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EIBE – Alphabetisierung und Grundbildung rundum wirksam

Das Projekt EIBE beschäftigt sich mit der Erprobung und Evaluierung eines Fortbildungskonzepts im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung.

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Das Bild zeigt mehrere Holzwürfel mit Buchstaben.

Bild von Michael Schwarzenberger auf Pixabay

Alphabetisierung und Grundbildung sind zentrale und hochaktuelle Themen der Erwachsenenbildung, die aus der gesellschaftlichen Diskussion nicht mehr wegzudenken sind. Rund 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland sind gering literalisiert, haben also ausgeprägte Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, wie die Leo Studie 2018 gezeigt hat (Grotlüschen & Buddeberg, 2020). Mit der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und zugehörigen Förderlinien des BMBF sollen von 2016 bis 2026 die Lese- und Schreibfähigkeiten Erwachsener in Deutschland deutlich verbessert werden. Im Rahmen der Förderschwerpunkte ist bereits eine Vielzahl von Projekten gefördert worden, in welchen unterschiedliche Konzepte, Methoden und Instrumente für Leitungskräfte, Programmplanende und Lehrkräfte entwickelt wurden. So hat sich beispielsweise gezeigt, dass für die Ansprache und Gewinnung von Teilnehmenden in der Alphabetisierung und Grundbildung folgende Ansätze erfolgsversprechend sind: die Sensibilisierung von Multiplikator*innen durch Weiterbildungsveranstaltungen, innovative Formen der Ansprache, die im Dialog mit Lernenden entwickelt werden und verstärkte Kooperation mit relevanten Organisationen wie beispielsweise Beratungsstellen, Schuldnerberatung, oder Jobcentern. Das Problem ist jedoch, dass diese Konzepte noch recht unverbunden nebeneinanderstehen. Außerdem gibt es bislang wenig Wissen über Wirkungen der vorliegenden Ansätze bei den Teilnehmenden, z. B. im Hinblick auf ihre sprachlichen Lernfortschritte oder ihre gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten.  

Bei dieser Frage nach den Wirkungen setzt das Projekt „Evaluationsstudie zu einem integrativen Beratungs- und Qualifizierungskonzept für die Alphabetisierungsarbeit in Erwachsenen- und Weiterbildungsorganisationen“ (EIBE) an. Die vorhandenen Konzepte, Methoden und Instrumente sollen zu einem Fortbildungskonzept zusammengeführt und in Einrichtungen erprobt sowie evaluiert werden. Durch diese umfassende Evaluationsstudie möchte das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) Erkenntnisse für eine verbesserte Praxis im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung gewinnen. Das Projektvorhaben EIBE soll hier in seinen Grundzügen vorgestellt werden (siehe dazu auch https://www.die-bonn.de/id/39514). 

Vernetzung von Handlungsebenen für eine verbesserte Praxis 

Von dieser Ausgangslage aus richten wir im Projekt den Blick auf die unterschiedlichen Handlungsebenen von Weiterbildungseinrichtungen: das Einrichtungsmanagement, die Programm- und Angebotsentwicklung und die Durchführung der Lernangebote. Hier stellt sich die Frage, wie diese Ebenen zusammengedacht werden können, um vorliegende Konzepte, Methoden und Instrumente für die Alphabetisierungsarbeit effektiv und nachhaltig nutzen und einsetzen zu können. Dafür werden „Best-Practice“-Ansätze zusammengeführt, z. B. in Bezug auf die Ansprache von Zielgruppen, den Einsatz von digitalen Lernmedien und förderdiagnostische Maßnahmen. Diese sind bislang auf den unterschiedlichen organisationalen Handlungsebenen angesiedelt, betreffen also Leitungskräfte, Programmplanende und Lehrkräfte auf unterschiedliche Weise. Sie sind aber alle für die Kursteilnehmenden und ihre Lernerfolge wichtig. Daher sollen diese Ebenen im Projekt viel stärker vernetzt werden, um ein integratives Beratungs- und Qualifizierungskonzept für Weiterbildungsorganisationen zu entwickeln. 

Ein integratives Beratungs- und Qualifizierungskonzept 

Das Beratungs- und Qualifizierungskonzept umfasst daher eine Organisationsberatung für Leitungskräfte, eine (Weiter-)Qualifizierung von Programmplanenden sowie eine (Weiter-)Qualifizierung von Lehrkräften, integriert also unterschiedliche Ebenen. 

Die Beratung für Leitungskräfte beinhaltet die Entwicklung und Umsetzung einer einrichtungsspezifischen Strategie für die Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit. Durch die begleitende Organisationsberatung soll ein organisationales Lernklima in Bezug auf die Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit in den Einrichtungen etabliert werden, welches die Leitungskräfte kontinuierlich durch steuernde Maßnahmen auch zukünftig erhalten und weiterentwickeln können. Die Qualifizierung der Programmplanenden behandelt Themen wie Handlungskonzepte für die Ansprache von Zielgruppen, Sensibilisierung von Multiplikator*innen, Netzwerkarbeit sowie Gestaltung passgenauer Angebote. Bei der Qualifizierung der Lehrkräfte liegen die Schwerpunkte auf der didaktischen Beratung, dem regelmäßigen Einsatz von Lernstandsdiagnostik und der Unterstützung bei der Auswahl und Anwendung von Methoden und Materialien. 

Lernfortschritte der Kursteilnehmenden ‒ Eine Frage der Wirksamkeit 

Das integrative Beratungs- und Qualifizierungskonzept wird in Modelleinrichtungen gemeinsam erprobt und im Hinblick auf ihre Wirksamkeit analysiert werden.  

In einer Interventionsstudie wird untersucht, wie sich die beschriebenen Maßnahmen des Konzepts auf die Lernfortschritte der Kursteilnehmenden auswirken. Hierbei wird auf die schriftsprachliche Kompetenzentwicklung der Kursteilnehmenden fokussiert. Darüber hinaus werden auch weitere Aspekte, z. B. Lese- und Schreibmotivation, Selbstbewusstsein/Selbstwirksamkeit, erlebte gesellschaftliche Teilhabe oder Kompetenzen bei der Nutzung digitaler Medien in den Blick genommen. Die Erfassung der schriftsprachlichen Kompetenzen bei den Kursteilnehmenden erfolgt in einer quasi-experimentellen Studie mit Vorher-Nachher-Messungen und Kontrollgruppen. Die Experimentalgruppe, also die „Best-Practice“-Gruppe, setzt sich aus Kursteilnehmenden derjenigen Einrichtungen zusammen, in denen das integrative Beratungs- und Qualifizierungskonzept durchgeführt wird. Parallel hierzu wird eine Kontrollgruppe untersucht, die sich aus Kursteilnehmenden in Einrichtungen zusammensetzt, in denen keine begleitenden Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen stattfinden. 

Die formative und summative Evaluation des Fortbildungskonzepts erfolgt fortlaufend mittels verschiedener quantitativer und qualitativer Methoden. 

Durch die Durchführung und Bereitstellung des integrativen Beratungs- und Qualifizierungskonzepts soll ein nachhaltiger Beitrag zur Professionalisierung der Alphabetisierungs- und Grundbildungspraxis geleistet werden. Dafür ist unter anderem eine Handreichung geplant, in welcher das evaluierte Konzept vorgestellt wird und zudem Hinweise zu dessen Durchführung für künftige Trainer*innen dokumentiert werden. 


Literatur

Grotlüschen, A. & Buddeberg, K. (2020). LEO 2018: Leben mit geringer Literalität. Bielefeld: wbv.


Autor*innen: 

Dr. Ewelina Mania ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIE mit den Schwerpunkten Alphabetisierung und Grundbildung sowie Sozialraum und Weiterbildungsbeteiligungsforschung.  

Farina Wagner ist ebenfalls wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIE mit den Schwerpunkten Grundbildung, Weiterbildungsberatung und Subjektivierungsforschung.  

Prof. Dr. Hannes Schröter ist stellv. Leiter der Abteilung „Lehren, Lernen und Beraten“ am DIE sowie Professor für „Kognition und Lernen Erwachsener“ an der FernUniversität in Hagen. 

 

Das Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen W1482F0 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und dem Autor.

 

 

 

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