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Beginn einer neuen Phase der Erwachsenenbildung für Erwerbstätige

Das Projekt „Unterstützung der Erwachsenenbildung auf Grundlage individueller Bedürfnisse“ markiert eine neue Phase in der Erwachsenenbildung.

Der Originalbeitrag wurde ursprünglich von Oksana Sorocina auf Lettisch veröffentlicht. 


Dita Traidās

Mit dem von den Europäischen Strukturfonds finanzierten Projekt „Unterstützung der Erwachsenenbildung auf Grundlage individueller Bedürfnisse“ beginnt eine neue Phase in der Erwachsenenbildung für Erwerbstätige. Im Rahmen des Projekts werden 28.000 Erwerbstätige die Möglichkeit haben, neue Kenntnisse und Fähigkeiten zu erlernen, berufliche Qualifikationen zu erwerben oder sich umschulen zu lassen. Nachfolgend lesen Sie ein Interview mit DITA TRAIDĀS, ehemalige Direktorin der Staatlichen Agentur für Bildungsentwicklung, und erfahren ihre Gedanken über das neue Projekt, seine Herausforderungen, das Vorgängerprojekt „Bildung für Erwachsene“ und wichtige Neuerungen.

ZUSAMMENFASSUNG
  • Die Identifizierung und Genehmigung des marktgerechten Bildungsangebots und -bedarfs erfolgt nun zentral an einer Stelle – dem Rat für Arbeitskräfteentwicklung und der Gemeinsamen Koordinierungskommission für Erwachsenenbildung des Wirtschaftsministeriums.

  • Auch für die Einbeziehung der Zielgruppen sind ehrgeizigere Ziele gesetzt worden. Die vorrangige Zielgruppe, die im Rahmen der Empfehlungen des Staatlichen Rechnungshofs unterstützt werden soll, sind Erwerbstätige mit einem niedrigen Bildungsniveau. Ihr Anteil im Rahmen des neuen Projekts wird die Hälfte bzw. 50 % der gesamten Projektzielgruppe betragen.

  • Zudem sind radikale Änderungen des Finanzierungsmodells geplant, um das Risiko finanzieller Einbußen für Bildungseinrichtungen zu verringern, wenn Personen das Programm beginnen, es aus unterschiedlichen Gründen aber nicht abschließen können (beim vorherigen Projekt erhielt die Einrichtung in solchem Fall kein Geld).

  • Technologien und Geschäftspläne ändern sich oder geopolitische Bedingungen erzwingen eine Neuausrichtung, sodass es oft nicht vorhersehbar ist, welche Fähigkeiten zukünftig relevant sein werden. Als wichtige Fähigkeiten nennen die Arbeitgeber:innen solche, die man nicht konkret vermitteln kann: Problemlösung, kritisches Denken, Kommunikation, Kreativität, emotionale Intelligenz, usw.

  • Die Industrie muss viel mehr tun, um das Image bestimmter Berufe zu verbessern und die Beschäftigungsmöglichkeiten, die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung positiv herausstellen, um letztlich ein verständliches und attraktives Bild der Beschäftigungsaussichten und der erforderlichen Qualifikationen zu vermitteln.

  • Die im Jahr 2021 eingerichtete Abteilung für Datenanalyse im Bereich des lebenslangen Lernens hat zur datengestützten Entscheidungsfindung beigetragen. Um Feedback zu erhalten und die Motivation, Zufriedenheit und Auswirkungen der Fortbildung ein Jahr nach deren Abschluss zu bewerten, werden bei den Teilnehmer:innen Umfragen durchgeführt.

HINTERGRUND

 

Am 31. Dezember 2023 endete das von den Europäischen Strukturfonds finanzierte Projekt „Verbesserung der beruflichen Kompetenz von Erwerbstätigen“ bzw. „Bildung für Erwachsene“. Das Projekt wurde von 2017 bis 2023 von der staatlichen Agentur für Bildungsentwicklung in Zusammenarbeit mit lettischen Kommunen, Bildungseinrichtungen und der staatlichen Arbeitsagentur durchgeführt. Das Interesse daran, einen neuen Beruf zu erlernen, eine bestimmte Qualifikation zu erwerben sowie digitale oder andere nützliche Fähigkeiten zu erlernen, war groß. Insgesamt absolvierten 76.985 Teilnehmer:innen die Ausbildung auf verschiedenen Ebenen.1

Jetzt beginnt eine neue Phase der Erwachsenenbildung. Es handelt sich um das von den Europäischen Strukturfonds finanzierte Projekt „Unterstützung der Erwachsenenbildung auf Grundlage individueller Bedürfnisse“. Am 7. Mai wurde die entsprechende Verordnung des Ministerkabinetts verabschiedet, die seine Umsetzung regeln.

Im Rahmen des Projekts werden bis zum 31. Dezember 2029 28.000 Erwerbstätige (Selbstständige eingeschlossen) die Möglichkeit haben, mit Unterstützung der europäischen Strukturfonds neue Kenntnisse und Fähigkeiten zu entwickeln, berufliche Qualifikationen zu erwerben oder sich umschulen zu lassen. In diesem Jahr dürfte die Zahl der Teilnehmer:innen bereits 5.600 Personen erreichen. Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft ist die zuständige Behörde für die Verwaltung der EU-Mittel, während der Projektträger die staatliche Agentur für Bildungsentwicklung ist, die nach Genehmigung des Projektantrags und Abschluss der Durchführungsvereinbarung Empfänger der Mittel sein wird.

 

Seit 2017 führt die staatliche Agentur für Bildungsentwicklung ein von den Europäischen Strukturfonds gefördertes Erwachsenenbildungsprojekt durch, um die beruflichen Kompetenzen von Erwerbstätigen zu verbessern. Das ist eine wertvolle Erfahrung, die auch bei dem neuen Projekt von Nutzen ist. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Projekt?

In den letzten sieben Jahren haben sich die Menschen an den Gedanken gewöhnt, dass jede neu erworbene Fähigkeit wertvoll ist – für sich selbst, für Arbeitgeber:innen und für die Gesellschaft insgesamt – und dass der Staat Bildung wertschätzt, einfach weil er sie finanziell unterstützt. Was die Beteiligung der Erwachsenen angeht, so nähern wir uns endlich dem OECD-Durchschnitt. Für viele hat die Ausbildung neue Möglichkeiten, eine Beförderung, Gehaltserhöhung oder zumindest Stabilität am Arbeitsplatz gebracht – oder auch die Motivation, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Auch die Fähigkeit und das Interesse der Menschen am Lernen wurden gefördert, was insbesondere nützlich ist, wenn sie lange oder bis spät arbeiten müssen. Das erworbene Wissen bietet ihnen eine berufliche Perspektive insbesondere in einer Zeit, in der die Wirtschaft keine stabile und konstante Größe darstellt. Heute ist nicht mehr das Jahr 2016, in dem allein die reine Durchführung oder die Erbringung von Nachweisen im Mittelpunkt dieser Unterstützung standen. Die Situation hinsichtlich der Verfügbarkeit von Personal und Qualifikationen in Lettland hat sich geändert.

Zunächst haben wir in allen Branchen einen Mangel an Arbeitskräften zu verzeichnen. Arbeitgeber:innen konkurrieren um Arbeitskräfte und betonen sehr, dass sie Arbeitnehmer:innen, solange sie arbeits- und lernwillig sind, alle erforderlichen Fähigkeiten selbst vermitteln. Kein Projekt kann diesen Prozess wesentlich beeinflussen.

Darüber hinaus ist es schwierig, den Qualifikationsbedarf in den einzelnen Branchen für mindestens fünf Jahre vorherzusagen und zu planen. Die kurz- und mittelfristigen Prognosen, mit denen das Ministerium für Wirtschaft und das Ministerium für Soziales arbeiten, haben die Bedarfsermittlung vor Allem im vorherigen Projekt beeinflusst.

Es gibt jedoch keine Prognosen im Hinblick auf die erforderlichen Fähigkeiten. Diese haben wir in Zusammenarbeit mit Ministerien, Branchenverbänden und Sozialpartnern erstellt. Um sicherzustellen, dass die Arbeit zwischen den drei Ministerien, die in der Erwachsenenbildungspolitik zusammenarbeiten, koordiniert und vereinheitlicht wird, findet die Identifizierung und Genehmigung des marktgerechten Bildungsangebots und -bedarfs nun an einer zentralen Stelle statt – dem Rat für Arbeitskräfteentwicklung und der Gemeinsamen Koordinierungskommission für Erwachsenenbildung des Wirtschaftsministeriums.

Das Wirtschaftsministerium wird eine Schlüsselrolle einnehmen, da es eng mit den Parteien zusammenarbeitet, für die die Arbeitskräfte eine zentrale Ressource darstellen. Auftrag des Ministeriums wird sein, die Ausbildungsnachfrage zu bestimmen.

Erst danach kommt wie üblich das Ausbildungsangebot, bei dem wir uns nach wie vor auf Bildungseinrichtungen verlassen. Die Erwachsenenbildung steht seit langem im Fokus des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft sowie wichtiger Interessensgruppen im Bildungsbereich. Mehrere Bildungseinrichtungen haben sie im Rahmen des vorherigen Projekts parallel zum formalen Bildungsangebot entwickelt. Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft muss sich mit Fragen der Qualitätskontrolle, Akkreditierung und Lizenzierung von Inhalten befassen. Die Entwicklung von Inhalten für die Ausbildung der Erwerbstätigen ist und bleibt in der Verantwortung der Vertreter des Bildungssektors.

Was sind die Hauptunterschiede zwischen dem neuen Projekt der Erwachsenenbildung und dem vorherigen, das bereits abgeschlossen ist?

Das neue Projekt sieht erhebliche Verbesserungen in allen Phasen vor. Für die Einbeziehung der Zielgruppen sind sehr viel ehrgeizigere Ziele gesetzt worden. Im Rahmen der Empfehlungen des Staatlichen Rechnungshofs sind nun Erwerbstätige mit niedrigem Bildungsniveau vorrangig zu fördern. Ihr Anteil an dem neuen Projekt wird die Hälfte bzw. 50 % der gesamten Projektzielgruppe betragen.

Die Einbeziehung des staatlichen Dienstes für Qualität im Bildungswesen wird die Qualitätsüberwachung der Erwachsenenbildung verstärken und zu diesem Zweck wird eine Methodik zur systematischen Qualitätsüberwachung der Erwachsenenbildung und ein Plan für deren Umsetzung entwickelt.

Insgesamt sind also radikale Änderungen des Finanzierungsmodells für die Bildung geplant. Um das Risiko finanzieller Einbußen für Bildungseinrichtungen in dem Fall zu verringern, wenn Personen das Programm beginnen, es aber aus unterschiedlichen Gründen nicht abschließen können (beim vorherigen Projekt erhielt die Einrichtung in solchem Fall kein Geld), wird die ihnen zugewiesene Finanzierung an die Durchführung von Bildungsprogrammen geknüpft, und es wird (auf Grundlage der Daten des vorherigen Projekts über die Anzahl der Teilnehmer, die das jeweilige Bildungsprogramm begonnen, abgebrochen und die Abschlussprüfung nicht bestanden haben) eine Abbrecherquote eingeplant.

Eines der am schwierigsten Ziele ist es wohl, diejenigen Personen im erwerbsfähigen Alter, die nicht auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind, in die Ausbildung einzubeziehen, sowie diejenigen mit einem geringen Ausbildungsniveau (Grundbildung oder reine Schulbildung) zu erreichen. Die Zusammenarbeit mit Arbeitgeber:innen und Branchenverbänden wird bei der Umsetzung eine Schlüsselrolle spielen. Branchenverbände und Arbeitgeberorganisationen sollten das Interesse an bestimmten Berufen wecken, in denen Fachkräftemangel herrscht, und für Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen akzeptable Bedingungen für deren berufliche Entwicklung schaffen.

Reicht die Verbesserung der Fähigkeiten von Erwachsenen mit niedrigem Bildungsniveau für einen Durchbruch in der Fachkräftepolitik aus? Definitiv nicht. Ebenso wichtig ist die Entwicklung grundlegender und spezifischer Fähigkeiten der Fachkräfte und Erwerbstätigen, die zur Produktivität, zur Innovation und zur Entwicklung der erbrachten Dienstleistungen im Unternehmen beitragen. Jede Zielgruppe hat spezifische Bedürfnisse, und die Unterstützung wird durch die wichtigsten branchenspezifischen politischen Ziele der jeweils beteiligten Behörden beeinflusst.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus der Bewertung der Ergebnisse des vorherigen Projekts? Was ist am besten gelungen?

Im Rahmen des vorangegangenen Projekts wurde ein Informationssystem entwickelt, das es Bildungseinrichtungen ermöglicht, Angebote auf elektronischem Wege einzureichen, den Teilnehmer:innen eine unkomplizierte Anmeldung für Schulungen über das Internet bietet und das eine automatisierte Überprüfung persönlicher Daten auf ihre Eignung als Zielgruppe sowie die Speicherung und Verarbeitung der erforderlichen Daten über die vom Projekt unterstützten Personen gewährleistet. Das Informationssystem wurde mit der Website „Erwachsenenbildung“ („Mācības pieaugušajiem“) verknüpft.
 

Über die Bildungseinrichtungen konnten wir eine breite Palette von Programmen in verschiedenen Bereichen anbieten. Am Projekt waren 124 Bildungseinrichtungen beteiligt, die insgesamt 2.309 Bildungsprogramme anboten. Am stärksten nachgefragt waren Programme, die neue digitale Kompetenzen in den Bereichen Datenanalyse, Projektmanagement und Marketing vermitteln. Aber auch Schulungen in den Bereichen Wirtschaft, Bauwesen, Transport und Logistik waren sehr beliebt.

Der Schwerpunkt liegt auf den so genannten Schlüsselqualifikationen (Horizontal-Qualifikationen) zur Beschäftigung von Erwachsenen.

Erst nach mehreren Jahren der Zusammenarbeit haben Arbeitgeber:innen erkannt, dass man Arbeitskräften auch viel direkt vor Ort im Unternehmen beibringen kann.

Technologien und Geschäftspläne ändern sich, neue geopolitische Bedingungen erzwingen eine Neuausrichtung, und es ist oft unmöglich vorherzusagen, welche Fähigkeiten zukünftig relevant werden. Als wichtige Fähigkeiten nennen die Arbeitgeber:innen solche Fähigkeiten, die sie nicht direkt vermitteln können: Problemlösung, kritisches Denken, Kommunikation, Kreativität, Führungsfähigkeiten, emotionale Intelligenz, Anpassung usw.

Im Jahr 2020 erfolgte eine rasche Umstellung auf Fernunterricht, und im Mai wurde eine erste „Remote-Session“ anberaumt. Ab 2020 wird der Fernunterricht (vollständig oder teilweise) auf allen Ebenen angeboten. Laut Umfrageergebnissen sind die Erwerbstätigen nach wie vor sehr an Fernunterricht interessiert.

Die Aktivitäten, die geleistete Unterstützung und die Kommunikation im Rahmen des Projekts haben zur Entwicklung einer Kultur des lebenslangen Lernens in Lettland beigetragen.

Das Angebot an Erwachsenenbildung wurde damit insgesamt erweitert. Darüber hinaus haben die Bildungseinrichtungen begonnen, Erwachsene als wichtige Zielgruppe zu betrachten.

Die im Jahr 2021 eingerichtete Abteilung für Datenanalyse im Bereich des lebenslangen Lernens hat zur datengestützten Entscheidungsfindung beigetragen. Um Feedback zu erhalten und die Motivation, Zufriedenheit und Auswirkungen der Fortbildung ein Jahr nach deren Abschluss zu bewerten, werden bei den Teilnehmer:innen geeignete Umfragen durchgeführt.

In Summe haben wir eine gute Zusammenarbeit mit zahlreichen Bildungsinstitutionen aufgebaut. In einer Umfrage unter 83 Bildungseinrichtungen bewerteten beispielsweise mehr als 90 % der Befragten die Kooperationsvereinbarungen zwischen der staatlichen Agentur für Bildungsentwicklung und ihren Partnern als sehr gut oder eher gut. Auch die Unterstützung durch die staatliche Agentur für Bildungsentwicklung bei der Vorbereitung des Angebots (Informationsseminare und -materialien, Beratung) wurde positiv bewertet. 

Was ist gescheitert oder nicht gut genug gelungen?

Ich würde nicht sagen, dass etwas gescheitert ist. Obwohl die Relevanz dieses Themas heute unbestritten ist, hat die Regierung vor sieben Jahren die Verbesserung der beruflichen Perspektiven der „Stiefkinder des Arbeitsmarkts“ nicht als Priorität des Projekts festgelegt.

Eines der Ziele im neuen Projektplan ist es nun, Menschen mit niedrigem Bildungsniveau, die dringend eine Ausbildung benötigen würden (aber die aufgrund ihres Lebensstils und eines Mangels an sozialen Aktivitäten nicht daran teilnehmen, die nicht über die bestehenden Möglichkeiten informiert sind, die sich der Notwendigkeit des Lernens nicht bewusst sind und die möglicherweise eine negative Einstellung zum Lernen haben) in die Erwachsenenbildung einzubeziehen. 

Auch andere Länder sind mit diesem Problem konfrontiert. Im Rahmen des neuen Projekts hat uns die Regierung die Aufgabe übertragen, über diese Probleme nachzudenken und nach Möglichkeit zu lösen.

„Nach Möglichkeit“ sage ich nur deshalb, weil in einer Demokratie niemand gezwungen werden kann, zu lernen, wenn man es nicht will, oder den Beruf zu wechseln, nur weil Unternehmer:innen zu wenige Mitarbeiter:innen haben.

Die Industrie muss viel mehr tun, um das Image bestimmter Berufe zu verbessern und die Beschäftigungsmöglichkeiten, die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung positiv herausstellen, um letztlich ein verständliches und attraktives Bild der Beschäftigungsaussichten und der erforderlichen Qualifikationen zu vermitteln.

Es ist anzumerken, dass es zu Beginn des Projekts schwierig war, konkrete Informationen über die auf dem Arbeitsmarkt benötigten Qualifikationen zu erhalten. Wir haben uns sowohl an die Kommunen als auch an unterschiedliche Branchenverbände mit der Bitte gewandt, den Ausbildungsbedarf zu bewerten, konnten diesen jedoch nur begrenzt genau ermitteln.

Wenn Sie auf das Erreichte zurückblicken, was sollte auf jeden Fall beibehalten und weitergeführt werden, was sollte „verworfen“ oder wesentlich verändert werden?

Die Investitionen müssen sich amortisieren. Wir werden das benutzerfreundliche elektronische Informationssystem weiter nutzen und verbessern. Wir werden uns auch um Feedback der Teilnehmer:innen bemühen – d. h. wir werden sechs Monate nach Abschluss Umfragen zu den erhaltenen Leistungen und den Auswirkungen der Bildungsprogramme durchführen. Durch die Analyse der Daten erhalten wir aktuelle Informationen, auf deren Grundlage wir die Umsetzung des neuen Projekts verbessern können.

In der Vergangenheit wurde bereits an der Kooperation mit Kommunen und Koordinatoren der Erwachsenenbildung gearbeitet. Die Kommunen sind ihren Einwohnern am nächsten und können dazu beitragen, die Zielgruppen, insbesondere die gering qualifizierten Erwerbstätigen, zu erreichen, indem sie sie diese informieren, ansprechen und motivieren, sich zu beteiligen. Die Kooperation muss intensiver und nachhaltiger gestaltet werden.

Im Rahmen des vorangegangenen Projekts wurde eine Methodik zur Ermittlung arbeitsmarktrelevanter beruflicher Qualifikationen entwickelt, die auch weiterhin genutzt werden sollte, um das Angebot an arbeitsmarktrelevanten Bildungsprogrammen in allen Branchen zu identifizieren.

Darüber hinaus werden wir vom Wirtschaftsministerium Informationen über den aktuellen Bedarf an Fachkompetenzen (die sogenannten Hard Skills) in den wichtigsten Branchen einholen. Einschlägige Erwachsenenbildungsprogramme sollten auch weiterhin nicht auf einen bestimmten Beruf, sondern auf bestimmte Fähigkeiten in diesem Beruf ausgerichtet sein. Hier ist eine stärkere Einbindung der Arbeitgeber:innen dringend erforderlich.

Die sechs Jahre der Umsetzung des Vorgängerprojekts waren nicht statisch. Jede neue Runde wurde entsprechend dem Bedarf, den Umständen und den sich ändernden Prioritäten der Kooperationspartner:innen angepasst und kontinuierlich verfeinert. Es gibt also keine Aspekte, die zu „verwerfen“ wären. Worauf wir uns jetzt konzentrieren sollten, habe ich bereits erläutert.

In der Verordnung Nr. 283 des Ministerkabinetts wird auf die genauen Ergebnisindikatoren (in Punkt 4.2) und die Bedingungen für die Beteiligung von Personen an den geförderten Maßnahmen (in Punkt 41) hingewiesen. Bedeutet dies, dass das neue Projekt die Erwachsenenbildung auf die Entwicklung der beruflichen Kompetenzen von Erwerbstätigen in Übereinstimmung mit den Anforderungen und Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ausrichten wird?

Jede neue Investition kann und sollte immer auf ein neues Ziel ausgerichtet sein, insbesondere wenn zwischen der vorherigen und der aktuellen Planung 7–8 Jahre vergangen sind. Die Richtigkeit der damals festgelegten Ziele sollte heute von den Personen und der Regierung beurteilt werden, die sie 2016 festgelegt haben.

Dabei ist jedoch zu bedenken, dass sie von den Statistiken, Prioritäten und der Arbeitskräftepolitik der jeweiligen Zeit beeinflusst wurden. Seit dem ersten Tag des Projekts im Jahr 2016 konzentriert sich die Erwachsenenbildung auf die Verbesserung der Kompetenzen und Fähigkeiten der Erwerbstätigen insbesondere auch im Einklang mit den von den Projektpartnern festgelegten Anforderungen.

Alle Listen des Ausbildungsbedarfs wurden vom Rat der Erwachsenenbildung genehmigt, dem der lettische Arbeitgeberverband, der lettische Bund freier Gewerkschaften, die lettische Industrie- und Handelskammer, der lettische Verband der Kommunalverwaltungen und andere Organisationen angehören.

Dieselben Arbeitgeber:innen und die drei Ministerien werden gemeinsam den Schwerpunkt der Erwachsenenbildung in der Zukunft festlegen und entsprechende Ziele vereinbaren.

Die neuen Zielvorgaben sollen die Art und Weise ändern, wie Menschen bestimmte Arten von Bildungsprogrammen auswählen und absolvieren können. Personen, die keinen Beruf erlernt haben (z. B. nur Schulbildung besitzen) oder die in der Vergangenheit einen Beruf erlernt haben, der auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt ist oder sogar nicht mehr existiert, werden vorrangig in ein Bildungsprogramm aufgenommen, das zu einer Berufsqualifikation oder Beruf führt. Personen mit einem hohen Bildungsniveau und die bereits einen auf dem Arbeitsmarkt gefragten Beruf erlernt haben, wird die Möglichkeit geboten, ihre beruflichen Kompetenzen zu erweitern, z. B. durch die Teilnahme an einem Kurs oder einem Modul eines Hochschulstudiums oder eines geeigneten nicht-formalen Bildungsprogramms.       

Kann das neue Projekt die Verschwendung oder die ineffiziente Verwendung von Mitteln für nicht-formale Bildungsprogramme vermeiden, die Kenntnisse und Fertigkeiten vermitteln, die nur für persönliche Zwecke oder nicht berufsspezifische Nebentätigkeiten genutzt werden?

Nicht-formale Bildungsprogramme (Kurzprogramme von 40-80 Stunden) werden weiterhin angeboten werden, da sie von den Anforderungen der Organisationen und Ministerien beeinflusst werden. So ist zum Beispiel die Erneuerung des Führerscheins der Klasse C1 für Spediteure wichtig, da sie eine unternehmensrelevante Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen darstellt. Das ist nicht-formale Bildung. Auch digitale Kompetenzen sind auf einigen Ebenen nicht-formale Bildung. Ob man es als Weiterbildung zu persönlichen Zwecken bezeichnen kann, hängt davon ab, wo die Person die erworbenen Fähigkeiten einsetzt. Wenn sie in der Arbeit genutzt wird, dann ist es kein persönlicher Zweck, wenn außerhalb der Arbeit dann vielleicht, aber nur bis zu dem Moment, wenn die Person ein Unternehmen gründet oder den Arbeitsplatz wechselt, wo das neue Wissen benötigt wird.

Die Frage, wie die betreffenden Personen das im Bildungsprogramm erworbene Wissen genutzt hat, ist daher sehr weit gefasst.

Die Daten zeigen, dass sich die meisten Projektteilnehmer:innen bisher für ein Bildungsprogramm entschieden haben, das mit ihrer derzeitigen Tätigkeit zusammenhängt.

Wenn sich jemand für ein Bildungsprogramm entscheidet, das für eine wirtschaftliche Tätigkeit nützlich ist, oder wenn die Person plant, außerhalb ihres derzeitigen Arbeitsplatzes ein Unternehmen zu gründen, kann dies ebenfalls einen positiven Beitrag für die Person selbst und für die Wirtschaft insgesamt darstellen. Wenn sich jemand ausgebrannt oder unterbezahlt fühlt, ist es gut, dass diese Person neue Fähigkeiten, Perspektiven und Qualifikationen erwirbt und die Beschäftigung wechselt.

Durch Umfragen und Interviews mit den Projektteilnehmer:innen erfahren wir von Situationen, in denen gezielt Kompetenzen erworben wurden, die nicht mit ihrer Haupttätigkeit im Zusammenhang stehen, die aber eine Verbesserung der eigenen Situation, der Situation der Familie oder der umliegenden Gemeinschaft ermöglichen. So hat beispielsweise eine Person, die nicht in der Forstwirtschaft arbeitet, Fähigkeiten zur Waldbewirtschaftung erworben, um ihren Eltern bei der Pflege des Waldes auf ihrem Grundstück zu helfen. Oder ein anderer Fall: Eine Person, die nicht in der Immobilienbranche tätig ist, hat sich im Bereich der Immobilienverwaltung weitergebildet, um sich an der Verwaltung des Mehrfamilienhauses, in dem diese Person lebt, zu beteiligen und in der Wohnungseigentümergemeinschaft mitzuwirken.

Viele erlernen Fähigkeiten, die nicht für ihre Haupttätigkeit relevant sind, die aber für Nebenjobs oder die ehrenamtliche Arbeit in Nichtregierungsorganisationen nützlich sind.  

Stellen wir uns eine andere Situation vor: Eine ehemalige Sportlehrerin, die das 60. Lebensjahr erreicht hat und körperlich nicht mehr in einer Schule arbeiten kann, arbeitet als Kassiererin in einem Supermarkt oder macht sich nach Abschluss einer Gartenbauausbildung mit der Anzucht von Setzlingen selbständig. Ich denke, wir sollten diese Entscheidungen nicht als Verschwendung von Mitteln bezeichnen. Die Bedürfnisse aller Gruppen sind wichtig, und genau deshalb ist die Investitionspolitik so breit angelegt.

Bei dem vorangegangenen Projekt „Bildung für Erwachsene“ hatten nur 19 % der Teilnehmer:innen ein niedriges Bildungsniveau, das nicht den Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprach. Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die Zielgruppe, der es an Motivation mangelt, zum Lernen zu motivieren?

Es ist nicht leicht, diese Personen zum Lernen zu motivieren. Deshalb sind eine Reihe von Maßnahmen geplant, um die Teilnahme der Personen an der Erwachsenenbildung zu gewährleisten, die schwerer erreichbar sind:

  • eine aktivere Beteiligung der Kommunen (Koordinator:innen, Programmmanager:innen) an der Bereitstellung von Informationen und Einbeziehung der Zielgruppe, insbesondere derjenigen mit niedrigem Bildungsniveau;

  • Ausbau und Entwicklung von Möglichkeiten der Karriereförderung;

  • Unterstützung bei der Auswahl von Bildungsprogrammen, z. B. die Möglichkeit, die Fähigkeiten und Kenntnisse vor der Bewerbung für eine Ausbildung zu bewerten, um das am besten geeignete Bildungsprogramm zu finden;

  • andere Unterstützungsmaßnahmen (wie Stipendien, Erstattung von Kinderbetreuungskosten, Erstattung von Miet- oder Wohnheimkosten usw.);

  • vorrangige Berücksichtigung von Personen mit niedrigem Bildungsniveau bei der Bildung von Ausbildungsgruppen.

Sind Sie überzeugt, dass das (in den Leitlinien für die Entwicklung des Bildungswesens festgelegte) Ziel einer Beteiligung an den Bildungsprogrammen von 12 % der Erwachsenen bis 2027 erreicht wird? Ist die in den Medien verbreitete Behauptung gerechtfertigt, dass sich die Erwachsenen nur dank der Finanzierung durch die europäischen Fonds aktiver an der Weiterbildung beteiligen?

Bislang sind wir auf dem Weg zu diesem Ziel sehr gut vorangekommen. Die Daten der Arbeitskräfteerhebung des Statistischen Zentralamts zeigen, dass der Anteil der 25- bis 64-Jährigen, die in den vier Wochen vor der Erhebung an einer Erwachsenenbildung teilgenommen haben, von 7,4 % im Jahr 2019 auf 10,7 % im Jahr 2023 gestiegen ist. Dies ist ein erheblicher Anstieg.

Nun ist es wichtig, die neuen Projekte der EU-Fonds im Bereich der Erwachsenenbildung so schnell wie möglich einzuleiten, da es leider keine Mittel für die Erwachsenenbildung im Staatshaushalt gibt.

Nicht alle Arbeitgeber:innen (insbesondere Kleinst- und Kleinunternehmen) verfügen über die Mittel, um ihre Arbeitnehmer:innen weiterzubilden. Außerdem können sich angesichts des Einkommensniveaus der Menschen nur wohlhabende Bürger:innen Bildung aus eigenen Mitteln leisten. Aus diesem Grund ist die EU-Finanzierung das einzige nennenswerte Instrument, um die Teilnahme von Erwachsenen am Lernen zu fördern und Bildungseinrichtungen in die Lage zu versetzen, ihr Angebot im Bereich Erwachsenenbildung zu entwickeln. Die Ziele für den neuen Zeitraum sind jedoch andere, und es wird eine zentrale Herausforderung sein, Menschen mit niedrigem Bildungsniveau in die Bildungsprogramme einzubeziehen. In einer so kurzen Zeit kann nur eine große Beteiligung der betreffenden Zielgruppe erreicht werden, wenn sich alle, insbesondere die Kommunen, daran beteiligen.

1.Mehr über die Projektergebnisse auf der Website macibaspieaugusajiem.lv >> Erfolgreicher Abschluss des Projekts „Bildung für Erwachsene“[Zugriff am 17.05.2024].
 
 
 
 
 
 
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