
Einfühlsames Verhalten / Empathie entwickeln |
16 |
18 |
6 |
Erfolgreich verhandeln und managen |
23 |
16 |
7 |
Mit dem Expatriierungskontext kompatibel sein |
32 |
13 |
8 |
Verstehen der religiösen Aspekte |
08 |
22 |
9 |
Erfolgreich im Austausch mit Ausländern |
29 |
35 |
10 |
Beherrschen der kulturellen Codes des Gastlandes |
42 |
38 |
11 |
Vermeiden von Missverständnissen mit Personen im Gastland |
41 |
29 |
12 |
Eigene Kultur gut kennen |
06 |
11 |
13 |
Kultur des Gastlandes kennen |
13 |
38 |
14 |
Kultur des Gastlandes respektieren |
09 |
14 |
15 |
Wissen, wie man sich an andere Kulturen anpasst |
26 |
12 |
16 |
Fähigkeit, die Sprache des Gastlandes zu lernen |
13 |
05 |
Inputs zu Interkulturellen Kompetenzen von international mobilen Führungskräften aus Frankreich und Marokko.
- Können Sie uns einen Ihrer Artikel zu interkultureller Kompetenzen nennen?
- Bezzari, S. Sanojca, E. Eneau, J. (2019). « Repérer les compétences collaboratives et les compétences interculturelles en formation d’adultes ». Éducation Permanente. N°218. Paris : Le CNAM. pp. 143-152.
Vielen Dank für diesen Austausch, für das Teilen Ihrer Erfahrungen und Ihren Input.
Thierry Ardouin
