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Ein Sportmuseum als Erlebnis- und Lernort

Hier in Köln dreht sich alles um Sport und Bewegung: im Deutschen Sport und Olympia Museum.

Im Museum wird nicht nur mit einer Zeitreise die Geschichte des Sports – also die Geschichte der Menschheit – erlebbar. In einer Halle aus dem Jahr 1896 warten auf knapp 3.000 Quadratmetern rund 2000 Objekte – Medaillen, Plakate, Pokale, Sportgeräte oder das Fußballtrikot von Juventus Turin als Geschenk für die Bundeskanzlerin a. D. Angela Merkel mit Signaturen der Mannschaft aus der Saison 2015/16, Nummer 6, Spielername "Merkel".

Dazu gibt es Installationen und viele Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. Sport mag sprichwörtlich die schönste Nebensache der Welt sein, aber hier im Museum ist er die Hauptsache. Und dabei geht es längst nicht nur um Wettbewerbe, Siege und Niederlagen. Das Museum versteht sich als Erlebnisort und sieht Sport als eine „politisch und gesellschaftlich höchst relevante Hauptsache“.

Hier ist der Sport auch immer ein Lernort – für viele Kinder, Schüler, Jugendliche, die das Haus besuchen, aber auch für Erwachsene. „Sport ist so ungeheuer vielfältig, dass er für jeden Menschen, für jedes Alter ein Angebot bereithält, sich mit sich selbst und anderen Menschen auseinanderzusetzen“, sagt Kai Hilger, Kurator am Kölner Museum. „In einer kompetitiven Weise finden Menschen zusammen. Das schafft soziale Kontakte und ermöglicht im besten Fall, voneinander und miteinander zu lernen“, so Hilger. Anders gesagt: Sport kann junge wie alte Menschen, ob gesund oder krank, behindert oder nicht, zusammenbringen und soziale Kompetenzen stärken.

Lernen mit Freude

Wissen zu vermitteln – auf unterhaltsame Weise – das versucht das Haus auf vielfältige Weise – und längst nicht nur mit Führungen durch die Ausstellung. Das Museum pflegt Kontakte zu Unternehmen und Organisationen aus der rheinischen Region, die es für unterschiedliche Veranstaltungen ins Boot holen. Unter anderem, wenn es um das Thema Teambuilding geht.

„Es kommen bei solchen Veranstaltungen oft Mitarbeitende aus dem mittleren Management zu uns“, weiß Kai Hilger. „Die machen solches Teambuilding meist nicht zum ersten Mal. Deshalb versuchen wir andere Wege zu gehen.“ In einer entspannten Atmosphäre steht die Bewegung im Vordergrund, aber immer so, dass auch jedes Teammitleid mithalten kann. Lernen geschieht dabei fast unmerklich. Gefragt ist das „um die Ecke denken, Köpfchen einsetzen, neue Wege beschreiten, etwas Anderes ausprobieren.“ Das wird dann vom Museum gerne kombiniert mit Bezügen zu den Exponaten der Ausstellung. Beim Seilspringen kommt dann plötzlich Boxlegende Muhammad Ali ins Spiel. 

„Wir bieten vorstrukturierte Angebote und einen Baukasten, aber die Entscheidung, was zum jeweiligen Team passt, trifft das Unternehmen“, so Hilger. Es geht bei Veranstaltungen oft auch um betriebliche Gesundheitsfürsorge – schließlich sind Sport und Gesundheit zwei Seiten einer Medaille. „Unser Konzept basiert auf Lernen mit Spaß, aber dabei wird die pädagogische Intention nicht vernachlässigt“, bringt es Kai Hilger auf den Punkt. 

Deshalb werden auch in Kooperation mit der Sporthochschule Köln neue Ideen, neue Formate ausprobiert, etwa zu so aktuellen Themen wie Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit im Sport. „Damit versuchen wir langfristig die Vereine zu erreichen – als zentrale Anlaufstellen.“

Zeitgeschichte auf der Bühne

Theater im Sportmuseum? Das Deutsche Sport & Olympia Museum wagt diesen Versuch – mit Erfolg und mehreren Theaterstücken. Natürlich haben die Stücke gesellschaftliche Relevanz und setzen sich mit ganz aktuellen Themen auseinander. Adressiert werden meist junge Erwachsene. In „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ des Schweizer Autors Charles Lewinsky wird der Protagonist eingeladen, vor einer Klasse über sich und sein Leben als deutscher Jude – oder jüdischer Deutscher zu sprechen. „Plötzlich geraten wir dann in Diskussionen über die aktuelle Lage in Israel und Palästina“, weiß Hilger aus Erfahrung. Dabei gehen auch die Diskussionswogen hoch. 

Das zweite Stück, „Zigeuner-Boxer“, ist nicht minder aktuell. Es erinnert an Johann Wilhelm Trollmann, der 1933 deutscher Meister im Halbschwergewicht wurde. Als Sinto wurde ihm der Titel vom NS-Regime wieder aberkannt. „Rukeli“ Trollmann opponierte auf seine Weise, indem er bei einem Kampf blond gefärbt und mit weißer Farbe am Körper antrat. Der Boxer wurde 1944 im Konzentrationslager ermordet.

 Das Stück greift das tragische Leben von Trollmann auf und wird in einem Boxring in der ständigen Ausstellung des Museums aufgeführt, wo der Kölner Schauspieler Andreas Kunz den Boxer Rukeli Trollmann verkörpert. „Wer oder was ist deutsch?“ Das wird gerade auch im Hinblick auf Sport, insbesondere im Fußball, wieder heftig diskutiert. „Wir merken an den Reaktionen unserer Zuschauer, wie tief das Thema Rassismus im Sport doch immer noch verwurzelt ist“ stellt Kai Hilger fest. „Da bleibt – für uns – noch viel zu tun.“

Deutsches Sport & Olympia Museum: https://sportmuseum.de/

Bild: Pixabay
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