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Vermittler gesucht: „Transfer“ im Fokus von wissenschaftlicher Weiterbildung und Wissenschaftspolitik

Im gegenwärtigen Wissenschaftsdiskurs gewinnt ein Begriff an Bedeutung, der für die Erwachsenenbildung interessant werden wird. „Transfer“ wird wissenschaftspolitisch für Hochschulen als „Third Mission“ neben Forschung und Lehre propagiert. Auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen etablieren Strategien des „Wissenstransfers“, um ihre Erkenntnisse und Innovationen in die Gesellschaft zu bringen – zumal in Feldern wie der evidenzbasierten Bildungspolitik. Mit Transfer setzte sich auch jüngst die Jahrestagung der DGWF auseinander. Welche Chancen bietet dieser Trend für Akteure der Erwachsenen- und Weiterbildung?

Im gegenwärtigen Wissenschaftsdiskurs gewinnt ein Begriff an Bedeutung, der für die Erwachsenenbildung interessant werden wird. „Transfer“ wird wissenschaftspolitisch für Hochschulen als „Third Mission“ neben Forschung und Lehre propagiert. Auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen etablieren Strategien des „Wissenstransfers“, um ihre Erkenntnisse und Innovationen in die Gesellschaft zu bringen – zumal in Feldern wie der evidenzbasierten Bildungspolitik. Mit Transfer setzte sich auch jüngst die Jahrestagung der DGWF auseinander. Welche Chancen bietet dieser Trend für Akteure der Erwachsenen- und Weiterbildung?

Dass das Transfer-Thema in der Weiterbildung ankommt, belegte jüngst die Deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudien (DGWF), die ihre diesjährige Jahrestagung unter das Leitmotiv des Transfers stellte: „Transferorientierung in der wissenschaftlichen Weiterbildung – Wissen gesellschaftlich wirksam machen“ lautete das Tagungsthema. Passend zum Zeitgeist, in dem die deutsche (und internationale) Wissenschaftspolitik den Hochschulen „Wissenstransfer“ als „Third Mission“ abfordert, fragte man in Köln, welchen Beitrag wissenschaftliche Weiterbildung dazu leistet und leisten soll, um Wissenschaft gesellschaftlich relevant werden zu lassen.

Damit liegt die DGWF im Trend, betrachtet man aktuelle Entwicklungen der Forschungsförderung und Wissenschaftspolitik: Nicht nur Hochschulen müssen sich der „Third Mission“ stellen, sondern auch außeruniversitäre Forschungsinstitute sind aufgefordert, eigene Transferstrategien zu entwerfen (vgl. das Papier des Wissenschaftsrats 2016). Doch wo finden sich Experten für die Vermittlung von Wissen in die Gesellschaft – zumal in Formen, die mehr sein wollen als Wissenschafts-PR? Friederike Fless, Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), nennt die gesuchten Vermittler Medienberichten zufolge „intellektuelle Hebammen, die die Gesellschaft bespielen“. Der Bedarf ist nicht grundsätzlich neu, aber er wird zunehmend als pädagogische Kompetenz adressiert. Ein Beispiel ist „Heritage Interpretation“, eine Spielart der Kulturerbe-Vermittlung, an deren pädagogischer Ausformulierung das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) ab dem kommenden Jahr mitwirken wird.

Ein weiteres Handlungsfeld von Transferspezialisten ist die flächendeckende Implementation von praktischen Innovationen aus der Wissenschaft in die Praxis. Dieser Ansatz wird unter dem Stichwort „Transfer“ zum Beispiel in Diskursen evidenzbasierter Bildungspolitik verfolgt. Ist eine pädagogische Innovation in Studien als positiv wirksam belegt, soll diese möglichst breit eingeführt werden. Schaut man in die jüngsten Ausschreibungen des BMBF zu Förderprogrammen empirischer Bildungsforschung, so ist der Transfer schon recht weit ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt – als Aufgabe wie als Forschungsgegenstand. Zu oft sind pädagogische Innovationen gefördert, aber über Modellprojekte hinaus kaum verbreitet worden.

Gelingensbedingungen erfolgreichen Transfers können und sollen durch weitere Forschung identifiziert werden. Eine gängige Hypothese lautet, dass der Transfererfolg mit geeigneten Transferstrategien steht und fällt und damit von Personen abhängt, die diese Strategien kompetent planen und umsetzen. Hierzu dürften sie sehr unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten benötigen: zum Beispiel eine aus den Politikwissenschaften inspirierte Fähigkeit, vorteilhafte Akteurskonstellationen einzuschätzen und zu bilden, oder auch die Kompetenz zur professionellen und ggf. partizipativen Prozessgestaltung. Nimmt man allfällige Vermittlungsanforderungen gegenüber Multiplikatoren hinzu, so drängen sich Erwachsenenpädagogen für die Aufgaben geradezu auf.

Noch gibt es aber kaum Möglichkeiten für einen systematischen Kompetenzerwerb von Transferpersonal. Ein erstes Beispiel, das auch auf der DGWF-Tagung vorgestellt wurde, ist BePerfekt, eine Projektkooperation u.a. des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Man beginnt dort, Personen für das Management von Transfer in außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu qualifizieren. Doch auch im BePerfekt-Fortbildungskonzept könnten pädagogische Kompetenzen eine noch größere Rolle spielen.

Die nächsten Jahre werden zeigen, wie sehr sich der Transferbegriff durchsetzen wird. Je nachdem werden sich auch entsprechende Berufsbilder und Karrierewege entwickeln. Bei den Akteuren der Erwachsenen- und Weiterbildung hat der Bereich als potenzielles Einsatzfeld eine erhöhte Aufmerksamkeit verdient.

Dr. Peter Brandt leitet die Abteilung Wissenstransfer des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE). Seine Forschungs- und Arbeitsbereiche sind

  • erwachsenenpädagogische Publizistik
  • Professionalitätsentwicklung des Personals in der Erwachsenenbildung
  • Open Access
  • Mitherausgeber der Zeitschrift "weiter bilden. DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung"

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Kommentar

Ein sehr interessanter Beitrag! 

Für einen erfolgreichen und nachhaltigen Wissenstransfer wäre es wünschenswert, dass der regelmäßige Austausch zwischen Forschung und Praxis der Erwachsenenbildung weiter ausgebaut und verstetigt wird. 
Dabei sollte eine wesentliche Gruppe von Akteuren mit erheblichem Fachwissen zu aktuellen Trends und Notwendigkeiten in der Erwachsenen- und Weiterbildung nicht vergessen werden: Die Lernenden!
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