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Bitte mehr Männer! Gleichstellung in der Erwachsenenbildung

Überall fast nur Frauen: 70 Prozent der Teilnehmenden und des pädagogischen Personals in der Erwachsenenbildung sind Frauen. Gleichstellung erreicht? Gendermainstreaming erfüllt? Oder sogar: Brauchen wir mehr Männer? Das neue Heft der Zeitschrift „Erwachsenenbildung“ zum Thema „Geschlechtergerechtigkeit“ wirft solcherlei Fragen auf.

Heft 2-2019.
Bei der Geschlechtergerechtigkeit, so konstatieren die Autor/-innen  war und ist derzeit ein breiter Diskurs im Gange, der in vielen Bereichen Veränderungen gebracht hat. Vor allem im Sektor der Verwaltung und Gesetzgebung ist einiges erreicht worden. In der Erwachsenenbildung ist die Thematik auf ganz unterschiedliche Weise präsent, so die verschiedenen Beiträge in der „Erwachsenenbildung“, die von Katholischen Erwachsenenbildung Deutschland (KEB) herausgegeben wird.

Geschlechtergerechte Programmgestaltung

Bei der Programmgestaltung geht es nicht nur um konkrete Lernangebote, z. B. bei »Gendertrainings“, sondern auch um eine Orientierung des Gesamtprogrammes, wie der konkreten Durchführung an Anforderungen der Geschlechtergerechtigkeit. Wenn ein Bildungswerk nach diesem Postulat sein Programm gestaltet, sollte man sich immer die Frage stellen: Wie geht das Programm mit Frau-Mann-Stereotypen um? Wie ist die Sprache im Text? Gibt es spezielle Angebote zur Förderung von Frauen – und wie sehen diese aus?

Männer wollen nur beruflich nützliche Weiterbildung

Da überwiegend Frauen die Kurse leiten und besuchen, würde sich vielleicht sogar die Frage stellen, ob nicht Männer in der Erwachsenenbildung benachteiligt. Studien dazu zeigen eine große Skepsis der Männer gegenüber allgemeinen Weiterbildungsangeboten. Sie schätzen diese als grundsätzlich minderwertig gegenüber betrieblicher Fortbildung ein. Wenn Männer Angebote der allgemeinen Erwachsenenbildung nutzen, so besuchen sie insbesondere Fortbildungen aus den Bereichen Natur, Technik und Computer, schreibt etwa Paul Scheibelhofer vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck in dieser Ausgabe.

Training gegen sexistische Stammtischparolen

Das Heft durchzieht auch die Fragestellung, inwieweit Geschlechtergerechtigkeit eine »Frauenangelegenheit« ist. Aufgrund der tatsächlichen, historisch gewachsenen Benachteiligung von Frauen hat der Feminismus – erst recht in seiner radikalen Form – diese Forderung übernommen. Mit seiner Pointierung hat er sicherlich viel erreicht, und ist weiterhin an vielen Stellen eine berechtigte Kraft. Deutlich wird dies etwa bei den Trainings gegen sexistische Stammtischparolen: Es ist an vielen Stellen des Alltags notwendig, das Verhalten kritisch zu reflektieren und wenn nötig zu korrigieren – sei es das von anderen oder das eigene. Allerdings hat der Feminismus bei vielen (Männern) eine Abwehrhaltung provoziert, zumal Forschungen deutlich machen, dass biologisch und evolutionär bedingten Unterschiede zwischen den Geschlechtern immanent sind und das Verhalten auch des modernen Menschen stark beeinflussen. Fragt man Biologen/-innen, dann ist die unterschiedliche Behandlung von Jungen und Mädchen in der Erziehung nicht nur normal, sondern auch notwendig.

Zeichnung Schulze-Boysen.
Exklusive Zeichnungen von bedeutenden Frauen

Das Heft wird illustriert mit Zeichnungen, die Frauen zeigen, die in der Geschichte zwar Großes geleistet haben – doch meist vergessen wurden. Die Zeichnungen wurden extra für diese Ausgabe von der Künstlerin Marti Faber angefertigt. . Zu sehen ist z.B. Libertas Schulze-Boysen (1913–1942): Die Widerstandskämpferin gegen die NS-Diktatur gehörte zum Kreis der »Roten Kapelle« in Berlin und sammelte als Angestellte im Reichspropagandaministerium Bildmaterial über deutsche Kriegsverbrechen. Sie wurde gefasst und durch Enthauptung hingerichtet.

Außerdem haben Prof.  Dr. Anne Schlüter (Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. Eva Fleischer (Management Center Innsbruck), Prof. Dr. Angela Kaupp (Universität Koblenz-Landau), Prof. Dr. Friederike Kuster (Bergische Universität Wuppertal) sowie Autor/-innen aus der Praxis an dem Heft mitgewirkt.

Hinzu kommen Berichte aus der Praxis und der aktuellen Bildungspolitik, ein Österreich-Fenster sowie Rezensionen und Buchvorstellungen. Die „ Erwachsenenbildung“ erscheint im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen und kostet als Einzelheft 13 Euro. Einzelne Artikel können hier online abgerufen werden

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Über den Autor: Michael Sommer ist Redakteur der Zeitschrift „Erwachsenenbildung“ der katholischen Erwachsenenbildung Deutschland KEB und Co-editor vom „European Lifelong Learning Magazine ELM“ der finnischen Stiftung für lebenslanges Lernen. Er ist zudem Botschafter für EPALE Deutschland.


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