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Lektion 50: Unternehmerische Nachhaltigkeit ist keine Ein-Mann-Aufgabe und braucht kluge Ansätze

Um eine nachhaltige Zukunft zu fördern, müssen Mitarbeiter:innen einbezogen und ihre Fähigkeiten gestärkt werden.

Verantwortungsvolles Unternehmertum, Nachhaltigkeitsziele und umweltorientiertes Handeln sind Themen, von den man immer öfter hört. Konkret geht es dabei um immer höhere bürokratische Anforderungen in Form von Berichten und Daten, den Kostenanstieg durch die grüne Revolution, den Investitionsbedarf, aber auch um den Wettbewerbsvorteil, der durch nachhaltiges Wirtschaften für das Unternehmen entsteht.

In der im November ausgestrahlten Rundfunksendung „Õppetund“ („Lektion“) haben wir darüber gesprochen, wie man verantwortungsvolles Unternehmertum fördert, Mitarbeiter:innen in Nachhaltigkeitsfragen einbezieht, ihre Kompetenzen entwickelt und mithilfe des Bildungssystems nachhaltiges Denken fördern kann. Gästinnen der Sendung waren Piret Vacht, Dozentin für Umweltmanagement an der Universität Tallinn, Estonia Evelin Heiberg, Nachhaltigkeitsmanagerin der Firma Orkla, und Katrin Bats, CR-Leiterin der verantwortungsbewussten Unternehmenskultur bei Rimi, die vor Kurzem mit dem Titel der besten Nachhaltigkeitsmanagerin des Baltikums ausgezeichnet wurde.

Nachhaltigkeit wird ein immer wichtigeres Thema für unsere Unternehmen, doch mit zunehmender Bedeutung wächst auch die Fülle der damit einhergehenden Fragen: Wo soll man anfangen, wie gehen andere Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit um, wie kann man Mitarbeiter:innen einbeziehen und schulen oder wie soll man sich in einem Labyrinth aus unterschiedlichen Konzepten und Begriffen ausreichend gut orientieren? Konzepte wie verantwortungsbewusste Unternehmenskultur, Nachhaltigkeit, Zukunftsorientierung und grüne Kompetenzen sind zwar allgegenwärtig; aber beziehen sie sich nicht letztlich alle auf dasselbe?

Verantwortungsbewusste Unternehmenskultur, Nachhaltigkeit, Zukunftsorientierung, grüne Kompetenzen

Im Großen und Ganzen sind sich diese Begriffe relativ ähnlich, jedoch ist es wichtig zu verstehen, wie sich diese Konzepte überschneiden oder voneinander unterscheiden. Wenn es um Umweltfragen geht, sprechen wir oft von ökologischer Nachhaltigkeit, wobei der Schwerpunkt auf ökologischen Themen wie der Schonung natürlicher Ressourcen und der Reduzierung der Umweltverschmutzung liegt. Grüne Kompetenzen lassen sich zusammenfassend auf einen gemeinsamen Nenner bringen: die Fähigkeit Umweltauswirkungen im alltäglichen Leben zu berücksichtigen, was auch gleichzeitig zukunftsgerichtete Kompetenzen wie z. B. Innovations- und Nachhaltigkeitskompetenzen beinhaltet.

Nachhaltigkeit hat in der estnischen Sprache einen entsprechenden Begriff gefunden – Zukunftsorientierung, bei dem es nicht nur um Umweltaspekte geht, sondern auch um soziale Verantwortung und gute Führung. 

Verantwortungsvolles Unternehmertum ist nachhaltiges Wirtschaften, das heißt das Gleichgewicht zwischen ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren.

Üblicherweise wird der Begriff grün als vorübergehende Modeerscheinung kritisiert, während verantwortungsvolles Unternehmertum und die damit verbundenen umweltfreundlichen Verhaltensweisen ein dauerhafter und alltäglicher Wert sein sollten, der auf durchdachten und systematischen Handlungen basiert.

Verantwortungsvolles Unternehmertum – von den Zielen zur Umsetzung

Unternehmen können sich ehrgeizige Ziele setzen und regulatorische Anforderungen erfüllen, aber reale Ergebnisse entstehen nur auf Grundlage gut durchdachter Handlungen. Sowohl Rimi als auch Orkla Estonia sind Unternehmen, in denen die Nachhaltigkeitsziele und Grundsätze des verantwortungsvollen Unternehmertums schon zum Teil des Arbeitsalltags gemacht wurden.

Orkla Estonia, das rund 600 Beschäftigte hat, sieht sich als Spiegelbild der Gesellschaft. Die Mitarbeiter:innen haben unterschiedliche Hintergründe und Meinungen, was völlig normal ist. Wichtig sind Offenheit und der Mut die eigene Meinung zu äußern sowie die Bereitschaft, anderen zuzuhören. Ein solcher Dialog wird dazu beitragen, eine gemeinsame Basis zu schaffen, die für das Unternehmen wichtig ist. Orkla Estonia hat seine Ziele der ethischen Unternehmensführung in spezifische Themenblöcke und Verantwortungsbereiche geteilt, um sie klarer und besser umsetzen zu können. Auch wenn nicht jedes konkrete Ziel für alle Mitarbeiter:innen in gleicher Weise nachvollziehbar sein muss, sind allgemeine Vorgehensweisen und ernsthaftes Engagement wichtig.

Rimi Estonia, das fast 3000 Mitarbeiter:innen beschäftigt, bestätigt, dass die aktive Einbeziehung eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Ziele spielt. Katrin Bats gibt als Beispiel an, dass die Mitarbeiter:innen, die die Ziele in den Zweigstellen umsetzen müssen, bereits in der Anfangsphase eingebunden und nach ihrer Meinung gefragt werden, und dass hierdurch auch die Erfolgswahrscheinlichkeit erheblich steigt. Dabei geht es nicht nur um die Formulierung von Zielen, sondern auch um deren praktische Umsetzung im Alltag.

Die Erfahrung der Unternehmen zeigt, dass verantwortungsvolles Unternehmertum nicht nur eine rein deklarative Tätigkeit ist, sondern ein Teil der Unternehmenskultur, die alle Ebenen erreicht – von der Belegschaft bis hin zu den Kund:innen. Es ist ein Prozess, bei dem Beteiligung, Offenheit und der aufrichtige Wunsch zu verstehen, wie die Ziele erreicht werden können, für bessere Ergebnisse sorgen.

Die Rolle der Universitäten bei der Förderung von Nachhaltigkeit und grünen Kompetenzen

Die Universität versteht sich als Institution, die durch Wissen und Kompetenzen, die Studierenden und Teilnehmer:innen im Rahmen von Fort- und Weiterbildungskursen (vom formalen Bildungswesen bis hin zur Miniabschlüssen, sogenannten Micro-Degrees) vermittelt werden, einen großen gesellschaftlichen Beitrag leistet. Ziel der Universitäten ist es, durch ihre Werte und Aktivitäten Nachhaltigkeit zu fördern und in dieser Hinsicht die Lücken zu schließen, die in der Gesellschaft bestehen. Es werden zahlreiche Programme angeboten, die sich an Menschen mit unterschiedlichen Niveaus und Positionen richten. An der Universität Tallinn wurde beobachtet, dass am Anfang die Führungs- und Fachkräfte mit ausreichend breitem Hintergrundwissen die Hauptzielgruppe gestellt haben. Mittlerweile hat sich das Profil der Teilnehmer:innen erweitert – um Personalleiter:innen, Fachkräfte für psychische Gesundheit und andere, die im sozialen Bereich arbeiten. 

In Bezug auf grüne Kompetenzen betont Piret Vacht, dass diese in verschiedene Arten von Fähigkeiten unterteilt werden: allgemeine Fähigkeiten (wie z. B. kritisches Denken und Kommunikation), fachspezifische Fähigkeiten und Hintergrundwissen, das durch einen breiteren Bildungsrahmen gefördert wird.

Vom organischen Wachstum zur Strategie

Der Ansatz von Orkla Estonia zum verantwortungsvollen Unternehmertum hat sich im Laufe der Jahre systematisch weiterentwickelt. Evelin Heiberg führt als Beispiel an, wie vor über einem Jahrzehnt eine Verschiebung hin zur ausschließlichen Verwendung von zertifiziertem Kakao erfolgte, um sowohl die Umwelt als auch die Produzenten in der Wertschöpfungskette zu unterstützen. Wie Orkla durch Prozesse und Produkte die Gesundheit der Menschen beeinflusst, wird zu einem immer wichtigeren Faktor. So stehen in den Produktionsabteilungen beispielsweise Fragen der Energieeffizienz auf der Tagesordnung – ein Bereich, in dem sich die Lebensmittelindustrie schon seit langem engagiert sowohl im Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit als auch auf Kosteneinsparungen. Alle diese Aktivitäten werden nun in einer einheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie gebündelt, die die bis jetzt geleistete Arbeit im Unternehmen mit den Leitlinien des Konzerns verbindet (Orkla Estonia gehört zum internationalen Orkla-Konzern).

Verantwortungsvolles Unternehmertum wird mit der Muttermilch aufgesogen

Auch Rimi Estonia hat sich sukzessive verändert und ist zu dem geworden, was es heute ist. „Das Beispiel der nordischen Länder und die Initiative der schwedischen Muttergesellschaft haben dazu beigetragen, ein solides Fundament zu schaffen, wo Verantwortung nicht nur Unternehmensstrategie, sondern auch Teil der Unternehmenskultur ist“, sagt Katrin Bats. Sie fügt an, dass Verantwortung mittlerweile zu einem wichtigen Bestandteil der Markenbildung geworden ist, die das Unternehmen nicht ignorieren kann, denn sonst könnte es in Zukunft schwierig werden, Talente zu rekrutieren und Kund:innen zu gewinnen. Verantwortungsvolles Unternehmertum wäre damit nicht nur eine Frage des Schutzes von Umwelt und Gesellschaft, sondern auch eine Frage der Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Ansichten der Generationen zur Nachhaltigkeit – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Junge Leute, die die Führung übernehmen oder ein neues Unternehmen gründen, haben oft von Natur aus eine nachhaltige Denkweise. Auch betrachtet die jüngere Generation Nachhaltigkeitsthemen aus einem anderen Blickwinkel als ältere Generationen und hält manches für selbstverständlich, wie z. B. Hygienefaktoren, die nicht in Frage gestellt werden. Gleichzeitig sind die erfahreneren Generationen engagiert, sich diesen Bewegungen anzuschließen. Ihr Fokus liegt allerdings eher auf konkreten und unmittelbaren Auswirkungen wie der Reduzierung von Lebensmittelverlusten und der Ressourceneffizienz. Jüngere Menschen beschäftigen sich dagegen stärker mit den „großen“ globalen Themen wie dem Klimawandel und dem Zustand der Ozeane. Allerdings leiden viele junge Menschen auch unter Klimaangst und mangelnder Selbstwirksamkeitserwartung, was aktives Handeln verhindert, nennt Piret Vacht ein Beispiel für gängige Gefühle unter den Studierenden. Universitäten und Unternehmen können ihnen allerdings Klarheit und Zuversicht geben, die diesen jungen Menschen helfen, zu erkennen, wie ihr Tun die Zukunft verändern wird.

Das Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen ist eine Teamleistung, keine Einzelverantwortung

Wer für die Themen Nachhaltigkeit und verantwortungsbewusstes Unternehmertum im Unternehmen zuständig ist, hängt von der Unternehmensgröße ab, genauso wie von der Frage, auf welcher Ebene die Nachhaltigkeitsthemen behandelt werden. Die bürokratischen Anforderungen (z. B. Nachhaltigkeitsberichte und Meldepflichten) führen zu hohen Datenmengen, die erhoben und gemeldet werden müssen, und dies kann gar nicht die Arbeit und Verantwortung nur einer Person sein. Wenn wir im Kontext von ESG sprechen, dann handelt es sich zudem auch um unterschiedliche Bereiche – environmental, social & governance – mit anderen Worten Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Alle diese Bereiche erfordern unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten und benötigen die Einbeziehung verschiedener Personen und Zielgruppen, erklärt Katrin Bats die Herangehensweise von Rimi Estonia. „Obwohl Orkla einen Nachhaltigkeitsbeauftragten hat, beinhaltet dieses Thema verschiedene Bereiche, von der Energieeffizienz über die Produktzusammensetzung bis hin zur Vielfalt in der Belegschaft. Für jeden Bereich ist ein Spezialist verantwortlich, wie z. B. die Produktionsabteilung für Energieeffizienz und die Produktentwicklung für Produktqualität“, beschreibt die Vertreterin von Orkla, Evelin Heiberg, die Situation.

Der Erwerb von Wissen und grünen Kompetenzen ist keine einmalige Angelegenheit, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der Schulungen, Innovationen, Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Partnern sowie die Erweiterung des Bewusstseins für diese Dinge erfordert. Der Weg zur Nachhaltigkeit ist damit ein Prozess, der auf einer gemeinsamen Unternehmenskultur und starker Führung basiert.

Orkla Estonia – „Akademie der Nachhaltigkeit“

Mit der Nachhaltigkeitsakademie hat Orkla Estonia ein eigenes Schulungsprogramm ins Leben gerufen, damit alle Mitarbeiter:innen in Nachhaltigkeitsthemen einbezogen und sensibilisiert werden können. Es handelt sich um ein Schulungsprogramm, das von allen Mitarbeiter:innen absolviert werden muss. Abhängig von den Aufgaben der betreffenden Mitarbeiter:innen wird die Schulung jedoch in unterschiedlichem Umfang durchgeführt. Das Programm umfasst individuelles Lernen, einen breiten Blick auf Nachhaltigkeit (einschließlich der Themen Arbeitsumfeld, Gesundheit, Diversität) und spezifischere Schulungen basierend auf der Einschätzung der Abteilungsleiter:innen, welche Kompetenzen vorhanden sind und welche noch verbessert werden müssen. Die Nachhaltigkeitsakademie hat zu positiven Ergebnissen geführt und die Nachhaltigkeitsinitiativen der Mitarbeiter:innen verstärkt. Nachdem die Führungskraft des Cafés Maiasmokk beispielsweise nach dem ersten Abschlussjahrgang der Nachhaltigkeitsakademie ein Green Key Zertifikat beantragt hat, haben die Mitarbeiter:innen im Arbeitsalltag angefangen, mehr auf Energieeffizienz und Ressourceneinsparung zu achten. Das Aufkommen solcher Initiativen zeigt, dass Sensibilisierung und Kommunikation dazu beitragen, eine Denkweise zu entwickeln, in der Nachhaltigkeit zur Selbstverständlichkeit wird. Dieser Prozess braucht jedoch Zeit, aber konsequente Kommunikation und Engagement werden auf lange Sicht zu positiven Ergebnissen führen.

Kleine Anstöße unterstützen Unternehmenswerte

Zusätzlich zu formalen Schulungsprogrammen nutzt Rimi Estonia einen spielerischen Ansatz zu Nachhaltigkeitsthemen. So werden zum Beispiel Gesundheitswochen, Umweltmonate, Wochen der Vielfalt, verschiedene sportliche und gesundheitsfördernde Aktivitäten für die Mitarbeiter:innen veranstaltet, um die Botschaft von Verantwortung und Nachhaltigkeit zu vermitteln. Solche integrativen und vielseitigen, clever-spielerischen Ansätze sind attraktiv, tragen dazu bei, dass die Mitarbeiter:innen engagiert bleiben, und sensibilisieren sie auf unterhaltsame Weise für verantwortungsbewusstes Unternehmertum auf Grundlage der Werte des Unternehmens. Darüber hinaus hält es Katrin Bats für sehr wichtig, diese Menschen in verschiedenen Abteilungen und Positionen innerhalb des Unternehmens zu haben – als Verbündete, deren Augen für Nachhaltigkeitsthemen leuchten und die sich mit diesen Themen mit großem Interesse beschäftigen, das gewonnene Wissen mit Kollegen teilen und sie ermutigen, sich einzubringen.

Hochschulen als unterstützende Ressource für Unternehmen

In einer Situation, in der die Möglichkeiten eines Unternehmens, sich mit Nachhaltigkeitsthemen auseinanderzusetzen, begrenzt oder ausgeschöpft sind, können Universitäten auf vielfältige Weise unterstützen: durch Schulungen, Forschungskooperationen, Beratungen und durch Hilfe bei der Systematisierung und Filterung von Informationen, die sonst möglicherweise zu umfangreich wären. Darüber hinaus können Unternehmen in Zusammenarbeit mit Universitäten Forschungsentwicklungsprojekte initiieren, die Nachhaltigkeitsziele unterstützen. Beispielsweise brachten die Ergebnisse des Kooperationsprojekts von Rimi Estland mit Andero Uusberg, Forscher an der Universität Tartu, das die Förderung gesundheitsbewusster Kundenentscheidungen zum Thema hatte, wichtige Erkenntnisse und innovative Lösungen in das Unternehmen ein.

Solche Kooperationsprojekte sind immer für beide Seiten sinnvoll. Unternehmen teilen ihre Erfahrungen aus der Praxis und geben Input für die Forschung, während die Universität eine forschungsbasierte Herangehensweise anbietet. Darüber hinaus bilden sie zukünftige Fachkräfte aus, die bereit sind, zu nachhaltigen Lösungen beizutragen. Derartige Partnerschaften sind eine wertvolle Form der Zusammenarbeit zur Förderung von Innovation und Nachhaltigkeit.

Negativer Trend überschattet das eigentliche Ziel

Die Herangehensweise an Nachhaltigkeitsthemen scheint in letzter Zeit eine negative Richtung einzuschlagen, was schwer zu akzeptieren ist, so berichten einige Beteiligte. Wenn sich führende Unternehmer in der Öffentlichkeit mit einer abwertenden Haltung gegenüber Nachhaltigkeitsforderungen zu Wort melden und diese nur als Bürokratie und zusätzliche Belastung ansehen, dann unterstützt eine solche Haltung den notwendigen Wandel nicht, sondern bremst ihn. 

„Anstatt über die grüne oder Kostenwende zu sprechen, sollten wir uns auf die Profitwende konzentrieren, indem wir die positiven Veränderungen betonen, die nachhaltigkeitsorientiertes Denken und Wirtschaften mit sich bringen können“, sagt Katrin Bats. „Bei Nachhaltigkeit geht es nicht darum, etwas aufzugeben oder zu verlieren, sondern eher um Nutzen und bessere Lebensqualität“, fügt Evelin Heiberg hinzu und nennt als Beispiel Finnland, wo Zufriedenheitsumfragen gezeigt haben, dass ein verantwortungsbewusster Lebensstil die Lebensqualität der Menschen im Vergleich zu vor einem Jahrzehnt verbessert hat.

Nutzen statt Kosten

Die Anerkennung und Förderung von Nachhaltigkeit erfordern im aktuellen wirtschaftlichen Kontext stärkere Anstrengungen, denn verantwortungsvolles Denken und Wirtschaften sind im Hinblick auf die Zukunft, sowohl für Unternehmen als auch für die Gesellschaft als Ganzes, unerlässlich. Daher ist es besonders gefährlich, wenn namhafte Persönlichkeiten und einflussreiche Führungskräfte versuchen, die Räder in die entgegengesetzte Richtung zu drehen.

Um ihren Standpunkt zu bekräftigen, gibt Katrin Bats ein einfaches und konkretes Beispiel für die Reduzierung von Lebensmittelverlusten, die seit langem ein sehr wichtiges Thema für Rimi Estonia ist. Das Unternehmen spendet seit Jahren Lebensmittel und vor einigen Jahren wurde ein neuartiges System eingeführt. Um die Lebensmittelverluste zu verringern, begann man Produkte, die sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum näherten, mit Rabattaufklebern und der Botschaft, dass der Verbrauch dieser Produkte cool ist, zu verkaufen. Im vergangenen Jahr wurden solche Produkte für 4 Millionen Euro verkauft, was dem Unternehmen große finanzielle Gewinne brachte und gleichzeitig zu deutlich geringeren Lebensmittelverlusten führte. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie umweltfreundliche Aktivitäten nicht nur einen positiven sozialen Einfluss auf das Unternehmen haben, sondern auch direkt wirtschaftlichen Erfolg bringen können. Piret Vacht fügt hinzu, dass die Argumente der Nachhaltigkeit und des Verantwortungsbewusstseins möglicherweise nicht für alle Menschen gleichermaßen funktionieren. Wenn das Argument der Sparsamkeit und der Kosteneinsparungen nicht attraktiv genug ist, lohnt es sich auf den Aspekt der Lebensqualität und Gesundheit zu verweisen, um genau den Ansatz zu finden, der auf die betreffende Zielgruppe wirkt.

Als Fazit bleibt festzustellen, dass nachhaltige Ansätze, die Unternehmen klare wirtschaftliche Vorteile bringen, effektive Lösungen zur Energie- und Ressourceneffizienz sein können. Nachhaltig sind zudem auch zufriedene Mitarbeiter:innen, da dies die Personalfluktuation verringert, sowie das erwähnte Beispiel zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten durch ermäßigte Preise. Neben den Argumenten des Sparens sind auch Aspekte der Lebensqualität und Gesundheit wichtig – denn unterschiedliche Aspekte der Nachhaltigkeit sprechen unterschiedliche Menschen an.


 

Die Sendungsreihe Õppetund („Lektion“) befasst sich mit Themen rund um Erwachsenenbildung, Umschulungsmöglichkeiten und Weiterbildung. Die Sendung wird alle vier Wochen donnerstags um 13:00 Uhr ausgestrahlt und am selben Tag um 18:00 Uhr sowie sonntags um 15:00 Uhr wiederholt. Die Rundfunksendung ist auf radio.aripaev.ee und in der App des Äripäev-Radios verfügbar.

Die Sendungsreihe „Õppetund“ wird durch das Projekt der Europäischen Plattform für Erwachsenenbildung EPALE der Stiftung für Berufsbildung unterstützt, das von der Europäischen Union im Rahmen des Programms Erasmus+ und dem Ministerium für Bildung und Forschung kofinanziert wird.

Die Zusammenstellung dieses Materials wurde von der Europäischen Union kofinanziert. Die hier veröffentlichten Ansichten und Meinungen sind ausschließlich die der Autor:innen und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA sind für diese verantwortlich.

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