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So lernen junge Erwachsene

Die Generation Z lernt anders als ihre Vorgänger: mehr digital und sehr flexibel. Dennoch steht soziales Lernen hoch im Kurs.

Ihnen wird gerne nachgesagt, dass sie eher ein Smartphone als einen Bleistift halten können. Ihre Welt bestehe aus Daten, nicht aus Buchseiten, heißt es. Und um Informationen zu bekommen, gehe die junge Generation ins Web, nicht in eine Bibliothek. 

Digitale Technik hat das Leben verändert, aber während vorangegangene Generationen sich Neuerungen erst aneignen mussten, sind Angehörigen der Generation Z, zwischen 1996 und 2009 geboren, die echten „digital natives“. Werden junge Menschen, denen alles Digitale alltäglich und selbstverständlich ist, das nicht auch beim Thema Bildung erwarten? Und welche Herausforderungen stellt das an Bildungseinrichtungen und Lehrende? 

Alles online und bestens vernetzt 

Wer vollkommen selbstverständlich allüberall und in allen Situationen auf Informationen in Bild und Ton zugreift, lernt anders als Vorgängergenerationen – und ist beim Lernen flexibler. Weiterbildung ist viel weniger als früher an Zeit und Ort gebunden. Und sie ist noch nie so einfach zugänglich und so multimedial gewesen. Es war aber auch noch nie so einfach, Wissen zu verarbeiten und auszutauschen. Das kommt einer Generation entgegen, die bestens untereinander vernetzt ist. 

Dementsprechend verändern sich auch Lernmittel: E-Books E-Learning oder Hybridlernen, Simulationen und Einsatz von Lernmanagementsystemen und Lern-Apps sind heute Alltag und ergänzen die tradierten Hilfsmittel. Unterricht, der virtuell stattfindet statt in einem festen Klassenraum – spätestens die Coronapandemie hat das Lernen umgekrempelt. Dabei sind die Lernenden nicht nur Konsumenten – sie gestalten ganz selbstverständlich ihren Lernprozess in Eigenregie, indem sie auswählen, bewerten, teilen und Neues erstellen. Anstelle von statischem Frontalunterricht werden dynamische, interaktive Lernumgebungen geschätzt, die Projektlernen und Lernen in der Peergroup ermöglichen und fördern. 

Diese Entwicklung ist noch lange nicht an ihrem Ende – wie weit Künstliche Intelligenz und Augmented Reality das Lernen und die Weiterbildung beeinflussen werden? Einen kleinen Einblick gibt Metas Werbespot, in dem angehende junge Mediziner virtuelle Patienten und deren Organe kennenlernen und untersuchen können. Sicher ist, dass, wie in anderen Lebensbereichen auch, die Digitalisierung zu einer immer größeren Individualisierung und Personalisierung in der Weiterbildung führen wird. Lerninhalte und Lernwege werden stärker auf die Bedürfnisse der jeweiligen Lernenden angepasst sein. 

Bildung als Persönlichkeitsentwicklung

Und wie sieht das heute aus? Wie lernen junge Erwachsene und was erwarten Sie von Lernangeboten? „Junge VHS“ ist ein Angebot der Volkshochschulen bundesweit. „Jede VHS entwickelt ihr Programm individuell – angepasst an die jeweilige Zielgruppe“, erklärt Volker Heckner, der Leiter der VHS Duisburg. Die jungen Leute, die sich für dieses Angebot interessieren, sind zwischen 14 und 25 Jahre alt. 

„Selbstverständlich können sie an allen Kursen teilnehmen, aber wir halten eben ein besonderes Angebot für sie bereit“, so Heckner. Abseits der Kooperation mit Schulen der Stadt, neben vielen Angeboten zu Grundbildung oder zu schulischen Abschlüssen, will die Junge VHS ein ergänzendes Angebot sein.

„Hier geht es nicht nur ums Lernen – es geht um dich!“, heißt es in der Beschreibung. „Wir fördern deine Kreativität, deine Neugier und helfen dir, deine Träume zu verwirklichen. Bist du bereit, deine Interessen zu vertiefen? Wir bieten Kurse, die zu dir passen. Egal, ob Fahrradwerkstatt, Stand-up-Paddling oder Upcycling – hier ist für jeden was dabei. Bei uns erlebst du Lernen als Abenteuer, bei dem du deine Grenzen überwinden, Neues entdecken und deine Talente entfalten kannst.“

Ist es das, was junge Erwachsene wollen? Lernen als Abenteuer und Entfaltung von Talenten? „Wir haben diesen Text ganz bewusst von zwei jungen Leuten verfassen lassen, die selbst zu unserer Zielgruppe gehören“, sagt Axel Voss, Fachbereichsleiter für Kunst- und Kulturgeschichte, Philosophie und Geschichte an der Volkshochschule Duisburg. Das soll neugierig und gleichzeitig klarmachen, worin sich dieses Angebot von anderen unterscheidet und neue Ideen und Impulse der Jugendlichen werden immer auch in das Kursangebot aufgenommen. „Ich nenne das Edutainment“, so Voss. Oder anders gesagt: Es geht darum, Bildung zu erleben.

VHS-Leiter Volker Heckner ergänzt: „Zu uns kommen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen freiwillig, weil sie motiviert sind, sich weiterzubilden. Lernen sollte ein Abenteuer sein und Freude machen und wir wollen dabei der Ort der Begegnung sein.“ Die Kurse, die speziell für junge Leute angeboten werden, haben dementsprechend eine große Bandbreite. Natürlich sind „Klassiker“ dabei, wie Programmierung, aber auch Hardware- und Softwaretuning oder Teilnahme am Digitaltag 2024. Also wirklich alles digital oder was? „Nein, das ist nur ein Ausschnitt aus dem Programm“, so Josip Sosic, Fachbereichsleiter Politik, Digitale Bildung und Neue Medien bei der VHS. 

Handschrift und Softwaretuning sind gefragt 

Generell heißt die Devise in Duisburg: Digital ja, aber da, wo es sinnvoll ist und nicht als Selbstzweck. So gibt es bei der Jungen VHS tatsächlich auch Kurse zu Gedächtnistraining, Handschrift oder Folkloretänze. Nicht zu vergessen sind diese besonderen Angebote wie „Mathe im Café“. Was früher eine klassische Nachhilfe gewesen wäre, ist heute ein Treffen von Jugendlichen in einem lockeren Rahmen, bei dem sich die Lernenden gegenseitig unterstützen. 

Dass sich die Rolle der Lehrenden verändert hat, ist unübersehbar. „Unsere ehrenamtliche Dozentin ist Mathematiklehrerin im Ruhestand, die nur unterstützt, aber nicht lenkt oder etwas vorgibt“, erläutert Axel Voss. So ist auch bei Mathe im Café das Wichtigste die Begegnung mit und das Lernen von den anderen jungen Menschen.

Wie hoch das gemeinsame Tun und Erleben im Kurs stehen, zeigen zwei weitere Angebote, bei denen Digitales zwar selbstverständlich unterstützt, aber kein Selbstzweck ist. „Hinter die Kulissen in eine unbekannte Welt. TXT@Night: Megazorn 3“ ist eine Kooperation mit dem Schauspielhaus Duisburg. Das Theater in Gestalt des Dramaturgen kommt in die VHS, um Einblicke in die Vorbereitung der Inszenierung zu geben. Und im Theater selbst gibt es dann die „Leseperformance“. Darin verbindet sich eine Agentengeschichte mit dem Thema Klimakatastrophe. Das Publikum wird im Anschluss mit den Darstellerinnen und Darstellern diskutieren: Auch das ist Weiterbildung – aber eben der anderen Art.

Arbeiten im Team fördert soziale Kompetenzen 

Schon seit 12 Jahren ist sie ein beständiges Angebot in der Jungen VHS: die Jugendredaktion von Radio Duisburg. Sie ist im Rahmen des Projektes „Medienkompetenz an Duisburger Schulen – Schüler machen Radio“ entstanden. Bis zu elf junge Leute treffen sich wöchentlich, um eine einstündige Sendung vorzubereiten, die in der Regel einmal im Monat ausgestrahlt wird. Es gibt aber auch einen Podcast, der auf der Plattform www.nrwision.de veröffentlicht wird. 

 

Jugendredaktion Radio Duisburg.

 

Die Nachwuchsradiomacher planen, diskutieren, führen Interviews, schneiden und senden gemeinsam als Team. „Hier haben in all den Jahren bestimmt schon hunderte junge Leute teilgenommen – teilweise über Jahre hinweg“, weiß Fachbereichsleiter Sosic, der als ehemaliger Radiomann auch die Jugendredaktion betreut. Und manchmal entsteht daraus auch ein ernsthafter Berufswunsch. 

„Dass sich solche Angebote großer Beliebtheit erfreuen, zeigt, dass bei allem Fortschritt der Digitalisierung auch in der Weiterbildung bei jungen Erwachsenen Orte des sozialen Lernens weiter von großer Bedeutung sind“, unterstreicht VHS-Leiter Volker Heckner. Wie hier stehen häufig das gemeinsame Projekt und die Arbeit in der Gruppe im Vordergrund.

An digitalen Weiterbildungsangeboten führt zwar heute kein Weg mehr vorbei. „Wir haben die Technik, aber wir setzen sie gezielt ein, da, wo es Sinn ergibt“, so Josip Sosic. Und sein Kollege Axel Voss ergänzt: „Es ist wichtig für junge Leute, dass wir Ruheräume schaffen, die die Konzentration fördern und die bei der Bewältigung der Informationsflut helfen.“ 

Im Übrigen ist es auch nicht so, dass die Teilnehmenden, auch wenn sie „digital natives“ sind, stets und ständig nur online leben, wissen die beiden Fachbereichsleiter. Informationen über die Junge VHS und ihre Angebote wurden auf Wunsch der Teilnehmenden als Flyer gedruckt - um sie in den Schulen zu verteilen und den Eltern zu zeigen.

Fotos:
Titel Gerd Altmann, Pixabay
Jugendredaktion, VHS Duisburg  

 

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Kommentar

One advantage of adult education is that students are there because thay have choosen to be there. So it is really nice that this programme allows young adults' goals to be the main character of the learning. Furthermore, I really like the idea to focus this kind of courses for young adults, due to in this way they can discover that learning it could be funny and enjoyable. Not like the kind of teaching that we are used to during the compulsory education. It is also very interesting that at the beggining the programme tries to use traditional methodologies, but in the end the collaborative methods were the result. Whithout any doubt, adults have a lot to say during they lerning, so giving them the chance to be respobsable for their education is a great way to make people love learning. 

 

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