Wie man erwachsene Lernende effektiv unterrichtet

Der Originalbeitrag wurde ursprünglich von Monika Smekalová auf Tschechisch veröffentlicht.
Erwachsene Lernende haben oft nicht das Interesse oder die Zeit, den Lernstoff zu Hause nachzuarbeiten. Daher sollten Lehrkräfte dafür sorgen, dass sich Lernende schon während des Kurses oder der Schulung so viel wie möglich merken.
Die Autorin: Monika Smekalová, 12.7.2023, Foto: Unsplash
Die meisten Menschen haben bereits in der Schule gelernt, welcher Lerntyp sie sind und wie sie effektiv lernen können. Doch als Lehrender kann man nicht davon ausgehen, dass alle Teilnehmenden den Stoff zu Hause noch einmal durcharbeiten. Die Motivation der Lernenden ist selbstverständlich wichtig und hängt auch damit zusammen, ob sie den Kurs verpflichtend oder freiwillig besuchen.
Der Unterricht sollte daher so gestaltet werden, dass sich die Lernenden während des Kurses so viel wie möglich merken.
Im Folgenden finden Sie einige Tipps zu effektiven Lehrmethoden, die helfen, sich schon während des Kurses so viel wie möglich zu merken. Dabei berücksichtigen wir auch die Tatsache, dass verschiedene Lernende auf unterschiedliche Weise lernen.
Vier wichtige Elemente, die dem Gehirn helfen, sich Dinge zu merken:
- Verstehen
- Kontext
- Emotionen
- Aufmerksamkeit
Verstehen
Es ist allgemein bekannt, dass sich Menschen Dinge besser merken, wenn sie sie verstehen. Daher sollte sich die Lehrkraft bei der Planung des Unterrichts nicht nur die Zeit nehmen, Fragen zu stellen, sondern auch während des Erklärens aktiv überprüfen, ob die Schüler:innen verstehen, was ihnen erklärt wird. Geben Sie den Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen, und verwenden Sie Formulierungen wie „Erklären Sie mit Ihren eigenen Worten“, denn wenn jemand einen Sachverhalt mit seinen oder ihren eigenen Worten beschreiben/erläutern kann, hat er oder sie ihn definitiv verstanden.
Kontext
Wie gut man etwas versteht, hängt auch damit zusammen, ob die Dinge in einen Kontext gestellt werden. Es ist zum Beispiel viel einfacher, sich einen Satz zu merken, der einen Sinn ergibt, als eine zufällige Aufzählung von Wörtern. Ebenso ist es leichter, sich an Dinge zu erinnern, die in irgendeiner Weise mit dem verbunden sind, was man bereits weiß, als an einzelne Fakten. Während des Denk- oder Erinnerungsprozesses kommt es zum so genannten Chunking. Ein Chunk ist ein neues Konzept, ein Wort, eine Idee, ein Prozess, ein Stück Information, das in unserem Kopf allmählich zu einem Ganzen wird. Oder es wird ein neues Element zu einem bestehenden Chunk hinzugefügt.
Vorträge oder Vorlesungen sollten in logische Chunks gegliedert sein. Wenn der Inhalt für die Lernenden völlig neu ist, ist es wichtig, vom großen Ganzen zu den Details zu gehen und nicht andersherum. Auf diese Weise können unsere Gehirne Verknüpfungen herstellen.
Um die Ausbildung der Verknüpfungen zu unterstützen, können verschiedene Techniken eingesetzt werden, z. B. Mind Maps, Visualisierungen, Gedächtnispaläste und mehr.
Emotionen
Lernen sollte den Lernenden Spaß machen oder zumindest interessant sein. Der beste Weg, etwas zu lernen, ist durch die eigene Erfahrung. Lernerfahrungen, die lange Zeit nur empirisch beobachtet wurden, können dank der Fortschritte in den Neurowissenschaften nun auch auf der Ebene chemischer Prozesse im Gehirn näher beschrieben werden. Eine angenehme Umgebung, eine entspannte Atmosphäre, aber auch die Gewissheit, dass alle Teilnehmenden ein wichtiger Teil der Gruppe sind, sind weitere wesentliche Elemente, die ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen schaffen, was wiederum das Lernen fördert. Das gute Gefühl, eine Frage richtig beantwortet oder eine Aufgabe richtig gelöst zu haben, verstärkt die Erinnerung an die richtige Lösung.
Gamification in der Bildung, also das Einsetzen spieltypischer Elemente im Unterricht, nutzt die Vorteile positiver Emotionen, einschließlich Überraschung und Belohnung, um das Interesse und die Motivation zu steigern. Eine weitere Technik ist das Geschichtenerzählen. Mit Geschichten kann man Informationen auf unterhaltsame Weise vermitteln. Durch das Erleben einer Geschichte können sich Lernende besser an Fakten erinnern, weil sie in die Handlung und in bestimmte Situationen hineingezogen werden, die wiederum mit Emotionen verbunden sind.
Aufmerksamkeit
Wenn man sich etwas merken möchte, muss man sich konzentrieren. Wir wissen jedoch, dass die volle Konzentration meist nur wenige Minuten anhält. Daher empfiehlt es sich, die wesentlichen Punkte zu Beginn der Stunde oder nach einer Pause zu vermitteln. Das Wichtigste ist, die Teilnehmenden zum Mitmachen zu animieren.
Wie man in nur drei Sekunden das Interesse von Lernenden weckt (aus dem EPALE-Blog von Piotr Maczuga)
Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist die Fähigkeit, Neugierde zu wecken. Die Neugier, die ein wenig wie eine Droge wirkt, ist das, was uns davon abhält, weiterzuscrollen. „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig“, sagte Einstein einmal. Doch wir Lehrenden haben nicht die Zeit, um die Neugierde wie einen Bonsai-Baum kultivieren zu können. Am Ende sind es nur ein paar Sekunden, die uns hierfür bleiben.
Was sollten man also über Neugierde wissen? Wissenschaftler:innen haben herausgefunden, dass die Neigung zur Neugier ein bisschen wie ein umgekehrtes U ist (wenn man es in Form eines Diagramms darstellen will). So sind wir bspw. am neugierigsten, wenn wir bereits ein wenig über ein Thema wissen, aber nicht zu viel. Vorhandenes Wissen ermöglicht es uns, uns für ein Thema zu interessieren, aber das, was wir noch nicht wissen, verunsichert uns beim Antworten. Und das stört uns so sehr, dass wir uns weiter mit der Thematik beschäftigen müssen. Dieser Punkt überschneidet sich in gewissem Maße mit der Theorie der Informationslücke, die George Loewenstein, Professor für Verhaltensökonomie an der Carnegie Mellon University, Anfang der 1990er Jahre wie folgt beschrieb: Neugier entsteht, wenn man das Gefühl hat, dass das eigene Wissen unvollständig ist. Eine gute Lehrkraft kann dies für sich gut nutzen.
Aufmerksamkeit ist auch mit Emotionen verbunden, wie zum Beispiel mit dem Moment der Überraschung. Menschen neigen dazu, unerwartete Informationen besser in ihrem Langzeitgedächtnis zu speichern als nicht überraschende Dinge. Humor, der Austausch persönlicher Erfahrungen oder das Aufzeigen interessanter oder ungewöhnlicher Fakten tragen ebenso dazu bei, die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden aufrechtzuerhalten. Wenn die Teilnehmenden positive Emotionen erleben, dann sie freuen sich, etwas Neues zu lernen, ihre Aufmerksamkeit ist stärker auf das Lernen gerichtet und wird nicht so leicht durch andere Reize abgelenkt.
Die Effektivität des Lernprozesses messen
Traditionell wird in der Schule die Effektivität des Lernprozesses durch Tests und Benotung gemessen. Die Ergebnisse werden allerdings primär als eine Bewertung der Lernenden (ihrer Fähigkeiten, Fertigkeiten, ihres Fleißes?) angesehen, obwohl der Einfluss der Lehrkraft und der Eltern unbestreitbar ist.
Wie können Tutor:innen oder Arbeitgeber:innen, die eine Schulung für ihr Personal organisieren, herausfinden, wie viel die Teilnehmenden gelernt haben? Der übliche Fragebogen „Wie zufrieden waren Sie mit der Lehrkraft/dem Kurs/der Schulung“ ist nicht sehr aussagekräftig.
Vor Ende 2023 wird die tschechische EPALE die nächste, vierte Auflage des beliebten Train the Trainer-Grundlagenkurses starten. Diese Fortsetzung wird sich speziell auf die Messung der Effektivität von Kursen und Schulungen konzentrieren. Aktuelle Informationen hierzu finden Sie auf der EPALE-Website und in den sozialen Medien!
Quellen: Emotions and Learning by Reinhard Pekrun, INTERNATIONAL ACADEMY OF EDUCATION, https://www.betterup.com/blog/how-emotions-affect-learning, B. Voráčová:Storytelling – úvod do vyprávění příběhů
curiosity
I found the concept of 'chunking' especially compelling since it mirrors how our brains inherently assimilate and archive information. Additionally, the notion of nurturing curiosity captures my attention. In an increasingly intricate and evolving world, mastering the art of posing the right questions becomes paramount. Without well-crafted inquiries, we're unlikely to receive enlightening responses.