Das Jigsaw-Puzzle - eine Methode des Kooperativen Lernens

In unstrukturierter Gruppenarbeit passiert es schnell, dass Lernende durch dominante, extrovertierte Führungspersonen unbewusst übergangen oder bewusst ausgeschlossen werden. Oft trifft das Personen, die bereits außerhalb der Bildungslandschaft marginalisiert sind. Derartige Gruppenarbeit reproduziert Ungleichheiten der Gesellschaft und ist im Lernprozess sogar schadhafter als Einzelarbeit und erzeugt entsprechende Reaktionen “Ich hasse Gruppenarbeit!”. Jigsaw-Puzzles sind die Lösung, um unkooperatives Verhalten in Gruppenarbeit zu verhindern.
Ursprung:
Jigsaw ist das englische Wort für Puzzle/Säge, da die ersten Puzzles mit einer Laubsäge in Teile zersägt wurden. Dies passiert auch in der Übung, indem die Trainer*in ein Lernthema in Einzelteile zerlegt und die Lerner*innen diese Einzelinformationen gemeinsam zusammenführen müssen. Das Jigsaw als Trainingsmethode in seiner klassischen Form ist eine Methode aus der Familie des Kooperatives Lernens. Sie wurde ursprünglich in den 1970ern durch Elliot Aronson entwickelt wurde, um die ethnische Segregation in Schulen in Texas zu überwinden. Alle Jigsawvarianten bauen auf dem Prinzip auf, eine Abhängigkeit der Gruppenmitglieder untereinander herzustellen, die eine Motivation erzeugt das inhaltliche Problem gemeinsam und nicht in Konkurrenz zu lösen. Elliot Aronson prägte dafür den Begriff: “strukturierte Interdependenz”. Zeitdruck ist ein didaktisches Prinzip in Jigsaws, komplexere Jigsaws dauern ca. 90 Minuten (ohne Gruppenpräsentationen im Plenum). Die Methode ist daher gut in Workshops anwendbar.
Anwendung in der EU:
Auf EPALE wurden das Prinzip des Jigsaw bereits in englischer Sprache mit Beispielen durch Mihaela Popa für die Zielgruppe Schüler*innen vorgestellt: https://epale.ec.europa.eu/en/resource-centre/content/cooperative-learning-jigsaw-method
Wir ergänzen in diesem Artikel zwei deutschsprachige Ressourcensheets, die auf die Erwachsenenbildung adaptiert sind und zwei Jigsaw-Varianten mit Beispielen vorstellen:
"Jigsaw Klassisch" (Variante Exper*innengruppen und Basisgruppen)
"Adaptiertes Jigsaw -+ mit Gruppenrollen" (Variante ohne Expert*innengruppen mit Kreativaufgabe und Gruppenrollen)
Wir hatten das Glück, die Methode im Rahmen unseres Erasmus+ Projektes „DIVE – Didactics of Diversity“ im strukturierten Kurs “Diverse Society – Diverse Classrooms” der Kursanbieterin InterCultural Ísland im März 2022 auszutesten. Seitdem ist die Methodik fest in unserem Repertoire. Sie lässt sich auf so gut wie alle Lerninhalte anwenden. Wir haben sie z.B. bereits auf die Themen "Führungskraft", "Projektentwicklung" und "Fundraising" angewendet. Das Jigsaw ist eine Methode, die am besten mit einer Testdurchführung zu verstehen ist.
Hauptbenefit des Jigsaw ist, dass es einem nicht-kooperatives Verhalten allein durch seine Struktur erfolgreich entgegengewirkt wird. Prinzip ist, dass jedes Gruppenmitglied über exklusive Informationen verfügt. Dadurch wird aktives Zuhören und Inklusion im Prozess belohnt und Ausschluss sanktioniert. Eine Gruppe kann kein gutes Ergebnis erreichen, wenn sie Einzelne ausschließt. Insbesondere die adaptierte Variante mit Gruppenrollen ist besonders gut für eine Didaktik der Vielfalt geeignet. Die Methode fordert hohen Focus der Trainer*in auf die Gruppeneinteilung und Vorbereitung, schafft aber in der Durchführung Räume und Zeit zu beobachten, ob Lerner*innen ausgeschlossen werden.
