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Validierungsverfahren eröffnet Chancen für An- und Ungelernte

Ob im Restaurant, auf der Baustelle, im Lager oder im Büro: In vielen Bereichen sind Menschen zu finden, die keinen zu ihrem Job passenden Berufsabschluss haben. Die Gründe dafür sind vielfältig und häufig ist es nicht möglich, eine Ausbildung nachzuholen. An diesem Punkt setzt das BMBF-geförderte Projekt »ValiKom Transfer« an.

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Ob im Restaurant, auf der Baustelle, im Lager oder im Büro: In vielen Bereichen sind Menschen zu finden, die keinen zu ihrem Job passenden Berufsabschluss haben. Die Gründe dafür sind vielfältig und häufig ist es nicht möglich, eine Ausbildung nachzuholen. An diesem Punkt setzt das BMBF-geförderte Projekt »ValiKom Transfer« an: Es bietet Menschen die Möglichkeit, mit einem Validierungsverfahren ihr berufliches Können sichtbar zu machen. Am Ende des Verfahrens erhalten sie ein Zertifikat, das zeigt, inwieweit ihr Können mit den Qualifikationen eines anerkannten Berufsabschlusses - dem Referenzberuf - übereinstimmt.

Zielgruppe des Validierungsverfahrens

Das Verfahren richtet sich an Personen ohne Berufsabschluss und Quereinsteiger/innen, die in einem anderen als dem erlernten Beruf tätig sind. Sie müssen mindestens 25 Jahre alt sein und über einschlägige Berufserfahrung im Referenzberuf verfügen. Das Verfahren wird in deutscher Sprache durchgeführt, daher werden für eine erfolgreiche Teilnahme grundlegende Deutschkenntnisse inklusive der Fachbegriffe des Berufsfeldes benötigt.

Zielgruppe des Validierungsverfahrens.

4 Schritte bis zum Zertifikat

Das Verfahren orientiert sich an der EU-Ratsempfehlung zur Validierung von non-formal und informell erworbenen Kompetenzen und umfasst die Schritte

  • Information und Beratung,
  • Dokumentation,
  • Bewertung und
  • Zertifizierung.

Diese vier Schritte hat auch Issa Masoud durchlaufen. Er stammt aus Syrien und lebt seit 2013 in Deutschland. In Syrien hat er sein Abitur abgelegt und eine Ausbildung im Bereich Heizungs- und Klimatechnik abgeschlossen, die in Deutschland jedoch nicht anerkannt wurde. Nachdem er sich Deutschkenntnisse angeeignet hatte, trat er 2014 seine erste Arbeitsstelle im Einzelhandel an. Nach einige Jahren, in denen er umfangreiche Berufserfahrung im Einzelhandel sammeln konnte, ließ er sich bei der IHK München und Oberbayern dazu beraten, wie er sich beruflich weiterentwickeln kann. Dabei stellte sich heraus, dass das Validierungsverfahren zu seinem beruflichen Hintergrund und seinen Zielen passt.

Der Referenzberuf, der Issa Masouds Können entspricht und in dem er auch in Zukunft arbeiten möchte, war schnell gefunden: Seine Kompetenzen sollten mit dem Ausbildungsberuf „Kaufmann im Einzelhandel“ verglichen werden. Er dokumentiere seine beruflichen Erfahrungen in einem Lebenslauf und reflektierte seine Kompetenzen in allen Bereichen des Berufs mit einem vorstrukturierten Selbsteinschätzungsbogen.

4 Schritte bis zum Zertifikat.

Berufsexpertinnen und -experten bewerten Können und Wissen

Nachdem sein Antrag auf Validierung durch die Kammer ausgewertet wurde, bereitete er sich auf die Fremdbewertung vor. Sie ist das Herzstück des Verfahrens, denn dort zeigen die Teilnehmenden ihr praktisches Können und ihr Wissen. Dabei kommen z. B. Arbeitsproben, Fachgespräche oder Probearbeiten im Betrieb zum Einsatz. Die Teilnehmenden werden dabei durch Berufsexpertinnen und -experten beobachtet und bewertet. Vor der Fremdbewertung treffen sich der/die zuständige Bewerter/in und die Teilnehmenden, um den Ablauf der Fremdbewertung zu besprechen. Nach diesem Gespräch legen die Teilnehmenden verbindlich fest, in welchen Bereichen des Referenzberufs sie sich bewerten lassen möchte.

Issa Masoud bestätigte nach dem Gespräch seinen Wunsch, sein Können im gesamten Berufsbild zu zeigen. Dieses Ziel vor Augen, bereitete er sich intensiv auf die Fremdbewertung vor, rekapitulierte seine Erfahrungen und las Fachbücher. Seine Freunde wussten von seinem Plan, motivierten und unterstützen ihn während der Vorbereitungszeit. Am Tag der Fremdbewertung zeigte sich, dass Issa Masouds Ehrgeiz sich gelohnt hat: Er konnte unter Beweis stellen, dass er alle Bereiche des Berufs beherrscht.

Validierungsverfahren als Einstieg in berufliche Weiterbildung

Nach Abschluss des Verfahrens und dem Erhalt des Kammerzertifikats hat sich für Issa Masoud einiges verändert. Er ist mittlerweile als Lagerchef zuständig für fünf Geschäfte und ein Restaurant. Issa Masoud ist froh darüber, dass sein Engagement, seine langjährige Zuverlässigkeit und Disziplin belohnt wurden. Nun möchte er sein nächstes Ziel angehen: die Weiterbildung zum Handelsfachwirt.

ValiKom Transfer - Ein bundesweites Netzwerk für Validierungsverfahren

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt »ValiKom Transfer«, an dem 30 Kammern beteiligt sind. 11 Handwerkskammern, 17 Industrie- und Handelskammern und zwei Landwirtschaftskammern führen das Validierungsverfahren durch. Es wird in insgesamt rund 30 Berufen angeboten. Bis Oktober 2021 wird die Teilnahme am Verfahren mit Projektmitteln gefördert. Informationen zu »ValiKom Transfer« und zum Validierungsverfahren sind zu finden unter www.validierungsverfahren.de.


Über die Autorin:

Ricarda Spallek arbeitet beim Westdeutschen Handwerkskammertag. Zunächst war sie im Projekt »ValiKom« tätig. Seit November 2018 ist sie Projektmitarbeiterin im Folgeprojekt »ValiKom Transfer«.


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