Creative Change: Wie kann (EU-)Projektmanagement kreativer werden?

Ist da Platz für Kreativität?
EU-kofinanzierte Projekte, zum Beispiel im Rahmen des Programms Erasmus+, entwickeln innovative Lösungen zu verschiedensten Themen. Aber: Weshalb sollten in solchen Projekten nur die Ergebnisse kreativ sein, warum sollte nicht auch der Weg, auf dem das Projektteam zum Ergebnis gelangt, kreative Elemente enthalten? Auch auf dem Gebiet des EU-Projektmanagements haben sich über die Jahre eingefahrene Arbeitsweisen gebildet. Manche, zum Standardrepertoire des EU-Projektmanagements gewordenen Prozesse könnten einen Schuss Neues vertragen, um mit besseren Prozessen zu besseren Lösungen zu kommen. Dabei muss man das Rad nicht neu erfinden. Ansätze wie Human Centered Design oder Design Thinking sind allgemein zumindest dem Namen nach geläufig, und bieten eine Möglichkeit, Projekte kreativ und vor allem zielgruppengenau zu entwickeln und zu implementieren.
Doch wie kann man diese Ansätze in die Praxis umsetzen in einem Projektalltag, der von Stress, Deadlines, gewachsenen Prozessen und internen und externen institutionellen und regulativen Vorgaben geprägt ist? Wie die Neugier an kreativen Methoden wecken? Das waren die Fragen, die sich erfahrene EU-Projektmanager:innen aus mehreren Ländern gestellt haben, und die den Ausgangspunkt des im Rahmen von Erasmus+ durch die EU kofinanzierten Projekts Creative Change bildeten.

Abb. 1: Der Creative Change-Astronaut ist nicht nur das „Maskottchen“ des Projekts, sondern auch eine Allegorie für die Neugier, die Creative Change zu vermitteln versucht.
Zielgruppenorientierung nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis
Die Lösung des Creative Change Projektteams: Kreative Ansätze so weit „herunterzukochen“, dass sie leicht zugänglich und mit wenig Aufwand umsetzbar sind. Theoretische Ausführungen sollten aufs Nötige beschränkt werden, vielmehr sollten praxisbezogene Beispiele und Methoden zum Ausprobieren einladen. Videos, Onlineevents, Inputs im Karteikartenformat, ergänzt durch Literaturempfehlungen und Links zu zusätzlichen Ressourcen sollten den Kern unseres Projekts bilden; das Ganze nicht in einem Moodlekurs versteckt, sondern attraktiv aufbereitet auf einer frei zugänglichen Plattform. Kurz: Ein Projekt konsequent auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen zugeschnittenen sollte entstehen, nicht nur was die Lerninhalte, sondern auch was die Umsetzung betrifft.

Abb. 2: Die Startseite des Creative Change Space: Leichte Zugänglichkeit der Ressourcen hat Priorität.
Leitfäden – Lernressourcen – Methoden
Das Creative Change Projektteam mit Partnern aus Italien, Belgien, Dänemark, Irland, Ungarn und Österreich hat in den vergangenen beiden Jahren drei zentrale Produkte entwickelt.
(1) Den Creative Change Guide to Human Centered Design for Adult Educators: Dabei handelt es sich um einen vierteiligen Leitfaden zum Thema Human Centered Design und dessen Anwendungsmöglichkeiten im Bildungsbereich. Der Leitfaden wurde ausgesprochen praxisorientiert gestaltet, sein Ziel ist es, den Leser:innen verständlich zu machen, welchen Mehrwert das Einbeziehen von Human Centered Design in Projekten bietet, welche Methoden zur Verfügung stehen und wie sie am besten eingesetzt werden. A guide to add value to your project ist der Untertitel des Leitfadens, und genau darum geht es auch. Die Berücksichtigung von Aspekten des Human Centered Design im Projektmanagement soll kein Selbstzweck sein, sondern dabei helfen, bessere Projekte besser umzusetzen.
(2) Den Creative Change Space: Der Creative Change Space (space.creative-change.eu) ist der zentrale Anlaufpunkt für alle Projektoutputs. Er ist aber auch ein Ort zum Lernen und Entdecken. Er setzt sich aus vier Bereichen zusammen:
Learn, mit Lernressourcen, die von Präsentationen über kurze Videos, bis zur Vorstellungen nützlicher (Online-)Tools und zu Learning Fiches, praxisorientierten Kurzvorstellungen ausgewählter durch Human Centered Design inspirierter Methoden in Form von Karteikarten, reichen. Die Lernressourcen behandeln den gesamten Projektzyklus: Projektdesign, Projektimplementierung, Projektevaluation; Participate, einer Reihe von Webinaren, Podcasts, Videos, die im Rahmen des Projekts entstanden sind und in denen das Projektteam mit Expert:innen zu verschiedenen Aspekten kreativen Projektmanagements in Dialog getreten ist; Explore, einem virtueller Ausstellungsraum, in dem Projekte vorwiegend aus dem Kunst- und Kulturbereich vorgestellt werden, in denen kreative Methoden angewendet wurden; Share and Connect, einer Zusammenstellung von Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und zum Networking mit anderen „kreativen“ Projektmanager:innen.

Abb. 3: 6 Thinking Hats, Vorstellung einer Methode für Projektdesign und –Implementierung im Form einer Karteikarte zum Downloaden oder Ausdrucken.
(3) Den Creative Change Hackathon Guide. Dieser stellt einen Vorschlag dar, wie man dieses spannende Konzept aus der IT/Softwareentwicklung für Bildungsprojekte nutzbar machen kann. Hackathons sind eine Methode zur kreativen und kollaborativen Lösung von Problemen. Kleine Teams bekommen eine Aufgabenstellung, die innerhalb weniger Stunden bis Tage zu lösen ist. Die beste Lösung wird prämiert. Die Methode fördert den Austausch zwischen den Teammitgliedern, die alle ihre eigenen Vorkenntnisse, Kompetenzen und Herangehensweisen mitbringen, und ermöglicht eine Lösungsfindung „outside the Box“. Als Praxistest des Creative Change Hackathon Guides haben wir selbst drei Hackathons veranstaltet, einige der dort präsentierten Ideen sind mittlerweile bis zum Projektantrag gediehen.
Da ist Platz für Kreativität!
Was wollen wir mit dem Projekt Creative Change erreichen? Wir wollen nicht die Welt des EU Projektmanagements umkrempeln. Damit würden wir scheitern und das hätte auch überhaupt keinen Sinn. Was wir erreichen möchten ist, Anregungen zu geben und den einen oder die andere Projektmanager:in dazu zu motivieren, einzelne Methoden selbst in ihren Projekten auszuprobieren. Wir sagen: „Ja, im (EU-)Projektmanagement ist Platz für Kreativität!“. Wir sind davon überzeugt, dass der Einsatz kreativer Methoden in EU-Projekten die Projektarbeit nicht nur interessanter und abwechslungsreicher macht, sondern auch zu besseren und besser auf die Zielgruppe zugeschnittenen Ergebnissen führt.
Sind Sie neugierig geworden? Unter creative-change.eu finden Sie die Projekthomepage von Creative Change.
Den Creative Change Space finden Sie unter space.creative-change.eu (oder Sie folgen einfach dem Link auf der Projekthomepage). Laden Sie die Leitfäden herunter, klicken Sie sich durch die Lernressourcen, sehen Sie sich ein Video an, oder besuchen Sie unsere virtuelle Ausstellung. Vielleicht ist ja etwas für Sie dabei!
Sie haben sich davon überzeugen lassen, eine unserer Ressourcen in Ihrem Projekt auszuprobieren? Treten Sie mit uns in Verbindung (share and connect, Sie wissen schon), Ihr Experimentieren ist unser Erfolg!
Direkt anschreiben können Sie uns natürlich auch: Peter Marckhgott, Projektkoordinator, AT, die Berater®, p.marckhgott-sanabria@dieberater.com