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Reisen bildet, sagen wir so daher – und meinen es in der Regel auch. Ob wir uns eigenmächtig und rucksackbepackt durchschlagen, uns mit allem Komfort verwöhnen lassen oder gruppenweise must-sees abklappern: Der Blick über den Tellerrand ist dabei unvermeidbar und trägt in unterschiedlichem Maße zu unserem Blick auf die Welt bei. Das Genre der Bildungs- und Studienreisen macht diesen Blick über den Tellerrand zu seiner Hauptaufgabe und ist heute genauso buchbar wie die Pauschlareise ins All-Inclusive-Hotel an der sonnenverwöhnten Küste.
Treiben lassen in der „Triple Metropolis“
Warum reisen Menschen nach Nordrhein-Westfalen? 23,3 Millionen Menschen waren es 2018, Tendenz: steigend. Sie kommen zum Wandern, Radwandern, Skifahren und Rodeln. Sie besuchen Kultureinrichtungen, gehen shoppen oder machen Geschäfte – insbesondere in den Metropolen oder der „Triple Metropolis“, wie diese urbane Agglomeration von Köln über Düsseldorf den Rhein entlang bis in die Metropole Ruhr in der Humangeographie auch bezeichnet wird und Ihresgleichen sucht. Mit dem Blick auf die Städte können wir feststellen, dass derzeit mehr als zwei Drittel der rund vier Millionen Touristen aus nicht-geschäftlichen Anlässen in die NRW-Metropolen reisen. Und hier lassen sie sich treiben, was inzwischen beliebter touristischer Habitus ist.
Gesucht: Mikrokosmen zum Mitmischen
Über die tradierten Formate des Besichtigungs- oder Eventtourismus mit pauschalen Übernachtungsangeboten hinaus suchen wir und unsere Gäste immer stärker nach dem Erlebniswert der Städte. Die Gesamtheit von Kultur, Gastronomie, Architektur und Stadtmilieus, im Detail: Die Galerie- und Graffiti-Szene, die Neue Musik und Indie-Kultur, Design, Mode, die Digital- und Games-Szene wie auch Parcours und Urban-Gardening haben hier Schlüsselfunktion. Dabei bleibt es nicht bei der Rezeption allein: Die Reisenden nehmen sich selbst nicht als Tourist, sondern als Teil der lokalen Szene mit wahr. Zum Hyperlokalen neigend, flanierend und entdeckend mischen sie bereitwillig mit, wenn es Gelegenheit dazu gibt. Der Blick hinter die Kulissen und in städtische Mikrokosmen treibt die aufgeschlossenen Entdecker an – Pröbstle (2014) spricht in Ihrer Typologie der Kulturtouristen von den „emanzipierten Kulturrezipienten- und Produzenten, die nach Selbsterfahrung streben“. In Sinus-Milieus ausgedrückt sind es die „Performer“ und die „Expeditiven“, die einen Stadtraum selbstbestimmt erleben, sich vielleicht sogar aneignen.
Der größte gemeinsame Nenner: #urbanana
Mit dem von der EU geförderten Projekt #urbanana möchte Tourismus NRW mit seinen Partnern Düsseldorf Tourismus, KölnTourismus und Ruhr Tourismus den kreativ orientierten Städtetourismus fördern. Dabei stehen nicht einzelne Attraktionen im Vordergrund, sondern die Möglichkeit, den authentischen Stadtraums eigenmächtig zu entdecken, temporär in Szenen einzutauchen und mit Kreativen vor Ort in Interaktion zu treten. Wie das zu bewerkstelligen ist?
Der Aufstieg des Individualtourismus, die wachsende Erlebnisorientierung und das stärker werdende Distinktionsbedürfnis der Reisenden führen zu neuen Nachfragemustern, die sich nicht auf altbewährten Wegen befriedigen lassen. Zahllose Informationsressourcen, insbesondere digitale, ermöglichen ein Reiseverhalten, das spontan und individuell orientiert ist ohne auf Komfort zu verzichten. Hier setzt auch #urbanana an, indem das Projekt digitale Kommunikationsformen nutzt und im Rahmen der #urbanana-Awards vornehmlich digitale Tourismusprojekte ausgezeichnet hat. #urbanana ist strengstens darauf bedacht, nie eine Von-Oben-Herab-Perspektive einzunehmen sondern die Gäste einerseits und die kreativen Akteure vor Ort andererseits in der #urbanana-Metropolregion zueinander finden zu lassen. Denn für den Tourismus NRW gilt: Der angestrengte Versuch cool zu sein, ist das sicherste Versprechen, es nicht zu werden (sehr frei nach Pierre Bourdieu).
Für mehr Informationen zu #urbanana folgen Sie uns auf Facebook, Instagram oder Twitter unter @goingurbanana.
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Über die Autoren: Jan-Paul Laarmann, Valeria Melis und Laura Försch (v. li) sind die #urbanana-Projektverantwortlichen. Das Projekt "NRW als Destination für Urban Lifestyle und Szene", kurz: #urbanana, wird gefördert durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Tourismus NRW als Projektkoordinator und seine Partner KölnTourismus, Düsseldorf Tourismus und Ruhr Tourismus setzen das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren seit 2016 um.
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Bild 1 - Die fiktive Bananenrepublik #urbanana verbindet Köln, Düsseldorf und das Ruhrgebiet. © Tourismus NRW e.V.
Bild 2 - Die Stadt zeigt sich ausgelassen, hier beim Modefestival Le Bloc in Köln. © Georg Hopp alias Fänger der Zeit
Bild 3 - Was aufgeschlossenen Entdecken im Stadtdschungel blüht: Kunst im öffentlichen Raum. © Georg Hopp alias Fänger der Zeit
Bild 4 - Statt dem weißen Kaninchen einfach mal den pinken Luftballos folgen und schauen, was die Stadt zu bieten hat. © Georg Hopp alias Fänger der Zeit