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Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung stärken

Die Bedeutung von Bildung zur Stärkung nachhaltiger Entwicklung in der beruflichen Lebenswelt.

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EPALE Themenwoche Nachhaltigkeit.
Bildnachweis: Pixabay / annca

Zukunftsaufgabe Nachhaltigkeit!

Die Lebensweise in vielen Ländern des globalen Nordens ist durch hohen Konsum, Ressourcennutzung, Energieverbrauch, Verkehrsaufkommen und Abfallmengen geprägt. Das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung zielt darauf ab, dass Menschen und Staaten sich weiterentwickeln und Wachstum erzielen können, allerdings nicht grenzenlos und ohne dabei anderen Menschen und Staaten die Lebensgrundlage zu entziehen – weder jetzt noch in nachfolgenden Generationen. Ziel ist eine chancengerechte Entwicklung, die ein Leben in Frieden und ein dauerhaft tragfähiges Ökosystem ermöglicht.

Bedeutung von Bildung zur Stärkung nachhaltiger Entwicklung in der beruflichen Lebenswelt

Bei der Erreichung dieses Ziels spielt Bildung eine große Rolle. Bildungsprozesse schaffen Problembewusstsein, ermöglichen systemisches Denken und unterstützen Menschen durch Kompetenzentwicklung dabei, sich innerhalb von komplexen Transformationsprozessen zu orientieren. „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ (BNE) ist hier der Schlüssel: BNE befähigt Menschen zu einem zukunftsfähigen Denken und Handeln in allen Lebensbereichen.

Dies bezieht sich auch auf die berufliche Lebenswelt. Die Berufswelt ist wichtiger Lernort, Erfahrungs- und Gestaltungsraum und mit gesellschaftlicher Transformation verknüpft. Zentrales Ziel einer beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung ist es, die Idee und die Prinzipien von Nachhaltigkeit auf das berufliche Handeln anzuwenden, um eine nachhaltig ausgerichtete Beschäftigungsfähigkeit ("Sustainemployability") zu entwickeln. Dies schließt branchenspezifische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen ein. Dem liegt ein umfassender Begriff von beruflicher Handlungsfähigkeit zugrunde, der berufliches, gesellschaftliches und privates Handeln beinhaltet. Im Berufsleben nachhaltig zu denken und zu handeln, den eigenen Arbeitsalltag ebenso nachhaltig zu gestalten wie Prozesse im Unternehmen: Diese Fähigkeiten und Kompetenzen sollen die berufliche Aus- und Weiterbildung vermitteln! All dies soll durch „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung“ (BBNE) erreicht werden. Die BBNE hat jüngst neue Impulse erhalten – auf der UNESCO Weltkonferenz zu Bildung für nachhaltige Entwicklung!

UNESCO-Konferenz zum Start des neuen Programms "BNE 2030"

Erst im vergangenen Jahr veröffentlichte die UNESCO das neue Programm „ESD for 2030“ (BNE 2030), wodurch auch zukünftig sichergestellt werden soll, dass BNE in die Bildungslandschaften integriert wird. Den offiziellen Auftakt der neuen Dekade bildete die UNESCO Weltkonferenz zu Bildung für nachhaltige Entwicklung, die vom 17. bis zum 19.  Mai von der UNESCO, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie der Deutschen UNESCO Kommission in Berlin veranstaltet und digital übertragen wurde.

Schon zur Eröffnung der digitalen Konferenz wurde die Bedeutung von Bildung für nachhaltige Entwicklung in allen Bildungsbereichen im nationalen wie internationalen Rahmen deutlich. So betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Eröffnungsrede: "Bildung für nachhaltige Entwicklung darf kein Privileg sein, sondern muss allen Menschen überall auf der Welt zugänglich sein." Am letzten Veranstaltungstag fand die Konferenz nach weiteren Austauschrunden mit der Präsentation der Berliner Erklärung gegen Mittag ihren wirkungsvollen Abschluss. Die über 2.500 Teilnehmenden der Weltkonferenz verpflichten sich zur Verankerung von BNE in ihren Bildungssystemen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek stellte die globale Bedeutung der gemeinsamen Erklärung heraus: "Von Berlin geht mit der ‚Berliner Erklärung‘, die wir auf der UNESCO-Konferenz beschlossen haben, ein starker neuer Impuls für Bildung für nachhaltige Entwicklung weltweit aus. Es geht darum, Wissen zu vermitteln, wie wir alle unseren Planeten als lebenswerten Ort erhalten und Herausforderungen wie den Klimawandel bewältigen können."

Unesco Berlin Declaration - EPALE Themenwoche.
© Deutsche UNESCO-Kommission/Anja Riese

Am letzten Konferenztag fand im Anschluss außerdem die nationale Auftaktkonferenz statt, bei der die Teilnehmenden die Impulse aus der internationalen Konferenz und dem neuen Programm diskutierten und in einen nationale Kontext setzten.

Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung im Spiegel des Nationalen Aktionsplans!

Die Berufliche Bildung wird als einer der insgesamt sechs Bildungsbereiche im Nationalen Aktionsplans BNE (NAP BNE) aufgeführt. Hier sind für die Berufliche Bildung fünf Handlungsfelder festgehalten, mit deren Hilfe BNE umgesetzt werden soll: Auf Basis einer Bestandsaufnahme auf allen Ebenen und der Erschließung von Potenzialen der beruflichen Bildung sollen Betriebe und berufliche Schulen als nachhaltige Lernorte etabliert sowie die curriculare und didaktische Umsetzung voran getrieben werden. Last not least sollen zudem Kompetenzanforderungen definiert werden. Nachhaltigkeitsorientierte Kompetenzen beispielsweise sind an konkrete berufliche Handlungen und Tätigkeitsfelder geknüpft und werden als integraler Teil beruflicher Handlungskompetenz verstanden. So wird das Ziel, zur nachhaltigen Entwicklung durch verantwortliches berufliches Handeln beitragen zu können, mit dem Berufsethos verknüpft und als Möglichkeit erkannt, berufliche Bildung attraktiver zu gestalten.

Meilensteine für die Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE)

Im Jahr 2020 konnte mit der Aktualisierung der Standardberufsbildposition eine wichtige Handlungsempfehlung aus dem NAP BNE umgesetzt werden. Hier ist nun eine Handreichung mit passenden Umsetzungsvideos mit Einblicken in die Bildungspraxis abrufbar. Mit der Modernisierung wurde der Aspekt des Umweltschutzes um die „Nachhaltigkeit“ ergänzt. Darunter wird vor allem die Berücksichtigung der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (ökonomisch, ökologisch und sozial) in verschiedenen Aspekten wie etwa bei der Nutzung von Produkten oder Materialien verstanden.

Damit die BBNE immer weiter vorangetrieben wird, setzen entsprechende Förderschwerpunkte wichtige Akzente. Im Förderschwerpunkt „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung 2015-2019“ des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) wurden zahlreiche Modellprojekte unterstützt, um die Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung tiefer zu implementieren. In diesem Jahr ist ein Ergebnisband erschienen. Er beinhaltet die Ergebnisse der Förderlinie I zur Entwicklung nachhaltiger Kompetenzen in kaufmännischen Berufen und zur Förderlinie II zur Gestaltung nachhaltiger Lernorte. Auch übergreifende Erkenntnisse u. a. zum Transfer oder zur Wissenschafts-Praxis-Politik-Kooperation werden dargestellt. Das BMBF unterstützt seit dem Jahr 2020 die nachhaltigkeitsbezogene Weiterbildung des betrieblichen Ausbildungspersonals. Ziel der BIBB-Förderrichtlinie „Berufsbildung für Nachhaltige Entwicklung im Transfer für Ausbildungspersonal 2020 - 2022 (BBNE-Transfer)“ ist der Ergebnistransfer des vorangegangenen Modellversuchsförderschwerpunkts.

Auch im Rahmen der nationalen Auftaktkonferenz wurde die Notwendigkeit eines Transfers deutlich. Am dritten Konferenztag wurde eine Session zum Thema BNE in der technischen und beruflichen Bildung angeboten, in welcher Vertreter*innen von Initiativen zusammenkamen. In diesem Rahmen wurden internationale Projekte vorgestellt und verschiedene Aspekte der BBNE diskutiert. Hier war unter anderem auch ein Modellprojekt der bereits erwähnten Förderlinie vertreten: INEBB – Integration nachhaltiger Entwicklung in die Berufsbildung. Das Projekt fördert mit Hilfe von umfangreichen Arbeitsmaterialien für Ausbilder*innen in kaufmännischen Berufen die Stärkung von nachhaltigkeitsrelevanten Gestaltungskompetenzen von Auszubildenden.  Solche „Train the Trainer“-Module sollen die Unternehmen leiten und gezielt Nachhaltigkeit in die berufliche Bildung etablieren.

In der BBNE bleibt es also spannend. Wer sich über den aktuellen Stand und die neuesten Schwerpunkte informieren möchte, dem sei neben dem BNE-Portal bspw. die frei zugängliche neue Ausgabe der Fachzeitschrift BWP (Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis) zum Thema Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung empfohlen.


Lesen Sie auch die weiteren Beiträge der Themenwoche Bildung für nachhaltige Entwicklung!

 

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