Digitalisierung des lebenslangen Lernens in Spanien: ein groß angelegtes Projekt


In den letzten Jahren hat Spanien seine Bemühungen um die Digitalisierung im Bildungsbereich auf allen Ebenen (von der Grundschulbildung bis hin zur beruflichen Aus- und lebenslangen Weiterbildung) intensiviert. Dieser Digitalisierungsschub rührt daher, das spanische Bildungssystem relativ schnell modernisieren und an die sich weiterentwickelnde technologische Landschaft und die neuen Anforderungen des Arbeitsmarktes anpassen zu müssen. Diese Bemühungen werden durch eine Reihe staatlicher Maßnahmen und spezialisierter Programme unterstützt, die darauf abzielen, die digitale Spaltung in der Gesellschaft zu überwinden und die Qualität der Bildung insgesamt zu verbessern.
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Digitalisierungsinitiativen und -richtlinien
Spaniens Digitalisierungspläne und -richtlinien umfassen folgende Programme:
Das Ministerium für Bildung, Berufsbildung und Sport hat mit dem #DigEdu-Plan ein umfassendes Programm zur Modernisierung der technologischen Infrastruktur in Bildungseinrichtungen und zur Verbesserung der digitalen Kompetenzen von Lehrer- und Schüler:innen ins Leben gerufen. Um flächendeckend digitalen Zugang zu ermöglichen, sollen im Rahmen dieses Projekts über 300.000 Geräte bereitgestellt und mehr als 500.000 internetfähige Geräte an Bildungszentren geliefert werden, von denen 80 % bereits verteilt wurden.
Ein weiterer Plan, der Digital VET-Plan, konzentriert sich auf die Digitalisierung in der Berufsbildung. Die Ziele des Plans sind:
- Gestaltung neuer digitaler Qualifikationen, die auf dem Arbeitsmarkt benötigt werden.
- Ausbildung von Lehrkräften im Bereich der angewandten Digitalisierung und technische Spezialisierungen, die im industriellen Sektor stark nachgefragt sind.
- Förderung von integrierten Zentren und nationalen Referenzzentren im digitalen Sektor.
- Förderung von Innovationsprojekten in Zusammenarbeit zwischen den Zentren und Unternehmen des digitalen Sektors.
Der Königliche Erlass 659/2023 vom 18. Juli regelt den strukturellen Aufbau des Berufsbildungssystems neu und führt bedeutende Änderungen mit Fokus auf dem Thema Digitalisierung ein. Ein spezielles Modul zum Thema „Digitalisierung im Produktionssystem“, das darauf abzielt, den Auszubildenden die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse für den Umgang mit digitalen Tools und die Anpassung an den technologischen Fortschritt auf dem Arbeitsmarkt zu vermitteln, wurde in die mittleren und fortgeschrittenen Phasen der Berufsbildung aufgenommen.
Das Programa Código Escuela 4.0 ist eine weitere wichtige Initiative, die auf die Einbindung von computergestütztem Lernen und Programmieren in den Lehrplan bereits in den frühen Bildungsphasen ausgerichtet ist. Ziel ist es, neue Lese- und Schreibkompetenzen zu fördern, die den Schüler:innen dabei helfen, die Logik der digitalen Medien zu verstehen. Darüber hinaus werden der Zugang zu altersgerechten Robotern bereitgestellt und Lehrerfortbildungen ermöglicht, um die Integration solcher Roboter in den Unterricht zu fördern. Das Programm umfasst darüber hinaus die Fortbildung von Lehrer:innen durch Workshops und die Bereitstellung von Programmiersoftware sowie pädagogischer Robotik-Hardware. Um eine effektive Umsetzung im Klassenzimmer zu gewährleisten, wird diese Fortbildungsmaßnahme durch eine kontinuierliche Betreuung der Lehrkräfte und den Zugang zu offenen Bildungsressourcen unterstützt.
Zusätzlich bietet Aula Mentor, eine Initiative des MEFPD, ein außerschulisches Bildungsangebot mit über 240 Kursen an, die in 14 Themenbereiche unterteilt sind. Viele dieser Bereiche sind eng mit dem Thema Digitalisierung verbunden, insbesondere dem Bereich „IT und Kommunikation“, in dem Kurse zur Verbesserung der Computerkenntnisse angeboten werden. Andere Module innerhalb dieser Bereiche befassen sich ebenfalls mit digitalen Kernbereichen wie z. B. „Graphic Arts“ oder „Bild und Ton“.
Indikatoren der Digitalisierung in Spanien und im internationalen Vergleich
Der UNESCO-Weltbildungsbericht 2023 mit dem Titel „Technology in Education“ macht deutlich, wie die COVID-19-Pandemie den Einsatz von Technologie im Bildungswesen beschleunigt hat. In Spanien wurden bei der Nutzung digitaler Technologien (einschließlich des Zugangs zu Geräten und digitalen Lernplattformen) erhebliche Fortschritte erzielt. So führt der Bericht Spanien als Land auf, das durch eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit im Bereich KI-Schulungen gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern betrachtet Spanien das Thema KI nicht nur als Chance für Innovationen, sondern auch als leistungsfähiges Instrument zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung.
Auf europäischer Ebene wurde Spanien für seine Bemühungen um die Integration von Technologien im Bildungsbereich als Vorbild benannt. Das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (CEDEFOP) weist speziell infolge der durch die COVID-19-Pandemie beschleunigten Digitalisierung auf den wachsenden Bedarf an digitalen Fertigkeiten bei Lehrkräften hin. So mussten beispielsweise mehr als 63 % der Lehrkräfte in der EU lernen, wie sie (im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie) neue digitale Technologien für ihre Arbeit nutzen können, denn der Einsatz von Geräten wie Laptops und Tablets spielt bei ihrer Arbeit eine deutlich größere Rolle.
Spanien steht jedoch noch immer vor großen Herausforderungen, wie z. B. der der digitalen Kluft, die insbesondere in ländlichen Gebieten und bei sozioökonomisch benachteiligten Gruppen zu beobachten ist. Nach Angaben der UNESCO gibt es auch bei den Computerkenntnissen ein Gefälle von 10 % zwischen ländlichen und städtischen Gebieten. Dies ist zwar im Vergleich zum breiteren europäischen Kontext ein positiver Wert, aber es gibt dennoch Raum für Verbesserungen. Auch bei der Akkreditierung von fortgeschrittenen Computerkenntnissen besteht mit einem Verhältnis zwischen Frauen und Männern von 0,4 (d. h. auf jeden Mann kommen 0,4 Frauen) ein geschlechtsspezifisches Gefälle. Auch dieser Unterschied ist geringer als in anderen Ländern der Eurozone wie Deutschland, Österreich und Schweden, wo das Verhältnis zwischen Frauen und Männern bei etwa 0,2 liegt.
Die Zukunft der Bildung in Spanien liegt in einer umfassenden Digitalisierung, die sich nicht nur auf die Infrastruktur, sondern auch auf die Fortbildung von Lehrer- und Schüler:innen konzentriert. Die Integration neuer Technologien wie KI und AR bietet die einzigartige Gelegenheit, den Bildungssektor nachhaltig zu verändern und ihn freier, attraktiver und individueller zu gestalten. Die Digitalisierung im spanischen Bildungssystem ist eine kontinuierliche Entwicklung. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, mit nachhaltigem Engagement und einer strategischen Vision den Weg für ein integrativeres, effizienteres und zukunftsorientiertes Bildungssystem zu ebnen.