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Drei populäre Studien, auf die wir zu Unrecht unsere Präsentationen stützen

Als junger Mann habe ich alle möglichen Diagramme, Grafiken oder Schemata aufgesaugt, ähnlich einem Papierhandtuch, das verschüttetes Bier aufnimmt. Es gab nichts besseres, als etwas Konkretes auf unser Dia zu legen, um unsere These zu untermauern. Und wenn man dann noch den Namen eines Wissenschaftlers und den Titel einer englischsprachigen Veröffentlichung angeführt hatte, dann hatte eine solche Präsentation für mich nahezu das Niveau einer Habilitationsschrift. So blieb es bis ich einmal während eines Vortrags auf ein bestimmtes Diagramm zurückgriff und ich im Saal auf eine wohlwollende, deutlich klügere Person traf, die mir erklärte, warum ich falsch lag.

Als junger Mann habe ich alle möglichen Diagramme, Grafiken oder Schemata aufgesaugt, ähnlich einem Papierhandtuch, das verschüttetes Bier aufnimmt. Es gab nichts besseres, als etwas Konkretes auf unser Dia zu legen, um unsere These zu untermauern. Und wenn man dann noch den Namen eines Wissenschaftlers und den Titel einer englischsprachigen Veröffentlichung angeführt hatte, dann hatte eine solche Präsentation für mich nahezu das Niveau einer Habilitationsschrift. So blieb es bis ich einmal während eines Vortrags auf ein bestimmtes Diagramm zurückgriff und ich im Saal auf eine wohlwollende, deutlich klügere Person traf, die mir erklärte, warum ich falsch lag.

  

Da ich immer noch jung bin, habe ich noch genügend Kraft, um den Kampf um bessere Dias aufzunehmen. Nicht richtig zu liegen und in einer Sekunde jede Autorität vor dem Publikum zu verlieren, ist eine Sache, aber unbewusst andere Menschen in die Irre zu führen, ist schon ein ganz anderes Kaliber.

Als ich dieses Thema aufgriff, machte ich mir Gedanken über dessen Visualisierung. Schließlich kennt nicht jeder diese Modelle, somit lohnt es sich, diese zu präsentieren. Das Problem lag darin, dass die von mir verwendeten Grafiken von jemandem bereits in der Praxis verwendet werden konnten und zwar auf eine gegensätzliche Weise. Die Google-Bildsuchmaschine ist das beste Werkzeug eines Coaches, der seine Materialien im allerletzten Moment vorbereitet. Also beschloss ich, einige grafische Änderungen an den Diagrammen vorzunehmen, damit deren Qualität erhalten bleibt, diese jedoch nicht zur Verwendung für Geschäftszwecke verleiten.

Ich möchte auch erwähnen, dass die meisten der hier vorgestellten Theorien ihren wissenschaftlichen Sinn haben, obgleich im eingeschränkten Umfang. Einige von ihnen basieren auf recht soliden Studien und das Problem sind nicht die Modelle selbst, sondern der freie Umgang mit ihnen. Normalerweise haben wir es mit einer Situation zu tun, in der man versucht, Forschungsergebnisse auf eine beliebige Situation auszudehnen. Das ist auch der Fluch vieler Forscher. Um den Sinn einer Studie zu erhalten, muss man sich auf Tatsachen beschränken (z. B. eine bestimmte Forschungsgruppe, spezifische Bedingungen, etc.). Nur wenige Menschen, die diese Ergebnisse später nutzen, nehmen sich jedoch die Mühe, zu prüfen, ob solche Schlussfolgerungen sinnvoll sind. Für sie ist es wichtiger, dass die Balken und Diagramme auf dem Dia gut aussehen.

  

Hierarchie der Bedürfnisse nach Maslow

Worum geht es?

Die Arbeiten des amerikanischen Psychologen Abraham Maslow gehören zu den Klassikern des Genres. Sie werden dort angeführt, wo von Bedürfnissen und der Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit deren Befriedigung die Rede ist. Die Pyramide als Visualisierung der Studienergebnisse von Maslow, die bei fast jeder Verkaufsschulung und in vielen unterschiedlichen Kontexten auftaucht, stellt eine Willkür dar. Maslow hat selbst niemals eine Pyramide für die Darstellung der Hierarchie der Bedürfnisse verwendet, obgleich eine solche grafische Darstellung bereits zur Zeit seiner beruflichen Tätigkeit bekannt und populär gewesen ist. Es geht darum, dass der Mensch seine Bedürfnisse nach einer bestimmten Hierarchie ordnet: Ganz unten haben wir grundlegende physiologische Bedürfnisse, wie das Bedürfnis den Hunger zu stillen. Auf den weiteren Ebenen gibt es ausgefallenere und komplexere Bedürfnisse. Sobald also ein Homo sapiens sich satt isst, muss er sich eine Unterkunft organisieren (für seine Sicherheit sorgen). Es ist auch gut, einer Gruppe oder Subkultur anzugehören, weil dies seiner Existenz einen größeren Sinn verleiht. Auf der nächsten Ebene stellt sich eine rhetorische Frage: Wer von uns will nicht bewundert und geschätzt werden? Und schließlich gibt es noch, ganz an der Spitze, die Möglichkeit seine Leidenschaften, Ambitionen und Träume zu verwirklichen. Wichtig für das Verständnis des Pyramidenbaus ist die Aussage, dass es unmöglich ist, höhere Bedürfnisse umzusetzen, ohne zuerst mit den grundlegenden zurechtzukommen. Und nun wissen wir, wieso Obdachlose keine Gedichte schreiben.

  

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Was stimmt nicht?

Auf den ersten Blick scheint es, dass es sich um eine sehr ordentliche Theorie handelt und alles in einer grafisch zugänglichen Form angeordnet ist, die sich relativ einfach auf einem Dia präsentieren lässt. Wenn man jedoch tiefer darüber nachdenkt, zittert die Pyramide in ihren Fundamenten, auch wenn man keine wissenschaftliche Grundlage hat, sie zu zerstören. Selbst ein Laie kann nämlich Beispiele nennen, die belegen, dass die Pyramide nicht sehr universell ist. Man kann sie nicht mit einer Population als solche in Verbindung zu bringen. Wir finden eher Beispiele ganzer Gesellschaften: Die Japaner würden die Ebenen der Pyramide jedoch ganz anders einteilen. Ähnlich sieht es beispielsweise bei den Malern Van Gogh oder Nikifor[1], die sich als Individuen deutlich von der Gesellschaft abgehoben haben. Das Problem ist jedoch, dass jeder von uns ein wenig vom Modell abweicht und da braucht man sich nicht das Ohr abzuschneiden.

Und wie verhalten sich im Vergleich zur Pyramide Polizeibeamte oder Feuerwehrmänner, die ihr Leben aufs Spiel setzen? Der fastende Mahatma Ghandi hat sicherlich nie etwas davon gehört. Und wie ist es dem bedeutenden Mathematiker Jakow Trachtenberg gelungen, ein neues mathematisches Konzept in einem Konzentrationslager zu entwickeln, wo Hunger und Gewalt allgegenwärtig gewesen sind? Diese Fragen kann die Pyramide nicht beantworten.

Wenn wir Maslows Arbeiten noch näher betrachten, dann kann auch die Methodik seiner Studien ein Problem darstellen. Er nahm nämlich nur 1% der Studenten der Fakultät, an der er lehrte, unter die Lupe und konzentrierte sich auf die gesündesten. Diese waren mutmaßlich die standardmäßigsten. Im Endeffekt erhielt man gemittelte Ergebnisse und ein Modell, das zu universell ist, um nützlich zu sein. Es wird heute von verschiedenen Arten von Anfängercoaches (und leider nicht nur solchen) genutzt, wodurch es zu einem gesellschaftlich gefährlichen Werkzeug geworden ist, das Menschen verwirrt.

Das Problem ist auch die Spitze der Pyramide, an der die Selbstverwirklichung gesetzt worden ist, denn gerade Selbstverwirklichung ist wissenschaftlich nicht definiert. Es ist erschreckend, dass Fachkräfte für Pseudo-Motivation trotz dieses erheblichen Mangels gerade die Selbstverwirklichung in den Vordergrund stellen und ihr eine Bedeutung zusprechen, die sie in Wirklichkeit nicht hat.

  

Was hat also Sinn?

Abraham Maslow war keineswegs der Auffassung, dass seine Theorie universell sei und immer funktioniert: „It is quite true that man lives by bread – when there is no bread. But what happens to the man’s belly? At once other (and “higher”) needs emerge and these, rather than physiological hungers, dominate the organism. And needs to be satisfied, again new (and still “higher”) needs emerge and so on. This is what we mean in the hierarchy of relative prepotency” (Abraham Maslow, A Theory of Human Motivation. Psychological Review, 1943)).

Mit anderen Worten, die Befriedigung eines Bedürfnisses führt dazu, dass wir sofort höher greifen, um ein weiteres zu befriedigen. Das Problem ist, dass höher nicht für jeden das Gleiche bedeutet. Das klingt besonders flach, wenn wir die Hierarchie der Bedürfnisse in Verbindung zu Forschungsstudienergebnissen setzen. Diese Studien sind nämlich sehr spezifisch gewesen. Sie sind mit unserer Zeit, Kultur und dem Markt völlig unvereinbar.

Auch die Visualisierung in Form einer Pyramide erleichtert an sich nicht viel, da sie einen bestimmten linearen und irreversiblen Charakter der Hierarchie suggeriert. Die Befriedigung eines Bedürfnisses löst bereits ein anderes aus. Die Befriedigung des zweiten Bedürfnisses löst wiederum ein weiteres aus usw. Man muss auf keine Studien zurückgreifen, um zu sehen, dass wir uns als Homo sapiens nicht auf einer Linie von Bedürfnissen konzentrieren. Wir sind zu komplexe Kreaturen, um unsere Wünsche wie ein Alphabet von A bis Z abzuspulen.

Maslow hat viel von Wissenschaftlern wie Thorndike, Adler, Fromm bzw. der Gestalt-Strömung geschöpft. Heute sind dies Namen, die jedem bekannt sind, der sich mit Psychologie beschäftigt. Maslow erkannte, dass er in seiner Theorie die Gedanken vieler anderer herausragender Persönlichkeiten der Wissenschaft zu integrieren versuchte. Mit einigen stimmte er nicht überein bzw. er konnte sie nicht wissenschaftlich beurteilen. Er entlehnte jedoch von ihnen das, was er am meisten brauchte. Aus dieser mehrdimensionalen Sichtweise bildete er seine eigene.

Daher lohnt es sich, Maslow zunächst aus diesem breiteren Kontext zu kennen und ihn kritisch zu betrachten. Er eignet sich bestens als Prügelknabe, wenn man pseudowissenschaftliches Kauderwelsch stürzen muss.

  

Dale’s Kegel der Erfahrung

Worum geht es?

Man spricht viel über die Wirksamkeit verschiedener Lernformen. Je nach vorherrschender Mode versucht man uns von der Überlegenheit des E-Learnings gegenüber stationären Unterricht bzw. der Überlegenheit interaktiver Inhalte gegenüber nicht interaktiven Inhalten zu überzeugen. Ein einfaches Video ist nicht mehr attraktiv. Es braucht schon VR, um die Materie spüren zu können. Man muss kein Wissenschaftler sein, um zu sehen, dass da etwas dran ist. Wir engagieren uns besser, wenn wir etwas zu tun haben, und deutlich schlechter, wenn wir jemanden zuhören oder etwas lesen oder jemanden beobachten müssen.

Protagonisten dieses Teils werden Edgar Dale und der etwas in die Vergessenheit geratene D. G. Treichler sein. Dale, dessen Name mit einem Kegel assoziiert wird, war ein Forscher, der 1946 das Konzept des „Kegels der Erfahrung“ vorstellte. Dieses sollte ihm dabei helfen, audiovisuelle Medien in einer Reihe von den abstraktesten bis zu den extrem konkreten Medien zu visualisieren (ich verwende dieses Wort heute bereits zum zweiten Mal). Es ist schwer, mit dem Gefühl zu streiten, dass wir beim Handeln (auch unter VR-Bedingungen) mehr und besser lernen, als beim Lesen von Anleitungen oder Einschlafen bei einem langweiligen Vortrag. Und was ist mit D. G. Treichler? Dazu kommen wir gleich.

  

[1] Epifaniusz Dworniak (geb. 1895, gest. 1968), polnischer naiver Bilder (d. Ü.)

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Was stimmt nicht?

Dale unterstrich, dass sein Kegel auf keine wissenschaftlichen Studien gestützt ist und man ihn nicht allzu ernst nehmen sollte. Mehr noch: Dale’s Kegel waren keine Zahlen zugeordnet, aber wir wissen, dass das Lesen eine Effektivität von gerade mal 5% bei einer 90%-iger Durchführungseffektivität gewährleistet. Und da erscheint D. G. Treichler, Mitarbeiter der Mobil Oil Company, der 1967 einen Artikel bei Film and Audio-Visual Communications veröffentlichte, in dem er Dale’s Kegel um Prozentangaben ergänzte. Die Redaktion prüfte die Quellen nicht und so begann Edgar Dale’ s Theorie ein eigenes pseudowissenschaftliches Leben zu führen, das über ein halbes Jahrhundert (oder länger) durch nichts aufzuhalten war. Spätere Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Prozentangaben nicht direkt von Treichler erdacht worden sind, sondern auf die 1940-er Jahre zurückgehen. Ein Mitarbeiter der University of Texas, namens Paul John Philips, schuf sie und verwendete sie in seinen Schulungen für die US-Armee. Niemand wusste, woher diese Zahlen stammten. Wichtig war jedoch, dass ein Coach vielsagende Dias aufweisen konnte.

Über die Jahre erschien der Kegel mit den Prozentangaben in mehr oder weniger angesehenen Veröffentlichungen, die oft von angesehenen Wissenschaftlern signiert wurden. Als sich herausstellte, dass es recht einfach war, dem Kegel Lernstile zuzuordnen, wurde die Lawine der Pseudowissenschaft erst so richtig ins Rollen gebracht. Obgleich die Theorie heutzutage bereits gestürzt und viele Male kritisiert worden ist, kann man immer noch problemlos ihre neuen frischen Inkarnationen finden. Ich möchte nochmals betonen, dass der Kegel keinerlei Rückhalt in der Forschung hat. Edgar Dale schuf eine subjektive Hierarchie, der andere Personen auf die Schnelle erfundene Indikatoren hinzufügten.

  

Was hat also Sinn?

Der Kegel ist nur als eine spezifische Anordnung von Lernmethoden haltbar. Die Zahlenangaben sind es hingegen nicht. Daher hat es auch keine zuverlässigen Studien gegeben, die sie auf den neuesten Stand bringen würden und zeigen könnten, wie es wirklich ist. Wie lässt sich das Sehen mit dem Lesen vergleichen und noch in Prozentangaben ausdrücken? Etwa über den Merkvorgang? Soetwas ist schließlich nicht der Sinn der Wissenschaft. Ich lasse hier mal die Tatsache außen vor, dass die Messbedingungen sich auf den Effekt auf eine Weise auswirken, der von Forschungspsychologen nicht zu ignorieren ist. Wenn etwas daraus folgt, dass wohl nur folgende Schlussfolgerung: „Wenn wir die Arbeiten von jemandem zitieren, dann sollten wir die Quellen überprüfen und auch den Kontext, in dem die Studien geführt und veröffentlicht worden sind. „Im Internet ist dies besonders schwierig, da das Zitieren zu einfach geworden ist, um zu überlegen, was und warum man irgendetwas zitiert. Wichtig ist, dass die Schlüsselwörter passen und dass das Dia sich gut editieren lässt.

  

Vergessenskurve von Ebbinghaus

Worum geht es?

Wer mindestens einmal für eine Prüfung lernen musste und gleichzeitig an keiner geistigen Entwicklungsstörung leidet, weiß, dass die Wiederholung des Gelesenen die Voraussetzung für das Merken darstellt. Einigen Menschen fällt es leichter, anderen sehr schwer, jedoch ist man auf Wiederholungen angewiesen, um das Gelernte zu festigen. Der deutsche Psychologe Hermann Ebbinghaus bewies dies 1885, indem er den Zusammenhang zwischen dem Zeitverlauf und der Menge der gespeicherten Informationen untersuchte. Im Zuge der geführten Studien kam er zu dem, was jede Mutter eines Achtjährigen weiß: Je mehr Zeit nach dem Beiseitelegen eines Buches vergeht, desto weniger erinnert man sich an den Inhalt. Und schlimmer noch: Das Meiste vergessen wir praktisch sofort. Dieser Prozess verlangsamt sich später ein wenig und man kann den Eindruck gewinnen, dass das, was unseren Köpfen bleiben soll, auch dort zurückbleibt.

Natürlich hilft uns in einer solchen Situation die Wiederholungsmethode – aufeinanderfolgende Lernzyklen lassen uns weniger und nicht so schnell vergessen. Was kann also daran falsch sein, wo doch jeder Student weiß, dass dies zutrifft?

  

Krzywa Ebbinghausa (Piotr Maczuga).

  

Was stimmt nicht?

Erstens untersuchte Ebbinghaus die Erinnerung an sinnlose Silbenanhäufungen. Er wollte nämlich wissen, wie das menschliche Gedächtnis in seiner reinsten Form funktioniert, wenn die zu erlernenden Inhalte zusammenhanglos sind. Hier gibt es bereits viel Spielraum für Kritik, denn im Leben haben wir es nicht mit solchen Situationen zu tun. Mehr noch, die Plausibilität oder die emotionale Einstellung führen dazu, dass wir uns manche Dinge anders merken und solche Variablen nicht ignorieren können. Ebbinghaus führte sein Experiment in verbaler Form durch, so dass nur Rückschlüsse darauf gezogen werden können.

Ein weiteres Problem ist seine spezifische Forschungsgruppe – Ebbinghaus untersuchte nämlich sich selbst und man warf ihm deshalb vor, dass seine Kurve zwar attraktiv aussehe, jedoch die Forschungsergebnisse keineswegs als wissenschaftlich angesehen werden können. Ich möchte Sie jedoch daran erinnern, dass er seine Studien Ende des 19. Jahrhunderts geführt hat. Den deutschen Psychologen trennte viel von den Forschern und den Methoden aus den 40-er Jahren des 20. Jahrhunderts (Maslow, Dale).

Wie auch immer man Ebbinghaus erklärt, es ändert nichts daran, dass die Kurve wissenschaftlich unbequem ist. Sie ist verlockend, weil es die Notwendigkeit von Wiederholungen zeigt, wodurch man bessere Budgets für HR- und Schulungsabteilungen aushandeln kann. Gleichzeitig ist sie so abstrakt, dass man bei deren Berücksichtigung den Vorwurf riskiert, sich auf Pseudowissenschaft zu stützen. Man muss jedoch zugegeben, dass Ebbinghaus seine Forschungen so gründlich durchgeführt hat, wie es seine Annahmen zugelassen haben.

  

Was hat also Sinn?

Dieses Modell wird in der Regel mit dem edlen Ziel präsentiert, die Empfänger für die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung zu sensibilisieren. Möchten Sie die jeweilige Sprache erlernen? Dann müssen Sie üben, üben und nochmals üben, sonst ist der ganze Unterricht umsonst. Auf den Untersuchungen von Ebbinghaus basiert indirekt die SuperMemo-Methode. Und es mag aus methodischer Sicht schwer zu verteidigen sein, jedoch führen seine Forschungen niemanden in die Irre, was man sicherlich nicht von der anfänglich genannten Hierarchie der Bedürfnisse oder dem Kegel der Erfahrungen sagen kann. Studien über Vergesslichkeit führten u. a. Bahrick fort, der viele Methoden anwandte, oder Linton, der den Schwerpunkt der Untersuchungen auf das Vergessen von Lebenserfahrungen setzte. Indirekt haben sie viele Mängel der ursprünglichen Arbeit von Ebbinghaus behoben. Sie sind dabei nicht die Einzigen gewesen.

Die Moral aus diesen drei Beispielen ist folgende: Bis zu einem gewissen Spezialisierungsgrad sieht alles toll aus und jeder Bildungsakteur wirkt weise. Dann beginnt jedoch der wahre Unterricht.

  

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Piotr Maczuga – Seit über einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit dem Einsatz neuer Technologien in der Erwachsenenbildung. Er entwickelt und führt in Organisationen Lösungen ein, die auf Technologien basieren, welche modernes Marketing und Bildung in sich verbinden. Er ist Co-Autor von Lehrbüchern über Webinare, Webcasts, Knowledge Pills u. a. Außerdem ist er Methodiker, Autor von Schulungen zum Einsatz von Multimedien in der Bildung und im Business und von Veröffentlichungen zu diesem Thema. Er leitet das Digital Knowledge Lab, ein Multimedia-Studio für die Produktion von Bildungsinhalten in Polen, das innerhalb des Ökosystems des Digital Knowledge Village arbeitet. Seine berufliche Mission ist es, technologische Barrieren für all diejenigen zu beseitigen, die Ambitionen haben, andere zu unterrichten, um eine Gesellschaft zu schaffen, welche die uns umgebenden Werkzeuge einzusetzen weiß.

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Kommentar

Piotr, piękny tekst pokazujący złożoność świata i to jak starając się go sobie upraszczać idziemy na łatwiznę. 
O pierwszych dwóch przypadkach wiedziałem, ale zakładam że nie każdy o tym wie i miał okazję się zapoznać. Zwłaszcza o piramidzie Maslow'a, o której tyle osób mówi, że to "musi być prawda". Tekst przypomina o jeszcze jednym wątku, który coraz rzadziej, ale nadal pojawia się przy szkoleniach z komunikacji. Chodzi źle przedstawianą i źle interpretowaną koncepcję Mehrabiana, według której przekaz werbalny to tylko 7% komunikatu. Niestety nadal są "sprzedawcy" szkoleń, którzy tym zachęcają do rozwijani komunikacji niewerbalnej. 
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Ciekawy i odświeżająco działający artykuł. Odtrutka na poradniki w stylu „Jak zostać dobrym trenerem w 3 dni” czy „Opracuj dobre szkolenie w pięciu krokach”. Niestety często na szkoleniach i podczas zajęć akademickich jestem proszona o takie proste recepty – jakby świat dał się objaśnić w formie wypunktowania lub ładnym, kolorowym schematem (a może się da?). Dam do przeczytania studentom na otwarcie klapek bardziej krytycznego myślenia…
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