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Mobilitäts-Scouts – ältere Menschen gestalten eine alternsgerechte Lebensumwelt (2)

Warum ein Erasmus+ Projekt wie Mobility Scouts relevant ist und welche Rollen Mobility Scouts einnehmen, erfahren Sie in diesem 2. Teil des Artikels.

Zurück zum 1. Teil des Artikels.

Was bedeutet altersfreundlich?

Alternsgerecht ist ein Wohnumfeld dann, wenn es von Seniorinnen und Senioren mit und ohne Mobilitätseinschränkungen selbstbestimmt und sicher genutzt werden kann. Es soll darüber hinaus einladend wirken und die Freude daran wecken, sich auf den Weg zu machen, dabei zu sein, mitzumachen. Eine alternsgerechte Lebenswelt ermöglicht und fördert die Bewegung und den Aufenthalt im öffentlichen Raum für Seniorinnen und Senioren, die mit größerer Wahrscheinlichkeit von Mobilitätseinschränkungen betroffen sind als jüngere Menschen.

Warum ist ein Projekt wie Mobility Scouts relevant?

Im Jahr 2060 wird beinahe ein Drittel der europäischen Bevölkerung 65 Jahre oder älter sein. Altern ist damit nicht ausschließlich eine individuelle, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung. Auf sie sollten wir rechtzeitig und in vielfältiger Weise vorbereitet sein. Lebensräume alternsgerecht, einladend und zugänglich zu gestalten ist nicht nur Antwort auf den demografischen Wandel, sondern nimmt auch die Bedürfnisse der Menschen ernst, sich möglichst lange selbstständig im öffentlichen Raum zu bewegen und sich aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligen zu können.

Mobilität und Teilhabe stehen in einem Wechselspiel: Mobilität ist die Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe, und Teilhabemöglichkeiten unterschiedlicher Art erhöhen das Interesse der Menschen sich auf den Weg zu machen. Die Teilnahme an unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Lebens, d.h. eine zugängliche Umgebung mit entsprechenden Angeboten an Diensten, ist eine entscheidende Voraussetzung für ein aktives, sinnerfülltes und gesundes Leben im Alter.

Ältere Menschen sind Expertinnen und Experten ihrer persönlichen Lebenswelt und wissen am besten, wie Dienstleistungen und öffentliche Räume gestaltet und organisiert werden sollten, damit die Teilhabe Älterer möglich ist. Sie wollen, dass ihre Stimmen gehört, ihre Erfahrungen anerkannt und ihre Fähigkeiten genutzt und gewürdigt werden. Das Projekt Mobility Scouts setzt genau hier an: es will Senioren und Seniorinnen befähigen sich mit Ihren Perspektiven bei der Gestaltung und Organisation ihrer Lebenswelt einzubringen.

Welche Rollen können Mobilitäts-Scouts einnehmen?

Mobilitäts-Scouts können in verschiedenen Bereichen und auf verschiedenen Ebenen aktiv werden, um eine altersfreundliche Umwelt zu fördern. Der folgende Überblick über die verschiedenen Rollen, die Mobilitäts-Scouts übernehmen können, ist der Versuch, mögliche Tätigkeitsfelder zu kategorisieren, die sich in der Praxis mitunter überschneiden und kombiniert werden können.

Erforschen und berichten

Als Expertinnen und Experten für ihr jeweiliges Umfeld haben ältere Bürgerinnen und Bürger ein geschultes Auge für alternsgerechte Räume oder Angebote. Probleme sind in der Regel bekannt und werden untereinander kommuniziert. In vielen Fällen leiten die betroffenen Älteren sie jedoch nicht an die zuständigen Behörden weiter oder haben Vorbehalte, sich aktiv bei den Institutionen zu beschweren. Ohne das Wissen über bestehende Probleme können diese jedoch nicht gelöst werden.

Mobilitäts-Scouts können somit als Vermittler fungieren. Sie können Feedback und Kommentare älterer Menschen zu ihrem Lebensumfeld, möglichen Problembereichen, öffentlichen Gebäuden und seniorenfreundlichen Angeboten sammeln und an relevante Institutionen (z. B. Unternehmen oder Kommunen) weiterleiten. Mobilitäts-Scouts können auch ältere Menschen und Fachleute aus verschiedenen Sektoren zusammenzubringen. Die Erfahrung zeigt, dass Runde Tische, gemeinsame Stadtbegehungen oder Workshops geeignete Methoden sind, um sich auszutauschen und Ideen zu sammeln. Mobilitäts-Scouts können jedoch auch eine direkte und anonyme Möglichkeit schaffen, um Probleme zu melden (z. B. durch Umfragen).

Trainieren und kommunizieren

Mobilitäts-Scouts können ihre Perspektiven und Kenntnissen an Akteure, die für alternsgerechte Umgebungen relevant sind, weitergeben. Hierzu gehören z. B. , Kommunen, Dienstleister des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), aber auch Architekturstudierende oder künftige Planer und Planerinnen. Darüber hinaus können Mobilitäts-Scouts bestehende Angebote aktiv fördern und ihre Mitmenschen darüber informieren.

Entwickeln und unterstützen

Bei dieser Art von Mitwirkung unterstützen ältere Menschen systematisch Kommunen oder Organisationen beim Entwurf und der Herstellung von Dienstleistungen oder Maßnahmen. Sie können z. B. als Kontaktpersonen für ältere Kund/innen fungieren, deren Rückmeldungen sammeln, Organisationen bei der Entwicklung von Publikationen unterstützen, als Ko-Designer/innen bei Planungsprojekten auftreten oder  andere ältere Bürger/innen ausbilden. Unterstützungsmaßnahmen können auch von Mobilitäts- Scouts koordiniert werden.

Inspirieren und motivieren

Mobilitäts-Scouts können Angebote organisieren, um die Beteiligung älterer Menschen am sozialen Leben zu fördern. Einige Zielgruppen (z. B. Menschen mit Demenz oder Behinderung) benötigen bei Aktivitäten außerhalb ihrer Wohnungen eine spezielle Infrastruktur und Betreuung. Seniortrainer/innen sind bereits häufig in der Freiwilligenarbeit, generationenübergreifenden Projekten oder in der kulturellen Bildung zu finden.

Initiieren und agieren

Mobilitäts-Scouts sind auch dazu eingeladen, Veranstaltungen und Initiativen zu organisieren, um altersfreundliche Umgebungen zu gestalten und um auf die täglichen Herausforderungen und Hindernisse für ältere Menschen aufmerksam zu machen.

Erfahrungen aus dem Projekt 

Die Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Projekt fließen in das Handbuch für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger  und das Handbuch für Praktikerinnen und Praktiker ein. Darüber hinaus erhalten Interessent/innen in einem Online-Training nähere Informationen zum Projekt und den umgesetzten lokalen Initiativen sowie Tipps und Tricks für die praktische Umsetzung ähnlicher Projekte.



Ideen- und Networkingpool „Mobilitäts-Scouts“ im Rahmen der EPALE Themenkonferenz am 21. Juni 201...
Autorin: Claudia Auzinger| queraum. kultur- und sozialforschung

Claudia Auzinger ist seit Anfang 2018 bei queraum. kultur- und sozialforschung als Mitarbeiterin beschäftigt und arbeitet an Projekten, die sich mit der Aktivierung und Befähigung von Menschen zur Mitsprache und Mitgestaltung ihres Lebensumfelds befassen. Nach dem Studium der Landschaftsarchitektur (BOKU Wien) und Raumplanung (TU Wien) war sie zunächst in der Stadtteilentwicklung und im Stadtteilmanagement tätig, wo sie nachbarschaftsfördernde Projekte initiierte und begleitete sowie lokale Ansprechperson für Bewohner/innen  zu Fragen des Wohnumfelds war.

Kontakt:

auzinger@queraum.org

www.queraum.org

Foto: © OeAD-GmbH/APA-Fotoservice/ Hörmandinger

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