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Wenn die Lernenden im Zentrum stehen

Agiles Lernen fördert die Abkehr von klassischen Lernformen und eröffnet Chancen für innovative Bildungsformate

Die Erwachsenenbildungslandschaft verändert sich, sie wird immer digitaler. Quasi wöchentlich gibt es neue KI-Tools, die Zeiten von starren Konzepten und reinen Anwesenheitsveranstaltungen scheinen vorbei. Die Fragen, die sich in diesem Kontext stellen, lauten: Wie können neue und dynamische Lernformen aussehen, die dem gerecht werden? Und wie kann es gelingen, besser auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden einzugehen? Warum ist agiles Lernen eine mögliche Antwort auf diese Fragen?

Vera Baum hat den Bereich Quality Learning bei der QualityMinds GmbH mit Sitz in München, Nürnberg, Berlin und Warschau mitbegründet. Die studierte Pädagogin promovierte zum Lernen mit neuen Medien und ist beruflich im IT-Bereich verwurzelt. Sie hat als Product Owner und Scrum Master in der Softwareentwicklung gearbeitet und glaubt, dass agile Prinzipien und Frameworks auch bei der Gestaltung von Lernarchitekturen eine große Rolle spielen können. 

Vera Baum, QualityMinds GmbH.

„Wenn wir vom Lernen sprechen, haben wir in der Regel Lehrende vor Augen, die die Inhalte und Methoden definieren und damit auch die Lernziele“, sagt die 40-Jährige und ergänzt: „Die Frage für uns lautete, ob und wie wir Lernziele individualisieren können. So sind wir bei den QualityMinds zum agilen Lernen gekommen. Unser Ziel war und ist es, die Lernenden ‚in den Fahrersitz‘ zu setzen. Sie dürfen selbst entscheiden, was sie lernen wollen und wie sie das tun. Das ist immer mit der Idee des Experiments verbunden, weil Agilität mit Vertrauen und der Erlaubnis, Fehler zu machen, einhergeht.“

Mut zur Ergebnisoffenheit

Die Grundidee des agilen Lernens ist es für Baum, sich auf einen Prozess einzulassen, ohne zu wissen, was dessen Ergebnis ist. Sie sagt: „Wir können nicht vorhersehen, was die Digitalisierung uns bringt und welche Berufe es in Zukunft geben wird. Das heißt, dass auch der Lernprozess einer permanenten Veränderung unterliegt. Indem wir die Lernenden in den Mittelpunkt rücken, finden wir heraus, welche Inhalte und Methoden wir heranziehen müssen, um uns bestmöglich weiterzuentwickeln. Nehmen Sie einen klassischen Anbieter der Erwachsenenbildung, der darauf ausgerichtet ist, allen Lernenden stets das gleiche Angebot zur Verfügung zu stellen. In dem Moment, in dem ich den Fokus darauf richte, was meine Lernenden eigentlich können und mitbringen, baue ich auch meine Lehre anders auf. Ich schaue mir genau an, wo die Lernenden stehen und wie ich sie am besten unterstützen kann. So werden die Lehrenden vom reinen Wissensvermittler zum Begleiter des Lernprozesses. “

Agiles Lernen ist eine stärkenorientierte, individuelle Herangehensweise, die auch in der Erwachsenenbildung einsetzbar ist. Dazu Baum: „Ich könnte die Methode auch in einem Volkshochschulkurs anwenden. Dann würde nicht der Dozent definieren, was gelehrt wird, sondern die Gruppe legt dies fest. Sie schafft damit einen Anker, entlang dessen sie sich während des gesamten Kurses orientieren, den sie aber auch abwandeln kann.“ 

Die Transformation agil mitgestalten

Ein großes Plus des agilen Lernens sieht Baum darin, sich stets neu auf eine sich verändernde Welt einzustellen und den Prozess dynamisch anzupassen. Die Methode sei eine große Hilfe, um neue Lernformen zu etablieren, die individueller seien und der Dynamik in diesem Bereich gerecht würden. Das ermögliche es, die Transformation einer sich verändernden Bildungslandschaft aktiv mitzugestalten. Lernen sei dabei ein zentrales Thema. Analog zur agilen Softwareentwicklung, die ergebnisoffen Visionen und Lösungen entwickle – gehe es darum, in möglichst kleinen Einheiten zu agieren und sich immer wieder zu fragen: Sind wir auf dem richtigen Weg? Haben wir das richtige Ziel? Und Ist es das Beste, das wir erreichen können?

„Entscheidend sind der Prozess und das Miteinander“, betont Vera Baum. Von zentraler Bedeutung sei dabei der agile Lerncoach. Er stehe als Sparringspartner für weiterführendes Wissen zur Verfügung, allerdings nicht inhaltlich, sondern bezüglich der Beschaffung dieses Wissens. Baum wörtlich: „Den Prozess von Selbstwahrnehmung, Reflektion und Eigenverantwortlichkeit für sich zu definieren, setzt Skills voraus, die wir nicht per se mitbringen. Das agile Lerncoaching hilft uns, diese Skills zu erwerben. Es analysiert, ob und wie ich etwas am besten leisten kann. Das beginnt mit der Frage, was ich überhaupt will. Diese Reflexion ist in einer Gesellschaft, in der ich alles an Daten erfassen und an Zielen setzen kann, von enormer Bedeutung.“ Hinzu komme, dass sich durch das agile Lerncoaching das Wissen über das eigene Lernen immer mehr aufbaue und dieses somit effizienter und erfolgreicher für die Lernenden werde.

Das agile Lernen gehe von den Wünschen und Zielen der Menschen aus und suche erst dann die Inhalte. Zugleich stehe aber auch im Fokus, dass Transformation bei vielen Menschen mit Ängsten einhergehe. Über das agile Lernen ließen sich neue Denk- und Verhaltensweisen in ein Unternehmen, ein Team oder eine Institution tragen, ohne den Wandel gleich als Gefahr erscheinen zu lassen. Baum ist überzeugt: „Ich glaube fest daran, dass Agilität uns befähigt, besser mit den immer schneller und komplexer werdenden Herausforderungen in Arbeit und Gesellschaft umzugehen.“

Die Akteure der Erwachsenenbildung sollten die Methode einfach einmal ausprobieren und sich beispielsweise mit einem agilen Lerncoach austauschen. Dann bekomme man ein Gefühl dafür, wie agiles Lernen ablaufe und was daran wirklich neu sei. Das agile Lerncoaching könne zudem eine sehr gute Ergänzung zu anderen Formaten sein, weil so die Individualität der einzelnen Personen berücksichtigt werde. „Das Schöne ist, dass ich auf der einen Seite Schulungsaspekte habe, zugleich aber auch die Menschen betrachte, die meist ja noch andere Sorgen und Nöte haben und vielleicht andere Dinge brauchen“, hebt Vera Baum abschließend hervor.

(Fotos: QualityMinds GmbH)

Wie Agilität in der Praxis funktionieren kann, vermittelt die EPALE-Akademie „Future Skills – Agiles Arbeiten in der Erwachsenenbildung“, die vom 7. bis zum 28. März 2024 stattfindet.

 

 

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Kommentar

Nowadays society ask us to be agile and flexible. At a time when new technology can make your job disappear, or the knowledge you had in a field become obsolete, this forces us to make the learning agile and open-minded as the environment around us. So this is why I really agree with this methodology. Taking advantage of students' strengths to facilitate learning about a new subject, seems to me to be a very smart way to learn. In this way the student is always the main character of the learning. 

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